Wahre Kriminalfälle und Skandale. Walter Brendel

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Название Wahre Kriminalfälle und Skandale
Автор произведения Walter Brendel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754936580



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die Behauptungen über die angeblichen Initialen "FH" stillschweigend heraus geschnitten - nicht etwa korrigiert - worden. Nun vertritt, soweit ersichtlich, nur noch Manfred Riebe, ein selbst ernannter Keksperte für "gotische oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur)" (wenn er wirklich Ahnung von der Materie hätte, müsste ihm als einem der erstem aufgefallen sein, dass es sich tatsächlich um die Initialen "AH" handelte!) vom "Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V." auf einer "09.06.2003" datierten Webseite öffentlich diesen peinlichen Nonsense - mal sehen, wie lange noch. Der Autor grüßt alle seine Leser - auch die vom NDR - mit einem Eishauch der Geschichte.

      Hauptfiguren waren ein „Stern“-Reporter und ein kleiner Gauner. Vor über zwanzig Jahren erschütterte ein Skandal die Republik: die gefälschten Hitler-Tagebücher. Wiederholungen werden erwartet.

      Doch Kujau ist als Hochstapler kein Einzelfall. Weitere bekannte Hochstapler der Welt sind:

      Frank Abagnale

      War einer der bekanntesten Hochstapler der USA und lieferte das Vorbild für den Spielfilm "Catch me if you can"; geboren 27. April 1948 in New York.

      Jayson Blair

      Der Reporter der New York Times erfand bis zum Jahr 2003 systematisch Zitate, Interviews und Reportagen und löste nach Entdeckung seiner Fälschungen eine Krise bei dem Renommierblatt aus; geboren 1976 in Columbia, Maryland.

      Michael Born

      Produzierte als Fernsehjournalist vor allem für "Stern TV" und "Spiegel TV" gefälschte Reportagen; geboren am 30. Juli 1958 in Lahnstein.

      Alexander Graf von Cagliostro

      War im 18. Jahrhundert Hellseher, Spiritist, Alchimist und vielfältiger Betrüger; geboren als Giuseppe Balsamo am 8. Juni 1743 in Palermo; gestorben am 26. August 1795 im Kerker des Schlosses San Leone bei Urbino.

      Tom Kummer

      Der deutsche Starjournalist erfand in den Neunzigerjahren insbesondere für das SZ-Magazin seine hoch geschätzten Interviews mit US-amerikanischen Prominenten; geboren 1963.

      Binjamin Wilkomirski

      Der Schweizer Bruno Dössekker veröffentlichte 1999 bei Suhrkamp seine angebliche Autobiografie als Auschwitz- und Majdanek-Überlebender; das fiktive Werk wurde zu einem Klassiker der Holocaust-Literatur hochgelobt; geboren als Bruno Grosjean am 12. Februar 1941 in Biel.

      Claas Relotius

      Der Spiegel-Journalist wurde im Dezember 2018 entlarvt. Es ist der Montag vor drei Wochen, der 3. Dezember, am Abend wird Relotius, SPIEGEL-Mitarbeiter seit sieben, SPIEGEL-Redakteur seit eineinhalb Jahren, in Berlin auf eine Bühne gerufen. Er hat nach Meinung der Jury des Deutschen Reporterpreises 2018 wieder die beste Reportage des Jahres geschrieben, über einen syrischen Jungen diesmal, der im Glauben lebt, durch einen Kinderstreich den Bürgerkrieg im Land mit ausgelöst zu haben. Die Juroren würdigen einen Text "von beispielloser Leichtigkeit, Dichte und Relevanz, der nie offenlässt, auf welchen Quellen er basiert."

      Aber in Wahrheit ist, was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wissen kann, leider alles offen. Alle Quellen sind trüb. Vieles ist wohl erdacht, erfunden, gelogen. Zitate, Orte, Szenen, vermeintliche Menschen aus Fleisch und Blut. Fake.

      Die elende Seite im Leben des Claas Relotius dokumentiert eine E-Mail, die zufällig ebenfalls an jenem 3. Dezember, keine 17 Stunden vor der Preisverleihung in Berlin, um 3.05 Uhr in deutscher Nacht, bei ihm eintrifft. Eine "Jan" meldet sich, das ist kurz für: Janet, sie macht die Pressearbeit für eine Bürgerwehr in Arizona, die entlang der Grenze zu Mexiko Streife auf eigene Faust läuft. Sie fragt Relotius, der über diese Bürgerwehr zwei Wochen zuvor in der dunkel schillernden SPIEGEL-Reportage "Jaegers Grenze" geschrieben zu haben vorgab, wie das denn zugehe? Wie Relotius Artikel über ihre Gruppe verfassen könne, ohne für ein Interview vorbeizukommen? Und dass es doch sehr seltsam auf sie wirke, dass ein Journalist Geschichten schreibe, ohne vor Ort Fakten einzusammeln.

