Название | Die Drachenprinzessin, Band 2 |
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Автор произведения | Ambros Chander |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783737568746 |
Unsere Verbindung wurde nie vollzogen und auch nie getrennt, begann er. Und doch waren wir füreinander bestimmt. Ich fühlte mich, als fehlte ein Teil von mir, doch ich wusste nicht, was es war. Ich bin auf der freien Insel aufgewachsen, doch ich war anders. Ich gehörte dort nicht hin. Noch nicht! Ich fühlte mich dort so fremd, so dass ich umherzog. Immer auf der Suche, ohne genau zu wissen, wonach.
Faennarthan verstummte. Er brauchte auch nichts weiter zu sagen. Aemiliana kannte das so gut und verstand genau, wie er sich fühlte. Sie stand auf. Faennarthan hob den Kopf, so dass sie über seine starken Pranken klettern konnte. Sie suchte sich einen bequemen Platz und lehnte sich an sein linkes Bein. Er senkte den Kopf wieder, wodurch der Platz für Aemiliana zwar kleiner wurde, sie sich aber ganz nah waren. Sie veränderte ihre Position und schmiegte sich an seine warme Schnauze, die viel weicher war, als sie erwartet hatte.
Das kenne ich nur zu gut, mein Freund, dachte sie schließlich. Doch nun können wir beide aufhören zu suchen, denn wir sind vereint. Und wir sind …
… zu Hause, beendete er ihren Gedanken mit einem tiefen Seufzen.
Er mochte es, den Wind zu spüren. Wie ein sanftes Streicheln fuhr er über seine Schuppen, kühl und beruhigend. Noch immer spürte er sein inneres Feuer. Es brannte nach wie vor sehr intensiv, trotz der Linderung, die Aemilianas Vergebung ihm gebracht hatte. Doch mit jedem Flügelschlag und mit jedem weiteren Streicheln des Windes wurde es schwächer. Er war nun ein freier Drache und steuerte seine letzte Heimat an. Ein innerer Kompass zeigte ihm den Weg. Dennoch würde ein Teil von ihm nie wirklich frei sein, sondern dem nachtrauern, was er zurückgelassen hatte.
Immer höher flog er und das Land unter ihm war nur noch schemenhaft zu erkennen. Braune Flächen wechselten sich ab mit gelben oder grünen, manche durchzogen von grauen Streifen. Äcker, Felder, Wälder und Gebirge ließ Madwegdaw hinter sich, während er sich der Küste im Norden von Laingladhdôr näherte. Dort angekommen, landete er sanft am Strand. Der Sand wurde durch seinen Flügelschlag wild aufgewirbelt. Noch einmal blickte er zurück auf das Land, das so lange Zeit sein Zuhause gewesen war, und ein tiefes Gefühl der Traurigkeit überkam ihn.
Irgendwann kehre ich zurück, mein Freund!
Mit diesem Gedanken erhob er sich erneut in die Luft und flog aufs offene Meer hinaus, der Insel der freien Drachen entgegen.
Aemiliana ging langsam voran. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Welt, die jetzt die ihre war, schon immer ihre gewesen war. Sie wusste es, hatte es gewusst, seit sie hier angekommen war. Zu Beginn hatte sich ein Teil von ihr dagegen gesperrt. Ihr Verstand. Er hatte es ihr schwer gemacht, all das hier anzunehmen, ihr Schicksal anzunehmen. Doch etwas hatte sich geändert. Sie fühlte zunehmend, statt zu denken. Ihre Verbindung mit Faennarthan gab ihr ein unbeschreibliches Gefühl. Ein Gefühl, richtig zu sein. So lief sie durch den Wald und sog die Luft tief ein. Sie roch nach Erde, Moos und Frische. Mit jedem Atemzug, den Aemiliana von diesem Gemisch in sich aufnahm, wurde sie entspannter. Ein tiefes Gefühl innerer Ruhe breitete sich in ihr aus. Noch nie hatte sie so empfunden. Stets war sie getrieben durch ihr Leben gegangen, immer auf der Suche. Inzwischen wusste sie, wonach sie gesucht und dass sie es gefunden hatte. Ihren Seelenpartner Faennarthan.
Er war weit entfernt, schwang sich hoch oben durch die Luft und berührte die Wolken. Aemiliana hatte sich von ihm auf einer kleinen Lichtung absetzen lassen, nachdem sie Laeg Eryn erreicht hatten. Sie wollte diese Welt, ihre Welt, mit all ihren Sinnen wahrnehmen. Doch sie spürte ihn, als wäre er ganz nah bei ihr. Sie sah, was er sah, und er teilte ihren Blick. Sie nahm alles in sich auf und fühlte sich, als würde sie mit dieser Welt verschmelzen. Es war nicht so, dass diese Welt sie einfach verschluckte, vielmehr wurde sie ein Teil des Ganzen. Mit jedem Schritt mehr, der sie zur Ahnenhalle führte.
