Название | Die Chroniken der drei Kriege |
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Автор произведения | S. A. Lee |
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Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783967525557 |
»Auch uns nicht?«, spottete Rhùk, der den Bogen in seiner Hand wog, als ob er überlegte, ihn mitgehen zu lassen.
»Dir ganz bestimmt nicht«, gab Kirin trocken zurück.
Megan hingegen musterte Kirin nachdenklich, als ob sie ahnte, dass er ihnen nicht alles erzählte; Kirin hatte kurz überlegt, seinen Freunden von den Träumen zu berichten, die ihn heimsuchten, doch Rhùk zumindest würde damit nicht viel mehr anzufangen wissen als Larniax. Wahrscheinlich würde er ihn nur auslachen.
»Gesunde Vorsicht ist nicht schlecht«, gab die Heilerin schließlich zu bedenken, »solange sie nicht dazu führt, dass du dich vor deinem eigenen Schatten fürchtest.«
»Es gibt zu viele Schatten in dieser Stadt«, sagte Kirin düster und sah hoch in die langsam dünner werdenden Baumkronen, wo er eine allzu bekannte Silhouette sitzen sah. »Es wäre ein Fehler, sich nicht vor ihnen zu fürchten.«
An diesem Abend aßen sie gemeinsam auf der Terrasse vor Kirins Gemächern, zusammen mit Monzù, Larniax und Elouané, die fast den halben Tag geschlafen hatte und, obwohl noch sehr blass, ein wenig entspannter wirkte als am vergangenen Tag. Ihr langes rotblondes Haar schimmerte im Licht der untergehenden Sonne, und Kirin fiel auf, dass selbst die sonst so gleichgültigen Palastwachen ihr hin und wieder Blicke zuwarfen. Sie sprach nicht viel und entschuldigte sich früher als alle anderen Gäste, um ihre Abendgebete vorzubereiten, bevor sie schlafen ging.
Kirin sah ihr nach, wie sie an der Seite von Asusza in der Dunkelheit der Gärten verschwand, und fühlte sich alles andere als wohl dabei. Monzù für seinen Teil berichtete, dass Tumàsz die übrigen Adeligen unablässig aufstachelte und sie von Kirins Unfähigkeit als Regent zu überzeugen suchte. »Mein Abgesandter tut, was er kann, um dem entgegenzuwirken«, erklärte der alte Adelige mit Sorgenfalten auf der Stirn, »aber er muss sehr vorsichtig dabei sein, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.«
»Dieser Tumàsz klingt nach einem ziemlichen Problem«, warf Rhùk ein, der dem Bericht des anderen Mannes aufmerksam gelauscht hatte. »Du solltest ihn aus dem Weg räumen, ehe er nicht mehr aufzuhalten ist.«
Kirin sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich gehe nicht einfach hin und bringe Leute um, weil sie mir unbequem sind. Das war Galihls Art, Probleme zu lösen, nicht meine.«
Rhùk zog eine Augenbraue hoch. »Und hat es ihm nicht den Thron gesichert?«
»Du selbst hast mir damals gesagt, dass du desertiert bist, weil du mit Galihls Tyrannei nicht einverstanden warst!«
Der Windreiter beugte sich auf seiner Liege vor und sah Kirin für einmal ausnahmslos ernst in die Augen. »Sicher, und es rät dir auch niemand, wahllos allen, denen deine Nase nicht passt, die Haut abzuziehen. Aber wenn eine so deutlich erkennbare Gefahr vor deinen Augen immer größer wird, kannst du nicht die Hände in den Schoss legen und nichts tun.«
»Ich stimme diesen Worten zu, Exzellenz, so hart es sein mag«, sagte Monzù und neigte den Kopf.
Einen Moment sprachlos, blickte Kirin von einem zum anderen, dann fragte er: »Sehe ich das also richtig, dass ihr mit allen Mitteln einen Mörder aus mir machen wollt? Ich habe schon genug Leben auf dem Gewissen, ohne dass ich bezahlte Attentäter losschicke!«
»So wie es Tumàsz gemacht hat?«, hielt Monzù vorsichtig dagegen.
Kirin stand auf. »Ich kann ihm nichts beweisen, und solange das so ist, kann ich laut Gesetz nichts gegen ihn unternehmen. Ich werde mich nicht über das Recht hinwegsetzen. Außerdem sind die Schutzmaßnahmen hier im Palast so verstärkt worden, dass niemand mehr ungesehen hineinkommt. Im Moment haben wir ein anderes, sehr viel ernsteres Problem zu lösen, denn es gehen wahnsinnige Mörder in meiner Stadt um, die ich aufhalten muss. Mein oberstes Ziel ist es, Leben zu retten, nicht, eines zu nehmen.«
»Es gibt Leben und Leben«, meinte Rhùk herablassend, doch Kirin ging nicht darauf ein; in diesem Augenblick war ihm aufgefallen, dass auch Megan den Tisch verlassen hatte. Unbeweglich stand sie am oberen Ende der Treppe und starrte hinab in die Gartenanlagen unter ihr.
