Kreuzfahrt mit Hindernissen. Wolfgang Müller

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Название Kreuzfahrt mit Hindernissen
Автор произведения Wolfgang Müller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738043174



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und dann so eine Granate heiraten, das hielt jung.

      »Schatz, in drei Wochen fahren wir in Urlaub, wie findest du das?«

      »Wie kommst du dazu, so etwas einfach über meinen Kopf hinweg, zu beschließen!« »Hab ich nicht. Der Hans-Werner hat ein Preisausschreiben veranstaltet, und dabei habe ich eine 10-tägige Kreuzfahrt in einer Luxus Suite gewonnen, natürlich für zwei Personen. Na, was sagst du?«

      »Echt, - gewonnen? Ist ja phantastisch, Arthur. Ja, ja, man muss auch mal Glück im Leben haben.«

      Arthur sah seine Frau fragend von der Seite an. Samantha Klose mochte ja nicht der hellste Strahler im Theater sein, aber all zu weit hatte seine Helene wohl auch noch nicht hinter die Kulissen des Geschäftslebens geschaut.

      »Arthur, dann muss ich aber SOFORT morgen in die Stadt, ich habe ja gaaar nichts anzuziehen für so eine Reise. Ist das auch mit Käptn`s Dinner und so? Wo geht die Reise überhaupt hin?!« »Von Genua über Mallorca und Teneriffa in die Karibik mein Schatz.«

      Nautilus Reederei, Hamburg

      »Hier ist die Post Herr Klose«. »Danke Holger, - was Wichtiges dabei?« »Eine Menge Kündigungen, Chef«

      »Wieso Kündigungen, haben Sie die Besatzungen der beiden überzähligen Schiffe denn noch nicht gekündigt!?« »Nein Chef, das sind Kündigungen von Besatzungsmitgliedern aller drei Schiffe. Die Leute haben seit drei Monaten kein Geld mehr gesehen, ist doch klar das die sauer werden!« »Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich Pfeifer?!!«

      Wieder so eine rein rhetorische Frage, auf die Holger eine Antwort tunlichst vermeiden würde. »Holger, wir ziehen hier doch alle an einem Strang. Ich kann nicht glauben, dass die Ratten das sinkende Schiff verlassen. Ist das der Dank!? Ich habe ihnen über Jahre Lohn, Brot, ein Dach über dem Kopf und eine sichere Existenz gegeben!! Holger - merke dir eins- die Welt ist schlecht. Undank ist der Welten Lohn, Junge.«

      »Ja Chef.«

      »Schön, dann müssen WIR sie ja wenigstens nicht mehr kündigen, ist doch praktisch. Holger, ich brauche dringend eine Liste der Leute, die noch zu uns stehen, also die uns noch nicht mit ihrer feigen Kündigung in den Rücken gefallen sind! Würdest du die Liste für mich zusammenstellen, - danke.«

      Nach einer Stunde erschien Holger mit der Liste.

      »Es sieht nicht gut aus Chef, gar nicht gut. Wollen Sie erst die guten oder die schlechten Nachrichten hören?« »Keine Fisimatenten Pfeifer, wer von der Besatzung ist noch verfügbar?«

      »Fangen wir mal ganz unten an. Die Chinesen aus der Wäscherei sind scheinbar alle noch da, dass Küchenpersonal nur noch zur Hälfte. Zum Glück haben der Chefkoch und der Proviantmeister bis jetzt noch nicht gekündigt. Von den Animateuren ist niemand mehr da, Steuermann, Zahlmeister, Schiffsarzt und Zahnarzt sind ebenfalls weg. Unsere Hotelchefin und der Kapitän scheinen jedoch noch die Stellung zu halten.« »Das sind alle!? Oh, dieses undankbare Pack!!«

      Hans-Werner lehnte sich einen Moment gedankenversunken in seinem schweren schwarzen Ledersessel zurück und schloss die Augen.

      »Nun denn!«, erwachte er zu neuem Leben, »das kann doch einen Klose nicht erschüttern, was Pfeifer! Gib mal her den Wisch, ich kümmere mich darum. Das ist jetzt Chefsache, du kannst gehen. Ach und was meine Frau angeht-« »Was ist mit Ihrer Frau Chef?«, fragte Holger, voller Angst, dass der Chef doch etwas von seinem Verhältnis mit Samantha bemerkt haben könnte. »Ich habe heute Abend wieder eine wichtige Besprechung, sie wissen schon, ich komme später, richte es ihr doch bitte aus. Und jetzt raus mit dir, an die Arbeit!«

      »Bella, meine Schöne, komm doch mal her zu mir, bitte.«

      »Hänschen Schätzchen kannst du wieder nicht ohne mich?!«

      Arabella erhob sich aus ihrem Ledersessel und schritt hoch erhobenen Hauptes an Kloses Schreibtisch vorbei zu Bürotür, wo sie deutlich vernehmbar den Schlüssel herumdrehte. Das trockene Knatschen ihres kurzen Lederrocks jagte Klose einen lustvollen Schauer über den Rücken. Arabella drückte ihre schweren Brüste rechts und links neben seinen Kopf.

