PYROMANIA. DAS WELTENBRENNEN. Victor Boden

Читать онлайн.
Название PYROMANIA. DAS WELTENBRENNEN
Автор произведения Victor Boden
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783957658937



Скачать книгу

zu wirken, seine Lider flatterten, dann öffnete er die Augen und zuckte panisch zurück.

      »Keine Sorge, alles in Ordnung«, versuchte Ice ihn zu beruhigen. »Sie sind in Sicherheit.«

      »Können Sie uns sagen, was passiert ist?«, fragte Chambers.

      »Wir haben sie … reingelassen … arglos …«, keuchte der Angesprochene.

      »Nur die Ruhe. Alle Bereiche sind gesichert. Es ist alles in Ordnung«, erklärte Chambers geduldig. Er konnte sich vorstellen, was dieser Mann durchgemacht haben musste. »Wen haben Sie in die Station gelassen? Erzählen Sie alles der Reihe nach.«

      Der Mann atmete schwer, versuchte, sich zu sammeln, dann nickte er.

      »Mein Name … ist Guy Colwell. Ich bin … Pyrotronphysiker. Die Correlianer … es war … nicht ihr erster Besuch. Immerhin stehen wir in Verhandlungen über Handelsabkommen und sie schienen … nicht feindselig. Aber sie haben sofort das Feuer eröffnet.« Er zitterte. »Ich glaube, wir haben ein paar von ihnen erwischt.« Er blickte hektisch um sich und stieß dann hervor: »Sie haben ihre Toten mitgenommen.«

      »Verdammt! Ich wusste von Anfang an, dass man diesen Biestern nicht trauen kann«, zischte Krug. »Dieser ganze freundliche Schmus, alles nur Tarnung. Aber was will man von Kreaturen, die wie zerquetschte Reptilien aussehen, anderes erwarten.«

      »Dieser Angriff ergibt keinen Sinn«, mischte sich Sibley ein. »Die Verhandlungen mit der Weltregierung zur friedlichen Koexistenz standen kurz vor dem Abschluss.«

      »Wer versteht schon, was in einem Alienhirn vor sich geht?«, erwiderte Chambers.

      »Wie auch immer, ohne diesen Überlebenden gäbe es kein Indiz für einen Angriff«, stellte Krug fest.

      »Clevere kleine Biester«, gab Chambers widerwillig zu, obwohl er der Meinung war, in Gottes Schöpfung sei alles außer der menschlichen Rasse minderwertig.

      »Hinterhältig, bösartig, grausam, aber … clever«, ergänzte er daher. Dann wandte er sich an seinen Kommunikator.

      »Sibley, stellen Sie eine Verbindung zur Erde her. Ich schätze, die Geeks haben uns gerade den Krieg erklärt …«

      Dreiundvierzig Kriegsjahre später …

      Margaret Oakes blinzelte mit zusammengekniffenen Augen in die grelle Morgensonne, vielleicht in verzweifelter Hoffnung, das gleißende Licht werde sie erblinden lassen – um das Folgende nicht sehen zu müssen. Doch nur helle Punkte tanzten vor ihren Augen, als sie zu ihrem Sohn herüberblickte.

      Seit Stunden starrte er mit leeren Augen auf den Bildschirm, bis der stetig wiederholte Werbespot des Friedenskorps sie für die Dauer von fünfundvierzig Sekunden mit Leben erfüllte.

      Dieses verbissene Interesse erfüllte sie mit Furcht. Zweimal hatte sie versucht, den Fernseher auszuschalten. Zweimal war er stumm aufgestanden und hatte ihn wieder eingeschaltet.

      Nervös schritt sie im Zimmer auf und ab. Ruhelos. Wie ein Tiger, der den Fangschuss ahnt. Ohne Rettung.

      Die Hochzeitsfotos an der Wand zeigten eine hübsche Frau, die kaum noch Ähnlichkeit mit jener Frau besaß, der Sorgen und Entbehrungen tiefe Falten in das Gesicht gegraben und dunkle Augenringe hinterlassen hatten.

      Margaret bereute ihre vorschnelle Äußerung, sie würde ihm verbieten, dem Friedenskorps beizutreten. Ihr Sohn missverstand diese Aussage als Zorn. Er glaubte, sie wollte ihn einschränken. Ihn vor seinen Freunden lächerlich machen. Doch sie war nicht im Mindesten wütend auf ihn.

      Sie empfand … Angst. Nackte Angst!

      Sie ahnte … nein, sie wusste mit der Gewissheit einer Mutter, dass sie ihn nicht mehr lebend wiedersehen würde, wenn er dem Friedenskorps beitrat. Möglicherweise würden sie ihn gar nicht nehmen, versuchte sie den letzten Funken Hoffnung im Herzen zu einem kleinen wärmenden Feuer zu entfachen. Doch ihr Sohn war jung und gesund.

