Es war ein reiches Leben. Arthur Ernest Wilder-Smith

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Название Es war ein reiches Leben
Автор произведения Arthur Ernest Wilder-Smith
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783958932708



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Gebiet keinerlei Konkurrenz!

      Meine Mutter ging zu seinen Vorträgen und wurde gesegnet. Mutter lud dann ihre Schwester (Tante Addie) ein, die dadurch gläubig wurde. Dann gesellte sich eine meiner Kusinen dazu, die viel Schweres im Leben erfahren hatte. Auch sie wurde gläubig. Meine Mutter lud mich ein, sie dorthin in das Haus des Generals zu begleiten. Ich erklärte aber, dass ein Student der Universität Oxford nicht zu einer evangelistischen Versammlung gehe – nicht einmal, wenn ein General spricht! Mutter klagte ihre Not dem General persönlich, der kryptisch entgegnete, wenn Mohammed nicht zum Berg kommen wolle, dann müsse der Berg zu Mohammed gehen! Er lud mich zum Tee zu sich nach Hause ein. Nun, wenn ein Student von einem General nachmittags zum 5.00-Uhr-Tee eingeladen wurde, musste er hingehen, sonst war er nach den damaligen englischen Höflichkeitsregeln nicht mehr salonfähig, sondern gesellschaftlich durchgefallen. Ich musste also wohl oder übel hingehen.

      An einem schönen Nachmittag fuhr ich zu „Watersmeet“ (so hieß sein Haus an der Themse) und wurde freundlich empfangen. Wir spielten Tennis, ruderten auf der Themse und tranken vorschriftsmäßig Tee mit der Familie. Nach dem Teetrinken führte mich der General in sein Studierzimmer, um privat mit mir zu sprechen. Er fragte mich, ob ich Christ sei. Ich antwortete, dass ich überzeugter Atheist, obwohl getauft und konfirmiert, sei. Er sagte, er sei überzeugter Christ. Er wisse, dass Christus für seine Sünden gestorben und auferstanden sei. Da lachte ich ihn und seine Naivität aus und fragte ihn, wie er als gebildeter Mann an die Märchen der Bibel glauben könnte. Christus bekannte sich zum Beispiel zum Schöpfungsbericht der Bibel. Kein gebildeter Mensch könne heute an so etwas noch glauben. Adam und Eva als Personen gab es nie, sie waren keine historischen Menschen. Christus aber glaubte an die Mythen der Bibel und verwechselte Geschichte mit Mythen. Nun, wenn Christus wirklich Gottes Sohn gewesen wäre, hätte Er nie Wahrheit mit Unsinn und Mythen verwechselt.

      Im Laufe der Entwicklung unserer Unterhaltung sagte ich ihm, dass Darwins Theorien harte Fakten der Geschichte und der Naturwissenschaften seien, die Welt und die Biologie seien durch Zufall und natürliche Auslese zustande gekommen. Natürliche Auslese und Mutationen hätten dann die Entwicklung der Amöbe bis zum Menschen verursacht. Die Idee eines intelligenten Schöpfers sei höchst unwissenschaftlich, selbst die Theologen glaubten das heute nicht mehr. Gottesbeweise gebe es nicht, Feuerbach und andere hätten das längst bewiesen. Seine (des Generals) Religion sei ungebildete Fantasie und sein Glaube konzentrierte Einbildung!

      Der gute ehrliche General, der eigentlich gar nicht ungebildet war, schaute mich eher traurig als böse an, gab zu, dass er von Naturwissenschaft so gut wie nichts wisse, und bekannte, dass er mit mir (dem eingebildeten jungen Studenten) nicht vorwärts kam. Gegen 23.00 Uhr verabschiedete ich mich von ihm. Ich war überzeugt, dass ich ihn gebührend geschlagen hätte. Seine Frau, Mrs. Frost, war eine wahre Lady. Nachher sagte sie mir, dass sie mich für untragbar eingebildet hielt und sie ihrem Mann geraten habe, mich aufzugeben. Ich sei für diese Dinge nicht reif, ich sei absolut hoffnungslos unbekehrbar.

      Aber der treue mutige General besaß eine Waffe, die ich nicht kannte. Er verstand das inbrünstige Gebet. So betete er drei volle Wochen für mich. Erst als er volle Gewissheit hatte, dass Gott mich ihm „geschenkt“ hätte, lud er mich noch einmal zum Tee ein. Er war in mancher Hinsicht wie Samuel Hebich, der deutsche Missionar, der vor Jahren unter britischen Soldaten in Indien arbeitete. Hebich besuchte kein Haus und lud niemanden zu sich ein, bis er vorher im Gebet die Gewissheit bekommen hatte, dass er den Sieg errungen hatte. Auch der General lud mich erst dann nochmal zu sich ein.

      Diesmal hatte ich natürlich keine Bedenken gegen den Besuch. Das Haus an der Themse war schön, der Tennisplatz angenehm. Das Rudern gefiel mir. Und mit dem General wurde ich im Argumentieren leicht fertig. Er verstand praktisch nichts von der Wissenschaft, ich könnte ihn jederzeit leicht zum Schweigen bringen. Ich schäme mich heute noch, wenn ich an meine Unverfrorenheit einem bewährten General gegenüber denke. Die akademische Ausbildung hatte diesen Geist der Überheblichkeit in mir direkt gezüchtet, sodass ich nicht fähig war, einzusehen, wie unweise, ja wie naiv ich handelte und dachte.

