Kreuzfahrt mit Hindernissen. Wolfgang Müller

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Название Kreuzfahrt mit Hindernissen
Автор произведения Wolfgang Müller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738043174



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Augenblick zurück.

      »Aber gerne werte Dame, darf es auch etwas farbig werden?«

      »Selbstverständlich, ich bitte darum. Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten.«

      Diese Version hatten die beiden in der vergangenen Woche ebenfalls jeden Abend in Kornelias Zimmer, über der Bäckerei geübt. Was sie dort sonst noch geübt hatten, durfte Heidelinde Ramsmeyer natürlich nicht erfahren.

      »Nachdem sie ihre Beratungsgespräche nun hinter sich gebracht haben, möchte ich alle Prüflinge bitten, mit der Arbeit zu beginnen«, wandte sich Frau Ramsmeyer an die zukünftigen Friseurgesellen.

      Antonius zog in den darauf folgenden 270 Minuten alle Register seiner ausgeprägten Fantasie. Mit Hilfe von Haarspray, Festiger, Gel und anderer moderner chemischer Kampfstoffe, schuf er aus Kornelias sehr langen blonden Haaren einen großen Präsentkorb, den er mit allerlei Leckereichen und natürlich auch Broten füllte. Nichts war echt in diesem Korb, aber alles sah zum Anbeißen aus.

      Nach einiger Zeit drängten sich viele staunende Mitglieder der Prüfungskommission um den wild vor sich hinfrisierenden jungen Mann. Sie gratulierten der noch immer vor sich hinbrummenden Heidelinde zu diesem außergewöhnlichen Lehrling.

      Antonius bestand seine Prüfung mit Auszeichnung und wurde noch am selben Tag von Heidelinde Ramsmeyer entlassen. Noch während der Prüfung hatte sie die heimliche Liebschaft ihres Antonius mit dieser dicken Printe, wie sie die Bäckerstochter von nun an nannte, durchschaut. Antonius suchte schon am nächsten Tag, er war vorübergehend bei Kornelia eingezogen, nach einem neuen Job. Im Internet stieß er auf die Anzeige eines Kreuzfahrtveranstalters, der für eine Atlantiküberquerung noch einen Bordfriseur suchte. Der Salon wurde gestellt und die Hälfte der Einnahmen dufte er behalten. Und das alles bei freier Kost und Logis. Da Antonius im Moment sowieso knapp bei Kasse war und er Urlaub dringend nötig hatte, beschloss er, sich für den Job zu bewerben. Noch am selben Abend schickte Antonius Schuster eine E-Mail los.

      Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Antoine Cordonnier....

       Großmarkt auf dem Hafengelände in Genua

      »Giorgina! Bellla! Wenn ich dich sehe, ist der Tag gleich ein ganz anderer, nicht mehr so trostlos und grau!«, rief Luigi Mangiare, aus dem geöffneten Fenster des, von ihm als Büro titulierten Bretterverschlags, auf dem Großmarkt im Genueser Hafen.

      Luigi feierte nach eigenen Aussagen seit fünf Jahren immer wieder seinen 49ten Geburtstag. Viele Kreuzfahrtschiffe, die von Genua aus in See stachen, kauften auf dem Großmarkt ihren dringend benötigten Proviant ein. Luigis Geschäft zählte eher zu den Kleineren der Branche. Seine Stunde schlug immer dann, wenn die Großen nicht schnell genug liefern konnten. Dann sprang Luigi ein und sorgte über verschiedene legale und illegale Kanäle für die benötigte Ware. Qualität und Frische gehörten nicht zu den bestechendsten Eigenschaften der von ihm gelieferten Lebensmittel. Der Preis jedoch war stets unschlagbar. Das lag an den nicht immer sauber dokumentierten Herkunftsnachweisen der Ware. Einiges war hier und dort von diversen Lastwagen gefallen, und bei Luigi zufällig wieder aufgetaucht. Auch eine lückenlos nachgewiesene Kühlkette leicht verderblicher Waren suchte man bei ihm vergeblich.

      »Luigi, Schatz«, rief Giorgina geschmeichelt, »übertreib bitte nicht immer so maßlos! Ich schau gleich mal bei dir rein!«

      Die beiden hatte seit ein paar Wochen ein heimliches Verhältnis. Im Gegensatz zu Giorgina war Luigi verheiratet. Seine Frau Rosina, eine geborene Calabrese und Schwester eines Mafiosi der mittleren Führungsebene, durfte von seinem Verhältnis mit Giorgina nichts erfahren, sonst würde aus der Liaison eine blutige Angelegenheit werden. Heute verspürte auch Giorgina wieder Schmetterlinge im Bauch.

      »Buongiorno Luigi, mi amore!«, flötete sie eine halbe Stunde später, als sie in Luigis Büro schlüpfte.

