9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld

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Название 9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017
Автор произведения Frank Rehfeld
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783745212556



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die, die im Gefängnis geblieben waren, standen also nicht besonders gut.

      Benito hob die freie Hand. Es war das Zeichen zum Halten.

      Knapp fünf Meter vor den Truckern und der Ex-Journalistin entfernt kam die waffenstarrende Kolonne zum Stehen.

      Der Mobster trat noch einen weiteren Schritt vor. Im Sonnenlicht glänzte sein schwarzes Haar wie gelackt. Breitbeinig baute er sich auf. Er reckte das Kinn vor. Es wirkte herausfordernd, unverschämt und arrogant. Eine Pose, die man aus Archiv-Filmen über Mussolini kannte. Schon möglich, dass Benito den Berüchtigten nachzuahmen versuchte, der mit Vornamen so geheißen hatte wie er mit Nachnamen.

      „Ich bin Aldo Benito“, sagte er. Es hörte sich an wie: Ich hin Napoleon!

      Jim reagierte nicht darauf. Auch Sheila und Bob schwiegen.

      Vom Haupttor näherten sich zwei waffenlose Aufseher, die einen hochbeladenen vierrädrigen Handkarren zogen. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich die Ladung als Matratzen.

      „Was habt ihr da drin?“, fragte Benito, indem er auf den Sattelauflieger des Thunder deutete.

      „Nichts“, antwortete Jim. „Wir machen eine Leerfahrt nach Dallas.“

      „Zu den Ewings? Zur Southfork Ranch?“

      Benito lachte.

      Hinter ihm glucksten und kicherten sie.

      Der Mobster sorgte mit einer Handbewegung für Ruhe. Seine Augen verengten sich. Die ganze Zeit wandte er den Blick nicht von Jim.

      „Wie heißt du?“

      „Jim Sherman. Selbständiger Trucker aus San Antonio. Dies ist mein Partner Bob Washburn. Und dann haben wir noch Sheila North bei uns. Sie ist die Partnerin von Barry Deegan “

      „Was du nicht sagst!“

      Benitos Blick wanderte zu der blonden jungen Frau und zurück zu Jim. „Dann seid ihr wegen diesem Einschleicher hier?“

      „Ja“, antwortete Jim. Er wollte den Ausbrechern bewusst das Gefühl geben, nichts vor ihnen verheimlichen zu wollen. Sie sollten glauben, dass er noch niemals im Leben so sehr von etwas beeindruckt war wie von ihnen. „Barry wurde von der State Police aus dem Verkehr gezogen, und Sheila hatte nicht die leiseste Ahnung, warum. Wir haben ihr geholfen, haben Barrys Fracht nach Arkansas gefahren und dann nachgeforscht, wo der Junge steckt. So sind wir hier gelandet.“ Ohne den Kopf zu wenden, aus den Augenwinkeln heraus, bemerkte Jim, dass Sheila und Barry Blicke wechselten. Es lag noch keine Erleichterung darin, zumindest aber die Freude, sich gesund wiederzusehen.

      „Hilfreiche Burschen seid ihr“, grunzte Benito mit gespielter Anerkennung. „Und du willst mich wirklich nicht auf den Arm nehmen, Sherman?“

      „Ich habe keinen Grund, das zu tun.“

      „Nein, den hast du wirklich nicht. Aber dich könnte zum Beispiel der Teufel reiten. Oder du könntest den Helden spielen wollen.“

      „Weder...noch.“

      Die Handkarrenzieher näherten sich vorsichtig, indem sie seitlich an den Ausbrechern vorbeizogen. Benito scheuchte die Männer mit dem Karren zur Rückseite des Sattelaufliegers. Dann wandte er sich abermals an den hochgewachsenen blonden Texaner.

      „Du bleibst also dabei? Der Kasten da ist total leer?“

      „So ist es“, antwortete Jim unerschütterlich. Er wusste, dass Benito ihn gewissermaßen auf die Probe stellte, seine Aufrichtigkeit checkte.

      „Na, dann sehen wir doch mal nach!“ Benito wies die Trucker und die Ex Journalistin an, vor ihm her zum Auflieger-Heck zu gehen.

      Caligula und Hondo blieben bei den Geiseln und dem Rest der Truppe, wo sie waren.

      Benito stellte sich weit genug hinter dem Heck auf, und er hielt die MPI schussbereit im Hüftanschlag. Mit einem einzigen Feuerstoß konnte er jeden Angriffsversuch vereiteln. Er war ein Mann, der kein Risiko einging. Das hatten Jim und Bob längst begriffen. Und sie waren nicht leichtsinnig genug, auch nur an einen Angriff zu denken. Denn selbst wenn es ihnen gelingen würde, Benito zu überwältigen, konnten sie nicht sicher sein, ob die anderen sich davon beeindrucken ließen.

