Jake kämpft um sein Glück. Charlotte Paul

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Название Jake kämpft um sein Glück
Автор произведения Charlotte Paul
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783944987187



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sehr unschön von Ihnen.« Bea schniefte laut und wenig damenhaft.

      »Ich bin so ein Tölpel! Aber eines kann ich Ihnen sagen. Wenn Sie meine Frau wären, würde ich mir Sorgen machen.«

      »Ich bin aber nicht Ihre Frau und deshalb dürfen Sie sich keine Sorgen machen. Wenn wir Freunde wären, ja dann vielleicht.« Jake bedachte Beatrice mit einem Lächeln: »Können wir Freunde werden?«

      Sie sah ihn forschend an: »Geht das denn? Wir kennen uns ja kaum.«

      »Wir können uns ja kennenlernen. Nur glaube ich, dass Ihr Mann dies nicht gut finden würde.«

      »Oh, er ist zurzeit nicht da«, sagte Bea freudig. Doch sogleich wurde ihr bewusst, dass ihre Freude darüber möglicherweise einen befremdlichen Eindruck auf Lord Auston machen könnte und fügte rasch hinzu: »Nun, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich freue mich natürlich nicht, dass mein Mann weg ist. Ehm …, sondern dass er sich freut, nicht hier zu sein. Nein, also… Es ist doch schön für ihn, wenn er…«

      Jake lächelte: »Oh, ich verstehe Sie sehr gut. Es ist schön für ihn, mal unterwegs zu sein.«

      Bea nickte erleichtert: »Ja genau! Das ist es.«

      »Lady Michael, ich glaube, Sie sollten jetzt wirklich wieder zurückgehen. So langsam wird es kühl hier oben. Nicht, dass Sie wieder krank werden.«

      Bea stand schnell auf. »Sie haben recht, ich muss jetzt wirklich nach Hause. Sophia macht sich sicherlich schon Gedanken um mich.«

      »Wer ist Sophia? Ihre Gesellschafterin?«

      Bea musste lachen. »Sie ist meine Zofe und gleichzeitig meine beste Freundin. Das kommt Ihnen sicher seltsam vor. Doch so ist es.«

      »Es kommt mir nicht seltsam vor. Es ist schön, dass Sie eine Freundin haben.« Er zog seine Jacke wieder an und half Beatrice über die Steine hinweg zurück auf den Weg. Langsam gingen sie auf dem schmalen Pfad hintereinander den Hügel hinunter. Als die Sträucher sich teilten und sie auf der Wiese ankamen, trennten sich ihre Wege. Beide spürten ein leichtes Bedauern.

      *

      Gedankenversunken ging Jake zu seinem Vollblut, das er unterhalb des Hügels festgemacht hatte. Beschwingt bestieg er sein Pferd und ließ es in einen leichten Galopp fallen. Sein Herz tat einen Sprung, als das Haus, sein Haus am Ende der Allee, in Sicht kam. Bei den Ställen übergab er einem Knecht die Zügel und ging ins Haus, um in der Bibliothek ein Glas Cognac zu genießen. Er wollte jetzt unbedingt noch einen Moment für sich sein. Noch in Reitkleidung setzte er sich vor den Kamin, in dem ein wärmendes Feuer brannte, und machte es sich gemütlich.

      Nachdenklich sah er in die tänzelnden Flammen. Wie schnell sich das Leben doch änderte! Noch vor ein paar Wochen wohnte er in London im Haus seiner Eltern, und jetzt saß er hier auf dem Land und war ein vermögender Gutsbesitzer.

      Vor drei Monaten hatte ihn die Nachricht über eine Erbschaft erreicht. Ein entfernter Onkel ohne eigene Nachkommen vermachte ihm sein gesamtes Vermögen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er keine Kenntnis von diesem Verwandten gehabt. Auch seine Eltern waren erstaunt. Seit Jahren war der Kontakt zu diesem Cousin seiner Mutter abgebrochen. So waren sie davon ausgegangen, dass er längst verstorben sei. Natürlich freuten sie sich für ihren Sohn und waren dem alten Lord sehr dankbar. Jake verfügte nun über ein großes Anwesen und ein beträchtliches Vermögen und war daher gut versorgt.

      Jake schüttelte immer noch erstaunt den Kopf über die Wendung in seinem Leben. Die letzten Tage waren nur so verflogen. So viel Neues war auf ihn zugekommen. Eines hatte er gleich bemerkt: Die Menschen, mit denen er auf dem Gut zu tun hatte, waren alle äußerst freundlich und hatten sehr schnell herausgefunden, dass ihr neuer Dienstherr genauso um ihr Wohl besorgt war wie sein Vorgänger. Manche der Pächter probierten natürlich aus, wie weit sie Jakes Unerfahrenheit ausnutzen konnten. Doch Jake kannte solche Typen noch vom Krieg her, als er als Offizier eine Kompanie zu befehligen hatte. Die Untergebenen versuchten sich gern mal darin, wie weit sie bei ihren Vorgesetzten gehen konnten. Daher machte er ihnen sehr schnell klar, dass er sie sofort durchschaut hatte. Er nahm es ihnen nicht übel, lachte, schlug ihnen auf die Schulter und sagte: »Na, versuchen kann man es ja mal.«

      Das imponierte ihnen mächtig und nahm ihn sehr für sie ein. Bei der nächsten Begegnung zogen sie dann höflich ihre Mütze. Jake musste lächeln, wenn er an diese erste Zeit dachte. Jeden Tag hatte er mit seinem Verwalter zusammengesessen. Viel gab es zu lernen. Dabei wurde ihm bewusst, wie langweilig sein Leben bisher gewesen war. Wie sehr ihm eine wirkliche Aufgabe gefehlt hatte.

