Название | LaPax |
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Автор произведения | Linda Kieser |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783943362589 |
Linda Kieser
LaPax
Roman
Für meine Familie
Linda Kieser
LaPax
Roman
Das verwendete Papier ist FSC-zertifiziert. Als unabhängige, gemeinnützige, nichtstaatliche Organisation hat sich der Forest Stewardship Council (FSC) die Förderung des verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgangs mit den Wäldern der Welt zum Ziel gesetzt.
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar.
Lektorat: Ulrike Kunz
Umschlaggestaltung: Rami Nasif
Umschlagbild und Zeichnungen: Rami Nasif
Satz und Herstellung: Edition Wortschatz, Cuxhaven
© 2019 Linda Kieser
Edition Wortschatz, Sauerbruchstraße 16, 27478 Cuxhaven
ISBN 978-3-943362-48-0, Bestell-Nummer 588 880
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung der Autorin
Inhalt
Absolute Unwahrscheinlichkeit 143
Das Dorf 89573
Mit voller Wucht traf die Knolle sie im Nacken. Diesmal war es eine faulige Kartoffel. Ray spürte, wie der stinkende Pflanzensaft an ihrem Hals herunterlief und in ihren Haaren klebte. Doch sie verzog keine Miene. Sie suchte weiter in der trockenen Erde und sammelte die Kartoffeln in einen großen Korb.
Sie hörte auch die Stimme des Werfers: »Hey, du bist doch eine von den Natürlichen! Diese Stärkeknollen hier stinken so wie ihr!« Der Sprecher lachte sich halb tot über seinen schlechten Scherz und warf noch eine weitere Kartoffel nach dem Mädchen. Diesmal traf er nicht und Ray sammelte die Kartoffel in ihren eigenen Korb.
»Soll er doch die dicksten Knollen nach mir werfen, dann muss ich sie nur noch einsammeln, wenn er mir alles zuwirft«, dachte sie grimmig. Das Mädchen würdigte den blonden Jungen mit dem Babygesicht, der etwa in ihrem Alter war, keines Blickes. Er kicherte noch eine Weile mit ein paar anderen Jugendlichen, doch dann verlor er bald das Interesse.
Die Arbeit war nicht leicht. Einer der etwas Älteren musste in der Reihe voraus gehen und mit einer Forke die Erde auflockern und die Knollen an die Oberfläche befördern. Die anderen krochen hinterher und sammelten die Kartoffeln in ihre Körbe. Wenn diese voll waren, mussten sie sie zu den Fahrbändern bringen, mit denen sie zu den Stärkeproduktionshallen gebracht wurden. Die Fahrbänder durchzogen das gesamte System wie ein Spinnennetz. Es gab langsamere und auch sehr schnelle Bänder, die je nach Bedarf für Waren oder für die Beförderung der Nummern von einem Ort zum nächsten dienen konnten.
Es war ein freundlicher Herbsttag und die Sonne schien wärmend auf die arbeitenden Jugendlichen herab. Der strahlend blaue Himmel zeigte sich in einem hübschen Kontrast zu den braun-grünen Feldern. Die Kartoffelfelder erstreckten sich in alle Himmelsrichtungen, lediglich unterbrochen von den endlosen Fahrbändern, die die umliegenden Felder mit ihrem Dorf verbanden. Jetzt, am Nachmittag, fuhren gefüllte Körbe zu den Fabriken in die Stadt. Leere Körbe kamen für die Sammler an. Am Abend würden die Jugendlichen auf denselben Bändern in das Dorf zurückfahren.
Das leise Summen der Fahrbänder, die knirschenden Laute vom Umgraben der Erde und hie und da ein kurzer Wortwechsel zwischen den Jugendlichen waren die einzigen Geräusche, die zu hören waren. Da war kein Vogelgezwitscher und es gab auch keine summenden Bienen. Nicht einmal Würmer krochen in der kargen Erde.
Jeder Sammler hatte am Abend ein gewisses Pensum an Kartoffeln vorzuweisen und so arbeiteten die Jugendlichen meistens konzentriert.
Ray wusste von ihrer Großmutter, dass es früher Maschinen für die Ernte gegeben hatte.
Diese Maschinen waren einfach über die Felder gefahren. Mit einer großen Gabel waren die Kartoffeln auf ein Band transportiert worden wie bei den Fahrbändern heute. Die Jugendlichen hatten dann nur oben auf dem Wagen den groben Dreck von den Knollen entfernen müssen.
Ray erinnerte sich, dass sie die Großmutter als kleines Mädchen einmal gefragt hatte, warum es diese Maschinen denn nun nicht mehr gebe.
»Ach!«, hatte die Großmutter geseufzt, »Das war dem System viel zu einfach. Nachdem sie das Bildungssystem abgeschafft und das Arbeitssystem eingeführt hatten, wollten sie die jungen Leute sinnvoll beschäftigen. Die Feldfahrzeuge waren außerdem viel zu teuer.«
»Aber warum hat man die Kinder nicht mehr in die Schule geschickt?«, hatte ihre kleine Enkelin damals gefragt.
Doch da war die Mutter dazwischen gegangen: »Sei froh Ray, dass wir alle genügend ausgewogene Nährstoffe zu uns nehmen können. Das war früher für viele nicht so. Das System sorgt dank des Arbeitssystems heute gut für uns. Ich weiß nicht, wo wir ohne die Arbeitskraft der