      Als wir mit dem Tennisspielen, mit dem Rudern und mit dem Teetrinken fertig waren, gingen wir wiederum auf sein Studierzimmer, um unter vier Augen miteinander zu sprechen. Er war ein sehr gütiger Mann – obwohl er als General auch bestimmt auftreten konnte. Diesmal gebrauchte er aber eine ganz andere Strategie mit mir, wie es einem guten General geziemte. Er begann nämlich diesmal nicht mit Naturwissenschaft, wo er mir unterlegen war, sondern mit Lebensführung, Charakterbildung und Selbstdisziplin.

      Auf dem Gebiet war er mir natürlich überlegen. Denn innerlich war ich sehr frustriert, Motivierung fehlte mir, oft war ich verzweifelt und auch schlecht gelaunt. Er als General hatte gelernt, „Nein zu sich selbst zu sagen“, (wie der Herr Jesus Christus sagte: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich“ (Mt 16,24, Mk 8,34, Lk 9,23). Nun, der General, der mit mir in seinem Studierzimmer saß und seine Zeit für mich opferte, war ein lebendes Vorbild der Jüngerschaft Christi. Er sagte „Nein“ zu sich selbst und „Ja“ zu Ihm und Seinem Willen, und zwar von ganzem Herzen. Die Einstellung seines ganzen Lebens spiegelte sich in seinem ganzen Auftreten, es leuchtete in seinen Augen und in den lieben, aber auch strengen Runzeln und Falten seines Gesichtes.

      Die ganze Persönlichkeit des Generals – nicht nur seine Worte und seine Argumentationsweise – wirkte auf mich ein, während er mit mir sprach. Seine Worte beeindruckten mich, und sein ganzes Wesen unterstrich jedes Wort. Was er sprach, das war er. Was er sagte, das lebte er vor. Ich als Naturwissenschaftler konnte hohe Worte sprechen, aber dahinter, hinter meinen Worten, stand herzlich wenig. Ich war hohl, er war solide. So machte er mir klar, dass meine Sünde – die Übertretung der ewigen Gesetze Gottes – mich charakterlich kaputt machte. Die Kraft Gottes in der Vergebung der Sünde in seinem Leben strömte in sein inneres Wesen hinein, sodass Christus ihn stark machte. Diese Kraft brauchte ich. Offenbar hatte er mich gern, sodass er mir die unverblümte Wahrheit sagte. Gerade das zu tun, braucht viel Liebe, Geduld und Ausdauer. Und diese Liebe, Ausdauer und Geduld brachte er in reichlichem Maße auf.

      Nach einem langen Gespräch fragte er mich direkt, ob ich diese Vergebung und deshalb auch diese Kraft in meinem Leben brauchte? Die Antwort war kristallklar: „Tausendmal Ja.“ Dann fragte er mich, ob ich die Vergebung Gottes in Christus in meinem Leben haben wollte. Was sollte ich da antworten? Die Antwort für jeden ehrlichen Menschen war „Ja“.

      „In dem Falle“, sagte er, „gehen wir beide auf die Knie, um Seine Vergebung durch Christi Tod und Auferstehung zu erbitten.“

      Er sprach immer so unmittelbar von seinem Verhältnis zu Christus, der sein ständiger Begleiter war, dass er unwiderstehlich war!

      So beugten wir zusammen in seinem Studierzimmer die Knie, und er betete laut für mich. Als ich an die Reihe kam, konnte ich kein Wort über die Lippen bringen, der stumme Geist hatte mich erwischt! Wie sollte ich mit Ihm sprechen und zu Ihm beten wollen, an den ich nicht glaubte? Dann fragte mich der General, ob ich glaubte, dass Jesus Christus in ihm, in seinem (des Generals) Herzen wohne. Ich konnte natürlich nicht anders sein als ehrlich und sagte, dass der Geist Christi offenbar in ihm wohne. Die nächste Frage war, ob ich den gleichen Geist in meinem Herzen haben wollte. Woraufhin ich entschieden „Ja“ antwortete. Dann sagte er, dass ich nur darum bitten müsse, wenn ich ganz ehrlich sei. Denn Christus gäbe immer dem, der da bittet!

      Der General gab mir absolut keine Seelenmassage, wie es so viele Evangelisten heute tun, nur um Resultate und Statistiken für ihre Missionsgesellschaften zu erzielen. Er sprach zu mir wie von Mann zu Mann. So fühlte ich mich wohl bei ihm, was dafür sorgte, dass ich letzten Endes um Vergebung meines Versagens und meiner Sünden betete. Ich war sehr bald imstande, diese Vergebung im Glauben bewusst anzunehmen. Denn ich wusste, dass Christus mich erhört hatte und dass ich einen Vertrag mit dem Herrn Jesus geschlossen hatte. So stand ich wieder auf, und der General gab mir die Hand und dankte spontan für Gottes Erhörung meines Gebetes.

      Aber der treue Mann war noch nicht fertig. Er las mir die Bibelstelle vor, in der geschrieben steht, dass, wer im Herzen glaubt, errettet ist, und wer mit dem Munde bekennt, selig ist (Röm 10,10). Er fragte mich, ob ich im Herzen glaubte, was ich bejahen konnte. Aber seine zweite Frage war anders. Er fragte mich, ob ich bereit sei, Christus