Название | Die Seepriesterin |
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Автор произведения | Dion Fortune |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783741881206 |
Dann erlitten meine Bemühungen einen Rückschlag. Auf einem Plakat entdeckte ich die Ankündigung eines Vortrags über Wiedergeburt. Veranstalter war die Loge der Theosophischen Gesellschaft am Ort; ich ging hin. Der Vortrag war gut. Am Ende der Diskussion stand eine Dame auf und verkündete: „Ich bin die wiedergeborene Hypatia!“ „Das ist nicht gut möglich“, hielt ihr der Vorsitzende entgegen, „Mrs. Besant ist es!“
Da begann die Dame zu argumentieren. Um ihre Stimme zu übertönen, hämmerte jemand auf dem Klavier herum. Ich ging bedeppert nach Hause und warf Chedorlaomer und Co. in den Papierkorb.
Eine Zeitlang mied ich die Reinkarnations-Fantasien und nahm meine früheren Versuche, mit dem Mond in Verbindung zu treten, wieder auf. Der kleine Fluss unter meinem Fenster hatte Flut, und wenn ich genau hinhörte, wusste ich, was die Flut unten an der Küste anrichtete. Direkt über unserem Garten war ein Wehr, es markierte das Ende des Tidenwassers. Wenn die Flut hoch stand, war es ruhig, war sie niedrig, gab es einen hübschen silbrigen Wasserfalleffekt. Es lag dann ein anderer Geruch, nach dem Meer, in der Luft, den ich sehr mochte, auch wenn er wahrscheinlich ungesund war. Es erstaunte den Doktor immer wieder, wieso ich, ein angeblicher Asthmatiker, so nahe am Wasser wohnen konnte, und er erklärte es sich damit, dass es sich um Salzwasser handelte. Ich aber glaube, dass mein Asthma durch das Theater mit meiner Familie ausgebrochen ist, und es wurde zum ersten Mal besser, nachdem ich die Tür hinter mir zugeschlagen hatte und in die Ställe gezogen war. Schließlich ist Asthma nicht dasselbe wie Bronchitis.
Jedenfalls mochte ich den Duft nach Seetang, der bei Niedrigwasser bis zu mir hinaufkam. Der Nebel, der aus dem Wasser der tiefen Schlucht emporstieg und nie meine Fenster erreichte, bildete eine Landschaft aus Teichen und Lagunen, vom Licht des Mondes übergossen, und die Bäume ragten heraus wie Schiffe unter vollen Segeln. Wenn die Flut sich an der Bucht zurückzog, das Salzwasser frisches Wasser zurückbrachte und bis zum Wehr hochdrückte, sodass sich die Schleusen beim Wechsel der Flut öffneten, mischte sich eine seltsame Stimme in das gurgelnde und strudelnde Wasser, wie eine unaufhörlich streitende Stimme, als ob sich Land und See in den Haaren lägen.
Oft lauschte ich dem Versuch des Landwassers, das Seewasser zurückzudrängen und erinnerte mich an das, was ich von unserem hiesigen Archäologen gelesen hatte: Dieser Teil der Welt war überschwemmtes Land gewesen. Wenn die Flut hochstand, erhoben sich die Kuppen wie Inseln aus der salzigen Marsch und den Wasserläufen im Schlamm, denn die ganze Erde hier ist Schlick, von den Hügeln in Wales herabgeschwemmt. Wenn die Seedämme bis an die Bucht gingen, wäre das Schwemmland sechs Fuß tief. Wilhelm von Oranien baute die Dämme; einmal brachen sie, und das Wasser kam hinauf bis zur Kirche. Deshalb gibt es in Dickmouth Schleusen, die sich nur bei Halbtide öffnen.
Zwischen uns und der See liegt salzige Marsch; die Stadt steht auf der ersten Anhöhe. Dahinter erhebt sich ein bewaldeter Kamm, über den die Straße führt. Wenn man in der Dämmerung nach Hause kommt, sieht man die neblige Marschlandschaft viele Meilen weit. Im Mondschein wirkt sie wie Wasser, und man könnte glauben, die See wäre erneut gekommen, das Land zu überfluten.
Die Geschichte der legendären Stadt Lyoness, die mit ihren Kirchen im Wasser versunken ist und deren Glocken aus der unergründlichen Tiefe läuten, hat auf mich immer eine seltsame Faszination ausgeübt. Ich bin von Dickmouth aus im Ruderboot draußen gewesen und habe durch das klare ruhige Wasser einer Nippflut deutlich die Mauern und Türme eines alten Klosters gesehen, das überflutet wurde, als der Fluss in einer Sturmnacht über die Ufer getreten war.
Oft habe ich auch an die bretonische Legende der verlorenen Stadt Ys und ihrer Magier gedacht, wie in einer Nacht durch Verrat die Schlüssel übergeben wurden, und wie die See hereinkam und alles überschwemmte. Ich stellte Vermutungen über das Rätsel von Carnac an, über unser Stonehenge und über die Menschen, die es einst gebaut haben und warum. Dabei kam mir der Gedanke, es müsste zwei Kulte geben, einen Sonnenkult und einen Mondkult, und dass meine Liebe zum Mond und zur See die ältere war, und sie für die einen dasselbe bedeutet wie das andere für uns. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Druiden, die Priester des Sonnenkults, auf die seltsamen Seefeuer eines vergessenen Kults geschaut hatten wie wir auf ihre Hügel und Hünengräber.
