Spiritualität als Lebenskunst. Georg Pernter

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Название Spiritualität als Lebenskunst
Автор произведения Georg Pernter
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783897975323



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mystischen, spirituellen Weg vor. Es gibt »keinen« Weg. Anders ausgedrückt: Viele »Wege führen nach Rom«, wussten schon die Römer. Viele Wege führen zum »großen Geheimnis« (indianisch), zu Gott (jüdisch-christlich), zu Allah (islamisch), zum Nichts, in den Pantheon … Und daneben: Spiritualität ist immer auch ein individueller Weg zu mir, zur Umgebung, zu Menschen.

      Danke. An erster Stelle danke ich meiner Frau Traudi, die das Buch im Hintergrund mitgetragen, ausgehalten und für die notwendige Lebenskunst im Familienalltag gesorgt hat. Ich danke dem IGW (Institut für Integrative Gestalttherapie Würzburg/Wien): Werner Gill für die Unterstützung und Ermutigung, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Ich hoffe, dass mein Buch ein wenig jene vielfältig-tiefe Weite atmet, die ich bei dir kennengelernt habe. Betrachte dich als Vater dieses Buches, du hattest die Idee dazu. Was daraus geworden ist, das geht auf meine Kappe … Danke auch an Almut Ladisich-Raine für den persönlichen Raum und den support in der Supervision in den vergangenen Jahren, auch für den Esprit sowie das Feedback samt Verbesserungsvorschlägen v. a. zu Kapitel 5, nicht zuletzt für das Gestalt-Archiv (Gestalttherapie-Zeitschriften) und das Vorwort. Anne Haberzettl für das Darauf-Pochen, fertig zu schreiben und Peter Toebe für die freundliche Aufnahme des ursprünglichen Manuskriptes (ein Fest nach langem Zittern). Für mündliche, wohlwollende Rückmeldungen sowie die einleitenden Worte schulde ich weiters dem Herausgeber Peter Schulthess ein Dankeschön.

      Viele Menschen haben einen Beitrag zum Buch geleistet: Meine ersten Korrektorinnen und Seminarpartnerinnen: Ulrike F.M. Mair und Uta Platter, die die Rohfassung des Buches bereitwillig Blatt für Blatt durchnahmen und Jagd machten auf Stilunsicherheiten und inhaltliche Unklarheiten. Für kritische Durchsicht und Ordnung sorgte weiters meine Schwester Marianna Pernter (Kap. 1). Das Endlektorat besorgte mit viel Liebe und Engagement Petra Tappeiner (dich als Lektorin hat buchstäblich der Himmel geschickt!). Die Graphiken besorgten Michael Stauder und Claudia Frass, Profis und Freunde von »freigeist« in Bozen. Dem Zentrum Tau in Kaltern danke ich für etliche Bücher, die ich der Bibliothek entwendet habe. Euch allen und euch Ungenannten: Herzlich Danke in tiefer Verbundenheit. »Schreib ein lesbares Buch« – tönte es aus allen Ecken. Ich wünsche mir, dass dies gelungen ist.

      Zu guter Letzt ein Danke dem Verleger Andreas Kohlhage. Ohne EHP gäbe es »Spiritualität als Lebenskunst« am Buchmarkt nicht. Danke für die Ermutigung, im Endstadium nicht locker zu lassen und die Bereitschaft, dieses Projekt umzusetzen.

      »Müde bin ich, geh zur Ruh« – »Schutzengele mein«. Weit spannt sich der Bogen von meinen Kindergebeten über die katholische Erziehung, dem hoffnungslos überfordernden Bemühen im Bischöflichen Knabeninternat ein guter Christ zu werden …, weiter zum kreativen, ganzheitlichen Erlebnisraum Musical bis hin zu allerlei spirituellen Ausflügen und dann zur Gestalttherapie, immer im Bestreben nach MEHR Lebendigkeit, nach Leben und Verbundenheit.

      Bozen, Herbst 2008

       Anmerkungen

      1. So ein Buchtitel von Keen 1992.

       I Einführung

       1. Satirische Annäherungen im Feld: Fragmente zu Psychotherapie und Spiritualität

      »Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,

      die sich über die Dinge ziehn.

      Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,

      aber versuchen will ich ihn.

      Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,

      und ich kreise jahrtausendelang;

      und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm

      oder ein großer Gesang.«

       (Rainer Maria Rilke 1972, 11)

      »Es gibt viele grosse Theorien über Gott und die Welt.

