Es war ein reiches Leben. Arthur Ernest Wilder-Smith

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Название Es war ein reiches Leben
Автор произведения Arthur Ernest Wilder-Smith
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783958932708



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sagte er, „ich meine vor Menschen bekennen.“

      Das sei kein Problem, meinte ich; wenn ich vor Gott bekennen kann, dann kann ich auch vor Menschen bekennen. Der General war aber skeptisch, er sei ein Pragmatiker, sagte er, er wolle die Praxis sehen, ehe er eine Aussage wage.

      „Lassen Sie uns ganz praktisch werden“, sagte er. „Wie wäre es, wenn Sie jetzt in die Küche gingen, um meiner Frau und meinen Kindern, das zu sagen, was Sie jetzt vor mir bekannt haben?“

      Ich zögerte natürlich, denn seine Kinder waren teilweise älter und teilweise in meinem Alter und Mrs. Frost, obwohl sie eine perfekte Lady war, hielt von mir etwas Distanz. Das merkte ich. Als Frau erkannte sie das Wesen anderer Menschen schneller als die meisten Männer! Sie hatte sozusagen so viel Menschenkenntnis, dass ich nicht wusste, wie ich sie nehmen sollte! Die zwei Töchter ebenso. Der Sohn war ein junger Offizier und hatte für Akademiker wenig Zeit oder Sinn.

      „Ist es denn wirklich nötig, der Familie in der Küche über meine privaten Erfahrungen Bericht zu erstatten?“, fragte ich.

      „Nein“, antwortete er, „aber so werden Sie nie Soldat Christi werden. Sie sind eigentlich viel zu feige! Wir lernten beim Militär, aufs Wort hin zu gehorchen. Sie haben das wahrscheinlich nie getan! Und deshalb werden Sie die Verheißung von Römer 10,10 auch nicht erfahren – die Seligkeit des unkomplizierten Bekenntnisses mit dem Mund – dessen, was man im Herzen glaubt!“

      Nun, ich wollte vor einem solchen General kein Feigling sein – besonders vor seiner Familie nicht. Kurz entschlossen klopfte ich deshalb an die Tür der Küche und bekannte mit meinem Mund, was ich im Herzen glaubte nach dem Wort Gottes. Im Augenblick dieses Aktes des Gehorsams meinem eigenen Gewissen gegenüber, erfüllte sich das Wort Gottes in meinem Geiste. Das Bekennen mit dem Mund, die Überwindung der eigenen Scheu, des eigenen Stolzes und der eigenen Furcht brachte verheißene „Seligkeit“. Meine Gerechtigkeit hing mit meinem Glauben im Herzen zusammen, während freimütiges Bekennen mit dem Mund mit der „Seligkeit“ des Herzens gekoppelt war.

      Von dem Tag an fing ich an, bewusster Christ zu werden, obwohl ich sehr viel zu lernen hatte! Die intellektuellen Schwierigkeiten in Bezug auf Adam und Eva hinsichtlich der Evolutionslehre, der Zuverlässigkeit der Bibel waren noch keineswegs gelöst! Wenn aber die Bibel voller wissenschaftlicher Irrtümer war, wie kam es, dass Christus, der Sohn Gottes, an diesen Irrtümern festhielt? Das war das eigentliche Problem für mich. Heuchelte Er? Denn als Sohn Gottes, der das Universum, Himmel und Erde und alles, was darin lebt, erschuf, müsse Er doch gewusst haben, auch als Mensch, dass das, was Moses in Genesis 1-3 schrieb, den Tatsachen – den wissenschaftlich-historischen Tatsachen – nicht entsprach! Ich besprach diese Probleme sehr oft mit dem General. Aber er konnte mir nicht helfen. Er meinte, dass ich „nur glauben“ müsse, dann würde alles zurechtkommen! Trotzdem gab er mir eigentlich indirekt die Lösung zu allen Problemen dieser Art, indem er bemerkte, dass, wenn ich Christus und Seinem Wort vertrauen würde, auch wenn ich es rein mit dem Verstand nicht verstehen würde, Gott mir Leute in den Weg schicken würde, die in der Lage seien, mir die nötigen wissenschaftlich stichhaltigen Lösungen zu geben.

      Und so ist es in meinem Leben auch gekommen. Ich musste fleißig und lange weiterstudieren, bis mir die Antworten klar wurden. Die Probleme verdunsteten nicht von selbst! Aber ich bat Gott täglich darum, mir Menschen zu schicken, die die Lösungen zu meiner Problematik kannten. Ich kam mit Professor Rendle-Short, Professor der Chirurgie an der Universität Bristol, zusammen. Wir waren sofort auf der gleichen Wellenlänge. Als bewusster Christ beschäftigte er sich eingehend mit der Bibel und auch mit den neuesten naturwissenschaftlichen Theorien. Er war theistischer Evolutionist, weil ihm die chemischen Kenntnisse, die die Evolution nach Darwin zunichte machen, nicht vertraut waren. Durch ihn lernte ich die „Gap-Theorie“ kennen, wonach eine Pause zwischen dem ersten und zweiten Vers von Genesis vorliegen soll. Gott hatte, nach dieser Theorie, eine Welt vor unserer jetzigen Welt erschaffen, die dann durch den Fall Luzifers vernichtet wurde. Nach dieser Urvernichtung erschuf Gott unsere heutige Welt von neuem, und zwar in sechs Tagen.

