Die Nann. Anna Croissant-Rust

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Название Die Nann
Автор произведения Anna Croissant-Rust
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788711460832



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einen Schlag ausgelöscht, nur der Schnee glänzte durchs Fenster. Jetzt musste er freilich aufstehen, Licht machen, Feuer anzünden, die Nann versorgen, füttern und kochen, so viel, so viel musste er tun! Lange rutschte er auf der Bank umher, ehe er sich endlich zum Aufstehen entschloss, aber die Küche mied er, dort hinein wäre er um keinen Preis der Welt gegangen! Er fürchtete sich vor der toten Kuh; er fürchtete sich überhaupt vor allem: vor den langen Schatten an den Wänden, die so plötzlich auf ihn zukamen oder sich aus den Ecken ganz unerwartet in die Höhe schnellten, vor dem Heulen im Kamin und dem Klappern der Läden, an denen der Sturm rüttelte, und nicht am wenigsten fürchtete er sich vor der Juli, die mit rotem Kopf und glänzenden Augen dalag und immerfort vor sich hinplapperte, wirres, unverständliches Zeug, oder mit den Armen um sich schlug und aufschrie. Sie tat ihm am Ende noch was! Mit schlotternden Knien ging er herum, den Buckel gekrümmter denn je, und mehr denn je einem verscheuchten Kater ähnlich. In weitem Bogen ging er um die Juli herum, und als er am Tische sass, um zu essen, sah er fortwährend von der Seite nach ihr – ach Gott, es schmeckte ihm auch kein Essen mehr!

      Dicke Tränen kamen ihm, immer mehr, bis er vor seinem Schüsslein Milchsuppe unaufhörlich schluchzte. Und vom Weinen kam er ins Beten und vom Beten wieder ins Weinen – und plötzlich hatte er einen Gedanken. Den hatte ihm Gott eingegeben, weil er gar so fleissig gebetet hatte!

      Alle Furcht vor den langen schwankenden Schatten war verschwunden, er sah sie gar nicht und dachte nur an das, was ihm soeben eingefallen war.

      So schnell er nur konnte, lief er hinters Haus, suchte im Schuppen Schaufel und Besen und erklomm im Dunkel den Hügel hinter dem Haus, den ihm die Lahn schön rein und glatt gefegt hatte. Droben brauchte er gar nicht viel Arbeit mit Schaufel und Besen, gleich lag der Rasen frei, so schön war aller Schnee weggewischt. Dann trug er Hobelspäne und Scheiter und Stücke Holzes herbei, schichtete einen Vorrat von Holz daneben auf – keine kleine Mühe, denn er musste immerfort den Hügel auf und ab, und er war hoch gestiegen! – und nun entzündete er das Ganze. Hui, wie da der Wind hineinfuhr! Wie die kleine gelbrote Flamme züngelte! Das knisterte und krachte, ein dicker, graugelber Qualm stieg auf, drückte sich gleich wieder nieder, die Scheiter glimmten nur mehr, dann erloschen sie – das Feuer war aus. Und wieder zündete Anderl den Holzstoss an, trug neue, leichtere Hölzer herbei, beim drittenmal erst brannte er endlich, und zwar mächtig. Von dieser Stelle aus musste man es drunten sehen, und sie mussten ihm zu Hilfe kommen!

      Hoch loderte die Flamme auf, duckte sich, stieg pfeilgerade in die Höhe, wehte wie eine glühende Fahne nach rechts, schoss wieder knisternd empor, leichter Rauch zerstob über ihr, während von unten dicker grauer Brodem nachdrang, denn immer mehr Holz trug Anderl her. Er sah zu, wie die kleinen Flämmchen aus den Scheitern krochen, wie sie an ihnen herumleckten, dann sich zurückzogen, im Versteck sassen und lauerten, plötzlich wieder glühend rot und spitz wurden und drohend ins Dunkel herausschossen. –

      Stunde um Stunde sass er da. Er wusste nicht, wie spät es war und ob noch Hilfe kommen konnte. Seine Hosen waren durchnässt vom Knien in dem wässerigen Schnee, seine Schuhe durchweicht, während die Glut ihm schier Gesicht und Hände versengte. Zuletzt überkam ihn eine grosse Schläfrigkeit, und während die Flamme neben ihm noch immerfort hoch gegen den Himmel brannte, fing er an einzuschlafen.

      So wollte ihnen also niemand Hilfe bringen? Dann mussten sie eben elend verderben, da heroben in ihrer Einöde. – –

      Der Holzstoss brannte nieder; die glimmenden Scheite sprachen ihre eigne, geheimnisvolle, wispernde Sprache – ein Krachen, Erlöschen, ein Wiedererwachen, ein langer glühender, knisternder Streifen, ein Stückchen Glut, das absprang – es hatte Anderl an der Hand getroffen, verstört wachte er von dem Schmerz auf.

      Über ihm stand der Himmel voller Sterne, das Firmament war wie dunkler Samt, ohne Mond, der Wind hatte sich gelegt, es sah aus, als habe sich das Tal gedehnt, so weit, so gross erschien es und so hoch und weit auch der Himmel.

      Da krachte ein Schuss durch die Nacht, und die Felswände wiederholten ihn rollend; jetzt noch einer, schwächer und entfernter.

      Kam nun endlich Hilfe? – Der Bub sprang auf. Kommen sie schon mit Laternen? Er bog sich weit vor, um die kleinen hellen Punkte zu sehen – nichts. Waren es die Malseiner? – Ringsum Dunkel und Stille. Aber da krachte wieder ein Schuss, und nun folgten sie sich knatternd und krachend, an den Felswänden hinrollend, sich förmlich suchend und fangend, um allmählich zu ersterben; und nun hörte Anderl auch Glocken, ganz schwach nur konnte er sie hören, was war das? –

      Neujahr! Sie läuteten das Neujahr ein, sie schossen, weil Neujahr war! – Oh, alle hatten sie sie vergessen, keiner dachte mehr an die Kinder droben; sie wollten nicht kommen. Wein trinken und prassen war ihnen lieber als da heraufsteigen in Mühseligkeit!

      Mochten die sterben und verderben, es fragte ja doch keiner nach ihnen, es waren ja nur die Kuchlerischen! –

      Anderl schlich ins Haus zurück; es kam ihm gar nicht in den Sinn ins Bett zu gehen; auf den blanken Fussboden legte er sich, dicht neben die Juli, und schlief auf den harten Brettern ein.

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