Название | Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué |
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Автор произведения | Friedrich de La Motte Fouque |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027207022 |
– In Friedens- und Liebesfreude hielt Sabine ihre Hand dem Liebling hin und vergönnte nun auch dem Bräutigam, in das Stübchen zu treten, wo er sich neben sie setzte und ihr erzählte, wie er seine wenigen Gold- und Silbertaler im ehrlichen, offnen Kampfe von einem tapfern Welschen gewonnen habe, den er bezwungen und ihm für diese Ranzion das Leben geschenkt. Ein holdes Lächeln auf den mutigen Verlobten fallen lassend, drehte die fleißige Braut wieder emsig ihre Spindel und freute sich, daß weder an ihrem noch an Kunzens dereinstigem Erwerb das mindeste Unrecht haften werde.
Da trat eben der Vetter herein und wollte seine Botschaft anbringen. Sabine stellte ihm mit sittigem Erröten den heimgekehrten Kunz als ihren Bräutigam vor, und sagte: »Nun, da komm ich just zur rechten Zeit, wie bestellt; denn wenn der Verlobte nicht eben Reichtümer aus dem Kriege mitgebracht hat, wird ihm wohl sehr willkommen sein, die ich der Braut im versammelten Erben anzubieten habe, da es ja der Testor so verfügt hat, daß wir sie mit irgendeiner guten Gabe bedenken sollten.« – Für Kunz lag etwas zu Hochmütiges in der Art, wie ihm das neue Glück angeboten ward; er konnte gar keine Freude darüber empfinden. Aber die demutsvolle Sabine nahm nur Gottes Gnade darin wahr, durchaus nicht beachtend, wie sich die Menschen bei deren Austeilung bezeigten, und so senkte sie freundlich das Haupt mit dankbarem, herzensfrohem Lächeln. Aber als sie nun hörte, man habe ihr das Schauerfeld zur gänzlichen Abfindung beschieden, da drang ihr die feindliche Kargheit der Vettern mit schmerzhafter Kälte ans Herz, und sie konnte die hervorstürzenden Tränen der getäuschten Hoffnung nicht zurückhalten. Der Vetter lächelte höhnisch dazu, sprechend, es tue ihm leid, wenn sie sich noch auf mehr Rechnung gemacht habe. Dies sei doch ein ungleich größeres Glück der Erbschaft als ihr eigentlich zukomme.
Damit wollte er zur Tür hinaus, aber Kunz vertrat ihm den Weg und sagte voll der ruhigen Kälte, die oftmalen den sich ganz überlegen fühlenden Mut zu begleiten pflegt: »Herr, ich sehe, daß Ihr mit dem guten Willen des Abgeschiedenen Euern Spott zu treiben beliebt und daß Ihr allzusammen gesonnen seid, meiner Jungfer Braut auch keinen nutzbaren Heller zukommen zu lassen. Aber wir nehmen in Gottes Namen Euer Anerbieten an, verhoffend, es könne vielleicht unter den Händen eines braven Kriegsmannes dennoch mehr aus dem Schauerfelde werden, als es sich neidische und geizige Memmen einzubilden vermögen.«
Der Vetter, vor Kunzens soldatischem Anstande scheu, wagte nichts zu erwidern und machte sich etwas bleich davon. Darauf küßte der Bräutigam seiner Braut die Tränen ab und eilte freudig zu dem Pfarrer, die Trauung zu bestellen.
Nach wenigen Wochen waren Kunz und Sabine Eheleute und fingen ihren kleinen Haushalt an. Der junge Mann hatte seine Gold- und Silbertaler meist alle dazu angewandt, sich ein paar herrliche Stiere zu kaufen; das übrige davon war auf Saat und den nötigsten Hausrat verwandt worden und an Gelde nicht mehr in der kleinen Wirtschaft zu finden, als gerade hinreichen mochte, um aufs spärlichste und arbeitsamste bis gegen die Ernte im künftigen Jahre auszureichen. Aber als Kunz mit Stieren und Pflug auf das Feld hinausging, lachte er fröhlich nach seiner holden Sabine zurück, sprechend, daß er nun das rechte Gold aussäe und es übers Jahr um ein gut Teil reichlicher dabei zugehn solle. Sabine sah ihm ängstlich nach und wünschte, er möge nur erst von dem verrufenen Schauerfelde wieder heim sein.