Aemiliana trat aus dem Wald heraus auf die große Lichtung vor der Halle und Faennarthan landete im selben Moment neben ihr. Sie ging zu der kleinen Schwarzweide hinüber, in deren Baumkrone ein kleiner Kristall zu schweben schien. Nur noch wenige Blätter wuchsen an den Ästen des kleinen Baumes und selbst diese waren tiefschwarz und ihre Ränder wölbten sich bereits. Bald würden auch sie abfallen und dann wäre es zu Ende. Laingladhdôr wäre tot, ebenso wie dieser Baum und viele andere. Faennarthan hatte ihr die ganze Geschichte erzählt und Aemiliana wusste, was sie tun musste. Sanft legte sie ihre Hände auf die dünnen Zweige, beschützend, eine rechts, eine links und der Kristall glomm grün auf. Ganz schwach nur, doch sie konnte es sehen. Der Kristall pulsierte wie ein Herzschlag, der jedoch immer schwächer wurde.
Sie wandte sich von der Trauerweide ab und das Licht erlosch. Entschlossen, mit jedem Schritt federnd stieg sie die Treppe aus dünnem Wurzelgeflecht hinauf und betrat die Halle.
Salérimä saß auf ihrem Thron, ihr Bruder neben ihr. Stumm saßen sie dort und doch wusste Aemiliana, dass sie sich unterhielten. Die beiden so dort sitzen zu sehen, brachte Aemiliana zum Lächeln. Familie. Ihre Familie! Ja, sie war tatsächlich endlich zu Hause.
»Schön, dass du zurückgekommen bist, Aemiliana«, begann Salérimä. Vásíphel schwieg. Seine Schwester war die Königin und ihr oblag es, das Wort an seine Tochter zu richten. Er hingegen würde schweigen, hatte er doch alles gesagt, was er sagen konnte. Nun lag es an Aemiliana, eine Entscheidung zu treffen, und er fühlte unendlichen Stolz, als er sie sah. Alles an ihr zeigte absolute Entschlossenheit. Er fühlte, wie ihre Entscheidung ausgefallen war, mehr als dass er es wusste. Oft hatte er sie in der anderen Welt beobachtet, in die er sie damals geschickt hatte. Immer hatte sie so traurig und verloren gewirkt. So zerbrechlich! Nur ein schwaches Glimmen in ihr verriet damals schon, wer sie wirklich war und was sie eines Tages leisten würde. Nur für die, die mit dem Herzen sahen, war es zu erkennen. Doch von ihrer früheren Zerbrechlichkeit war nun kaum noch etwas zu sehen. Mit stolz erhobenem Haupt stand sie vor ihnen und wirkte wie eine der ihren. Nun war die Zerbrechlichkeit nur noch wie ein Hauch in ihrem Innern wahrzunehmen. Aber sie IST wahrzunehmen, dachte Vásíphel.
»Ich habe viel nachgedacht«, ergriff nun Aemiliana das Wort. »Habe viel gehört und gesehen. Und gefühlt!« »Und du hast eine Entscheidung getroffen«, meldete sich Vásíphel nun doch zu Wort.
Aemiliana sah ihn an. Ihr Gesicht war regungslos. Nichts daran verriet, was sie wirklich dachte. »Ja!«, sagte sie. »Ich werde mich meinem Schicksal stellen und tun, was auch immer getan werden muss!«
Iain saß im Burggarten auf einer der steinernen Bänke vor dem Brunnen, in dem die heiße Quelle sprudelte. Die Sonne ließ den gläsernen Berg in seiner Mitte in bunten Farben erstrahlen. Der Anblick hätte jeden in Verzückung versetzt, doch nicht so Iain. Nicht in diesem Moment. Sein Herz wog schwer wie Blei, denn seine Vermählung stand bevor. Er würde die Drachenprinzessin zur Frau nehmen. Wie lange hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt. Doch es war die falsche. Die falsche Prinzessin würde bald an seiner Seite weilen. Iain zerriss es das Herz, denn er liebte Aemiliana und nicht Gale, die kaum halb so alt war wie er. Er musste sein Volk von Zerstörung und Tyrannei befreien, da war kein Platz für Liebe. Liebe ist ein Luxus, der nur den Armen vorbehalten ist, hatte seine Mutter zu ihm gesagt. So weh es auch tat, sie hatte recht.
Edan gab ein leises Winseln von sich. Der Eiswolff fühlte den Schmerz seines Freundes und legte den Kopf auf Iains Bein ab. Es war vollkommen ruhig um die beiden. Nicht einmal die Blätter der Bäume raschelten und auch die Vögel schienen verschwunden zu sein, obwohl sie sonst zu Hunderten in den Ästen der Pfirsichbäume zwitscherten. Doch nun herrschte absolute Stille. Nur das Plätschern des Brunnens war zu hören. Iain und Edan waren ineinander versunken, teilten sich ihre Seelen und den Schmerz. Eine ganze Weile saßen sie da und der Eiswolff war es, der bemerkte, dass sie nicht mehr allein waren. Doch nichts an ihm zeugte von Abwehr, was Iain zeigte, dass er den heimlichen Beobachter kannte. Auch er wusste, wer sich zwischen den Bäumen verbarg.
»Komm