Название | Seewölfe Paket 27 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399956 |
Langsam, in kurzen Schritten, rückte er zur Nagelbank des Großmastes vor, den rechten Arm mit dem Degen leicht angewinkelt, aber immer in Bewegung wie eine züngelnde Schlange. Und er grinste, als er sah, daß der Gegner schrittweise zurückwich.
Jetzt stand Marten de Groot neben der Nagelbank. Plötzlich hatte er wie durch Zauberei einen Belegnagel in der Linken und schleuderte ihn auf den Gegner.
Vorbei! Wieder war Hasard schneller gewesen – und er reagierte auf seine Art. Ein unheimlich scharfer Hieb mit der Flachklinge klatschte auf die Hand, die den Belegnagel geworfen hatte.
Der Schrat jaulte auf wie ein getretener Hund.
„Versuch’s ruhig noch mal!“ höhnte Hasard. „Aber dann hack’ ich dir die Hand ab, Holländer!“
Und dann griff er an – ein entfesselter Tiger.
4.
Es dauerte nur knappe fünf Minuten, da wußte Marten de Groot, daß sein Lebensfaden mit rapider Geschwindigkeit dünner wurde. Mit einem Bein stand er bereits in der Hölle, da machte er sich gar nichts vor. Für ihn war das Paradies nicht geöffnet.
Er sah aus wie Hackfleisch. Das Blut rann ihm aus unzähligen Wunden, seine Hand am Degen war glitschig – schlimmer noch, er brachte den Degen kaum noch hoch. Er war fertig.
Keuchend lehnte er schief am Schanzkleid und sah rote flirrende Kreise vor seinen Augen. Aus den Kreisen wurde die Spitze einer Degenklinge. Sie näherte sich, berührte sein Kinn, glitt etwas tiefer – und jetzt verharrte sie auf seiner Kehle.
Marten de Groot quollen die Augen aus den Höhlen, und er begann zu röcheln.
„N-nein – n-nicht“, flüsterte er.
„Wo ist euer Stützpunkt?“
Marten de Groot hob den Blick von der Klinge an seinem Hals und stierte in die blauen Augen seines Gegners, die eisig schimmerten. Das tiefbraune Gesicht mit der Diagonalnarbe war von erbarmungsloser Härte.
Der Tod wartete auf ihn.
„Saranganis“, flüsterte Marten de Groot, „Balut-Insel – Südküste …“
„Danke.“ Der Degen verschwand.
Marten de Groot sackte der Kopf nach vorn. Er war zu schwach, ihn noch länger aufrecht zu halten. Jemand nahm ihm den Degen aus der Hand. Er rutschte am Schanzkleid in sich zusammen.
„Wasser!“ befahl eine Stimme, die Stimme des Mannes mit den eisigen Augen.
Pützen klatschten ins Wasser. Sekunden später prallte es ihm ins Gesicht und deckte ihn ein, ein Schwall nach dem anderen. Er begann zu zittern. Dann hustete er und erbrach sich.
„Saut auch noch das Deck voll, dieser Käsefresser“, sagte grollend eine andere Stimme. „Los, spült ihn ab.“
Sie besorgten es ihm. Fast soff er in den klatschenden Wassergüssen ab, mit denen sie ihn überschütteten. Er schnappte nach Luft und rappelte sich wieder hoch. Schwankend stand er da.
„Genug“, sagte der Mann mit den eisigen Augen. „Bringt ihn in die Vorpiek zurück, Ed.“
„Aye, Sir. Soll sich der Kutscher um seine Blessuren kümmern?“
„Ich höre wohl nicht richtig, Mister Profos!“ wurde der Narbenmann angefahren. „Haben sich die Kerle um die Blessuren der Badjao gekümmert? Haben sie die Kinder und Frauen verschont?“
„Haben sie nicht, Sir“, erwiderte der Narbenmann, „bin ganz deiner Ansicht. Man kann’s auch übertreiben mit dem Samiterdienst!“
„Samariterdienst!“ korrigierte eine andere Stimme.
„Halt’s Maul, Kutscher“, sagte der Narbenmann freundlich, „Samiter ist die Kurzform von Samariter, das ‚ar‘ wie Arsch wird dabei eingespart, klar?“
„Könnten wir demnächst auch den Anker hieven?“ fragte der Mann mit den eisigen Augen.
