Название | 95 ROZ E10 |
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Автор произведения | Matthias Wermter |
Жанр | Зарубежная деловая литература |
Серия | |
Издательство | Зарубежная деловая литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742770509 |
20. Waschmaschinen
August 2017 ... Was für eine entspannende Fahrt Richtung Berlin. Es werden Plaste Applikationen hergestellt. Diese sogenannte Weiße Ware ist tatsächlich weiß, schön und teuer und kann auch in grau geliefert werden. Somit ist der Grundrohstoff extrem billige Plaste und die beste Voraussetzung für höhere Gewinne. Warum auch immer diese Firma ein sehr detailliertes Fünf-Jahres-Budget haben musste, um die Erträge von morgen zu wissen, verstehe ich bis heute nicht. Der Fokus sollte in der Auftragsreichweite und der Fertigungsauslastung liegen. Allein meine Frage, ob dieses Budget tatsächlich nur ein Plan mit Forecast-Charakter sein sollte, konnte keiner beantworten, dafür aber nach der Preisflexibilität, der Auftragsanpassungsfähigkeit, der Vertriebsfähigkeit und der Kundenbeziehungen. Es war wieder eine Private-Equity-Firma, die zu viele joggende Geschäftsführer und zu wenig Fachwissen und -kompetenz in den Rängen eingestellt hatte. Ja, der Leiter Controlling war da nur Schlips und Kragen direkt aus dem sommerlichen Modekatalog. Je günstiger das feine Einkaufsmaterial ist, desto höher wird der Gewinn sein, und das Material war sehr billig. Warum dann der Bruttogewinn trotz Lean Produktion so niedrig war ließen nur die erweiterten Berufserfahrungen schmunzeln. Gut, die elektronischen Schaltkarten wurden, warum auch immer, zu teuer eingekauft, doch diese amateurhafte Überorganisation und Inflexibilität ist nur Vorwand für reinen Diebstahl am Kunden und damit am Endverbraucher. Die relativ hohen Verkaufspreise sind schnell anhand von niedrigen Nettogewinnen erklärt. Es ist traurig, dass damit die Betriebskosten unnötig erhöht wurden, um dem finanzstarken Endkunden eine geringe Profitabilität vorzuspielen. Die Firma wird damit wirklich konkurrenzunfähiger und unfähiger der Zukunft zu begegnen. Diese Vorgehensweise hat auch Einfluss auf die Firmenintelligenz und -emotionalität. War euch eigentlich bewusst, dass sich schon Details in der Fertigungsorganisation bei Lean Production pro Jahr ändern können, die aus fünfmal mehr, nur doppelt so viel machen? Nein? Euer Budget ist schnell aufgebaut, doch krankt an den schwankenden Variablen der Zukunft, die heute gar nicht bekannt sein können. Wie hoch ist die Lohnsteigerung der nächsten Jahre? Wie sehr wird der Preis der Rohplaste schwanken? Wird es ingenieurtechnische Veränderungen im Produkt geben? Wenn ihr den kleinen, arroganten und wenig aussagekräftigen Leiter Controlling loswerden wollt, dann macht einfach und lasst einen Neuen nachrücken. Habt ihr eigentlich jemanden dafür? Nein? Ja, das sollte geplant werden. Ich bin schon ein schlechter Mensch. Ich störe die Firmenharmonie. Ich breche Strukturen, Denkmuster und Kulturen auf, denn ich bin Berater mit einem recht hohen Tagessatz. Es sind wirklich nur ein paar steuerbare Variablen der Gegenwart, die den Gewinn langfristig erhöhen. Und du, bist du die King Cobra hier? Hast du die Entscheidungsgewalt oder bezahlt die Organisation sich selbst?