      Durchaus möglich, dass ihr Anführer als Geisel seinerseits überhaupt keinen Wert hatte, dass sie ihn eiskalt über die Klinge springen ließen, wenn es hart auf hart ging.

      Jim und Bob öffneten die Türflügel des Aufliegers gemeinsam.

      Das Sonnenlicht reichte aus, um auch den letzten Winkel der geschlossenen Ladefläche auszuleuchten.

      Benito zog beeindruckt die Mundwinkel nach unten. „Prächtig!“, rief er begeistert. „Da sparen wir ja eine Menge Zeit, und ihr braucht euch beim Ausladen nicht anzustrengen! Also geht’s jetzt sofort los. Hat der Kasten eine brauchbare Belüftung?“

      Jim deutete auf die Luftschlitze in den Hecktüren.

      Benito nickte zufrieden. „Wer fährt?“, fragte er.

      Die beiden Trucker wechselten einen raschen Blick.

      „Ich“, antwortete Jim.

      „Nichts dagegen einzuwenden“, grinste Benito. „Dann steigen dein Negerkumpel und die Süße schon mal ein. Matratzen sortieren!“

      Jim sah, dass Bob die Fäuste ballte. Doch er beherrschte sich, als er Sheila auf die Ladefläche half und sich selbst hinterherschwang. Während Benito den blonden Trucker zur Seite diktierte, zogen die beiden Aufseher den Handkarren bis an die Ladekante und fingen an, die Matratzen hinüberzuwerfen.

      In weniger als fünf Minuten waren die Ausbrecher und ihre Geiseln von der Bildfläche verschwunden. Die Aufseher waren mit dem leeren Karren unterwegs in Richtung Haupttor. Jim schloss den Auflieger. Es störte Benito nicht im mindesten, dass sich die Hecktüren nur von außen öffnen und schließen ließen.

      Während er Jim auf der Beifahrerseite ins Fahrerhaus steigen ließ, löste der Mobster ein Walkie-Talkie von seinem Koppel. Die Sprechprobe ergab, dass die Verständigung mit Caligula einwandfrei funktionierte. Der Kahlkopf war jedoch nicht der einzige hinten, der über ein Walkie-Talkie verfügte. Jim hatte es gesehen. Auch Hondo besaß ein Handfunkgerät. Außerdem noch mindestens drei weitere Kerle. Und neben einer umfangreichen Ausrüstung hatten sie auch noch Proviant dabei. Sie hatten wirklich bestens vorgesorgt.

      23

      Das Dröhnen des Diesels legte sich dumpf in den geschlossenen Kastenaufbau und ließ Wände und Boden vibrieren. Nur leicht ruckend setzte sich der Truck in Bewegung. Die Rollgeräusche der Reifen waren schon sehr bald deutlicher zu hören als das Motorgeräusch.

      Die Ausbrecher hockten auf den gestapelten Matratzen an den Längsseiten der Ladefläche. In der Mitte, weit vorn und unmittelbar am Heck, hatten sie je eine Akkulampe aufgestellt. Die Lampen spendeten annehmbare Helligkeit; sogar zum Zeitunglesen hätte es gereicht. Aber daran dachte zurzeit niemand.

      Die Gedanken der Kerle wanderten in eine völlig andere Richtung.

      Sheila merkte es nicht sofort.

      Zu Anfang erforderte es ihre ganze Kraft, mit diesem schmerzlichen Wiedersehen fertig zu werden. Es blieb darauf beschränkt, mit Barry Blicke zu tauschen. Dabei drängten all ihre Sinne danach, sich von ihm in die Arme schließen zu lassen, sich an ihn zu schmiegen und ihn festzuhalten.

      Aber daran war nicht zu denken.

      Sheila war Barry so nah, und doch fühlte sie sich weiter von ihm entfernt als in den endlosen Stunden, in denen sie über sein Schicksal im Unklaren gewesen war.

      Die Geiseln hatten sich in die Mitte der Ladefläche hocken müssen, auf den rauen Holzboden. Bis jetzt war es erträglich, da der Sattelzug auf einer erstklassigen Asphaltfahrbahn fuhr. Die Straßen, die zum Staatsgefängnis führten, waren offenbar hervorragend ausgebaut. Gefangenentransporte und Versorgungsfahrten