Название | Vom Rauschen und Rumoren der Welt |
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Автор произведения | Belinda Cannone |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783949558047 |
— Ich kann es auch nur schwer entschlüsseln. Dabei denke ich an nichts anderes.
— Unmöglich, die Siriusperspektive einzunehmen.
— Was heißt das?
— Eine erhöhte Perspektive, entfernt und objektiv, weil distanziert.
— Weißt du, dass die Chinesen – runzle nicht die Stirn …
— Du denkst wirklich an nichts anderes.
— … dass die Chinesen eine Forschungssonde zum Mond geschickt haben? Glaubst du, das ist für irgendwas gut?
— Ich weiß nicht. Die Amerikaner haben es auch schon gemacht.
— Das ist für gar nichts gut. Nur um Eindruck zu schinden und um euch zu zeigen, wie groß der Fortschritt der chinesischen Technologie und Wissenschaft bereits ist.
— Also, wo schläfst du nun in der Stadt? Das beschäftigt mich.
— Sieh mal an! Du willst es also wissen. In den Quatre Chemins.
— Wo ist das?
Wenn man vom Süden in die Stadt kommt, fährt man durch ein Industriegebiet, da steht ein leeres Fabrikgebäude – er weiß, dass es eine Fabrik war, typische Hässlichkeit des Gebäudes, im Erdgeschoss noch Ölflecken –, man geht eine Art Rampe hoch, die in einer Spirale ins Obergeschoss führt, da ist eine große Betonfläche, die wohl mal der Parkplatz war. Ganz hinten acht oder zehn Räume, sicher frühere Büros.
— Dort sind wir.
— Dort seid ihr?
— Ich und andere wie ich.
— Wie hast du das gefunden?
— So was weiß man in unserer Welt. Man kennt die Anlaufzonen.
— Anlaufzonen? … Anlaufstellen vielleicht?
— Sicher. Willst du kommen?
Will er kommen? Gute Frage. Beim Gedanken an die Quatre-Chemins wird ihm eher schwindlig. Zweifellos eine Zone. Er erinnert seinen Gast daran, dass er Ingenieur ist, dass er ein Bäuchlein hat, dass er nah am Wald lebt, ganz in Ruhe, und dass er in Sachen Kampfsport wenig Talent hat. Ulan sagt, er werde ihn beschützen. Das mindert seine Sorge nicht gerade: Er braucht also Schutz? Ulan erklärt, es handle sich um ein geschlossenes Milieu, misstrauische Leute, die zu Verschwiegenheit neigen, aber er ist überzeugt, dass Jodel ein paar sehr spezielle Exemplare mögen würde, die er ihm vorstellen kann.
— Exemplare?
— Kommst du oder nicht?
Jodel hört vorsichtige Schritte nahe beim Haus, jemand läuft da draußen herum, bleibt vor dem Wohnzimmerfenster stehen, von wo er wohl beobachtet, ohne sich zu rühren. Ein Vagabund? Oder ein Besucher aus der Anlaufzone? Die Stimme seines Gastes rutscht in den Hintergrund, er konzentriert sein Gehör auf diese Präsenz.
Der Neugierige rührt sich ein paar Minuten nicht. Er ist nicht allein. Jodel vernimmt das leichte Hecheln eines Hundes. Die Luft wird dichter. Ulan redet, der Neugierige beobachtet, der Hund hechelt, Jodel lauscht. Die Wirklichkeit gleicht kaltem Aspik. Hundert lange Sekunden später entfernen sich die Indiskreten lautlos, und ihre Schritte verlieren sich. Was wollten sie? Ein Herumtreiber und sein Gefährte? Oder war Ulan das Ziel dieser nächtlichen Aufmerksamkeit?
Seine letzten Gedanken, bevor er in den Schlaf sinkt, gehen zu den Quatre-Chemins, zu den Exemplaren und zu der Antwort, die er morgen auf die Einladung geben wird. Schon seltsam, man lebt in einem friedlichen Weiler, an einem dieser Orte, wo schon ein ungeordneter Vogelflug als Unruhe gelten kann (vor allem früh am Morgen, aber auch wenn niemand da ist – zumindest wenn die Vögel das glauben), und nun häufen sich die Besuche. Erstaunliche neue Freunde. Dabei ist er doch ein ruhiger Mensch. Geht er hin? Geht er nicht hin?
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