Mörderisches Kärnten. Dorothea Böhme

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Название Mörderisches Kärnten
Автор произведения Dorothea Böhme
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783839268360



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gewünscht haben«, sagte der kleine Hannes. »Der war doch jeden Freitag und Samstag, egal ob Spiel oder nicht Spiel, in Klagenfurt und hat in der Burg oder im Teatro Frauen aufgrissen.«

      »Jedes Mal ane andere?«

      »Ex und hopp. Hin und wieder hat er mit aner a paarmal geschlafen, die Conny war so eine zum Beispiel.« Er machte eine kurze Pause. »Also, die Conny hat ihn sicher net hamgdreht, die Conny kenn i a. Aber eine der anderen. Puh. Josef hat sich net festlegen wollen, er is immer a paar Wochen mit aner zsamm gwesen und hat sie dann doch wieder abgschossen. Die hätten Grund genug, ihn um die Ecke zu bringen.«

      Conny, notierte Robert sich. Nur weil Hannes das Dirndl kannte, würde er sie sicher nicht als Mörderin ausschließen. Die anderen Namen wollten Hannes nicht einfallen. »Aber frag mal die Conny, die weiß sicher, wen es da noch gab.«

      »Wir könnten seine Facebook-Seite checken«, schlug Robert Michi vor. Dass sie da nicht schon am Vormittag drauf gekommen waren!

      Den Rest des Abends tauschten sie Erinnerungen an Josef aus. Robert erstellte eine zweite Liste mit Namen von Josefs Freunden, die sie schließlich mit seiner Facebook-Seite abglichen. Darüber würde er auch mit seinen beiden augenscheinlich wichtigsten Freunden aus der Schulzeit in Kontakt treten, ebenso mit besagter Conny: Der letzte Eintrag auf Josefs Facebook-Seite lautete Du bist das größte Arschloch, dem ich jemals begegnet bin. Ich hoffe, du brichst dir beim nächsten Spiel beide Beine!, geschrieben von Conny Böhnstett. So viel zum Thema ›Die Conny hat ihn sicher net hamgdreht‹.

      Schließlich verabschiedeten sie sich, und auf dem Heimweg überlegte Robert, ob er Eva noch eine SMS schicken sollte. Schlaf gut, war doch harmlos, aber nett? Er entschied sich dagegen, beschloss allerdings, ihr in der Früh einen Guten Morgen zu wünschen. Dann konnten sie unter Umständen noch Pläne für den Tag machen. Zufrieden schlief er ein, und setzte nach dem Aufwachen sein Vorhaben in die Tat um. Keine fünf Minuten später kam die Antwort: Danke, dir auch! Ich bekomme gleich Besuch von Martin, er hat noch ein paar Fragen an mich. Fragen? Von wegen, der hatte sicher eher eine Leibesvisitation im Sinn.

      »Michi, wann kannst los? Wir müssen den Mord so schnell wie möglich aufklären.« Dann hatte der Kriminalinspektor keinen Grund mehr, bei Eva aufzutauchen.

      Conny Böhnstett wohnte am Iselsberg 12 oben, was glücklicherweise nicht weit war. Von Michis Wohnung nahe dem Wahrzeichen Winklerns, der aus dem 13. Jahrhundert stammende Mautturm 13, aus kamen sie bald bei Conny an, die glücklicherweise daheim war. Ihre Augen und die Nase waren stark gerötet, ihr liefen immer noch Tränen die Wangen herunter.

      »I hab’s grad ghört«, heulte sie. »Das mit dem Josef. Die Polizei war da.«

      Dann stürzte sie sich Michi in die Arme, der sie verwirrt in ihre Wohnung führte und aufs Sofa setzte, wo sie ihren Kopf auf seine Schulter legte.

      »Oh Gott, i hab ihn ja so gliebt! Und jetzt ist er tot!« Schniefend zog sie die Nase hoch.

      »Na, so ein hübsches Maderl.« Michi tätschelte ihren Arm. »Du findest in Nullkommanichts an neuen Haberer.«

      »Meinst?« Sie sah ihn durch einen Tränenschleier an. »Ma, aber nicht so einen Depp wie den kleinen Hannes. I will a gstandenes Mannsbild.« Sie kroch noch näher an Michi heran.

      Robert kratzte sich am Kopf. »Soll i vielleicht an Tee machen? Oder an Kaffee?« Michi zuckte mit den Schultern, aber da er keine Anstalten machte, sich von der anschmiegsamen Conny zu befreien, fand Robert, ein taktischer Rückzug wäre vielleicht nicht das Schlechteste. Tatsächlich hörte er die beiden kurze Zeit später murmeln, Michi wusste ja, welches die wichtigsten Fragen waren.

      »Aber sicher. Ob sie solo ist. Und der Josef hat ihr zwar das Herz gebrochen, aber sie ist drüber weg und bereit für eine neue Beziehung«, erzählte sein Kumpel grinsend auf dem Heimweg.