      Gut erinnerte er sich noch an den Tag, als ihn eine Nachricht von einem Rechtanwalt Harris erreichte. Dieser Harris bat ihn schriftlich um einen Besuch in einer sehr wichtigen Angelegenheit. Jake ließ den Brief zunächst in der Annahme liegen, dass es sich nicht um etwas wirklich Wichtiges handeln konnte. Eher aus Langeweile schaute er sich Tage später noch einmal den Absender an und wunderte sich. Was wollte ein fremder Anwalt von ihm? Er öffnete den Brief. Erstaunt las er, dass er die Kanzlei möglichst bald aufsuchen sollte, da es sich um eine unaufschiebbare Angelegenheit handeln würde. Jake nahm sich vor, gleich am nächsten Tag dort vorstellig zu werden.

      Am Morgen darauf frühstückte er ausführlich, ließ danach seine Kutsche vorfahren und machte sich auf den Weg zu der genannten Adresse, um zu erfahren, was es denn so Wichtiges geben könnte. Jake betrat das Gebäude. Ein enger dunkler Gang lag vor ihm. An einer Tür konnte er ein Schild mit der Aufschrift »Büro« erkennen. Er öffnete diese und gelangte in ein kleines Zimmer, ausgestattet mit einfachen Regalen ringsherum an den Wänden und einem eher kleinen Schreibtisch, hinter dem ein junger Mann saß. Anscheinend war er schwer mit irgendwelchen Akten beschäftigt. Er machte sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zu heben, sondern sagte nur kurz: »Setzen Sie sich! Anwalt Harris ruft sie auf.«

      Na, das war ja ein schöner Empfang, dachte sich Jake und bereute schon, hierhergekommen zu sein. In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür und ein kleiner dicker Herr trat herein. Er blieb kurz stehen, schaute ihn mit ernstem Blick an und fragte freundlich: »Lord Jake Bennett?«

      Der Sekretär sprang plötzlich auf, wobei sein Stuhl krachend nach hinten an die Wand fiel. Mit glutrotem Kopf schaute er Jake an. Irritiert und leicht verblüfft blickte Jake zurück. Doch forderte der ältere Herr nun seine Aufmerksamkeit, indem er fragte, ob Jake nicht zu ihm hereinkommen wolle.

      »Nein, denn anscheinend handelt es sich um eine Verwechslung. Mein Name ist Jake Auston. Ich habe vor ein paar Tagen einen Brief von Ihnen bekommen, der aber offenbar nicht für mich bestimmt war.«

      Der Anwalt strahlte ihn an: »Nein Mylord, es ist keine Verwechslung. Bitte kommen Sie doch hier herein. Und wenn ich das so frei heraus sagen darf: Sie sehen Ihrem Onkel tatsächlich etwas ähnlich.«

      Jake folgte dem Anwalt leicht verwirrt in ein weiteres Büro, welches sich aber grundlegend vom Vorzimmer unterschied. Es war sehr geschmackvoll eingerichtet. Der große Schreibtisch war aus edlem Holz gearbeitet. Bücherregale standen an den Wänden, ein jedes überfüllt mit Akten. Ein bequemer Ledersessel befand sich hinter dem Schreibtisch und auf die Besucher warteten zwei gepolsterte Sessel. Alles in diesem Zimmer sah nach viel Arbeit aus.

      Der Anwalt gab Jake mit einer Handbewegung zu verstehen, doch bitte Platz zu nehmen. Er entschuldigte sich, dass er gerade noch einmal die Akten auf Vollständigkeit kontrollieren wolle, um auf alle eventuellen Fragen antworten zu können. Jake nahm Platz und war gespannt, was nun folgte. Er hatte nun Muße, sein Gegenüber etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Der Anwalt war ein Mann von vielleicht fünfzig Jahren, die Haare am Hinterkopf auf eine sehr altmodische Weise zusammengebunden, seine Kleidung eher streng als elegant. Insgesamt eine gepflegte Erscheinung.

      Harris wurde sich wohl des Blickes von Jake bewusst, denn er hob den Kopf und sah nun wiederum seinen Besucher genauer an. Jake hielt der Musterung stand.

      »Ich gehe davon aus, dass Sie überrascht waren, als Sie von dieser Erbschaft erfuhren?«, fragte Harris.

      »Welcher Erbschaft? Bisher weiß ich noch gar nicht, worum es geht. Und wieso sprachen Sie mich mit diesem Titel und Namen an?«

      Harris