Vergangenheitskampf. Corinna Lindenmayr

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Название Vergangenheitskampf
Автор произведения Corinna Lindenmayr
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783967526554



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Wenn das jetzt einer dieser Reporter war, konnte er für nichts mehr garantieren. Doch zu seiner Erleichterung war es nur Jonas, der seinen Kopf durch die Tür streckte.

      »Noch Lust auf ein kaltes Bier?«

      Für einen kurzen Augenblick dachte er an dieses blöde Treffen, verdrängte diese Gedanken jedoch sofort wieder aus seinem Gehirn. Sicherlich würde es der Mannschaft noch weniger Pluspunkte einbringen, wenn er dort mit seiner momentanen Stimmung eintraf, die gelinde gesagt, mehr als nur im Keller war.

      »Klar.« Er zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte eine kurze Nachricht an seinen Trainer, dass er starke Kopfschmerzen habe und daher bedauerlicherweise nicht mehr in der Lage war, sich noch mit jemandem zu treffen. Dann verließ er mit Jonas den Raum. Ein paar nette Bierchen wären jetzt genau das Richtige.

      

       2. Kapitel

      Emma-Sophie war wütend. Nicht nur, dass sie ein für sie vollkommen verständnisloses Spiel gesehen hatte, nein, jetzt versetzte sie dieser Kerl auch noch. Was echt mal wieder typisch war.

      Sie hätte zu Hause bleiben sollen. Es sich mit ihrer warmen Wolldecke und einer heißen Tasse Kakao auf ihrem Sofa bequem zu machen um eine Folge »Bones« anzusehen, klang im Augenblick geradezu verlockend.

      Stattdessen stand sie nun hier, zitternd und kein bisschen glücklich über diese Situation.

      »Es tut mir entsetzlich leid.« versicherte ihr gerade ein in grauem Anzug und roter Krawatte gekleideter Mann, den sie auf Anfang fünfzig schätze, und sich als Trainer der Mannschaft vorgestellt hatte. Sein Name war ihr bereits wieder entfallen. McIrgendwas. »Vielleicht hat ihn der Schlag im letzten Drittel doch mehr erwischt wie gedacht.« Vielleicht. Vielleicht war er aber auch einfach nur ein selbstverliebter, Frauen versetzender Idiot.

      »Ist schon okay. Wirklich. Es war schon toll, von hier oben das Spiel ansehen zu können.« log Emma. In Wahrheit war es ihr kaum gelungen dem Puck zu folgen, geschweige denn zu verstehen, warum die meisten Spieler immer wieder versuchten, aufeinander einzuprügeln oder sich brutal gegen die Bande zu knallen.

      »Ich spendiere Ihnen noch einen Drink.« bot der Mann ihr gegenüber an, doch sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein. Danke. Ich werde jetzt besser nach Hause gehen. Ich muss morgen ziemlich früh raus. Tschüss und es war nett Sie kennengelernt zu haben!« Emma winkte diesem McSowieso überschwänglich zu und steuerte eilig Richtung Tür. Jetzt musste sie nur noch aus diesem Gebäude heraus finden. Was in Anbetracht dieser unzählig langen Gänge gar nicht so einfach zu werden schien. Wieder einmal verfluchte sie Bea und ihre Überzeugungskraft. Nie wieder würde sie sich zu irgendetwas überreden lassen. Leider wusste sie bereits im gleichen Moment als sie das beschloss, dass es nicht zutreffen würde. Bea schaffte es nämlich mit ihrer Hartnäckigkeit so gut wie immer ihren Kopf durchzusetzen und Emma-Sophie war in dieser Hinsicht eher das Gegenteil. Mit einem leisen Seufzer lief sie los und steuerte zielsicher auf eine alte, klobige Metalltür zu. Das bereits ziemlich dämmrige Licht flackerte verdächtig und gerade als Emma-Sophie den Griff der Tür in die Finger bekam, nur um festzustellen, dass sich diese trotz mehrfachem Ruckeln und Dagegentreten nicht öffnen lies, erlosch es komplett, sodass sie nun mutterseelenallein in einem stockfinsteren Gang stand, von dem sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wo sich dort der Ausgang befand.

      Konnte es noch schlimmer kommen?

      Manchmal gab es Tage, die katastrophal begannen und am Abend gar nicht mehr so schlecht waren. Dann wiederum gab es Tage, die zwar ziemlich gut anfingen aber beschissen endeten. Und es gab Heute. Heute lief einfach alles schief. War es also ein Wunder, dass er mehr als nur ein bisschen genervt durch den Gang der Eishalle trottete, während er sich selbst verfluchte, seinen Autoschlüssel in der Umkleide vergessen zu haben?

