PYROMANIA. DAS WELTENBRENNEN. Victor Boden

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Название PYROMANIA. DAS WELTENBRENNEN
Автор произведения Victor Boden
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783957658937



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Vitalmechanikers schob sich in sein Blickfeld. Der MediTec leuchtete ihm mit einer Punktlampe in die Pupillen, offenbar um eine Retinareaktion zu bewirken. Dann nickte er zufrieden und wandte sich ab, um die Messwerte auf dem Biomonitor abzulesen.

      »Kein Anlass mehr zur Sorge. Körperlich ist alles in Ordnung«, erklärte er nach dem Blick auf die Diagnosegeräte. »Die Implantate haben sich stabilisiert. Die motorischen Reaktionen sind ausgezeichnet. Auch mental gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Den Schock wird er rasch überwunden haben.« Er wandte sich wieder Derek zu und fixierte ihn prüfend. »Wie fühlen Sie sich?«

      »Wie von einem Turbogleiter geküsst.« Derek versuchte ein Lächeln, doch es gelang ihm nur eine hilflose Grimasse. Eine kühle Hand griff nach seiner und hielt sie fest. Er erkannte seinen Vater, der sich neben sein Hydrobett setzte.

      Die Explosion. Das Feuer. Derek schloss die Augen und versuchte seine Konzentrationsfähigkeit zurückzuerlangen. Die letzten Sekunden vor dem Blackout kehrten zurück. Ein Fremdkörper hatte sich an dem Gewehr befunden.

      »Das Labor! Was ist dort passiert? Es hat eine Explosion gegeben.«

      »Was zum Teufel hattest du mitten in der Nacht in den Labors zu suchen?«, lautete die Gegenfrage seines Vaters. Seine Stimme klang besorgt, aber ein leiser Vorwurf schwang mit.

      »Ich wollte nachdenken«, erklärte Derek.

      »Das hätte dich fast dein Leben gekostet. Das Labor ist explodiert. Ein technischer Defekt vermutlich.«

      Derek versuchte, sich aufzurichten. »Kein Defekt! Sabotage! Jemand hat einen Sprengsatz an unserer Entwicklung angebracht!«

      Sein Vater schüttelte den Kopf. »Es deutet nichts darauf hin.« Er ließ die Hand seines Sohnes los und erhob sich.

      »Doch! Ich weiß es! Ich habe es gesehen. Jemand hat unsere Erfindung zerstört.« Derek keuchte. »Wie groß ist der Schaden?«

      Sein Vater schwieg. »Wie groß?«, drängte Derek. Guy Colwell seufzte und begann den Raum abzuschreiten.

      »Es ist … alles zerstört. Die Aufräumarbeiten sind noch im Gange, aber viel wird nicht zu retten sein.«

      »Wir müssen sofort mit dem Wiederaufbau beginnen«, forderte Derek. »Es gibt noch eine Datenkopie, die uns als Grundlage dienen kann. In wenigen Wochen kann ich einen neuen Prototyp herstellen. Du solltest derweil die nötigen bürokratischen Schritte einleiten.«

      Colwell unterbrach seine unruhige Wanderung. »Hör zu …«, begann er vorsichtig. »Vielleicht ist diese Katastrophe ein Wink des Schicksals, dass wir es nicht übereilen sollten. Weißt du, ich habe lange … nachgedacht.«

      Derek sah seinen Vater irritiert an.

      »Ich mache mir Sorgen, dass diese Entwicklung vielleicht unser Geschäft ruinieren könnte.«

      »Es geht um Menschenleben, die gerettet werden können, Vater.«

      »Ja, das weiß ich. Aber es ist komplizierter, als du denkst.«

      »Ich verstehe nicht …«

      »Das Friedenskorps dient der Erziehung junger Menschen. Die Soldaten sind eine Stütze des Staates.«

      »Ja, ja, ich habe die Werbefilme auch gesehen. Aber ich will das Korps nicht abschaffen, ich will Menschenleben retten.«

      »Das will ich ja auch, aber … es gibt für uns Colwells eine andere Seite der Medaille. Wir sind Rüstungsfabrikanten. Um Waffen zu verkaufen, sind Kriege erforderlich. Einige Rebellengruppen mit Ausrüstung zu versorgen, ist nicht nur wenig lukrativ, sondern auch gefährlich. Die Weltregierung hingegen zu beliefern, öffnet die Tür zum Schlaraffenland.«

      Derek zögerte, schüttelte benommen den Kopf und fixierte seinen Vater ungläubig. Dann begriff er allmählich die Tragweite dieser Antwort. Die kalte Logik traf ihn tief. Sein Mund begann zu zittern. Zorn drohte ihm den Hals zuzuschnüren. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihm, zu sprechen.