      Es ist der eine gefälschte Text zu viel, weil er diesmal einen Co-Autor hat, der seinen "Quatsch" nicht mitmacht, der Alarm schlägt und bald Fakten gegen die Fiktionen sammelt. Juan Moreno ist dieser Co-Autor, seit 2007 als Reporter für den SPIEGEL in aller Welt unterwegs. Im Streit mit und über Relotius riskiert Moreno seinen eigenen Job, zwischenzeitlich recherchiert er dem Kollegen, verzweifelt, auf eigene Kosten hinterher. Drei, vier Wochen lang geht Moreno durch die Hölle, weil Kolleginnen und Vorgesetzte in Hamburg seine Vorwürfe anfangs gar nicht glauben können. Relotius? Ein Fälscher? Der bescheidene Claas? Ausgerechnet?

      So lässt sich sagen, dass Claas Relotius, 33 Jahre alt, einer der auffälligsten Schreiber des SPIEGEL, ein bereits vielfach preisgekrönter Autor, ein journalistisches Idol seiner Generation, kein Reporter ist, sondern dass er schön gemachte Märchen erzählt, wann immer es ihm gefällt. Wahrheit und Lüge gehen in seinen Texten durcheinander, denn manche Geschichten sind nach seinen eigenen Angaben sauber recherchiert und Fake-frei, andere aber komplett erfunden, und wieder andere wenigstens aufgehübscht mit frisierten Zitaten und sonstiger Tatsachenfantasie. Während seines Geständnisses sagte Relotius wörtlich:

      "Es ging nicht um das nächste große Ding. Es war die Angst vor dem Scheitern." Und "mein Druck, nicht scheitern zu dürfen, wurde immer größer, je erfolgreicher ich wurde".

      Einleitung

      Nach einer von leisen Tönen geprägten Debatte hat der Bundestag am 13.Mai 2009 mit 326 gegen 234 Stimmen beschlossen, die umstrittene Praxis der Spätabtreibung künftig strenger zu regeln. Die wichtigsten Punkte: Zwischen der Diagnose, dass ein Kind behindert oder geschädigt zur Welt kommen könnte, und einer Spätabtreibung müssen künftig mindestens drei Tage Bedenkzeit liegen. Der behandelnde Arzt ist zudem verpflichtet, der werdenden Mutter eine Beratung anzubieten. Die Frau darf die Beratung ablehnen. Ein Mediziner, der es versäumt, ein solches Gespräch anzubieten, kann mit einer Strafe von bis zu 5000 Euro belegt werden.

      Im Jahr 2008 hat sich die soziale Not in Deutschland laut eines Diakonie-Berichtes weiter verschärft. Viele Betroffene suchten eine Beratungsstelle auf, weil sie durch die Schwangerschaft in eine finanzielle Notlage und schwierige familiäre Situation gerieten. So waren 84 Prozent der Gespräche auch eine soziale Beratung. Sechs Prozent der Ratsuchenden waren minderjährig. 40 Prozent von Sozialleistungen abhängig.

      Und wie ist mit der Beratung durch die Stellen der katholischen Kirche? Die deutschen Bischöfe warten1997 in gespannter Ruhe auf ein klares Wort aus Rom. Vor einer Entscheidung des Papstes wollen sie sich zum heiklen Thema Schwangerenberatung öffentlich nicht äußern.

      Seit dem 27. Mai 1997, als fast die gesamte Bischofskonferenz ein "brüderliches Gespräch" mit dem Papst in Rom führte, steht die Bewertung der vatikanischen Glaubenskongregation aus: Ist der Beratungsschein, ohne den eine legale Abtreibung in Deutschland nicht möglich ist, "Beihilfe zum Mord" oder leistet die Kirche durch ihre Teilhabe am staatlichen Beratungssystem "Hilfe in Not"?

      Die Mehrheit der Bischöfe hatte dem Papst und seinem obersten Glaubenswächter, Kardinal Joseph Ratzinger, den späteren Papst, klarzumachen versucht, warum es "zentral wichtig" sei, dass die Kirche "den bedrängten Frauen möglichst nahe bleibt". Das 1995 neu geregelte Abtreibungsgesetz sei zwar unzureichend, argumentierte Karl Lehmann, damals Vorsitzender der Bischofskonferenz, doch in der katholischen Beratung könnten viele Frauen von einem Abbruch "abgehalten" werden. Die Kirche müsse ungewollt Schwangeren auch in Zukunft die Türen öffnen, "denn andere Beratungsstellen", sagte etwa der Erzbischof von Berlin, Kardinal Georg Sterzinsky, in einem Interview mit Radio Vatikan, "halten gar nichts vom Leben, sondern raten eher, das Kind zu töten".

      Bischof Johannes Dyba aus Fulda hat bisher als einziger eine andere Gewissensentscheidung getroffen. Schon 1993 verfügte er für seine Diözese faktisch den Ausstieg aus dem Beratungssystem: Notlagengespräche ja, aber ohne Bescheinigung. Die Kirche, die den neuen Paragraphen 218 für eine weitere Verschlechterung des Lebensschutzes hält und ihn nach eigenen Angaben bekämpfen will, müsse "endlich klare Konsequenzen" ziehen und die Caritas sowie den Sozialdienst katholischer Frauen anweisen,