      »Michi!«

      »Keine Panik, Robbie, natürlich hab i sie gfragt, wann sie Josef das letzte Mal gsegn hat. Vor zwei Wochen beim Spiel gegen die Villacher, sie wollt’ danach mit ihm reden, aber er hat sie kurz abgefertigt und sie ist wütend heimgefahren. Dafür gibt es auch eine Zeugin, ihre beste Freundin.«

      »Hast du andere Namen?«

      »Freilich.« Michi grinste breit und holte einen Zettel aus der Hosentasche. »Hab mir sogar Vor- und Nachnamen geben lassen. War aber nur ein Maderl, die Viki aus Klagenfurt, wegen der hat der Josef die Affäre mit der Conny beendet.«

      Weil es ohnehin noch früh am Tag war, beschlossen sie, Viki in Klagenfurt aufzusuchen, nicht allerdings, ohne ihr kurz über Facebook eine Nachricht zu schicken, ob sie daheim war. Sie war mit ihrem Freund am Hörzendorfer See 14 eislaufen, schrieb sie fünf Minuten später zurück.

      »Neuer Freund? Das können wir vergessen, dann hat sie den Josef nicht auf dem Gewissen«, sagte Michi.

      »Oder der Freund war’s? Aus Eifersucht?«

      »Na, ein, zwei Runden können wir ja auch drehen, in drei Wochen ist das Rückspiel gegen die Villacher.«

      Sie fuhren also zum Hörzendorfer See, der zwar viel kleiner war als der Weißensee, aber ein wenig Training würde nicht schaden, wie Michi sagte. Am Hörzendorfer See war einiges los, da es dort neben dem obligatorischen Glühweinstand auch einen Schlittschuhverleih gab, sodass er Anlaufpunkt nicht nur für viele Touristen, sondern auch Kärntner ohne eigene Schlittschuhe war.

      Viki war nicht schwer zu erkennen. Auf ihrem Facebook-Profil war schon zu sehen gewesen, dass sie gern bunte Sachen trug. Sie drehten ein paar Runden auf dem See, und als Michi die Hockeyschläger aus dem Auto holte, fuhr Robert auf das bunt gekleidete Mädchen zu, das mit ihrem Freund am Rand der Eisfläche einen Glühwein trank.

      »Du bist die Viki?«

      »Und du untersuchst den Mord am Josef?« Sie blinzelte ihn an, kein bisserl traurig, Schuldbewusstsein suchte er ebenfalls vergeblich. Sie stellte ihm gleich ihren Freund vor, der so zufrieden und gelassen wirkte, dass Robert sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie der den Josef ermordet haben sollte.

      »Es sind immer die stillen Wasser!«, sagte Michi später beim Spielen.

      »Der war aber kein stilles, sondern ein rundum glückliches Wasser.«

      »Möglicherweise eben deshalb, weil er weiß, dass er kan Konkurrenten mehr hat.«

      »Er wusste nichts vom Josef. Viki hat ihn vor aner Woche beim Fortgehen kennengelernt und sofort gewusst, dass er der ane ist. Am gleichen Abend hat sie Josef eine SMS geschickt und Schluss gmacht.«

      »Hm.« Michi blieb auf seinen Hockeyschläger gestützt stehen. »Dann brauchen wir eine andere Spur. Herr Meisterdetektiv, bitte eine neue Theorie.«

      Robert verdrehte die Augen, schlug Michi seinen Schläger weg, und die nächste Stunde verbrachten sie mit Hockeyspielen, bis sie völlig außer Atem waren.

      Am Abend versuchte Robert sich abzulenken, von Josef, hauptsächlich von Eva – mit diesem Fleischhauer! –, aber so richtig klappte es nicht.

      »Was schreibst denn da dauernd?«, fragte seine Mutter. »Die Einkaufsliste hängt am Kühlschrank.«

      Robert seufzte und steckte den Notizzettel in die Hosentasche. Wer hatte Josef gehasst? Nicht nur einfach nicht leiden können, wie die meisten seiner Kollegen vom Eishockey, sondern wirklich gehasst?

      »I bin müd’, i geh ins Bett«, erklärte er. Dort wälzte er sich jedoch noch weitere zwei Stunden herum, bevor er einschlief und von Eva, Josef und einem Gartenzwerg träumte. Es war hauptsächlich konfus, und als der Wecker klingelte, fühlte er sich wie gerädert. Er brauchte einen Kaffee und ein kräftiges Frühstück, um den Tag zu überstehen, sie hatten eine schwierige Kundin, und das an einem Montag.

      »Wir könnten zu seiner Familie.« Michis Anruf kam in der Mittagspause.

      »Josefs Eltern wohnen in Oberösterreich.« Das konnte doch nicht sein Ernst sein.

      »Hast a bessere Idee?«

      »Heute