Название | Seewölfe Paket 27 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399956 |
Hinter Hasard sagte Philip junior ziemlich kühl: „Sir, wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf: Vielleicht sollten wir darüber später diskutieren. Wie ich das sehe, schleichen sich unsere beiden anderen Trupps ziemlich nutzlos ans Lager, ich meine, ohne zu wissen, daß es bereits geräumt ist.“
Hasard blickte Don an und murmelte: „Die gehen mir heute auf den Geist, diese beiden Gentlemen. Offenbar halten sie mich für einen Trottel!“ Er drehte sich langsam um und fixierte seinen Sohn Philip. „Ich versuche, ein bißchen vorauszudenken, Mister Killigrew, wenn’s recht ist. Und Plymmie ist noch nicht zurück. Oder ist sie das?“
„Nein, Sir.“
Aber auch diese Runde ging an die Junioren, denn Philip hatte kaum ausgesprochen, da stellte sich die Hundelady ein, schwanzwedelnd und offenbar guter Laune.
„Sie hat nichts entdeckt, Sir“, sagte Hasard junior mit einer gewissen Süffisanz in der Stimme und fügte an: „Wenn’s recht ist.“
„Beim nächstenmal“, sagte Vater Hasard so ein bißchen klirrend, „solltet ihr wohl besser beim Kutscher oder bei Mac in der Kombüse Gemüse putzen oder Töpfe schrubben oder Will Thorne beim Flicken von Segeln zur Hand gehen.“
„Aye, Sir, sehr gern“, erklärte Philip junior, „dann mußt du natürlich auf den Wauwau verzichten, mit dessen Verhaltensweise nur Hasard und ich vertraut sind – wenn’s recht ist!“
„Ah!“ sagte Vater Hasard. „Jetzt hab’ ich’s kapiert. Ihr hackt auf mir herum, weil ich eure Plymmie als Wauwau bezeichnet habe.
Stimmt’s?“
„Aye, Sir, stimmt“, erwiderte Hasard junior. „Und weil du ihr Flöhe ans Fell gejubelt hast.“
„Ich bitte um Entschuldigung“, sagte Vater Hasard, „wenn’s recht ist.“
„Aye, Sir, ist recht“, sagte Philip junior.
Und damit war diese Sache zwischen dem Vater und seinen beiden Söhnen entschieden. Aber Vater Hasard war sich darüber klar, daß ein unbedachtes Wort genügte, seine beiden Sprößlinge in eine Resistenz zu bringen, die einem weiß Gott die Schuhe ausziehen konnte.
Verdammt, verdammt, dachte er, da mußt du scharf aufpassen, Vater Hasard. Sie zeigen dir die Zähne – und nicht mal schlecht. Und da grinste er.
Und da sie ihren Vater genau im Visier hatten, grinsten sie ebenfalls.
Wie Verschwörer, diese drei, dachte Dan O’Flynn, und er ärgerte sich, daß er sie beneidete. Denn da war in seinem Kopf die Frage aufgetaucht, ob er auch einmal solche Söhne haben würde – straff und gerade, scharf im Verstand, zäh und unbeugsam, wenn es sein mußte, und von geschmeidiger Eleganz beim Rückzug mit dem Florett, mit dem die Franzosen fochten.
In seine Gedanken hinein sagte Hasard: „Wir gehen zum Lager vor, aber bleibt vorsichtig, Leute, und verteilt euch.“
So waren sie die erste Gruppe in dem verlassenen Lager, und während Don Juans und Ben Brightons Trupps herangerufen wurden, ließ Hasard bereits Gruben für die fünf Toten ausheben und die Gerätschaften einsammeln, die von den Niederländern zurückgelassen worden waren.
Batuti verfolgte inzwischen die Spuren der Kerle und stieß auf Don Juans Trupp, der dort verhielt, wo die entwurzelte Kokospalme lag. Aber der Kerl, den Don Juan und Gary Andrews dort während ihrer nächtlichen Aktion betäubt, gefesselt und hinter dem Stamm angebunden hatten, war verschwunden. Nur die gekappten Fesseln waren noch da, achtlos hingeworfen.
Na gut, diesen Burschen hatten die Kerle also entdeckt und befreit. Und dann waren sie weitermarschiert, nach Süden. Eine breitgetrampelte Spur im Sand zeigte die Marschrichtung. Batuti verfolgte sie nicht weiter, sondern kehrte mit Don Juans Trupp zum Lager zurück, wo auch bereits Ben Brightons Trupp eingetroffen war.
Es wurde allmählich heller.