21. Gemäldegalerie
Oktober 2017 ... Einfach nur entspannen und den sonnigen Nachmittag genießen. Die Burg von Bad Bentheim steht einladend und beruhigend auf dem Sandsteinfelsen. Die Fachwerkbauten beeindrucken seit Jahrhunderten auf die gleiche schöne Weise. Die schmalen und steilen Gassen sind bis zu 800 Jahre alt. Die Stadtmauern fehlen. Seit ein paar Jahren befindet sich in einer schönen alten Jugendstilvilla mit glänzendem rotem Anstrich eine beeindruckende Gemäldegalerie wirklich bekannter holländischer Meister aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Der helle Eingang überrascht mit einer geschriebenen Weisheit und einem modernen Einlasssystem. Das Eintrittsgeld ist sehr gering, aber belästigt doch schon, da hier wertvolle Gemälde einladen und um den Kunstverständigen buhlen. Der Begriff des Geldes stört hier wirklich. Der traurige Pfennigtopf für Spenden ist noch furchtbarer. Hier muss eine Spendendose der Frommen Schwestern zu Malta und Jerusalem hin, damit biblische Wohltätigkeit und göttliche Großzügigkeit einkehrt. Egal, es gibt hier Gemälde und Zerstreuung und eine lange Reise in die Vergangenheit. Jedes Gemälde ist ein eigenes Fenster in eine alte in Büchern beschriebene unbekannte Welt. Dunkle Wälder, grüne Weiden, alte Architektur, natürliche Straßen und farbenfroher Kleider. Wecke Interesse an den Gemälden und an seinen Geschichten in den Herzen deiner Touristen! Berühre ihren Verstand mit dem Geist des Künstlers und den Interpretationen. Der Maler, sein Leben und seine besuchten Schulen sind interessant, doch wenn der Sturm im Bilde ist, dann willst du dich an diesem Wirken berauschen, wenn das Meer gemalt wurde, dann sind die frische Brise und die Wellen interessant. Den holländischen Farben, den sanften Formen und ja, an dem Verlangen des Gemäldes an seinem Betrachter ist freiem Lauf zu geben. Zerlege das Gemälde in seine Einzelteile und setze es mit deinen Worten für den Interessierten wieder zusammen. Der wissende Kurator muss durch die ausgezeichnete Sammlung führen, künstlerisch wertvolle Unterhaltung bieten und zur Geschichtsforschung der Gemälde beitragen. Der interessierte Tourist muss ausgiebig unterhalten werden. Er soll doch nach dem Rundgang sein Geld für die gute Stiftung spenden. Ich verstehe nicht, warum man nicht selbst darauf kommt? Man sieht doch die Touristen vor den Bildern rätseln und der netten Aufsicht wissensgierige Fragen stellen. Warum lese ich von Museen, wenn doch das Gemälde die Kunst ist? Es ist schon problematisch, wenn man auf das Urteil fremder Leute angewiesen ist und Museen den Wert des Gemäldes unter sich ausmachen, aber das muss nicht unbedingt hier und jetzt sein. Bewerte doch die Gemälde mit deinen Worten. Fällt es dir so schwer, ein eigenes Urteil ohne bezahlten Kurator auszusprechen? Wie kann man behaupten, 60 Jahre Erfahrung im Gemäldehandel zu haben, wenn man selbst nichts einschätzen kann? Ach ja, ihr seid ein weit gereister Kunstgenießer. Das wusste ich nicht. Das tut mir leid.
22. Pay-on-Demand
Januar 2016 ... Die Idee, nur für etwas zu bezahlen ist nicht neu, doch für was? Richtig, für Material, Arbeitsleistung, Forschung und Entwicklung, Werbung, Transport und Vertrieb. Das Problem ist, welche Leistung erbringt der wohlmeinende Berater? Der Anhang zu seinen Rechnungen wird geleistete Stunden zu vereinbarten Stundensätzen und eine Beschreibung der Tätigkeit beinhalten und damit ist er wie ein Lohnarbeiter und mit der Zeit wird er auch wie einer in deiner Firma aufschlagen: muskulös und tätowiert. Seien wir doch mal ehrlich, wer bezahlt einem Fremden von 1.200 bis zu 12.000 Euro am Tag (das gibt es) für das Abtippen von Zahlen und Buchstaben, auch bekannt als Datensammeln. Er wird doch nicht engagiert, um deine Gesellen, Meister und Obermeister von der Arbeit abzuhalten und den ölverschmierten Werkern die neuesten Modetrends in Silber, dünn und nadelig darzubieten? Auf meinen Reisen habe ich erschreckend feststellen müssen, dass nicht wenige Firmenbesitzer die Theorie der harten schaffenden Arbeit so stark verinnerlich haben, sodass Geist und Intuition keine Verwendung fanden, doch es sind die hellen Momente, die uns das Leben bei der Arbeit und in der Lehre vereinfachen. Ideen entstehen einfach so, ohne Zeit, Raum und Alkohol und können einfach kopiert werden, als ob sie frei zugängliches Gedankengut wären. Im erweiterten Sinne stimmt das sogar, doch ein nach Zeit bezahlter Berater wird eben diese immer unnütz ausdehnen, um seiner Idee Substanz und Gewinn zu geben. Lasst mich frech und arrogant sein. Ich zähle mich zu den Beratern, die kaum, dass sie die Firma betreten haben, schon die Lösung kennen, da sie schon viele Situationen erlebt haben und keine Wochen für Meetings und Interviews benötigen, um massenhaft wichtig erscheinender Daten sammeln, um danach wieder Tage zu benötigen, um einen Zielansatz zu formulieren, der wieder Wochen später