9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld

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Название 9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017
Автор произведения Frank Rehfeld
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783745212556



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Es lag daran, dass Benito sie keines Blickes würdigte. So beschränkten sie sich darauf, den Trucker umso hasserfüllter anzustarren. Benito blieb einen Moment neben Barrys Bett stehen. Der Mobster wagte es nicht, sein Messer zu suchen - nicht, solange die Aufseher jeden Schritt und jede Handbewegung kontrollierten. Alles schien er sich denn doch nicht herausnehmen zu können.

      Mehrere Sekunden lang sah Benito seinen Bezwinger aus kalten Augen an. Dann flüsterte er: „Was du getan hast, wirst du bereuen, Deegan. Das schwöre ich dir bei der Ehre meiner Familie.“

      Barry erwiderte nichts darauf. Doch er hielt dem Blick des Mobsters stand. Es war die einzige Antwort, die er geben konnte.

      17

      Die Sonne war noch nicht über die Ouachita Mountains im Osten emporgestiegen. Die beiden Männer aus San Antonio und ihre Begleitung hatten auf einem Truck-Stopp übernachtet, der nur vier Meilen von Broken Bow entfernt war.

      Bob hatte den Platz am Lenkrad übernommen. Auf der letzten Anhöhe, die sie noch vom Ziel trennte, nahm er unwillkürlich Gas weg. Der Anblick verschlug auch Jim und Sheila den Atem.

      Die Gefängnisaußenstelle war ein abstoßender Fremdkörper in der waldreichen Hügellandschaft.

      „Das sieht ja aus...“, entfuhr es dem schwarzen Riesen, „wie... wie...“. Er kratzte sich am Hinterkopf. „Also, dazu fällt einem ja nichts mehr ein!“

      Er zog den ‚Thunder‘ an den Fahrbahnrand. Jim nickte zustimmend.

      Es war nicht verkehrt, sich einen Überblick zu verschaffen. Sheila hatte sich fassungslos beide Hände auf die Wangen gelegt. Mit weit geöffneten Augen blickte sie auf die Szenerie hinab.

      Schandfleck war gar kein Ausdruck.

      Hässliche graue Betonkästen ragten von einem Hügelplateau auf. Betonmauern, doppelt mannshoch, umgaben das gesamte Areal. Außerhalb der Mauern erstreckte sich auf dem schon leicht abschüssigen Gelände ein mindestens 50 Meter breite Todesstreifen, der von einem oben nach innen gebogenen Maschendrahtzaun umschlossen wurde. Nach weiteren zehn Metern folgten Stacheldrahtrollen, dreifach, in Trapezform miteinander verbunden. Wachtürme mit rundum verglasten Kuppeln standen an sechs Punkten im Verlauf der Umfassungsmauer. Es gab innerhalb der Mauer offenbar keine Stelle, die nicht mindestens von einem Turm aus eingesehen werden konnte.

      Das Ganze hatte starke Ähnlichkeit mit einer mittelalterlichen Burg. Bis hinunter in die Senken war der Wald auf dem Plateauhügel restlos gerodet worden. Das Plateau war höher als die benachbarten Hügel. So hatten die Bewacher dort oben einen erstklassigen Überblick - nicht nur über die Innenanlagen der Strafanstalt, sondern auch über völlig kahle Hänge. Im Gegensatz zu der Ritterburg des Mittelalters ging es hier aber kaum um mögliche Angreifer von außerhalb als vielmehr darum, den natürlichen Freiheitsdrang der Burschen innerhalb der Mauern unter Kontrolle zu halten.

      Zwischen Maschendraht und Stacheldraht erschien eine Doppelstreife im Blickfeld der Beobachter. Einer der beiden Uniformierten führte einen Deutschen Schäferhund an der Leine. Das Tier schnüffelte über den grauen Boden, auf dem kein Grashalm wuchs. Die Erde rings um die Gefängnisanlagen mussten mit einem hochwirksamen Unkrautvernichtungsmittel behandelt worden sein. Umweltschützer würden ihre helle Freude an diesem Stück Landschaft haben, falls sie jemals darauf aufmerksam wurden.

      „Alright“, sagte Jim und nickte. „Dann wollen wir mal sehen, wie freundlich uns die Höhle des Löwen empfängt.“

      Bob ließ den ‚Thunder‘ anrollen. „Ich weiß jetzt, an was mich dieser Prachtbau erinnert“, knurrte er. „An ein Camp für Kriegsgefangene! So was habe ich zwar nur in Filmen gesehen, aber es hat verdammt viel Ähnlichkeit.“

      „Das ist wahr“, sagte Sheila bedrückt. „Aber am schlimmsten ist es, sich vorstellen zu müssen, dass Barry hinter diesen Mauern festgehalten wird. Mein Gott, das hat er nicht verdient!“

      „Wir werden mit ihm reden“, erklärte Jim.

