Название | Das Leben ent-ERNST-en |
---|---|
Автор произведения | Cornelia Hürlimann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991079392 |
Ich will Singen und so das Gemeinschaftsgefühl spüren. So trat ich in einen Gospelchor ein. Diese Erfahrungen zeigen mir auf: Wenn ich vor einer Pizzeria stehe und die Speisekarte studiere, gelingt es mir nie, zu wissen, wie die Pizza da drinnen schmeckt, bis ich sie in meinem Gaumen ausprobiere. Ich bin ein Mensch, der Entscheidungen trifft, um Erfahrungen zu erhalten und danach mitzureden und nicht umgekehrt!
Poulet auf dem Holzofengrill
Ein Hürlimann-Ausflug in den Jura steht an. Mutti packt alles brav ein, um das Wohl der Familie zu unterstützen. Die Fahrt führt ins Grüne. Vor einem Viehgitter (Bovistop) standen ein paar Fahrzeuge, doch denen schenkten wir wenig Beachtung und fuhren mit dem Auto auf eine Wiese. An einem schönen Plätzchen parkten wir unser Auto, packten alles aus, und Papa war für den Grill zuständig, um ein Hähnchen am Stück zu grillieren. Unerwartet geschehen manchmal Dinge! Die Batterie oder Mechanik des Grillspießes funktionierte nicht und mein Mann musste dabeisitzen, um dieses Hähnchen von Hand in gewissen Abständen zu drehen. Klar stand das nicht auf dem Programm. Irgendwie stand ich hilflos da, schaute dem Spektakel zu und ließ die Dinge geschehen. Plötzlich tauchten einige Kühe auf und kamen immer näher. Die Vorbereitungen, welche ich auf dem Boden auf einer Decke schon installiert habe, begann ich zu schützen und wieder einzuräumen. Die Kinder bekamen es mit der Angst zu tun und liefen ins Auto. Dem noch nicht genug. Die Kühe leckten das Salz von unserem Auto ab und kreierten damit ein einmaliges kunstvolles Design am Autolack. Mein Mann wurde dermaßen wütend, dass er einer Kuh, durch die angestaute Wut von diesem nicht funktionierenden Grill, einen gehörigen Fusstritt verpasste. Natürlich hat sich dieser Wutausbruch über das neue Designerauto noch verstärkt. Die arme Kuh wusste kaum, wie es um sie geschah und hüpfte zur Seite. Ich setzte mich ins Auto und fuhr unser Auto VOR den Viehrost. Brav, wie es die anderen Bürger auch taten, die hier zu Besuch waren.
Es zeigt, dass wenn einmal etwas schief geht und die Energie dahinfließt, genau weitere „Malheurs“ folgen. Wir mit unserer Gedankenkraft ziehen Ereignisse in unser Leben. Denn die Energie folgt meiner Aufmerksamkeit. Nun, dass unsere Gedanken derart funktionieren, bemerkte und verstand ich erst viele Jahre später. Seit ich davon mehr verstehe, wie unser Gehirn etwa funktioniert, wende ich den Satz meiner Mutter an „alles kommt gut“, um so mich und die Umgebung neu auszurichten. Meine oftmals benutzte Äusserung lautet: Es IST, wie es IST. So gelingt es den Beteiligten oder Betroffenen, einen Abstand (Ab – dem Stand) zu gewinnen. Trittst du unmittelbar in die Annahme (an-nehmen, akzeptieren, frei von Grübeleien), gehörst du zu den Optimisten. Schau das Wort „Widerstände“ an (wider-Stand, stehen bleiben). Das Gesetz der Anziehung funktioniert immer. So lohnt es sich, nach zahlreichen Niedergängen von Gefühlsausbrüchen und was alles Mögliche uns Menschen heimsucht, zu überlegen: Wie war die Gedankenlandschaft im Kopf „vor“ diesen Anstürmen? Die äußeren Umstände, die auf uns einprasseln, können wir selten verwandeln oder verändern. Jedoch können wir uns, mit unserer Haltung, wie wir damit umgehen, wandeln. Räumen wir dem Zukünftigen die nötige Hoffnung ein, dass es gut kommt! Da hilft jetzt schon Mal ein „SUMSImitPO“. Eine Geschichte dieser Figur folgt später.