      »Na, was hat Hänschen auf dem Herzen?«, hörte Klose sie auf Grund seiner abgedeckten Gehörgänge dumpf fragen. Er befreite sich vorsichtig von den riesigen Ohrenschützern. »Liebste Bella, was würdest du dazu sagen, wenn wir beide ebenfalls in die Karibik reisen. Ich habe mir überlegt, an unserer Kreuzfahrt unter falschem Namen teilzunehmen. Ich möchte gerne, - undercover so zu sagen, - überprüfen, ob es beim Ablauf der Reise noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.«

      Holger, neugierig geworden, durch das Abschließen der Bürotür, presste sein Ohr fest an das Türblatt.

      »Hänschen, Hänschen, mir kannst du doch nichts vormachen«, raunte ihm Arabella mit rauchiger Stimme ins Ohr, während sie seine Hose öffnete und mit routiniertem Griff Hans-Werners volle Aufmerksamkeit erlangte.

      »Nun sag schon Schätzchen, was hast du wirklich vor.«

      Der, trotz ihrer tiefen Stimme einschmeichelnde Tonfall, stand in krassem Gegensatz zu dem Schmerz, der sich in seinem Lendenbereich ausbreitete. Für Hans-Werner war dies, so weh es auch tat, ein phantastisches Gefühl. Er brauchte es einfach.

      Und er brauchte Arabella. Nur mit dieser Frau, und ihrer sehr speziellen Behandlung, erreichte Hans-Werner Gefühle höchster Glückseligkeit.

      »Schätzchen antworte«, zischte Arabella und steigerte nochmals Kloses Glücksgefühl.

      »Arabella«, keuchte er, »nur wir beide, eine Kreuzfahrt in die Karibik.«

      Jetzt wird es interessant, dachte Holger Pfeifer und konzentrierte sich auf die dumpfen Stimmen aus dem Büro.

      »Ich habe ein wenig Kapital an die Seite gebracht, von dem niemand etwas ahnt. Dieses Geld möchte ich auf die Cayman Inseln bringen. Und dazu ist die Kreuzfahrt doch perfekt geeignet. Was hältst du davon, nur du und ich, zehn Tage in meiner komfortabelsten Luxus Suite, phantastische Buffets. Lauschige, ungestörte Nächte auf unserem privaten Balkon.« Bella verstärkte den Druck bis fast ins unerträgliche und Hans-Werner wusste, dass er seine große Liebe richtig eingeschätzt hatte.

      »Ich deute das mal als ein Ja«, presste Klose unter Schmerzen mühsam aber glücklich heraus und Arabella belohnte ihn mit einem Blick, der nur für Insider als ein Lächeln gedeutet werden konnte.

      Holger hatte genug gehört. Dieser Arsch wollte seine Frau und die Reederei um eine Menge Geld betrügen, und das in diesen schwierigen Zeiten. Das musste er sofort Samantha erzählen.

      »Samantha, ich bin`s«. Er tat einen tiefen Zug an seiner Zigarette im Hinterhof der Reederei. »Dein Mann kommt heute wieder später.«

      »Mein Mann kommt überhaupt nicht mehr, jedenfalls nicht bei mir, Holger!«

      »Kopf hoch, Samantha, ich bin gegen halb sechs bei dir, ich muss dir etwas Wichtiges erzählen«.

      »Pfeifeeer!! Zu mir!!« Holger drückte hastig die Klinke herunter und knallte mit dem Kopf gegen das Türblatt.

      »Angeklopft hast du ja jetzt Pfeifer, nun komm endlich rein!!« »Chef, es ist abgeschlossen.« »Oh, ja einen Moment!«, rief Klose und hastete zur Tür.

      »Nur ein Test Holger, aber so lernst du das mit dem Anklopfen ja vielleicht doch noch. Und jetzt aufgemerkt, junger Mann! Diese Schreiben hier«, er drückte ihm einen Stapel kopierte Flugblätter in die Hand, »die hängst du in der Hamburger Uni an alle schwarzen Bretter, die du finden kannst. Wollen doch mal sehen, ob wir für die Happy Sea keine vernünftige Mannschaft zusammenbekommen.«

      »Jawohl Chef, ich mach mich sofort auf den Weg.«

      Hans-Werner Klose hatte sich vorgenommen, in der folgenden Woche, kräftig die Werbetrommel für seine sensationell günstige Kreuzfahrt zu rühren.