Название | Unbeugsam – ein außergewöhnliches Leben zwischen Ost und West |
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Автор произведения | Dr. Werner Resch |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991075325 |
Die Berichte in den deutschen Medien über die schlimmsten Verhältnisse in den Gefängnissen in Rumänien werden voll bestätigt, und in der Realität noch weit übertroffen.
Zelle 3 Betten, dazwischen schmaler Gang von etwa 1 m Breite, schmaler Tisch am Eingang.
Erste Nacht im Gefängnis, am nächsten Morgen 27.5.16.
Öffentliche Sitzung Berufungsgericht Suecava.
Hände vorn gefesselt, wurde ich von vier bewaffneten Polizisten vorgeführt.
Meine neue Verteidigerin, Anna Maria Paicu, eine Frau von etwa 30 Jahren, klein, lange blonde Haare, sympathischer Eindruck, hat dann ihre Qualifikation und ihr Können in zwei Verhandlungen voll bewiesen.
Die Einzelrichterin, Daniela Andronovici, saß wie auf einem Thron weit über dem Boden, die Macht symbolisierend.
Etwas tiefer der Schriftführer, auf der rechten Seite (vor der Richterin) der Staatsanwalt. Links hinter einem Zaun saß ich, im Gatter wie für Tiere.
Der Zaun hatte Brusthöhe, Verteidigerin und Dolmetscherin saßen außerhalb der Käfige zu meinen Füßen.
Ich sprach also ständig von oben mit beiden Frauen.
Das Gericht war der erste Hinweis auf die Justiz in den kommunistischen Zeiten von Ceausescu.
Ich war zurück in meiner Jugend in der DDR.
Der Staatsanwalt erhält das Wort und fordert die Verhaftung der Person für eine Dauer von 15 Tagen, nur um in einer weiteren Verhandlung den europäischen Haftbefehl in rumänischer und deutscher Sprache vorzulegen.
Die Rechtsanwältin fordert meinen Freispruch, bis zur nächsten Gerichtsverhandlung. Ich habe das letzte Wort und verlange die Auslieferung an die deutschen Behörden.
Entscheidung der Richterin, ich bleibe in Haft, weil ich als Vertreter einer „internationalen Gruppe“ mit der Macht, Kredite zu erhalten, im Oktober 2006 (also vor 10 Jahren) die Insolvenz der italienischen Firma Gessaroli SRL in Torino mit nicht identifizierten Komplizen „herbeigeführt“ habe.
Da die angeklagte Person Deutscher ist und aus der Ukraine nach Rumänien gekommen ist, besteht ein hohes Risiko für Fluchtgefahr, daher ist es erforderlich, die vorläufige Festnahme vorzunehmen.
Nächster Gerichtstermin 10.06.2016, 9 Uhr.
Zurück in das Gefängnis, der „Deutsche“ wurde förmlich bestaunt, noch nie war ein deutscher Bürger in diesem Provinzgefängnis.
Formalitäten – Fotos – von allen Seiten, Fingerabdrücke, Messung, Größe, alles wurde von 3 Polizisten vorgenommen.
Am Ende der Prozedur hieß es nackt ausziehen, mich hat keiner angefasst, meist werden die Öffnungen kontrolliert. Ich muss hervorheben, alle Beamten waren zu mir freundlich und respektvoll. Einige Beamte sprachen etwas Englisch und lachten mit mir über die Situation, ein Deutscher unter rumänischen Banditen im Gefängnis Suecava.
Das Gefängnis hat 45 Zellen im Erdgeschoss der Polizeiverwaltung.
Chef der Polizei in Suecava ist ein Oberst. 4 Schichten mit einem Schichtleiter und 2–3 Beamten ist der Einsatzbereich.
Die Polizeiverwaltung ist in einem vierstöckigen Gebäude mit zwei Flügeln. Alle Fenster zum Hof, in der Mitte der „Kessel“, für die tägliche Freistunde. 5 x 10 m, in der Erde etwa 2 m tief, 2 m Betonwand, das Dach besteht aus Maschendraht.
Etwas Sonne für die Gefangenen und von oben aus den Fenstern für die Polizisten guter Einblick. Besonders in der Mittagspause schauen viele Polizistinnen auf das „Treiben im Kessel“.