„Aye, Sir, wird gleich besorgt.“ Der Narbenmann drehte sich zu Marten de Groot um. „Vorwärts, du Rübenschwein, oder soll dich Papa tragen?“
Marten de Groot schüttelte den Kopf und setzte sich in Marsch. Er ging wie ein alter Mann, und so fühlte er sich auch. Und ihm schwante, daß diese Kerle noch härter und schärfer waren als die Langäxte, mit denen er und die anderen die Muskatnußbäume gefällt hatten.
„Was passiert jetzt mit mir?“ fragte er den Narbenmann. Er sprach ein holperiges, etwas kehliges Englisch.
„Mit dir? Oh, wir kalfatern dir deinen Affenarsch und vernähen ihn mit ’ner Bootsmannsnaht, spleißen dir ein Fall durch die Nasenlöcher, das wieder an den Ohren rauskommt, und heißen dich zum Großtopp hoch, damit alle sehen können, was da für ein Blödmann hängt.“ Und der Narbenmann grinste freundlich – etwa so wie der Oberteufel.
„Vergeßt nicht, ihn zu fesseln!“ rief der Mann mit den eisigen Augen.
„Wer bin ich denn!“ entrüstete sich der Narbenmann und schob Marten de Groot durchs Schott im Vordeck.
Hasards Gesicht verlor die Härte, und er murmelte: „Ja, das war’s wohl.“
Ben Brighton und Don Juan blickten ihm entgegen, als er aufs Achterdeck enterte.
„Du wolltest ihn zerbrechen, nicht wahr?“ fragte Ben.
„Genau das. Was dagegen?“
Ben schüttelte den Kopf. „Es war richtig – und auch fair, gleiche Waffen, gleiche Chancen.“
„Ersteres stimmt, das andere nicht“, sagte Hasard. „Er hatte keine Chancen. Jeder von euch ist mit dem Degen besser als er. Erzähl mir also nichts von Fairneß. Aber als er vor den Toten ausspuckte – und dann vor mir –, ging mir der Gaul durch. Ich wollte ihn am Boden sehen – und wissen, wo ich mir die anderen Strolche holen kann, die eigentlichen Mörder und Schänder. Er war zwar nicht dabei, aber er gehört zu ihnen.“ Hasard wechselte den Blick zu Don Juan. „Siehst du, die Saranganis, wie du sagtest. Und wir wollten sie sowieso ansteuern. Aber so ist es mir lieber, wegen der Überraschung. Ihr Stützpunkt liegt also an der Südküste der Balut-Insel. Jetzt wäre wichtig, etwas über diesen Stützpunkt herauszubekommen. Ich meine, wir sollten uns ein Plätzchen an der Ostküste der Sarangani-Insel suchen und von dort aus erst mal die Lage peilen, bevor wir weiter darüber nachdenken, wie die Kerle zu packen sind. Sie haben die acht Badjao-Frauen. Ich möchte nicht, daß sie in die Kampfhandlungen verwickelt werden. Einverstanden mit meinem Vorschlag?“
Ben Brighton und Don Juan nickten.
„Ach ja.“ Hasard rieb sich die Nase und bedachte Don Juan mit einem etwas schillernden Blick. „Ob ich dich wohl noch um etwas bitten darf?“
„Natürlich.“
„Äh – könntest du noch einmal an Land setzen und unserem alten Freund erklären, daß wir jetzt wissen, wo wir die Kerle zu suchen haben? Ich meine, es ist besser, wenn er es erfährt.“
Don Juan seufzte mit Nachdruck. „So was von Fallensteller ist mir auch noch nicht begegnet. Bittest mich erst um etwas, wartest mein ‚natürlich‘ ab und haust mich dann in die Pfanne.“
„Nun ja“, sagte Hasard, „du bist eben unser Zeichensprachenkünstler, und da siehst du mal, wie wichtig es ist, fremde Sprachen zu lernen, nicht?“
„Oh, ich habe von Igna schon einen Satz gelernt“, sagte Don Juan erbittert.
„Igna?“
„So heißt unser