Название | Geländer Geschichten |
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Автор произведения | Lucie Panzer |
Жанр | Философия |
Серия | |
Издательство | Философия |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948882181 |
Hat er nicht Recht? Kann man sich darauf verlassen, was von Jesus in der Bibel erzählt wird? Ich glaube schon, dass man sich auf das verlassen kann, was die Augenzeugen von damals weitererzählt haben. Jesus war ein wandernder Lehrer und hatte Schüler, seine Jünger. Und in den Religionsschulen seiner Zeit lernte man auswendig, was bewahrt werden sollte. Das war ziemlich zuverlässig. Die Schüler haben sich gegenseitig kontrolliert. Mit einer schlampigen, unzuverlässigen Überlieferung wäre keiner durchgekommen.
Aber natürlich: Jeder, der etwas erzählt und weitergibt, gibt immer auch sein eigenes Verständnis weiter. Man kann ja nur weitergeben, was man selbst begriffen und verstanden hat. Auch die ersten Christen haben die Worte von Jesus so weitergegeben, wie sie sie verstanden haben und wie sie ihnen geholfen haben. Vermutlich haben sie manchmal mit eigenen Worten unterstrichen, was sie verstanden hatten. So haben sie es dann weitererzählt, damit es auch anderen helfen kann. Nach ein paar Jahren hat man das dann aufgeschrieben und schriftlich fixiert. Ich meine deshalb: Man muss alles zusammen sehen, was von Jesus erzählt wird. Und – möglichst mit anderen zusammen – nach dem Zusammenhang fragen und dem Sinn.
Aber eines, finde ich, geht nicht. Man kann nicht sagen: Das passt mir nicht – also zweifle ich an, dass Jesus es gesagt hat. Denn so lernt man nichts dazu.
Ich glaube
„Beten Sie etwa auch das Apostolische Glaubensbekenntnis, das doch gar nicht von den Aposteln stammt? Eigentlich hat es doch ein heidnischer römischer Kaiser den Christen aufgedrückt.“ Das hat mir ein Mann geschrieben und es klang irgendwie vorwurfsvoll. Als ob man dem Glaubensbekenntnis, dieser Zusammenfassung des christlichen Glaubens, auf keinen Fall vertrauen dürfe.
Gemeint hatte der Mann das Glaubensbekenntnis, das in jeder katholischen Messe und auch fast immer in evangelischen Gottesdiensten gesprochen wird. Der Wortlaut ist für alle Konfessionen in allen Kirchen gleich. Nur, wo es um die Kirche geht, sagen die Katholiken „die heilige katholische Kirche“ und die Evangelischen „die heilige christliche Kirche“. Katholisch heißt nämlich eigentlich „allgemein“, also die „allgemeine Kirche“. Aber seit „katholisch“ zur Bezeichnung für eine der großen Kirchen geworden ist, sagen die anderen eben „christlich“.
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ So fängt es an. Dann geht es weiter: „Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn“, und dann folgt die Zusammenfassung seiner Lebens- und Leidensgeschichte. Am Ende kommt ein Blick auf das Heute und auf die Zukunft: „Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“
Niemand weiß aufs Jahr genau, wann dieses Bekenntnis entstanden ist. Sicher haben es nicht die Apostel, also die Jünger von Jesus, aufgeschrieben. Zuerst gab es wahrscheinlich eine Reihe von Fragen, die man beantworten musste, wenn man getauft werden wollte. Darauf bei diesem Fest selbst zu antworten, dauerte aber wohl zu lange. Deshalb entstand dann ein Bekenntnis, das alle Antworten zusammenfasste.
Eine fast wortgleiche Vorform von unserem Glaubensbekenntnis gab es in Rom schon ungefähr 100 Jahre, nachdem Jesus gestorben und auferstanden war. Erst Karl der Große hat dieses Bekenntnis im 9. Jahrhundert als verbindlich für sein Reich erklärt. Der war kein heidnischer und auch kein römischer Kaiser. Er wollte ein einheitliches Bekenntnis festlegen, das für alle Christen in seinem Riesenreich gleich war. Das Bekenntnis, das Christen schon seit Jahrhunderten bekannt hatten. Ich bin froh, dass wir es haben und dass es – wie das Vaterunser – alle Christen auf der Welt miteinander verbindet. Und ja, ich bete es auch.
Vom Leben reden
„Ich gehe nicht in den Gottesdienst. Das bringt mir nichts“, sagen viele. „Sie erzählen dort Geschichten aus einer Welt, die nicht meine ist. Sie sprechen in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Das hat nichts mit meinem Leben zu tun. Warum soll ich da hingehen?“ Ab und zu fragt mich das jemand.
Schon vor zweitausend Jahren gab es dieses Phänomen, dass man nicht verstehen konnte, wovon im Gottesdienst die Rede war. „Zungenreden“ hieß das bei den ersten Christen. Im Überschwang ihrer Begeisterung haben sie irgendwie unverständlich geredet. Das war vielleicht beeindruckend – aber niemand hat es verstanden. „Das könnt ihr auch mal machen“, hat der Apostel Paulus damals dazu gesagt. „Aber wenn ihr wollt, dass man euch versteht – dann müsst ihr anders reden. Verständlich.“
Verstehen kann ich nur, wenn ich das kenne, wovon die Rede ist. Wenn das, was mir jemand erzählt, mein Interesse weckt, weil es mich angeht. „Interesse“ ist ein lateinisches Wort. Interesse heißt: dabei sein, dazwischen sein. Wenn ich also mit drin bin in dem, was mir einer erzählt, wenn mein Leben vorkommt – dann interessiert mich das. Dann kann ich verstehen, was mir gesagt wird. So hat es Jesus gemacht. Er hat Geschichten erzählt: Von einem Vater und seinem Sohn, von einer Frau, die Brot backt, von einem Überfallenen und einem, der hilft. Geschichten aus dem Leben. Geschichten vom Leben. Jesus hat verständlich geredet. Manche allerdings wollten ihn nicht verstehen – weil sie gemerkt haben: Er redet von mir und meinem Leben.
Verständlich reden. Vom Leben und wie es gut wird. Nicht nur vom Privatleben, sondern auch vom Zusammenleben in unserem Land. Glaube ist nicht bloß Privatsache. Verständlich reden heißt auch politisch reden. Da meinen nun viele, das darf auf keinen Fall sein. Politik habe in der Kirche nichts zu suchen. Aber wenn das Leben vorkommen soll, dann müssen auch die Lebensverhältnisse Thema sein. Und die Politik, weil sie die Lebensverhältnisse der Menschen prägt.
Nicht, dass Christen das Programm einer bestimmten Partei übernehmen sollten oder gar im Gottesdienst dafür Werbung machen. Aber wie das Leben gut wird und gut bleibt, das sollte im Gottesdienst zur Sprache kommen. Ich glaube, dann bringt der Gottesdienst vielen etwas.
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