Alles noch von der Securitate, dem Geheimdienst von Ceausescu, schlimmer als KGB und Stasi. Nach Berichten von redseligen Polizisten soll die Securitate scharfe Hunde in diesem Kessel auf Gefangene im Verhör gehetzt haben, um Geständnisse zu erreichen.
Der 5 x 10 m Betonkessel war einmal am Tag mein Trainingsgelände.
Wir waren 3 Personen in der Freistunde. Meine Partner gingen einen engen Kreis, ich bin außen gelaufen.
Obwohl ich nach 30 Minuten die Richtung gewechselt habe, bekam ich ein großes Problem mit Hüfte und Schulter, durch den Betonboden und die engen Kurven.
Ich war noch extrem „kampfbetont“ in den 5 Wochen in Rumänien, in dem Sinne, diese Securitate-Banditen werden mich niemals schaffen.
Für mich war das Problem nicht die rumänische Polizei in Suecava, sondern das traditionell vorgeschriebene System im Gefängnis. Unvorstellbar in unserer Zeit, in der Europäischen Union im 21. Jahrhundert.
Das Licht in den Zellen brannte Tag und Nacht. Das gab es in den Stasi-Gefängnissen der DDR nur in den Zeiten der Untersuchung des einzelnen Falles. Auf dem Flur entlang der Zellen durften niemals 2 Gefangene zur gleichen Zeit sein.
Sollte durch Zufall ein Gefangener heraustreten und ein anderer ist auf dem Gang, wurde er brutal in die Zelle zurückgestoßen.
Das Hauptproblem waren die Toiletten und die Waschmöglichkeiten. Auf die 2 Stehtoiletten, in einem großen Raum, konnte man nur nach Anmeldung bei einem Polizisten. Nachts ging gar nichts. In Eigeninitiative Flaschen für den Urin.
Im gleichen Raum, direkt neben den Toiletten, ein Zinkbehälter mit 2 Wasserrohren.
Das war alles für die Säuberung – ohne Rasieren – jeden Morgen nach einem ständig geänderten Zeitplan. Alles in diesem Raum für „Hygiene“, total schmutzig und versaut. Ein Wunder, hier ohne Krankheit wieder rauszukommen.
2 Toiletten für etwa 45 Menschen, oft wurde gebrüllt: „warten!“
Rasieren am Morgen war verboten. In einem getrennten Raum wurde für jeden Gefangenen das Rasierzeug getrennt in einem kleinen verschlossenem Schrank aufbewahrt. Auf Antrag konnte man sich 2 Mal in der Woche in einem speziellen Raum mit einem Spiegel an der Wand rasieren. In diesem Raum war nach Antrag und Genehmigung das Haareschneiden möglich.
Ein weiteres großes Problem, das lebensnotwendige Essen. Nur etwa 1/3 der Nahrung war genießbar, der größte Teil war nach normalem Standard absolut schlecht. Trinken nur Leitungswasser aus den Toiletten und Waschraum, in Flaschen abgefüllt. Das Essen gab es grundsätzlich in Aluminium-Schüsseln, egal, ob Suppe oder Kartoffeln, das Besteck war aus Plastik.
Der „Schlüssel“ zu einem angenehmeren Leben mit gutem Essen war Geld.
Ein einzigartiges Spezial-System in diesem Gefängnis.
Ein Polizeibeamter ging jeden Tag auf den Markt und kaufte ein. Die Aufträge der Gefangenen und Geld in der Tasche. Frische gute Nahrungsmittel von Gemüse, Obst bis Fleisch wurden geliefert. Der Beamte verdiente selbstverständlich sehr gut bei dieser Operation. Ich hatte kein Geld, meine 65 € waren wichtig für die „Grundausstattung“ Hygiene und Waschartikel und sehr wichtig für Telefonate. Wenn deutsche Justizbeamte oder Polizisten diese Fakten lesen, halten sie das verständlicherweise für völlig undenkbar.
Diese Angaben der völligen Selbstversorgung sind die reine Wahrheit.
Ein weiteres Problem in den täglichen Abläufen war die Möglichkeit zu duschen, Vorschrift war 2 Mal in der Woche Mittwoch und Samstag, doch meistens fielen die Termine aus, keiner der Beamten hatte Lust, die Abläufe und Überwachung zu organisieren. Die Duschanlage war ein Phänomen, jeweils 2 Mann wurden eingesperrt,