      Sie führte einen kleinen Gemüseladen in der Innenstadt und versorgte sich auf dem Großmarkt täglich mit frischer Ware.

      »Belllla Mia!«, säuselte Luigi, während er diskret den Schlüssel der Bürotür umdrehte. Niemand sollte die heutige Stunde trauter Zweisamkeit stören. Von purer Wolllust getrieben, rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib und Giorgina setzte sich weit zurückgelehnt auf Luigis Schreibtisch.

      «Ah mio Stallone«, hauchte sie, als Luigi in sie eindrang.

      »Diese italienischen Pferdehändler fluchte Hans-Werner Klose aufgebracht durch sein Hamburger Büro und knallte den Hörer wütend auf die Gabel. Das ohnehin nur noch mit Tesafilm zusammengehaltene, alte schwarze Bakelittelefon, mit dessen Hilfe schon sein Vater Geschäfte getätigt hatte, war ein Relikt aus alten, besseren Zeiten, von dem er sich einfach nicht trennen wollte.

      »Wie soll ich denn bei den Preisen noch was verdienen!? - Pfeifer!!! Mach mir sofort eine Verbindung mit diesem Mafiosi, diesem Billigheimer, diesem Luigi irgendwer, in Genua!«

      Klose saß vor seinem Schreibtisch und hatte soeben ergebnislos mit seinem Lieblingslieferanten für Proviant telefoniert. Der hatte ihm jedoch einen Preis genannt, der jenseits von Gut und Böse lag. Möglicherweise lag es daran, dass er seine letzten Rechnungen eher schleppend bezahlt hatte und der Lieferant jetzt keinen gesteigerten Wert mehr auf eine Zusammenarbeit legte.

      »Ihr Gespräch mit Genua Herr Klose!«, rief Holger aus dem Nebenraum. Hans-Werner nahm den Hörer ab und lauschte.

      »Luigiii, musst du denn ausgerechnet jetzt telefonihihiheren!!«, hörte er eine weibliche Stimme keuchen.

      »Hallo! Haaalllooo, hier spricht Hans-Werner Klose von der Nautilus Reederei aus Hamburg! Spreche ich mit Herrn äh-«

      »Mangiare!« soufflierte Holger, der mittlerweile neben seinen Chef getreten war.

      »Herrn Mangiare?«, beendete Hans-Werner seine Frage.

      »Si, Mangiare, Luigi Mangiare, wer spri-hi-hicht?«

      Luigi genoss dieses Telefongespräch, während er Giorgina in immer größere Höhen lustvoller Ekstase trieb. Es gab ihm ein gewisses Gefühl von Macht und Überlegenheit gegenüber seinem Gesprächspartner. Ein Mangiare konnte eben viele Dinge gleichzeitig erledigen.

      »Hallo Herr Mangiare, schön, dass ich Sie erreiche. Ich benötige bis übermorgen Proviant für eine 10-tägige Kreuzfahrt, für ca. 2600 Leute. Lässt sich das machen?«

      »Ah-Aahh - Ahh- Herr Klo-ho-hose, ich erinnere mich, hatte wir nichte letztes Jahr schohohooon mal die Vergnühügen?«

      »Völlig richtig Herr Mangiare, völlig richtig.«

      »Klose, - Klohoose, ich komme jetze gerade nichte an meine Akten, aber ich haaaaabe in Erinnerung, dass die Geld etwas schleppend bei mir eintrahhhhfff. Was haltene Sie davone diesmal im Voraus zu bezahlen, Herr Klo-hose«?

      »Klose, mein Name ist Klose, nicht Hose. Über welche Summe sprechen wir denn, Herr Mangiare, ich habe gehört Ihre Preise währen unschlagbar«.

      »Hahahaaaa-Ohhhh Jahhaha---«

      »Herr Mangiare, ist bei ihnen alles in Ordnung»?, fragte der Reeder, dem Luigis Artikulation etwas seltsam vorkam.

      »Nein, nein Herr Klose alles bestens hiere bei miihiihir- Ahh. 2600 Personen sagten Sie, zehne Tage? Nuhuhuun, lassen Sie miche mal eben rechnehehen.«

      Gut, dass es noch keine Bildtelefone gibt, dachte Luigi und stellte den Hörer auf laut, um beide Hände für Giorgina frei zu haben. Er umfasste ihre beiden ausgeprägten Pobacken, hob sie hoch und wankte mit ihr zur Bretterwand des Büros, wo er sie lautstark gegenrammte.

      »Ohhhhaa Luigiiii!!«, jauchzte Giorgina lustvoll.

      »Bitte? Ich habe den Preis akustisch nicht verstanden, Herr Mangiare, könnten