Название | Mitten im Steinschlag |
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Автор произведения | Britta Kiehl |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991077152 |
2. Kapitel
Susan räumte den Frühstückstisch ab.
„Macht euch endlich los, ihr stört mich hier gewaltig. Das Ahornholz kommt nicht von allein in die Werkstatt.“ Unwirsch schob sie die beiden Männer aus der Küche.
„Na gut, satteln wir die Pferde und gehorchen der lieben Ehefrau“, sagte Philip grinsend.
Lily kam in den Pferdestall gelaufen. Ihr frisch angezogenes Kleidchen wies eine gehörige Anzahl hellroter Himbeerflecken auf.
„Lily will auch mit!“, sagte sie mit Piepsstimme und blickte auffordernd von ihrem Vater zu Daniel und wieder zurück.
„Spätzchen, du kannst nicht mitkommen“, sagte Philip.
„Dad muss arbeiten. Wir spielen, wenn ich zurück bin, versprochen.“ Lily verschlang schmollend die Arme vor ihrer Brust.
Ihre Unterlippe begann gefährlich zu zittern, während das erste Tränchen aus ihren Augen kullern wollte.
Daniel ließ sich schließlich erweichen. Ohne jegliche Vorwarnung schnappte er sich die Kleine und setzte sie auf den gesattelten Rücken seines Pferdes.
„Du hältst dich jetzt schön am Sattel fest und dann darfst du da oben ganz allein einmal um das Haus reiten“.
Während Daniel die Zügel in die Hand nahm und das Pferd langsam und bedächtig um das Gebäude führte, jauchzte die Kleine ausgelassen.
Philip sah lächelnd seiner Tochter nach. Wieder im Stall angekommen, nahm Daniel Lily sachte vom Pferd, um sie auf einen Strohballen zu setzen.
„Das war aber schön“, lispelte sie strahlend.
„Nun bist du aber schön lieb und wartest geduldig, bis wir zurückkommen. Versprochen?“
Lily nickte schelmisch, hüpfte vom Stroh und trollte sich in den Garten.
„Nun aber schnell weg, bevor sie vielleicht mit einem toten Regenwurm zurückkommt und von uns die Todesursache wissen will“, sagte Philip grinsend.
Flugs machten sich die Männer auf den Weg. Als sie sich auf freiem Felde befanden, sagte Daniel zu Philip:
„Morgen Mittag sollen zusätzliche Steuergelder in Huntington eingetrieben werden.“
„Warst du heute Nacht im Schloss? Wir haben dich gar nicht aus dem Haus gehen gehört.“
„Ja. Das Dorf ist recht klein. Eine Handvoll Männer sollte reichen.“
Nach einer kurzen Pause sagte Philip ernst:
„Bist du sicher, dass die nicht mit einer ganzen Horde bewaffneter Soldaten anrücken?“ „Absolut. Man erwartet keine Gegenwehr.“
„Danke. Ich werde es heute Nacht weitergeben und gezielte Gegenmaßnahmen einleiten“, sagte Philip kühl. Damit war das Gespräch beendet, denn sie kamen nun in eine leicht bewaldete Gegend, wo es hinter jedem Baum und Strauch Zuhörer geben könnte.
„Was machen wir, wenn der Holzlieferant wieder kein Ahorn vorrätig hat, selbst fällen?“
„Ich hoffe, er hat. Wenn wir beim Schwarzfällen erwischt werden, dann gnade uns Gott!“
Daniel erwiderte skeptisch:
„Na, ob der uns helfen kann, bezweifle ich. Der Auftrag für das Nähschränkchen muss in zwei Wochen raus. Uns wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als im Notfall selbst zu fällen oder du zahlst eine satte Vertragsstrafe.“
Abrupt brachte Daniel sein Pferd zum Stehen.
„Was ist?“, fragte Philip leise, während auch er in die Zügel seines Pferdes griff.
„Ich habe etwas gehört“, antwortete Daniel lauschend.
„Lass uns nachsehen.“
Lauernd glitten sie von den glatten Pferderücken. Im Schutz von Buschwerk und Gestrüpp schlichen sie lautlos in die Richtung, aus welcher sie die entfernten Geräusche zu hören glaubten. Metall schlug auf Metall, eine Frau keuchte wütend und schroffe Männerstimmen störten die Ruhe zwischen Vogelgezwitscher und Grillenzirpen.