      »Das ist … nicht … dein Ernst …«, stieß er hervor.

      Guy Colwell hatte die Empörung in der Stimme seines Sohnes nicht wahrgenommen, sondern nur dessen Worte. Er glaubte noch immer, seinen Sohn überzeugen zu können.

      »Mein Junge, deine neue Entwicklung zerstört das Lebenswerk deines Großvaters und wird uns in den Ruin treiben. Willst du, dass alle seine Opfer umsonst waren? Sein genialer Plan bestand darin, einen ewigen Krieg zu schaffen. Das Auftauchen der Correlianer war ein Geschenk des Himmels. Er hat alles riskiert für unsere Familie. Ich war bereit, das ebenfalls zu tun.«

      »Was willst du mir sagen, Vater?«

      »Ich denke, es ist an der Zeit, dass du die Wahrheit erfährst, mein Sohn.« Er setzte sich wieder und blickte Derek an.

      »Auslöser des Krieges war der Alienangriff auf Beleron. Ich war als Crewmitglied dort. Ich habe eine Atemmaske aufgesetzt und die Sauerstoffzufuhr gedrosselt – bis alle bewusstlos waren. Dann bin ich an die … Arbeit … gegangen. Zuletzt habe ich mir eine geringfügige Verletzung beigebracht und auf das Rettungsteam gewartet. So einfach, wie einem Kleinkind den Lutscher zu klauen. Der Plan deines Großvaters funktionierte perfekt.« Er schwieg einen erinnerungsseligen Augenblick.

      »Niemand hegte auch nur den Hauch eines Zweifels, dass die Correlianer schuld waren. Alienblut zu beschaffen war der schwierigste Teil. Aber dein Großvater hat auch dies geschafft.« Stolz schwang in seiner Stimme.

      »Ich hatte gehofft, auch in dir steckt ein echter Colwell.«

      Derek wurde bei dem Gedanken übel, wie viele Menschenleben seine hoch angesehene Familie auf dem Gewissen hatte. Es fiel ihm schwer zu realisieren, dass sich sein Vater und Großvater als Verbrecher der schlimmsten Sorte entpuppten. Gequält schüttelte er den Kopf.

      »Weißt du, Vater, ich ertrage es nicht! Unser gemeinsames Unternehmen endet hier. Du kannst einen Nachfolger adoptieren, der diese Firma weiterführt. Ich werde es jedenfalls nicht tun. Dein Sohn bin ich immer noch, aber nur genetisch. Deshalb will ich auch nicht sehen, wie man dich ans Kreuz nagelt. Und jetzt … möchte ich, dass du mich allein lässt.«

      Guy Colwell seufzte tief.

      »Irgendwie habe ich befürchtet, dass du so … altruistisch reagierst. Aber, wenn du schon nicht auf mich hören willst, dann vielleicht auf jemand anderen, den du liebst.« Er wandte sich um und winkte.

      Aus dem Hintergrund näherte sich nun eine junge Frau mit einem Jungen an ihrer Hand.

      »Mara! Thomas!« Derek starrte seine Frau und seinen Sohn an. »Ihr habt alles gehört?«

      Die hübsche Frau mit den sinnlichen Lippen, die er so liebte, nickte.

      »Wir haben alles gehört und, mein Lieber, ich denke … Guy hat recht. Willst du deine Nächsten wirklich einem Leben in Armut aussetzen? Willst du deinem Sohn das antun? Und bedenke den Skandal, sollte etwas davon durchsickern. Dein Vater, dein Großvater und wir wären völlig diskreditiert.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das kannst du nicht wollen.«

      Tränen traten in seine Augen. »Mara, glaubst du wirklich, das sei das Wichtigste? Ist dir ein Leben in Reichtum so viele Opfer wert?« Sie lächelte kalt. Diese Geringschätzung traf ihn bis ins Mark. Doch weitaus schlimmer wog der verständnislose Blick seines Sohnes, die kühle Arroganz, die den eigenen Vater als Schwächling verdammte.

      »Nun, du musst dich entscheiden«, sagte Mara. »Für deine Familie, oder Menschen, die du gar nicht kennst.«

      Er hob seinen Arm. »Komm bitte zu mir. Lass uns darüber reden«, bat er, doch sie schüttelte den Kopf.

      »Nein, Derek, da gibt es nichts mehr zu bereden. Der Sachverhalt ist klar, du musst dich entscheiden. Für uns oder gegen uns.«

      Er sank zurück. »Hör’ zu, ich kann das nicht ertragen … zu viele Tote … zu viel Blut klebt an den Händen unserer Familie.«

      Sie