Wohl kam er heim, und zwar noch ehe die Abendglocke läutete, nur bei weitem nicht so freudig, als er es um die Morgenstunde in seinem zuversichtlichen Mute gehofft hatte. Den zertrümmerten Pflug schleifte er hinter sich drein, führte mühsam den einen, sehr verletzten Stier mit fort und blutete selbst an Schulter und Haupt. Aber er sah doch immer noch frisch und freundlich drein und tröstete mit ungedämpftem Soldatensinne die weinende Sabine. – »Halte dich nur zum Einsalzen fertig«, sagte er lachend, »denn der Spuk auf dem Schauerfelde hat uns eine große Menge Rindfleisch beschert. Der Stier nämlich, den ich mit hereinbrachte, hat sich in toller Angst dermaßen beschädigt, daß er zu keiner Arbeit mehr taugt, der andere lief in die Berge hinein, und ich mußte zusehn, wie er sich von einer Klippe in den reißenden Bach stürzte, wo er gewiß nun und nimmer wieder zum Vorschein kommt.«
»Die Vettern, die bösen Vettern!« klagte Sabine. »Nun hat ihr verderbliches Geschenk dich noch gar um dein mühsam erfochtnes Eigentum gebracht, und, was viel schlimmer ist, dich auch verwundet, du herzenslieber Mann!«
»Damit hat es nichts zu sagen!« entgegnete der wackre Kunz. »Die Stiere kriegten mich nur einmal zwischen sich, als sie just in der tollsten Wut waren und ich sie nicht loslassen wollte. Aber es ist gottlob noch gut abgelaufen, und morgen geh ich wieder auf das Schauerfeld hinaus.«
Nun trachtete Sabine auf alle Weise, den geliebten Mann davon abzubringen, aber er sprach, ungenutzt solle das Feld bei seinen Lebzeiten nicht liegen, was man nicht umpflügen könne, müsse man umgraben, und er sei ja kein scheues Ackertier, sondern ein erprobtet, standhafter Soldat, dem der Spuk nichts anhaben solle. Dann schlachtete er den wunden Stier, zerhieb ihn, und während Sabine am frühen Morgen das Geschäft des Einsalzens begann, war Kunz schon wieder auf dem gestrigen Wege und eben nicht viel minder vergnügt als damals, wenn er gleich statt der kraftvollen Stiere und des gut gezimmerten Pfluges nur Karst und Spaten zur Arbeit mit hinausnahm.
Etwas spät kam er diesmal am Abende heim, etwas ermattet und bleich, aber sehr heiter und die sorgliche Frau bald beruhigend. – »Diese Art der Arbeit greift etwas an«, sagte er lächelnd, »denn es geht ein gespenstischer Kerl, bald so, bald anders aussehend, neben mir her und foppt mich mit Worten und Werken, aber er scheint sich doch selber zu wundern, daß ich mich gar nicht an ihn kehre, und eben daraus hol ich mir neue Kraft. Zudem kann die ja niemals einem tüchtigen Manne ausgehn, der in seinem Berufe steht!«
So ging es denn nun viele Tage hindurch. Der treue Kunz blieb unverdrossen am Graben und Säen und Ausraufen des Unkrautes. Freilich konnte er nun mit dem bloßen Spaten nur einen ganz kleinen Teil des Schauerfeldes bestellen, aber er hielt sich desto sorgsamer dazu und sah endlich eine Ernte heraufblühen, die, wenn auch nicht reichliches, doch genügendes Auskommen versprach und hielt. Auch das Geschäft des Einschneidens und vom Felde Karrens verrichtete er ganz allein, denn Tagelöhner hätten ihm wohl um vielen Gewinn auf dem verrufenen Schauerfelde nicht geholfen, und daß Sabine sich dahin wagte, ließ er gar nicht zu, um so minder, seitdem er Hoffnung hatte, bald von ihr mit einem Kindlein beschenkt zu werden. – Das Kindlein ward geboren, und in drei Jahren wurden es noch zweie, ohne daß sich außerdem eine Veränderung in Kunzens Lage gezeigt hätte. Mit Anstrengung und Mut wußte er dem furchtbaren Schauerfelde Frucht auf Frucht abzugewinnen und löste sein Wort, daß er Sabinen gut durchbringen wolle, als ein ehrlicher Mann.
Eines Herbstabends, als es schon tief zu dunkeln begann, brauchte