Kirin ging zu ihr und stellte sich hinter sie. »Woran denkst du?«
Megan rieb sich die Arme. »Daran, dass ich schon einmal durch diese Gärten gegangen bin – und daran, was damals sonst noch alles passiert ist.«
Kirin gab keine Antwort; sie hatte das Gesicht abgewandt, aber er ahnte, was in ihr vorging.
»Wollen wir ein paar Schritte gehen?«, fragte er, und vollkommen gleichzeitig setzten sie sich in Bewegung.
Sobald sie außer Hörweite waren, wechselte Megan in die Gemeinsprache. »Wie geht es dir?«, fragte sie leise.
Kirin wusste, was sie meinte, ohne dass sie ihren Gedanken weiter ausführen musste. »Ich bin dermaßen damit beschäftigt, den Thron zu halten, dass ich oft vergesse, wie ich ihn bekommen habe. Manchmal beunruhigt mich das.«
»Umso besser«, sagte Megan ohne Begeisterung. »Je natürlicher du bist, desto weniger Fragen werden gestellt.«
Kirin gab ein leises Schnauben von sich. »Wenn du es so sagst, komme ich mir sofort wieder wie ein Betrüger vor. Was ich auch bin, aber trotzdem. Es ist irgendwie weniger schlimm, wenn ich es nur mit mir selbst ausmachen muss.«
»Wenn du die Wahrheit gesagt hättest, was wäre dann gewesen?«, fragte Megan traurig, und Kirin nickte.
»Wahrscheinlich hätte Tumàsz die Macht an sich gerissen. Oder Aszka.« Er schauderte. »Aber zumindest bei ihr hätte der schwarze Orden keine Chance gehabt, wieder so mächtig zu werden.« Er blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. »Ich habe das Gefühl, dass ich, seit ich auf dem Thron sitze, nichts anderes tue, als die Brände zu löschen, die ich selbst gelegt habe.«
Megan stellte sich vor ihm auf, ein schiefes Lächeln auf dem Gesicht. »Ist das nicht genau das, was Herrscher so tun?«
Mit ein wenig Mühe erwiderte er ihr Lächeln. Dabei sah er an ihr vorbei und bemerkte, dass er sie wie von selbst zu dem kleinen Altar geführt hatte, den er für die Waagepriesterinnen hatte aufstellen lassen. Obwohl sie von Säulen vor seinen Blicken abgeschirmt war, meinte er, Elouané vor dem Götterbild knien zu sehen.
»Du hast ein ziemliches Talent, dir Frauen auszusuchen«, sagte Megan, die seinem Blick folgte. »Erst ein Halbblut, dann eine Priesterin … von der Sache mit dieser heimtückischen Hexe wollen wir gar nicht erst reden.«
Kirin spürte, wie er rot anlief; hastig wandte er den Blick von dem Götterschrein ab und schlug wahllos einen Weg zwischen die Hecken ein.
»Ich weiß nicht, was du meinst«, log er.
Megan folgte ihm, unentwegt leise lächelnd. »Für einen Politiker lügst du ziemlich schlecht. Du hast selbst zugegeben, dass du sie magst, und ich verstehe dich: Sie ist sehr hübsch …«
»Das hat damit nichts zu tun«, wehrte Kirin ab; wieder blieb er stehen, sorgsam durch die Büsche vor allfälligen Augen verborgen, und fuhr leiser fort: »Da ist … irgendetwas. Ich fühle mich … verbunden mit ihr, auf eine Art, die nichts mit ihrem Aussehen oder was auch immer zu tun hat. Es ist, als wäre ich ihr schon einmal begegnet. Ich … kenne sie. Wenn ich ihr in die Augen sehe, dann ist das, als sähe ich einen Teil von mir, den ich vor langer Zeit verloren habe und schon gar nicht mehr wusste, dass es ihn gibt. Verstehst du, was ich meine?«, endete er ein wenig kläglich, sicher, dass sie nicht verstand. Megan jedoch sah ihn nur mit einem Ausdruck von Wärme in den Augen an, der ihm gänzlich fremd war.
»Du bist in sie verliebt«, sagte sie einfach.
Es verging ein langer Augenblick, in dem Kirin über die Bedeutung dieser Worte nachdachte. Ohne dass er es wollte, breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus, das jedoch fast sofort wieder verblasste.
Sein Blick klärte sich, und mit einer Festigkeit, die selbst ihn überraschte, sagte er: »Das spielt keine Rolle. Sie ist eine Novizin und nur ihrem Gott versprochen. Daran kann kein Mensch etwas ändern. Außerdem«, fuhr er lauter fort, als Megan ihn unterbrechen