Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque

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Название Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор произведения Friedrich de La Motte Fouque
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207022



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ist nicht die rechte Pracht, und nicht das rechte Licht, aber ein Ausgeflossnes davon, blind an seinem hohen Ursprung, und sehnt sich doch, wie alle Creatur, der Eitelkeit los zu werden. Deswegen greift Alles nach dem Menschen, in ihm die reine, göttliche Lichtflamme ahnend, durch die es der Verklärung theilhaftig sein will. Aber was wären denn wir, lieber Alwin, wenn wir uns durch den Erdgeist fesseln ließen. Betrüger an ihm und an uns. Denn eben, weil wir ihn verklären sollen laßt uns über ihm stehn bleiben, im Lichte wandelnd, das ihm unzugänglich ist, und nur durch unsre Vermittelung über ihn hinfleußt. Wir sind die täglich erneuten Schöpfer des Erdballes, noch höhern Sinnes Schöpfer in uns selbst, die den göttlichen Lichtfunken gestalten, und mit ihm die sichtbare sowohl, als unsichtbare Welt erquicken. Ich wollte, daß ich nur mich Dir und allen Menschen so recht, so von ganzem Herzen verständlich machen könnte, aber die Sprache versagt allzuoft. Dir und Deines Gleichen thut die Warnung am nöthigsten, denn Euch Poeten hat der Erdgeist besonders lieb, und sieht sich gern in Euern artigen Spielen abgebildet, darum er auch Euch seine Lockungen am kräftigsten vor Augen legt. Du hast mir selbst gestanden, wie unwiderstehlich die Wollust aus schönen Weibergestalten nach Dir fasse, wie Dich der Menschen Preis und Bewundrung nach ganz verkehrten Dingen habe fortlocken können. Eine Gnade der waltenden Macht für Dich, daß Dein Geschick das war, was die Menschen ungünstig nennen. So ward Dein Sinn gewaltsam nach innen gedrängt, und es erschloß sich Dir der reine, liebliche Rosengarten, die Poesie aus Deinen eignen Kräften erblühend, auch durch keine schmeichlerischen Winde umfächelt, damit ihre Gestalt sich nicht nach den Winken der vorbeiziehenden Wandrer formen möge, sondern nur aus dem hervor, was Dir Trost und Erquickung in den Wüsten Deines Lebens verleiht. Danke vor Allem Gott inbrünstig, daß er Dich von dem Florismarte bei Zeiten losgemacht hat. Das war ein gar seltsames und reiches Licht, aber von Argen befangen und verunstaltet. Was er von mir wollte, hätte er nimmermehr bei mir gefunden. Mit dem Kranze des ewigen Friedens hat mich der Geist geschmückt, und als zufällige Gaben blinken auch mancherlei irdische Juwelen dran, als solche, die dem klaren, im rechten Wasser gekühlten Auge von selbst offenbar werden müssen. Wer aber um ihrentwillen die Laufbahn betritt, findet nicht sie, nicht Gott. Anders ist es mit den kunstreichen Leuten, wie etwa mit Raimund, die nicht nach Gold und Goldeswerth, wohl aber nach schönen bunten Kieseln zum schuldlosen Spiele trachten, und plötzlich unversehns des Glaubens hellleuchtenden Karfunkel erfassen, die haben als fromme Kinder ein artig Ergötzen gesucht, und es ist billig, daß sie unbewußt auf des Himmels beste Gabe treffen, weil die Engel ihres Gleichen sind. Aber mit Euerm Florismarte steht's anders. Schon sein feindliches Richten hatte mir ihn gleich von Anfang verdächtig gemacht. Gottes Gaben sind in unendlich reicher Gestaltung ausgetheilt, und Jeder soll sich an der des Andern freuen, und darüber, daß die Sonne sich in so mannigfach gebrochnen Wogen beschaut, in jeglicher ein neues Licht. Hätte Gott sich nur in Florismarte bespiegeln wollen, so hätte er ihn auch nur allein geschaffen. Aber so sind Andere auch da, und wir können nach Kräften unsern verschiednen Tanz beginnen, und wer in sich fühlt, daß er es ehrlich meint, lache nur getrosten Herzens über die Machtsprüche, welche ihm den Weg zum Höchsten verrennen wollen. O, die Machtsprüche! Wenn Einer das Richtschwerdt zu führen denkt, sehe er doch vorher genau zu, ob es ihm Gott in die Hand gab, oder der Teufel. Das letztre ist wahrscheinlicher.

      Gute Nacht, lieber Sohn. Geht dort rechts den Wall hinunter. Der Bach im Thale führt Euch graden Weges nach dem Forsthause zurück.

       Inhaltsverzeichnis

      Alwin erhielt bald darauf von Walter'n folgenden Brief:

      Heil und Liebe, und innre Erquickung aus dem heiligsten Brunquell zuvor!

      Mein geliebter, sehr edler Freund, es will sich eben jetzt nicht fügen, daß ich Euch in Eurer heilsamen Einsamkeit besuchen kann, und doch bedünkt's mich, daß Ihr meiner Zusprache bedürft, nicht als ob an mir, an diesem Menschen, der Hans oder Kunz heißt, etwas Besondres sei, sondern weil das ewige Licht eben nach Gottes Willen durch mich hindurch scheint, wozu ich, so viel ich der Ich bin, mich still und leidend verhalte, wie das Glas einer hellerleuchteten Laterne.