      3. Professor Rendle-Short

      Nun, diese Theorie scheint einige Probleme der geologischen Zeitalter zu lösen, aber die theologische Evidenz der „Gap-Theorie“ und die paläontologischen Tatsachen decken sich nicht. Wir besitzen keine Evidenz für diese zweite Spätschöpfung. Professor Rendle-Short war selbst eher dazu geneigt, zu meinen, dass Gott die Evolution nach Darwin heimlich gelenkt habe – er neigte, wie gesagt, zur theistischen Evolution – oder zu progressivem Kreationismus. Es war umsonst, dem feinen alten Professor klarzumachen, dass die Grundbasis der Evolutionstheorie in der schöpferischen Tätigkeit von Zufall und nicht in Intelligenz liegt. Wenn Gott nun alles durch Zufall erschuf, arbeitete Er nicht mehr mittels Intelligenz. Aber die Bibel lehrt eindeutig, dass alles durch Plan und Intelligenz zustande kam! Ich konnte mit ihm in diesem Punkt (Evolutionslehre) nicht einig werden, denn Intelligenz arbeitet immer dadurch, dass sie den Zufall ausschaltet und nicht als Arbeitsbasis benutzt. Intelligenz vernichtet effektiv den Zufall. Wenn man aber Gottes Intelligenz zu Zufall herabsetzt, braucht es gar nicht lange, bis man die Persönlichkeit und die Intelligenz Gottes auch herabsetzt, ja, verachtet.

      General Frost selbst stand auf dem Standpunkt, dass der ewige Gott auf wunderbare Art und Weise in die Dimension der Zeit hineinbrach, um dort plötzlich Sein ganzes in der Ewigkeit konzipiertes Schöpfungswerk in sechs buchstäblichen Tagen entstehen zu lassen. Natürlich, die Naturwissenschaftler nahmen den General in diesem Punkt nicht sehr ernst. Und der General kannte die Sprache der Naturwissenschaftler nicht. Sein Standpunkt war, dass das Wort Gottes fester ist als das ganze Universum: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mt 24,35, Mk 13,31, Lk 21,33). Die Bibel als Gottes Konzept und Wort wird für immer bestehen, und zwar lange nachdem Himmel und Erde vergangen sind.

      4. Lasst Probleme reifen!

      Dieses und andere Probleme habe ich in Gedanken über 50 Jahre behalten. Ständig habe ich daran gearbeitet und auch eine Anzahl Bücher darüber geschrieben. Erkenntnisse kommen blitzschnell, wachsen aber und meist wachsen sie langsam. Wenn man nach den neu gewonnenen Erkenntnissen praktisch zu leben versucht, geschieht es gemäß meiner lebenslänglichen Erfahrung, dass Gott einem immer mehr und ergänzende Erkenntnisse dazu anvertraut. Wenn man aber die schon vorhandenen, gottgegebenen Erkenntnisse leugnet oder ihnen untreu ist, dann hört das Wachstum an Erkenntnis und Verständnis auf. Er vertraut uns nicht mehr Seine Geheimnisse an. Man wächst nicht mehr in der Gnade und der Erkenntnis des Herrn. Dies sind meine Erkenntnisse. Über 50 Jahre habe ich sie erfahren. „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu“ (Lk 16,10), sagt die Heilige Schrift. Wer treu ist in kleinen Erkenntnissen, wird größere erhalten. Deshalb wird theologisches Studium an sich keine großen Erkenntnisse bringen. Indem man die Grunderkenntnisse der Bibel nachzuleben versucht, wachsen weitere Erkenntnisse heran. Gott vertraut mehr Weisheit an – wie Er es bei Daniel, dem Propheten, tat. Daniel war gegenüber dem Gesetz Moses und den Essensvorschriften treu – diese Erkenntnisse über das Gesetz und Diät beachtete er. Deshalb vertraute ihm Gott so viel Einsicht (und Intelligenz) an, dass er nach Nebukadnezars Prüfmethode als zehnmal weiser galt als alle anderen Schriftgelehrten im Lande. Das Prinzip ist heute noch gleich – so wie es im Alten Testament war, so ist es auch im Neuen Testament der Fall.

      General Frost liebte das prophetische Wort der Bibel und predigte oft darüber. Diesen prophetischen Aspekt des christlichen Lebens verstand ich als junger Christ gar nicht. Das Gleiche galt für die theologischen Fragen – wie die Frage des freien Willens und der ewigen Erwählung. Ich las Paul Humburg darüber (ob ein freier Wille mit ewiger Erwählung zu vereinbaren ist) und profitierte davon. Aber wie könnte der Mensch einen wirklich freien Willen besitzen, wenn Gott ihn von der Ewigkeit her zum Heil bestimmt hatte? Humburg meinte, dass die parallelen Lehren erst in der Ewigkeit vereinbart werden. Ich las deshalb sehr viel und lernte die guten Autoren beim General kennen. Aber Klarheit hatte ich in vielen Fragen noch nicht. Ich lernte vom General gründlich das eine Prinzip: Wo du einmal Klarheit hast, da handle und lebe danach, sonst wirst du deine Klarheit verlieren. Was dir aber nicht klar ist, das befiehl Ihm an, mit der herzlichen Bitte zu Gott um Klarheit. Lies und behalte im Herzen das Wort, auch wenn du mancherlei nicht verstehst. Das andere überlege in deinem Herzen, bis Gott dir