Название | Hans im Glück oder Die Reise in den Westen |
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Автор произведения | Christoph Kleemann |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954625109 |
Georg verspürte eine unwiderstehliche Neugier in sich und trat von hinten an die Menschenmenge heran. Als er sah, dass es sich um fünf Frauen handelte, die in farbenprächtigen Leggins und eng anliegendem Regenbogendress artistische Figuren bildeten, sich ineinander verknoteten und wieder lösten, eine Brücke übereinander bauten und sich dabei gegeneinander drehten und schließlich einen Turm bildeten, bei dem die oberste einen Handstand auf den Schultern der mittleren vollführte, schlängelte er sich beruhigt in die zweite Reihe, um besser sehen zu können. Die Frauen lösten ihren Turm auf, die oberen sprangen zu Boden, alle fünf stellten sich nebeneinander auf und verneigten sich artig. Kaum war der Applaus verebbt, hörte er eine Frauenstimme: Junger Mann, würden Sie bitte einmal herkommen?
Georg wandte sich um, aber hinter ihm stand kein Mann.
Nein, Sie, rief die Frau, und zeigte auf ihn.
Da ergriff Georg die Flucht und stürzte davon. Nie wieder, schwor er sich, nie wieder würde er … Aber er kannte sich gut genug, um kein Gelübde abzulegen.
Als er um eine Ecke bog, sah er die gläserne Kuppel des Bahnhofs und wusste, gleich würde er sein Hotelzimmer erreicht haben. Er wollte nur noch Ruhe, Ruhe, sonst nichts.
Er legte sich auf sein Bett und versuchte abzuschalten. Aber wie meist, wenn er ein starkes Ruhebedürfnis verspürte, verfiel er ins Grübeln.
Buddhisten wird nachgesagt, sie könnten ihre Gedanken zum Stillstand bringen, bis nichts mehr denkt, nur noch Leere ist.
Wenn ich das doch jetzt könnte, stöhnte er.
Er nahm eine tiefe Unzufriedenheit in sich wahr, ohne diese begründen zu können. Jetzt läge er gern zu Hause in seinem bergenden Ledersessel.
Was will ich in dieser Stadt, die so viel Vergangenheit aufwirbelt? Musste ich hierher kommen? Hat es mich mehr gezogen oder getrieben? Es ist schon seltsam: Kaum bin ich daheim, wächst in mir ein unwiderstehliches Fernweh, ein Sehnen nach Fremdheit und Abenteuer, nach Leben in Anonymität und zugleich nach neuer, geheimnisvoller Kommunikation, nach fremden Gerüchen und Genüssen, nach fremden Betten und ziellosem Wandern, nach grenzenloser Freiheit. Und kaum bin ich unterwegs, erscheint mir mein Zuhause in einem verklärten Licht, sehne ich mich nach Geborgenheit und Vertrautheit, nach der Stimme Arianes und ihrer Haut, nach meinem Arbeitszimmer mit dem weiten Blick in den Garten, nach meinem Bett und meiner Staffelei, nach Mittagsruhe bei Amselgesang unter der großen Birke.
Irgendwann musste er eingeschlafen sein. Als er erwachte, fühlte er sich, als habe er auf einem Nagelbrett gelegen. Draußen war es dunkel geworden. Der matte Schein der Straßenbeleuchtung zeichnete ein überdimensionales Fensterkreuz an die Zimmerdecke. Er stand auf und schlurfte zum Bad, wo er sich händeweise kaltes Wasser ins Gesicht schüttete. Als er in den Spiegel schaute, sah er ein besorgtes, zerknittertes Gesicht. Er rieb sich die Falten weg und wandte sich ab, ehe sie zurückkehrten. Dann straffte er sich, zog seine Jacke über und verließ das Zimmer.
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