Название | Monster, Monster überall |
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Автор произведения | Jürgen Höreth |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783969879269 |
»Und wie bist du entkommen, Gertrud?«
»Sie haben mich einfach liegen lassen und sind weggegangen. Als ich mich wieder einigermaßen bewegen konnte, bin ich davongekrochen, mit dem Gesicht in meinem Blut und Urin.«
»Du bist durch diese stockfinsteren Gänge gekrochen?«
»Ja. Natürlich. Was hatte ich für eine andere Wahl … Übleres konnte man mir in diesen lichtlosen Gängen auch nicht mehr antun.«
Dann schritten wir weiter in die Finsternis, schweigend, ihr zitternder Leib dicht an meinen gedrängt.
Endlich erblickten wir einen trüben Lichtfleck vor uns. Voller Erleichterung stolperten wir schneller unserer verheißenen Errettung entgegen. Der Lichtfleck wurde größer und heller, aber plötzlich fühlte ich etwas sich um meine Fußknöchel schlingen, jenes war gewunden und glatt wie eine massige Schlange. Und mit unglaublicher Kraft wurde ich von den Beinen gerissen. Dann wurde ich über den steinigen Untergrund gezogen. Ich tastete nach meinen Knöcheln und fühlte sie … armdicke Tentakel. Ich musste an Jule Vernes Tiefseeungeheuer denken, diese monströsen Leviathane und schauderte ob dieser Vorstellung.
Ich schrie voller Panik meine Angst lauthals hinaus. Von Getrud hörte ich lediglich ein erschöpftes Keuchen, ihre Angst hatte sie unlängst aufgebraucht. Und auch ihr Keuchen entfernte sich in eine andere Richtung.
Letztlich wurde ich in einen Tunnel geschleift, der von einem halben Dutzend Lichtschächten durchdrungen war. Aus den Schächten fielen Streifen flirrenden Lichts, die nur bestimmte Stellen beleuchteten.
Und diesem Spiel aus gleißender Helligkeit und tintiger Schwärze sah ich es auf mich zukommen … dieses Wesen, diesen Abgesandten aus jener Welt der Ödnis und des Kummers. Es schob seinen riesigen Schädel, der mich an einen deformierten Oktopus erinnerte durch den Wechsel aus Licht und Schatten, wobei ich immer nur Teile davon erblicken konnte.
Dennoch erkannte ich, dass dieser Kopf wohl ein Dutzend Augen beherbergte. Augen von stygischer Kälte, aus denen Verachtung und absolute Überheblichkeit sprachen.
Und dann erfasste mich der Geist des Wesens, genauso wie es Gertrud zuvor beschrieben hatte, dieser verrottete Kadaver von einem Intellekt, anders kann ich es nicht beschreiben.
In gleicher Weise wie diese Kreatur Getrud missbraucht hatte, so penetrierte mich das Wesen auf geistiger Ebene wie körperlich. Ob dies ein sexueller Akt für das Monstrum war, kann ich nur spekulieren. Jedenfalls waren die dabei entstehenden Schmerzen ein nicht enden wollendes Martyrium. Die Tentakel erforschten jede verfügbare Körperöffnung, drangen ein und suchten sich noch zusätzliche Wege durch meine weiche Bauchdecke.
Danach fiel ich in gnädige Ohnmacht, wodurch ich die weiteren Handlungen der Kreatur nicht mehr bei Bewusstsein ertragen musste.
Doktor Geissner macht sich immer eifrige Notizen auf seinem zerfledderten Notizblock. Ab und zu nickt er beiläufig und schafft es dabei die Haare mit der linken Hand durcheinander zu wuscheln.
Mein Fall scheint zu seiner persönlichen Obsession zu avancieren. Dennoch stellt er mir immer wieder die gleichen Fragen, als ob er verbissen nach Widersprüchen in meinen Ausführungen sucht.
»… und dann erwachte ich nackt auf diesem Hügel. Ich verirrte mich für zwei Tage im Wald, bis ein Bauer, der Karnickel jagte, mich aufgabelte und nach Aaroch brachte. Und … na ja, den Rest kennen Sie ja. Meine Einweisung in diese Anstalt aufgrund meiner Anfälle und der … Wahnvorstellungen.«
»Und dieses Brummen in ihren Ohren … das ist verschwunden?«
»Ja, völlig.«
Oh, wie oft habe ich diese Unterhaltung schon mit diesem Ignoranten geführt.
Später führen mich die beiden kräftigen Pfleger wieder in mein Zimmer und verriegeln die Tür. Meine unkontrollierten Wutausbrüche haben sie vorsichtig werden lassen.
In der Stille meines Zimmers starre ich aus der vergitterten Sichtluke in den Himmel, den die Abenddämmerung rosa einfärbt. Ich weiß unwillkürlich, dass die Kreatur zu den Sternen zurückgekehrt war. Und natürlich hatte ich Geissner angelogen, was das stete Brummen in meinen Ohren anging.
Es war noch immer präsent. Das Wesen war in die Tiefen des Kosmos geflogen, es war nicht mehr auf diesem Planeten. Aber es hatte etwas zurückgelassen. Und ich kann fühlen, wie dieses Etwas unter meiner Bauchhöhle gedeiht. Wächst. Beseelt von demselben eiskalten Intellekt, der mich missbraucht hatte. Unfähig Geissner davon zu erzählen, warte ich nun. Einzig meine Schreianfälle sind Zeichen des Protestes über das, was geschehen wird.
Ich habe versucht mir mit den Fingernägeln die Pulsadern aufzureißen, aber dieses Ding in mir verhindert es.
Es ist schon zu sehr ein Teil von mir. So viel von mir. Und jeden Tag verschwindet ein wenig mehr von mir.
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