Irgendwie, ich weiß nicht warum, kam mir in den Sinn, dass die, die den Mond anbeteten, bei Niedrigwasser große Feuer anzündeten, die bei hereinkommender Flut mitgerissen wurden. Ich sah vor mir, wie einmal im Jahr ein Scheiterhaufen auf dem nackten Felsen brannte: schwarzer Felsen, bedeckt mit Schlamm aus der tiefsten Tiefe, und riesiger Tang und große, aus der Tiefe emporsteigende Schalentiere, die keinen Fischer fürchteten. Ich sah den hohen Haufen brennend herabtreiben, mit blau züngelnden Salzflammen, und als die Flut stieg, beleckten ihn die langsam heranrollenden Wellen. Es zischte und wurde unten schwarz, bis der hohe feurige Kamm schäumend ins Wasser stürzte. Dann war wieder alles ruhig, außer den langsamen ruhigen Schlägen der dunklen Wellen gegen die Felsen, die den riesigen Tang und die großen Schalentiere mit sich zurück in die Tiefe nahmen. Manchmal waren diese Visionen des nach innen schauenden Auges seltsam wirklich und echt, und dann gelang mir das, was in einem Traum selten geschieht: Ich hatte den eigentümlichen bitteren Geruch des brennenden, vom Salzwasser gelöschten Holzes in der Nase…
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4
Es ging mir so wie immer, eher ein bisschen besser. Im Vorfrühling nach einem teuflischen Asthmaanfall hatte ich am Quartal – einem Tag, an dem wir im Büro sehr beschäftigt waren – ein seltsames Erlebnis. Bevor es allzu schlimm wurde, hatte mich der Doktor vorsorglich mit Drogen vollgepumpt (bei meiner letzten ‚Vorstellung‘ hatte ihn der Sturm aufgehalten). Ich lag in meiner üblichen Verfassung, dem Sterben näher als dem Leben, danieder, und es war mir egal, ob der Himmel auf mich herabstürzte, als ich zwischen Schlafen und Wachen eine eigenartige Vision hatte.
Ich trat aus meinem Körper heraus und ließ ihn hinter mir, so, wie es Muldoon beschreibt, und fand mich wieder im Schwemmland in der Gegend von Bell Head. Mit einem Gefühl der Überraschung bemerkte ich, dass es feste, flache gelbe Sandbänke waren anstatt des dunklen angeschwemmten Schlammes wie sonst. Offensichtlich gab es keine Seedeiche. Wo Wasser war, war wirklich Wasser, und wo Land war, war wirklich Land und nicht das Misch-Masch der Marsch von heutzutage.
Ich hatte den Eindruck, auf einer felsigen Stelle zu stehen, umgeben von nistenden Seevögeln, und oberhalb meines Kopfes auf einer hohen Stange hing ein Feuerkorb. Hinter mir am kahlen Strand lag ein kleines Ruderboot oder, besser gesagt, ein Paddelboot, und es sah genauso aus wie die primitiven Boote aus Weidengeflecht, mit Häuten überzogen, wie man sie aus den Geschichtsbüchern kennt. Ich wartete neben dem Feuerstoß, bereit, diesen anzuzünden, wenn ein Schiff über den Kanal durch die Marsch kommen würde; seit Tagen hatten wir die Ankunft dieses Schiffes herbeigesehnt, denn es kam von einer langen Seereise zurück, und ich wurde des Wartens allmählich müde. Plötzlich entdeckte ich, unerwartet nahe im Nebel und in der Dämmerung, das Schiff. Es war ein langes, flaches Boot ohne Deck, mit Ruderern, einem einzigen Mast und einem großen purpurfarbenen Segel, von den verblassenden Resten eines hochrot eingestickten Drachens geziert.
Als das Schiff beidrehte, schrie ich – aber es war zu spät, den Stoß anzuzünden. Sie holten schnell das Segel ein und ruderten rückwärts, um das Boot von der Sandbank fernzuhalten. Als sie zurückfuhren, sah ich, einen Steinwurf von mir entfernt, eine Frau hoch oben auf dem Heck in einem geschnitzten Stuhl sitzen. Sie hatte ein großes Buch auf dem Schoß. Bei dem Durcheinander um das Segel hob sie den Kopf, und ich nahm ihr blasses Gesicht mit den scharlachroten Lippen wahr, und ihr langes dunkles Haar, von einem goldenen, mit Juwelen besetzten Band gehalten, erinnerte mich an das Aussehen von Seetang bei Ebbe. Einen kurzen Moment, als das Boot von der Sandbank abdrehte, sah ich ihr direkt ins Gesicht. Sie gab meinen Blick zurück, und ihre Augen waren wundersam wie die einer Seegöttin. Jetzt fiel es mir wieder ein: Das Boot, auf das wir warteten, sollte vom Land jenseits des Sonnenuntergangs eine fremde Priesterin bringen, die wir für unseren Kult gerufen hatten. Die See brach die Deiche und überschwemmte das Land, und es wurde gemunkelt, sie habe die