      „Bist du da so sicher?“, entgegnete Bob mit gefurchter Stirn. Er schaltete hoch. Auf der nun abschüssigen Fahrbahn beschleunigte der Diesel mit spielerischer Leichtigkeit. Die Leerfahrt verwandelte den ‚Thunder‘ in einen leichtfüßigen Mustang.

      Jim warf seinem Partner einen Blick zu. Bob verstand, presste die Lippen zusammen und zog die Schultern hoch. Es war nicht gut, Sheila noch mehr zu beunruhigen. Die Sache mit Barry machte sie so schon fix und fertig. Wenn sie dann auch noch befürchten musste, ihn überhaupt nicht besuchen zu dürfen, würde sie womöglich vollends verzweifeln.

      Sheilas Vertrauen in Barry ließ sich durch nichts erschüttern. Und eben dafür musste sie handfeste Gründe haben. Schließlich gab es wohl kaum jemanden, der Barry Deegan besser kannte als sie.

      Bob lenkte den ‚Thunder‘ mit mäßiger Fahrt in die Senke. Unten beschrieb die Asphaltfahrbahn einen weiten Bogen nach links. Auf der rechten Seite reichte die Erde, die wie verbrannt aussah, bis unmittelbar an den Straßenrand. Links begann das unversehrte Hügelland - frisch und grün wie eine andere Welt.

      Jim war überzeugt, dass man sie vom Gefängnis aus bereits beobachtete. Der rote Sattelzug musste vor dem grünen Hintergrund einen geradezu flammenden Kontrast bilden. Und die stählerne Bassstimme des Diesels war sicherlich auch nicht zu überhören. Alles zusammen musste die Wachen zumindest aufmerksam machen. Denn ein ausgewachsener Kenworth kreuzte in dieser Einöde garantiert nicht jeden Tag auf.

      Andererseits gab es kein Verbot, das einem Trucker untersagte, mit seinem 30 Tonner vorzufahren.

      Aus der Linkskurve entwickelte sich eine etwas engere Rechtsbiegung. Dann, am Beginn einer kurzen Geraden, zweigte die Zufahrt zum Gefängnis ab. Ein großes weißlackiertes Schild verkündete mit pechschwarzen Buchstaben, wo man landete, wenn man hier weiterfuhr.

      OKLAHOMA STATE PENITEN TIARY

      BROKEN BOW

      Bob schaltete herunter und betätigte ordnungsgemäß den Blinker, obwohl weit und breit kein anderer Verkehrsteilnehmer zu sehen war. Mit beträchtlicher Steigung führte die Asphalttrasse in Richtung Haupttor. Rechts, vor dem Stacheldraht-Verhau, gab es einen Parkplatz für Besucher.

      Zwei Minuten später stiefelten die beiden Trucker gemeinsam mit Sheila auf das vordere Tor zu. Es handelte sich um ein massives Holzgatter, das sowohl an der Außen- als auch an der Innenseite mit Stacheldraht bespannt war. Das Wachgebäude war eine einfache Baracke mit Fenstern nach allen vier Seiten. An der Schmalseite, nach außen, befand sich eine beschriftete Tür. Besucher durften nur einzeln eintreten, hieß es da.

      „Du bist für Barry der wichtigste Besuch“, sagte Jim, indem er Sheila die Hand auf die Schulter legte. „Also gehst du auch als erste rein.“

      Die Ex-Journalistin verzog das Gesicht wie unter Schmerzen. „Ich glaube, ich stehe das nicht durch“, sagte sie. „Wenn ich allein in dieses... dieses Gefangenenlager muss, platze ich entweder vor Wut oder ich kriege das große Heulen.“ Sie blickte zu dem großen Texaner auf. „Kannst du nicht versuchen, durchzusetzen, dass wir alle zusammen …“

      „Ich könnte auch hier draußen aufpassen, dass der Thunder nicht geklaut wird“, warf Bob ein. „Ich würde Barry zwar auch ganz gern guten Tag sagen, aber daran soll die Sache nicht scheitern.“

      „In Ordnung“, sagte Jim. „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“

      Tatsächlich wurde ihm die Tür geöffnet, als er klingelte. Drinnen, hinter einem Tresen, der die ganze Breite der Baracke einnahm, hielten sich nicht weniger als vier uniformierte Gefängnisbeamte auf. Alle vier waren von ihren Plätzen aufgestanden; zwei trugen Maschinenpistolen an Schulterriemen; ein weiterer hatte eine Schrotflinte neben sich an der Wand lehnen. Der Ranghöchste, mit einem Stern auf den Schulterstücken, stand direkt hinter dem Tresen und blickte Jim entgegen.

      Der Trucker erklärte, wer er war. Als Beweis legte er seinen Führerschein und seine Sozialversicherungskarte vor.

      Dann