Название | 9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017 |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745212556 |
Jim trat das Gas nur um einen Millimeter mehr durch, und der Pontiac verwandelte sich in ein Geschoß. Die 100 Meter lange Zufahrt brachte er mit einem einzigen gewaltigen Satz hinter sich. Jim stieg nur kurz auf die Bremse, leistete präzise Lenkradarbeit und ließ das Wahnsinnsgefährt wedelnd und wimmernd auf die asphaltierte Straße hinausschießen.
Der Pontiac stabilisierte sich wie von selbst.
Der blonde Stock-Car-Racer hatte am Fahrwerk meisterhafte Arbeit geleistet. Und nicht nur am Fahrwerk. Was da vorn unter der Motorhaube grummelte, war ein Prachtstück in jeder Beziehung, vor allem in punkto Drehmoment und Reaktion aufs Gaspedal.
Die Strecke bis zur ersten Haarnadelkurve verging wieder wie im Sprung.
Mit Bassgebrüll, wie ein hungriges Riesenraubtier, stürzte sich der Pontiac auf das Asphaltband und schlang es buchstäblich in sich hinein. Abbremsen, schalten und die Kurve überwinden war das reinste Vergnügen.
Und wieder Gas!
Der Bolide preschte los. Fahrtwind fauchte in die offenen Flanken, schärfer diesmal, denn die Gerade war länger. Aus dem Wald hallte das donnernde Echo des Achtzylinders zurück. Der einzige Nachteil war für Jim, dass er den Diesel des ‚Thunder‘ nicht mehr hören konnte. Andererseits konnte er davon ausgehen, dass er aufholte, solange er keine Abzweigung sah.
Mit dem Tempo dieses Irrsinns Schlittens konnte der rote Kenworth unmöglich mithalten, so wendig er auch ohne den Auflieger sein mochte.
Jim brachte die nächsten drei Kurven rasant hinter sich. Noch immer ging es abwärts. Der Waldboden zwischen den schlanken Stämmen der Bäume war von ausgetrockneten Nadeln übersät. Nur vereinzelt sprossen junge Pflanzen; eigentliches Unterholz gab es nicht. Jim konnte stellenweise den Verlauf der Straße erkennen. Die Serpentinenstrecke war noch nicht zu Ende. Der Rieh Mountain hatte eine beträchtliche Höhe.
Plötzlich, nach der vierten Kurve, sah Jim das Rot.
Nur ein Huschen zwischen den Baumstämmen war es - trotzdem hätte er das Rot des ‚Thunder‘ unter tausend Farbtönen erkannt.
Benitos Vorsprung war auf zwei Spitzkehren zusammengeschmolzen.
Jim hallte nicht einmal die Gelegenheit, alles aus dem Pontiac herauszuholen. Dazu reichten die Geraden bei weitem nicht aus. Dennoch schaffte er es innerhalb von zehn Sekunden, in die letzte Kurve zu fegen, die ihn noch von seinem eigenen Kenworth trennte.
Und dann war die Gerade da.
Der ‚Thunder‘ näherte sich bereits der nächsten Kurve.
Jim trat das Gas durch. Der Achtzylinder donnerte. Explosive Kraft presste den Texaner in den Sitz.
Spätestens in diesem Augenblick musste Benito mitgekriegt haben, dass seine Flucht nicht mehr ungestört blieb. Er musste begreifen, dass dieses Geschoß, das er plötzlich im Nacken hatte, ihn bei seiner Lenkradkurbelei empfindlich stören konnte. Und im Spiegel musste es aussehen, als würde ihn der rote Donnervogel von hinten rammen.
Benito reagierte überhastet.
Statt Gas zu geben, bremste er. Doch nur kurz.
Jim erkannte die Absicht des Mobsters, als er selbst auf die Bremse wechselte.
Die Fahrertür des ‚Thunder‘ schwang auf. Mit nachlassender Geschwindigkeit zog Benito den Kenworth leicht nach links.