      Doch am Ende kommt es immer darauf an, wie ich mit den ganz

      praktischen Anforderungen des ganz gewöhnlichen Alltags umgehe.

      Der Ort, an dem die grossen Fragen des Lebens zu reflektieren […] sind,

      ist immer da, wo ich gerade bin.«

       (Lorenz Marti 2004, 11f, zit. n. Hiestand & Müller 2005, 277)

      »Das Erstaunliche ist, dass die wissenschaftlichen Revolutionen

      uns nicht fundamental traurig machen.

      Wir werden auf ein Bündel von Chemikalien reduziert,

      ohne wirklich freien Willen, wir leben auf einem kreuznormalen Planeten,

      aber viele Menschen finden das immer noch aufregend.

      Vielleicht liegt es daran, dass wir durch unser größeres Verständnis der Welt

      nun das ganze Bild sehen können.

      Wir sind Teil von etwas Größerem, und wenn wir das wirklich verstehen,

      ist es nicht degradierend, es adelt uns vielmehr.«

       (Vilaynur S. Ramachandran 2005, 4, zit. n. Horx 2005b, 282)

      Divisionismus oder Pointillismus – so nennt sich eine französische Malrichtung Ende des 19. Jahrhunderts. Farbtupfer auf einer Leinwand. Aus der Distanz ergeben farbige Punkte für den Betrachter ein sinnvolles Ganzes. Fragmente sind ähnlich. Gedankensplitter. Sentenzen.

      Die hier folgenden sind bewusst pointiert formuliert, weil Ausführungen über Spiritualität oft schwerfällig und mühsam zu lesen sind. In guter gestalttherapeutischer Manier und Praxis, dass ein gewisser Hintergrund erst die Prägnanz einer Figur deutlich macht und ein Pol erst den Gegenpol richtig zur Geltung bringt, sind diese rudimentären Spuren zu sehen. »Unfertige« Ansichten sind dabei, bei längerem Verweilen vielleicht auch sehr untherapeutische, unspirituelle, »unmögliche«. Sie stehen wie ein unzensiertes Promemoria am Beginn des Buches. Fragmente1 sind sie, weil sie nicht fertig sind oder – wie bei einer archäologischen Grabung – erst zu säubern sind, zu verifizieren, zu katalogisieren. Fragmente – darauf hat Ulrich Lessin (2002) schon hingewiesen – sind ein Gegengewicht zu Totalisierungstendenzen. Eine fragmentarische Perspektive kann wie ein Korrektiv wirken gegen den Wahn, alles unterordnen und einordnen zu wollen. Sie brechen auf, ecken an. Gar nicht rund wollen sie zum eigenen Nachdenken anregen. Das ist ihr Ziel. Sie bleiben Notizen, die, wenn sie auch manchmal bissig oder sarkastisch erscheinen, niemals verletzen wollen.

      Gute phänomenologische Grundeinsicht ist, dass der eigene »Standpunkt« immer auch begrenzt ist und man daher auch nicht alles sehen, begreifen oder erfassen kann. Leben und vor allem Lebensweisheit (die sich mit zunehmender Erfahrung hoffentlich verändert) dürfen wohl unvollendet bleiben …

      Fragment 1: Spiritualität gilt als ein Weg nach innen. Aber wie komme ich nach innen, wenn es kein Innen gibt? Und: Wo bleibt das Außen?

      Fragment 2: Der Begriff »Spiritualität« ist ein so missbrauchter bzw. inflationär verwendeter Begriff, gegenwärtig so verwaschen und trotzdem immer noch in Mode. Unter dem Deckmantel des Spirituellen wird vieles verkauft, wo sich einem bei näherem Hinsehen der Magen umdreht. Was aber nun ist Spiritualität?

      Fragment 3: Spiritualität präsentiert sich so vergeistigt und weltfremd, abgehoben vom Leben, perfektionistisch, dass ein normal sterbliches Menschlein dem, was Spiritualität meint, erst gar nicht nachzueifern beginnen braucht.

      Fragment 4: »Triffst du Buddha unterwegs…« (Kopp 1988) höre ihm zu und misstraue ihm, schalte deinen Kopf nicht aus und lebe, zwänge dich nicht ein und höre auf dich …

      Und überhaupt: Sagt mir nur ein erleuchteter Buddha, wie Leben, wie Spiritualität geht und wie es oder sie zu sein hat?

      Fragment 5: »If you meet Buddha, kill him!«2