Lob der Aphrodite. Marina Zwetajewa

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Название Lob der Aphrodite
Автор произведения Marina Zwetajewa
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783835346673



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nicht erröte, erregt und bang,

      Weil unsere Ärmel sich leicht berührten.

      Mir gefällt, dass Sie offen vor mir

      Ganz ruhig die andere umschließen

      Und nicht drohen, dass in der Hölle dafür

      Ich braten werde, dass ich Sie nicht küsse.

      Dass Sie, Zärtlicher, den zarten Laut

      Meines Namens nicht Tag und Nacht stammeln …

      Dass nie in der Stille der Kirche – getraut –

      Für uns Halleluja-Rufe erschallen!

      Ich danke Ihnen mit Herz und Hand

      Dafür, dass Sie – ohne es selber zu wissen! –

      Mich so lieben: nachts für meine Ruhe – gebannt,

      Die seltenen Treffen unter Dämmerlichtern,

      Unsere Nicht-Spaziergänge unterm Mondlicht hier,

      Für unsere Köpfe, nicht von der Sonne beschienen,

      Dafür, dass Sie krank sind – leider! – nicht nach mir,

      Dafür, dass ich krank bin – leider! – nicht nach Ihnen!

      3. Mai 1915

      Die zehn Gebote ließ ich unbeachtet, ging nicht zur Kommunion.

      Sicher – solang sie über mir keine Litaneien singen,

      Werde ich sündigen – wie ich sündige:

       mit Leidenschaft, komm schon!

      Mit den von Gott gegebnen, allen fünf Sinnen!

      Freunde! Komplizen! Ihr, deren Anstiftungen heiß sind!

      Ihr Mittäter alle! O ihr zärtlichen Lehrer!

      Jünglinge, Mädchen, Bäume, Sternbilder, Wolken, weiße –

      Beim Jüngsten Gericht gemeinsam Antwortende, o Erde!

      26. September 1915

      Wie brennende, geschliffene Schmeichelei

      Unter Roms Himmel, nächtlicher Veranda,

      Tödlicher Kelch in Rosen und Girlanden –

      So magisch sind die Wörter: diese zwei.

      Die Toten auferstehen wie auf Kommando,

      Gott schweigt – windleichte Botschaft sei

      Die Rache eines Heiden, einerlei:

      Ich hab sie nie gelesen – Ars amandi!

      Das Himmelsblau, das Blau geliebter Augen

      Machen mich blind. Sollst nicht beleidigt sein,

      Du Dichter: Ich hab keine Zeit für dein Latein!

      Ob die Geliebten lesen? Sag, Ovid! Ob auf dem

      Bett deine dich gelesen haben? Nein?

      Dann tadle nicht die Erbin deiner Frauen.

      29. September 1915

      Im fatalen Folianten

      Nichts was einen Reiz enthält

      Für eine Frau. Ars amandi

      Ist für sie – die ganze Welt.

      Herz – von allen Liebestränken

      Der Trank, der am besten trifft.

      Frau – seit ihrer Wiege längst schon

      Sünde, irgendwessen Gift.

      Ach, wie fern ist uns der Himmel!

      Lippen – nah im Dunkel und vertraut …

      Richte nicht, du Gott! Denn niemals

      Warst du auf Erden eine Frau!

      29. September 1915

      Zigeunerleidenschaft: sich trennen!

      Kaum begegnet – wieder fortgedrängt.

      Ich senk meine Stirn in die Hände

      Und schau in die Nacht und denk:

      Keiner, mag er in unsern Briefen graben,

      Könnte es verstehen bis zuletzt,

      Wie sehr wir treulos sind, will sagen:

      Wie sehr wir treu sind – nur uns selbst.

      Oktober 1915

      Ich weiß eine Wahrheit! Alle andern Wahrheiten – Schluss!

      Der Mensch soll auf Erden nicht mit dem

       Menschen sich schlagen!

      Schaut: der Abend, schaut: die Nacht, die kommen muss.

      Wo denkt ihr hin – ihr Heerführer, Dichter, Liebhaber?

      Schon legt sich der Wind, die Erde liegt schon betaut,

      Am Himmel erstarren wird der Schneesturm der Sterne,

      Und wir? haben auf Erden einander den

       Schlaf nur geraubt

      Und werden bald alle schlafen unter der Erde.

      3. Oktober 1915

      In der Hölle leben, ihr hitzigen Schwestern,

      Wir müssen trinken den Höllen-Teer,

      Wir, die mit jedem Äderchen bis zum letzten

      Einst sangen: Lobe den Herrn!

      Wir, die nachts über Wiege und Spinnrad

      Uns nie beugten voller Schreck,

      Fortgetragen im Kahn, der noch schlingert,

      Unterm langen Mantel versteckt.

      In feine chinesische Seide

      Gesteckt gleich am Morgen schon,

      Paradiesische Lieder singend

      Am Räuberfeuer wie zum Hohn.

      Wir nachlässigen Näherinnen

      – Los näh schon, nur die Naht, die zählt! –

      Wir Tänzerinnen und Flötenspielerinnen,

      Herrinnen der ganzen Welt!

      Mal kaum bekleidet, abgerissen,

      Mal der Zopf unter Sternen verirrt.

      In Gefängnissen, auf Jahrmarktwiesen

      Wie in den Himmeln rumspaziert.

      Wandernd in den Sternennächten,

      Im Apfelgarten, paradiesbegabt …

      Wir müssen, liebenswerte Mädchen,

      Zarte Schwestern – in die Hölle hinab!

      November 1915

      Voller Mond und die Bärenpelze,

      Leichter Tanz, der die Schellchen bricht …

      Leichtsinnigste Stunde! Die hellste

      Und