      Das leise Surren des elektrischen Rollstuhls riss sie aus ihren Gedanken. Timothy. Vielleicht gelang es ihrem Ehemann, den Sohn von seinem Vorhaben abzubringen. Schließlich hatte die Armee ihn zum Krüppel gemacht. Ja, ein Gespräch von Mann zu Mann – zwischen Vater und Sohn – vermochte ihren Jungen möglicherweise doch noch umzustimmen.

      Ihr Mann manövrierte seinen altersschwachen Rollstuhl zum Tisch. Ein neues Modell konnten sie sich nicht leisten. Von der Implantation neuer Beine nicht einmal träumen.

      Das Projektil hatte ihn in den Rücken getroffen, also drehte der Bastard von der Insurance Corporation den Sachverhalt seinerzeit so, als sei ihm die Verwundung während der Flucht zugefügt worden. Also keine Abfindung. Ablehnungsgrund: Feigheit vor dem Feind!

      Hätten sie sich gegen diese Entscheidung zur Wehr gesetzt, wäre vielleicht sogar die staatliche Hilfszahlung eingestellt worden. Wegen unehrenhafter Entlassung aus der Armee. Nun, sie kamen zurecht. Irgendwie. Bisher. Aber nun … Ohne ihren Brian? Wie sollten sie das schaffen?

      Jetzt lag diese verdammte kleine Plastikkarte auf dem Tisch und drohte alles zunichtezumachen, für das sie die vielen entbehrungsreichen Jahre zuvor gekämpft hatten. Der Einberufungsbefehl … Sie starrte mit unverhohlenem Abscheu auf dieses ihre Existenz bedrohende Stück Kunststoff und hätte es liebend gern im Müllschacht entsorgt. Doch so einfach war diese Tatsache nicht aus der Welt zu schaffen.

      Ihr Ehemann nahm die Karte mit zwei Fingern und betrachtete sie wie ein widerliches Insekt.

      »Brian, du musst nicht gehen«, erklärte er und warf sie auf den Tisch. »Meine Behinderung wäre eine legitime Begründung, die Einberufung abzulehnen.«

      Brian blickte auf. »Deine Behinderung ist der Grund, warum ich der Aufforderung Folge leisten werde.«

      Ihr Mann zuckte zurück, als habe sein Sohn ihn ins Gesicht geschlagen. »Du glaubst, ich wäre ein Feigling gewesen?«

      »So steht es in der Akte.«

      Margaret wollte aufbegehren, aber Timothy winkte müde ab.

      »Du verstehst nicht, wie es in der Armee zugeht, Brian«, begann er, und sein Sohn verzog das Gesicht. »Mein erster Einsatz war eine Rescuemission. Dreizehn Soldaten, aber nur der Sergeant erhielt für die Rettung des Sohnes des Rüstungskonzernchefs Colwell eine Auszeichnung. Mein Dank bestand in einem Fronteinsatz.«

      »Bei dem du deine Kameraden im Stich gelassen hast«, bemerkte Brian bitter. Margaret krümmte sich innerlich, denn der Hass, der aus den Worten ihres Sohnes sprach, traf sie tief. Ihr Mann zuckte resignierend die Achseln.

      »Das ist die offizielle Version.«

      »Du hast ihr nie widersprochen.«

      Timothy lachte bitter. »Hätte ich widersprochen, wären die Anwälte über mich hergefallen. Glaubst du wirklich, sie hätten mir eine faire Chance eingeräumt? Ich habe an euch gedacht … deine Mutter und dich. Mein Gott, du warst noch ein Baby …«

      »Ich verstehe. Also ist alles nur eine riesige Verschwörung gegen dich?«, höhnte Brian.

      »Es war eine bequeme Gelegenheit, einen desillusionierten Soldaten loszuwerden.«

      Brian schwieg. Timothy zögerte, dann gab er sich einen Ruck.

      »Krieg ist kein Werbespot. Er ist dreckig, blutig und sinnlos. Wir erhielten Befehl, einen Außenposten der Correlianer zu erobern. Dreihundertneunzig Männer, die nicht ahnten, dass sie nur als Kanonenfutter im Rahmen eines taktischen Manövers herhalten sollten.« Er schüttelte den Kopf. »Wir waren so naiv. Als der Angriffsbefehl ertönte, stürmten wir los … überzeugt, dass uns nichts aufhalten konnte. Wir feuerten im Laufen die Magazine leer, warfen uns zu Boden, schoben ein Ersatzmagazin ein und rannten wieder los. Wie im Training.« Er schwieg einen Augenblick und schloss die Augen. »Dann brach die Hölle los. Glühend heiße Leuchtspuren rissen uns Löcher in die Panzerung. Die Anzugklimatisierung fiel aus, die Hitze wurde unerträglich. Plasmageschosse zerfetzten