Jim reagierte sofort, ließ den Pontiac wedeln. Die Reifen kreischten protestierend. Im selben Atemzug sah er Benito. Dessen Gesicht war zur Fratze verzerrt. Der Mobster hielt die MPI mit der Linken, das Lenkrad mit der Rechten.
Mündungsblitze zuckten. Wanderten nach oben weg.
Benito begriff, dass er den Rückstoß der Waffe nicht einhändig bändigen konnte.
Und er begriff, dass er sich den Verfolger mit ungezielten Schüssen nicht vom Hals halten konnte. Benitos Kopf ruckte nach vorn und wieder herum. Die Gerade reichte eben aus. Er ließ das Lenkrad los.
Jim reagierte blitzartig, gab Gas, scherte nach rechts, knapp hinter das Kenworth-Heck. Er sah die Mündungsblitze, sah, wie Benito sich herausbeugte, um ihn doch noch zu erwischen.
Die Kugeln hieben Furchen in den Asphalt. Nichts weiter.
Da, wo das Stock-Car eben noch gewedelt hatte, war nichts als freie Straße.
Jim bremste, blieb soweit am rechten Rand wie möglich.
In diesem Moment sah er, was der Mobster sich für seinen aberwitzigen Versuch einhandelte.
Der Kenworth begann zu schlingern, nur noch wenige Meter von der Kurve entfernt. Offenbar griff Benito noch ins Lenkrad, doch er tat es zu schnell und zu hektisch.
Statt nach rechts, zog der „Thunder“ weiter nach links, noch vor dem Scheitelpunkt der Kurve.
Trotz Vollbremsung rauschte Jim rechts vorbei.
Es krachte.
Erst in der Kurve brachte Jim den Pontiac zum Stehen. Er löste die Gurte, zog sich den Helm vom Kopf und sprintete auf den ‚Thunder‘ zu. Der rote Zugwagen hatte sich zwischen zwei Bäumen festgekeilt. Die Fahrertür stand offen. Nennenswerter Schaden war nicht zu erkennen.
Jim rannte um die Kühlerhaube herum.
Da sah er Benito. Der Mobster war herausgeschleudert worden oder gesprungen. Drei Meter vom Fahrerhaus entfernt war er auf allen vieren gelandet. Mühsam rappelte er sich wieder auf, war noch nicht ganz hoch und zerrte an der MPI. Der Schulterriemen hatte sich verheddert.
Jim zögerte nicht. Er lief direkt auf den Mobster zu.
Noch zwei Meter vor ihm, holte er mit dem rechten Fuß aus, trat zu - und traf auf den Punkt.
Der verzwirbelte Riemen wurde Benito von der Schulter gerissen. Die MPI wirbelte von ihm weg. Und dann war Jim bei ihm. Nur zweimal schlug der Trucker zu. Benito sackte in sich zusammen, ohne noch einen Laut von sich zu geben.
Jim hörte Motorengeräusch.
Es war das sanfte Summen einer Limousine.
Gleich darauf war der schwarzweiße Wagen zur Stelle. Ein Streifenwagen der County Police. Die beiden Deputies erklärten, dass sie beim Stock-Car-Rennen eingesetzt waren. Sie kümmerten sich sofort um den Bewusstlosen, legten ihm Handschellen an. Bob war aus dem Fond des Streifenwagens gestiegen und kam steifbeinig auf seinen Partner zu. Wortlos klopfte er Jim auf die Schulter.
„Die Revolte im Gefängnis ist beendet“, sagte er. „Das wurde eben per Funk durchgegeben. Die Gefangenen haben eingesehen, dass sie von Benito nur vor den Karren gespannt wurden.“
„Und Webster?“
„Der strahlt vor Freude, trotz seiner Schusswunde. Wahrscheinlich flirtet er jetzt schon mit den Krankenschwestern im Hospital.“
„Und Barry?“
„Sitz mit Sheila auf einem Matratzenstapel und holt Versäumtes nach. Er erzählt und erzählt.“
„Vergangenheitsbewältigung?“
Bob grinste. Und er nickte.
ENDE
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