      Er erreichte die Kabine und lief durch die leicht geöffnete Tür hindurch. Das Erste was er dort auf einer der Sitzbänke erspähte, war, wie sollte es auch anders sein, den Schlüsselbund. Frustriert griff Max danach und schob ihn in seine linke Hosentasche.

      Vielleicht hätte er sich doch einfach ein Taxi nehmen sollen. Für seine Wohnung gab es einen Ersatzschlüssel und ob sein Audi nun hier oder bei ihm in der Garage parkte spielte eigentlich auch keine große Rolle.

      Da er nun aber schon einmal da war sah er sich prüfend in dem Raum um. Er genoss die Stille die er jetzt verströmte. Wenn er sich sonst hier befand, herrschte immer reges Treiben. Wenn nicht in der Kabine, dann zumindest außerhalb.

      Im Augenblick jedoch war alles ruhig. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und dachte an die letzten Spieltage und an die, die noch anstehen würden. Er war gut in Form, genauso wie die ganze Mannschaft. Sie bräuchten noch einen Sieg, dann wären ihnen auf jeden Fall die Pree-Play-Offs sicher. Er hoffte allerdings, dass es ihnen gelang, sich einen direkten Platz in den Play-Offs zu erkämpfen.

      Die Jungs waren hart im Nehmen aber diese Zeit war dennoch nicht ohne. Die Spiele wurden intensiver, die Stimmung angespannter und die Kämpfe brutaler. Die Chance auf ein paar spielfreie Tage zwischen der normalen Saison und der direkter Play-Off-Teilnahme wären daher sicherlich von Vorteil.

      Tja, noch hatten sie es selbst in der Hand. Er war der Kapitän. Sie alle zählten auf ihn. Er durfte sie nicht im Stich lassen.

      Entschlossen drehte Max sich um und begab sich auf den Rückweg. Was er jetzt brauchte, war eine dicke Portion Schlaf um seine schmerzenden Glieder wieder zu entspannen.

      Ruckartig drückte er sich mit seiner Schulter gegen die Tür und wäre beinahe dagegen gelaufen, als diese sich plötzlich nicht mehr weiter öffnete und er einen dumpfen Aufprall hörte.

      Wie aus dem Nichts traf Emma-Sophie ein Schlag. Schmerz erfüllte sie und sie taumelte benommen gegen die hinter ihr befindliche Wand.

      »Himmel!« eine tiefe raue Männerstimme drang an ihr Ohr, doch irgendwie verschwamm alles um sie herum und nur mit Mühe gelang es ihr sich aufrecht zu halten.

      »Hallo, hören Sie mich? Ist alles okay?« Wieder hörte sie diese Stimme. Offensichtlich war jemand in ihrer Nähe, nur fühlte es sich nicht so an. Das dumpfe Pochen an ihrem Kopf wurde stärker und sie tastete hilfesuchend die Wand nach einer Haltemöglichkeit ab.

      »Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Gerade als Emma-Sophie den Kopf schütteln wollte, verlor sie die Kontrolle über ihre Beine und sank in zwei kräftige Oberarme.

      »Verdammt.« Sie spürte wie sie hochgehoben wurde und sie jemand durch den Gang trug, dann schloss sie die Augen und öffnete sie erst wieder als sie auf etwas Weichem lag.

      Kurz darauf hätte sie beinahe laut aufgeschrien, als etwas sehr, sehr kaltes ihre Stirn berührte.

      »Das Eis wird die Schwellung lindern.« erklärte ihr die Stimme. Sie klang beruhigend und ziemlich männlich.

      »Wie viele Finger sehen Sie?« Vor ihr schossen zwei Finger noch oben und sie kniff ihre Augen stöhnend wieder zusammen.

      »Vier.«

      Ein kurzes, ungezwungenes Lachen erhellte den Raum. »Das tut mir wirklich leid. Sie werden eine Beule bekommen.«

      Mühsam rappelte sich Emma-Sophie auf und blickte nun geradewegs in die schönsten blauen Augen die sie je gesehen hatte. Leider kam ihr das dazugehörige Gesicht sehr bekannt vor. Es gehörte niemand geringerem, als Max Christensen, besagtem selbstverliebten Idiot, der sie eben noch versetzt hatte.

      »Wo…wo bin ich?«

      »Im Sanitätsraum der Eishalle. Ich fürchte ihr hübscher Kopf hat gerade gegen eine Metalltür den Kürzen gezogen.«

      »Sie haben mir die Tür ins Gesicht geknallt?«

      »So würde ich das jetzt aber nicht ausdrücken.«

      »Wie denn dann?« Emma-Sophie nahm ihm den Eisbeutel aus der Hand und presste ihn auf die andere Seite ihrer Stirn. Dann versuchte sie sich in eine einigermaßen sitzende Position zu bringen. Der Mann vor ihr sah sie mit einem Blick, der irgendwo