Freie Körperkultur
Marc und Marta flogen mit ihren beiden Teenagern nach Fuerteventura in die Ferien. Tatsächlich ist die Familie unwissentlichan einem FKK-Strand gelandet, wo die FKK-Szene großzügig zelebriert wurde. Nun ja, sogar für Marc und Marta war das neu. Doch eines Tages „passten“ sie sich an und deponierten die Badeanzüge hinter einem Stein – denn auf Fuerteventura treiben die Windböen gerne ihr Unwesen. Ihr Sohn kam zu Marta und Marc ins Wasser und meinte: „Mama, du bisch jo blut (nackt)!“ So entschloss er sich, das auch auszuprobieren. Er schwamm zurück und legte am selben Ort seine Badehose hin und sprang – mit einer Hand vor seinem Geschlechtsteil und mit der anderen Hand bei seinem Po-Schlitz – schützend zurück ins Wasser. Als der Sohn bei Marta jetzt auch nackt daherschwamm, meinte er: „Nei Mama das willi nid, wenn das Zügs so umebambelet“, und schwamm zurück. Als Marc und Marta aus dem Wasser kamen, waren da unter dem Stein keine Badeanzüge mehr zu finden. Frei in der Körperkultur standen beide da und schauten sich um. Hat wohl der Wind oder etwa ihr Sohn einen Streich gespielt? Den beiden blieb nichts anderes übrig, so wie sie Gott erschaffen hat, in ihr Hotel zurückzukehren und, genau wie ihr Sohn zuvor, ihre Geschlechtsteile mit beiden Händen vor den fragenden, ja fast schockierenden Blicken zu verdecken.
Retter „Rega-Gönnerkarte“
Nach meinem New York-Aufenthalt flog ich von Washington nach Mexiko/Cancún, um die Region von Yucatán mit meinem Mann näher kennen zu lernen.
An diesem Morgen brachte mich meine ehemalige Schulfreundin, die ich in Washington besuchte, zum Flughafen. Eine schwarze Afroamerikanerin kontrollierte hinter dem Desk meinen Pass und mein Ticket. Doch plötzlich fragte sie mich, ob ich noch ein anderes Ausweispapier besitze, denn der Name auf dem Ticket stimme mit dem im Pass nicht überein. Oh Mist. Sämtliche ca. zehn Plastikkarten habe ich durchgecheckt, auf denen Hürlimann Cornelia Maria draufstehen könnte. Meine Schweißperlen waren auf Alarmstufe rot. Weder auf dem Führerschein noch auf den Bank- und Kreditkarten stand mein zweiter Name meiner Mutter. Mist! „Nun, ich kann sie so nicht einchecken und sie müssten das mit ihrem Reisebüro abklären“, meinte die Dame. Wohl verstanden, es war Samstagmorgen und in der Schweiz arbeitet durch die Zeitverschiebung niemand! Da erscheint als letzter Hoffnungsfunke meine Gönnerkarte der Schweizerischen Rettungs-Flugwache und tatsächlich sehe ich „Maria“ hinter meinem Namen stehen. Jetzt verklickerte ich dieser liebevollen Lady, welche ja nur ihren Job macht, dass dieser biegbare Ausweis ein sehr, sehr, sehr wichtiges persönliches Dokument sei. „This is a very important paper“, hörte ich mich plappern. Ich glaube, sie spürte meine gute Absicht und bestimmt auch große Nervosität in meiner Stimme. „Falls mir etwas zustößt, holt mich diese Fluggesellschaft heim“, erklärte ich ihr. Sie fragte nicht weiter und ließ mich passieren! Gott sei Dank gibt es einen Retter in der Not.
Who cares?
Als ich entspannt im Flugzeug (Washington/Cancún) saß, setzte sich eine Mexikanerin neben mich, welche mir bei den spanischen Einreisedokumenten zur Hilfe kam. Während wir uns unterhielten und auf das Frauenthema Figur zu sprechen kamen, meinte sie in einem solchen breiten und lauten englisch: „WHO cares?“ Wen interessiert es, welche Figur du am Strand hast. „Who cares?“ In Mexiko gehen die Menschen mit den Kleidern ins Wasser. Eben who cares? So viele wunderbare Strände haben wir besucht und immer wieder hörte ich diese Mexikanerin in meinen Ohren „Who cares?“ So erlaubte ich mir eines Tages, nur mit BH und Unterhose ins Meer zu hüpfen, weil ich mein Badeanzug im Hotel ließ. Niemand störte sich daran, niemand sah den Unterschied zwischen Badeanzug und schönem Dessous. Who cares? Ja, wie prima ist das denn, wenn ‚Frau‘ in den Urlaub fliegt und neue Denk- und Sichtweisen kennen lernt.
Apropos „Muffinjeans“: Weißt du, was das für welche sind?
Ich gehe davon aus, dass die Muffinjeans alle kennen! Das ist, wenn oberhalb des Hosenbundes der Bauchteil etwas darüber quillt eben wie ein Muffin. Nun ja, ich kann nichts dafür, dass nachts die Kalorien ihr Unwesen treiben in meinem Kleiderschrank und die Hosen enger machen.
Was die Figur einer Frau anbelangt, sind wir mit uns Frauen sehr ERNST-haftig unterwegs und kritisieren sämtliche Pölsterchen und Fältchen. Wahrscheinlich sind wir Frauen diejenigen, die die Kritik erfunden