      Aber wir Alle liegen im dumpfen Schlaf begraben, seitdem der klare Geist in uns, sich dem äußern Weltleben zur Dienstbarkeit ergeben hat, und nur hin und wieder kennt ein gotterleuchtetes Gemüth bessre Träume. Das regt sich alsdann, und rüttelt die Uebrigen, ob sie Lust hätten, zu erkennen was oben hereinbricht. Keinem Einzigen bleibt solch Anregen eigentlich fremd, aber die träge sind, und vom dicksten Schlaf befangen, stemmen sich gern muthwillig dagegen. Lieber Freund, es wird nicht von einer unbekannten Nation gesprochen, sondern von uns selbst, die wir dies schreiben und lesen. Bedenkt Euch, daß es die heiligste, ja ich kann wohl sagen, die einzige Angelegenheit gilt, und daß wir an uns selbst verantwortlich sind, wenn wir den innern Mahner überhören. Es ist hier gar nicht die Rede von einer weltlichen Meinung, die man so oder auch anders verstehn könnte, ohne daß eben an dem Unterschied mehr gelegen wäre, als was etwa ein vorübergehender Schade gilt, noch weniger von solchen Kunststückchen, die man auch Kunstwerke zu nennen pflegt, sondern in That und Wahrheit von der innern Heiligung, von der Liebe in Euch selbst und in uns Allen, dem einzigen und wahren Dasein.

      Weltweise haben schon besser, und, wie sie es nennen, systematischer davon gesprochen, aber auch mir geht es von Herzen zu Herzen, und ich möchte vor Allem Euch ein Wort sagen, das in Euer innerstes Wesen dränge, in das, welches wir voraus setzen, wo wir Einer zum Andern sprechen, in der Hoffnung, als Menschen verstanden zu werden.

      Begreift doch nur, daß wir hier ein Ringen, Treiben, drob als Meister und Zeuge die beste Lust und Sehnsucht in unserm Herzen waltet. In diesem Sinne sprech' ich zu Euch. Versteht mich!

      Daß in Euch der göttliche Funken wach geworden ist, glaub' ich, und weiß es auch schon durch das Sagen, welches mich aus dem Innersten, aus dem Besten meines Geistes nach Euch hin treibt, daß ich um Euch sorgen muß, als um mich selbst. Wir sind Zweige Eines Baumes, nur selbstbewußter, oder unversehener aus dessen Wurzel getrieben, wie uns gerade die Sonne, oder die formende Kraft mehr und weniger ergriffen haben. Was Euch vor allen Dingen noch fehlt, ist die Ruhe, das milde Schweigen, der klare Himmel in uns, drin sich die ewige Herrlichkeit abspiegelt. Das Laufen und Rennen darnach thut's nicht, hindert vielmehr, und Ihr seid darin noch gar sehr befangen. Ihr möchtet's immer aus eigner Gewalt fassen, und darum entflieht es Euch immer, wenige klare Augenblicke ausgenommen, welche das Meer in Euch mit ungetrübter Reinheit darstellen. Stille! Stille! Stille! Das sind die dreimalheiligen Worte für jedes suchende Gemüth.

      Ich bitt' Euch, lieber Herr und Freund, bleibt doch einmal unpartheiischen Sinnes vor einem klaren Teiche stehn, und habt Eure Freude an dem Spiegel für alle Herrlichkeiten der Erde und des Firmaments. Wo aber ein unruhiger Wind drüber hinzieht, wirft es Alles in wunderlichen Verzerrungen zurück, das Himmelblau verwandelt sich in Nebelgrau, die Gestalten mißbilden sich zu Ungeheuern, es wohnt nicht Lust, nicht Freude mehr drin.

      So ist es auch mit unserm Innern. Bewahrt es vor Stürmen, und die Schönheit des Himmels und der Erden gehört ihm an.

      Ihr habt Eure Freude oft an Katholischen Bildern gehabt, vor Allen an denen der Mutter Gottes, und Ihr thut wohl daran, denn sie sind durch fromme, gottbegabte Männer aufgezeichnet worden. Aber bedenkt Euch einmal recht, was an den besten so wunderschön und erhebend ist! Die Stille, die göttliche Klarheit, der ruhige, liebevolle Ernst, womit sie uns von der geweihten Tafel entgegen schauen. Ueberhaupt braucht man nur die äußre Welt mit dem rechten, angebornen Auge zu betrachten, so wird uns die innre klar, auch aus unserm eignen vorüberziehenden Jammer und Elend, welches doch immer nur mannigfache Bilder von der Liebe Gottes sind. Gebt nur erst Alles auf, was Ihr bisher für Euer Eigenthum angesehn habt. Wir erhalten's verklärt zurück. Das ist dann die rechte Freude, und alle übrige nur schwacher, nachgebildeter Schatten. Wenn es die Menschen halbwegs begriffen, wie herrlich Gott ist, wie lieblich und mild sein einiger eingeborner Sohn, sie flüchteten Alle mit Freuden zum Heiland, der unser ganzes Wesen durchstrahlt, wie die Sonne den Erdball und die lieblichsten, edelsten Gewächse draus hervorlockt. Christus ist unser Panier, unsre Freude im Leben, unser Trost im Tod.

      Ich weiß, daß es vornehme und gelehrte Männer