Don Juan de Alcazar hatte sich in dem Lager umgeschaut. Nach dem nächtlichen Beschuß von seiner Schaluppe aus war er ja mit Gary Andrews an Land gepirscht, und sie waren beide unmittelbare Zeugen des Dramas geworden, als die Kerle bar jeder Vernunft aufeinander losgedroschen hatten. Jetzt stand er bei den fünf Toten und starrte auf sie hinunter.
„Das verstehe ich nicht“, murmelte er.
„Was meinst du?“ fragte Hasard.
Don Juan deutete auf die Toten. „Das sind fünf – aber es waren nur zwei, als die Prügelei vorbei war und Gary und ich zu unserer Schaluppe zurückkehrten.“ Er drehte sich zu Gary Andrews um, der gerade vier Äxte heranschleppte. „Wie viele Tote waren es, als wir uns absetzten, Gary?“
„Zwei“, erwiderte der hagere Mann und strich sich eine hellblonde Strähne aus der Stirn.
„Es sind fünf.“
Gary legte die Äxte zu den bereits eingesammelten anderen Werkzeugen und trat näher. „Fünf? Hm – drei mehr. Es waren drei Kerle von der Schaluppen-Crew, die an Land über ihren Kapitän herfielen und ihn zusammenschlugen.“
Don Juan kniff die Augen zusammen. „Du meinst, dieses Ungetüm von Kapitän hat sich an ihnen gerächt, als er wieder bei Besinnung war?“
„Genau das. Es würde zu seiner bisherigen Verhaltensweise passen. Er regiert seine Kerle mit eiserner Faust – das haben wir doch erlebt. Da kann er sich’s nicht bieten lassen, von seinen Kerlen angegriffen zu werden. Das wäre ein Zeichen von Schwäche.“
„Ich stimme Gary zu“, sagte Hasard, der aufmerksam zugehört hatte, „vorausgesetzt, es hat sich so abgespielt. Aber wenn dem so ist – und wir sollten das getrost unterstellen –, dann haben wir ein weiteres Mosaik im Charakterbild dieses Mannes. Er scheut sich nicht, drei seiner Männer zu töten – drei! –, um sein Prestige zu wahren. Dieser Kerl ist ein Ungeheuer. Das zu wissen, sollte uns veranlassen, noch vorsichtiger zu sein. Der Kerl geht über Leichen – auch über die seiner eigenen Männer.“
Don Juan nickte und sagte: „Wenn er sich so was leistet, ist zu vermuten, daß er auf die Anzahl seiner Kerle keine Rücksicht zu nehmen braucht. Er muß noch mehr unter seiner Befehlsgewalt haben als jene, die hier ihre Äxte schwangen oder die vier Schaluppen bemannten.“
Hasard starrte über das Wasser und sagte nachdenklich: „Sollen wir das noch packen? Unser Ziel ist China. Daß wir uns für die Spanier schlagen, ist sowieso absurd. Gut, wir haben die Kerle von hier vertrieben, vier Schaluppen stehen auf ihrer Verlustseite. Sollte das nicht reichen? Sind wir vielleicht die Büttel oder Handlanger oder Ausputzer für das mächtige Spanien, das alles an sich raffen muß, sich hier offenbar überfressen hat? Kann mir mal einer darauf eine Antwort geben?“
„Im Prinzip hast du recht“, sagte Don Juan zurückhaltend.
„Ah ja, und sonst?“
Don Juan deutete auf die gefällten Muskatnußbäume. „Dort liegt die Antwort. Es geht nicht darum, den Handlanger für das mächtige Spanien zu spielen – wie du es nanntest –, sondern darum, diesen Barbaren, von denen die Natur geschändet wurde, das Handwerk zu legen.“
„Daraus schließe ich, daß diese Aktion gegen die Holländer für dich noch nicht beendet ist“, sagte Hasard. „Richtig?“
„Stimmt.“
Und Ben Brighton sagte: „Wir haben noch nie halbe Sachen gemacht, sondern alles bis zum Ende durchgefochten.“
„In Ordnung, Ben“, entgegnete Hasard, „dann verrate mir mal, wo wir weiterfechten sollen. Mir ist nicht bekannt, wohin sich die Kerle abgesetzt haben. Schau dir mal das Kartenmaterial von Capitán de Figuiera an! Dieses riesige Gebiet mit allen seinen Inseln, Inselchen und Tausenden von Buchten! Ich weiß verdammt nicht, wo ich da mit dem Suchen anfangen soll. Ich weiß nur, daß ich dafür keine Zeit verplempern will – und eine solche Suche kann Monate dauern.“
„Monate?“ sagte Dan O’Flynn