Plötzlich zog Philip seinen Freund hinter ein niedriges Nadelgehölz und zeigte wortlos mit einer Kopfbewegung nach rechts.
Drei grobschlächtig aussehende Männer bedrängten zwei junge Reiterinnen, die ihrer Reitkleidung zur Folge aus gutem Hause zu kommen schienen. Was sie von den Mädchen wollten, war durch ihre anmaßende, obszöne Wortwahl klar ersichtlich. Die Hübschere der Mädchen war bis an die Zähne bewaffnet. Sie schlug sich stolz, energisch und effektiv. Sie schien keinerlei Probleme zu haben, sich die dreisten, gierig sabbernden Kerle vom Hals zu halten. Die etwas Kleinere und Zierlichere der beiden, war weniger gut im Fechten gewandt und drohte ihrem Angreifer zu unterliegen. Hilfesuchend rief sie nach dem anderen Mädchen, als sie mehr und mehr in die Enge getrieben wurde. Diese reagierte blitzschnell. Mit einem gekonnten Hieb entwaffnete sie ihren Gegner. Ihm blieb keine Zeit, den ihm entrissenen Degen wieder an sich zu bringen. Blitzschnell hatte sie die Pistole aus dem Gürtel ihrer Reithose gezogen und ihren Gegner erschossen. Ein zweiter Schuss fiel.
Der Getroffene kippte mit weit aufgerissenen Augen nach vorn.
„Lauf zum Pferd und verschwinde Lizzy!“ Die Angesprochene zögerte einen Moment. Das zur Hilfe geeilte Mädchen stellte den feist grinsenden Kerl und bot ihm gebührend Paroli, während die mit „Lizzy“ angesprochene Frau auf ihr Pferd sprang und wie von Sinnen vor Angst davonjagte.
Daniel sah, dass sie durch ihre panische Handlungsweise die Kontrolle über das Tier verloren hatte und blindlings durchs Gebüsch und an Bäumen vorbeiraste.
Das Drama hatte sich innerhalb weniger Minuten zugetragen, sodass die Männer nach kurzer Sondierung der Sachlage keine Zeit gefunden hatten, in das Geschehen hilfreich eingreifen zu können.
Doch nun war Reaktion gefragt. Philip schnellte aus dem Buschwerk, um dem wild, aber kontrolliert kämpfenden Mädchen Beistand leisten zu können, während Daniel zurück zu seinem Pferd rannte und dem anderen Mädchen beritten hinterherjagte.
Daniel war noch nicht weit gekommen, als er eine grazile Frauengestalt bewegungslos unter einer weit ausladenden Kastanie liegen sah.
Wachsam um sich blickend näherte er sich dem hilflosen Mädchen. Auf ihrer Stirn prangte eine riesige, hellblau angelaufene Beule. Gekonnt tastete er nach ihrem Pulsschlag. Sie lebte. Vorsichtig hob er ihren Kopf an. Gequält öffnete sie die Augen.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er ruhig.
„Keine Angst, ich tue dir nichts“, fügte er hinzu, als er sah, dass sie angsterfüllt die Augen aufriss.
„Mir ist übel und mein Kopf …“, weiter kam sie nicht, da sie sich furchtbar erbrechen musste.
Daniel legte beruhigend seine warme Hand auf ihre von kaltem Schweiß bedeckte Stirn.
Suchend sah er sich nach Philip um.
Als Philip kurze Zeit später das stöhnende Mädchen im Gras liegen sah, den Kopf durch Daniels Hand gestützt, meinte er stirnrunzelnd:
„Aua, der geht’s aber gar nicht gut!“
„Wir werden sie wohl mitnehmen müssen. Siehst du irgendwo ihr Pferd?“ Philip blickte in alle Richtungen.
„Der Gaul grast da hinten gemütlich. Ich hole mal das liebe Tierchen.“
Rasch kehrte er mit dem Pferd zurück. Das benommene Mädchen wurde zu Daniel auf das Pferd gehoben.
„Was ist mit der anderen?“, fragte Daniel seinen Freund.
„Die ist noch mit einem der Angreifer beschäftigt. Mich hat sie angepöbelt und gesagt,