Название | Seewölfe Paket 27 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399956 |
Und Jung-Hasard flüsterte – es klang ziemlich spitz: „Du kannst dich auf Plymmie verlassen, Sir.“ Er betonte das Wörtchen „Plymmie“ und setzte es somit gegen das Wörtchen „Wauwau“.
Aber Vater Hasard sagte nur trocken: „Dann ist es ja gut.“
Da zogen sie noch einmal die jeweiligen Augenbrauen hoch, um ihre Mißbilligung auszudrücken, wandten sich um und setzten sich in Marsch, natürlich genauso auf leisen Sohlen wie Don Juans und Ben Brightons Mannen. Plymmie hatten sie wieder zwischen sich.
Die Wolfshündin schnürte los, teils die Nase am Boden, teils den Kopf erhoben und die Dreiecksohren steil aufgestellt. Geschickt umging dieses Trio Hindernisse wie die ausgreifenden Luftwurzeln der Mangroven, aber stets bewegten sie sich so, daß sie vor sich Deckungen hatten.
Hasard und sein Trupp folgten. Sie behielten Plymmie scharf im Auge. Einmal verharrte die Hündin. Aber sie blickte zurück, als prüfe sie, ob auch noch alle da seien. Sie wedelte ein bißchen mit dem Schwanz – und zog weiter. Hasard hatte den Eindruck, daß sie sich jetzt schneller voranbewegte, aber das mochte täuschen. Tatsächlich war es Plymmie, die einen auch für die Mannen gangbaren Weg durch das Gestrüpp des Strandgürtels fand.
Einmal sprang sie jäh vor – und Hasard sträubten sich die Haare in der Erwartung, den Schuß zu hören, der vielleicht einen seiner beiden Söhne traf und umriß. Und schon hatte er die Pistole im Anschlag.
Plymmie schnappte zu und beutelte etwas, das sie im Fang hatte.
O Heiland! Eine winzige Maus!
Batuti, dicht bei Hasard, grinste, aber das sah Hasard nicht.
„Scharf, eh?“ flüsterte er seinem Kapitän zu.
Der senkte die Waffe und stieß zischend die Luft aus. Er mußte sich gewaltig am Leibriemen reißen. Nervös war er, verdammt noch mal. Vielleicht hätte er doch nicht den Söhnchen die Spitze überlassen sollen …
Es ging schon weiter, bevor Hasard den Gedanken weiterspinnen konnte. Die Maus war davongeflogen und zwischen Wurzeln gelandet – ein ähnliches Schicksal erleidend wie die Ratten an Bord der „Santa Barbara“, die sie aus der Bilge verjagt hatten und unter denen Plymmie gewütet hatte.
Und das Lager rückte immer näher. Wenn überhaupt, dann mußte Plymmie hier und jetzt den Posten wittern.
Sie tat es nicht.
Sie setzte sich plötzlich quer auf den Hintern, beugte den Kopf nach rechts, hob den rechten Hinterlauf und bürstete sich hinter dem rechten Ohr. Sie tat es mit Genuß und sehr ausgiebig.
Hasard stierte und wälzte Zweifel, ob Plymmie bei der Sache war. Außerdem meinte er zu bemerken, daß die beiden Lümmel bis zu den Ohren grinsten. Die amüsierten sich über ihre Lady, der das Fell hinterm Ohr juckte. Ein verdammter Floh, oder was?
Plymmie beendete ihre interessante Tätigkeit, reckte den Kopf, gähnte – mein Gott, die gähnte! – und hoppelte weiter.
Doch dann wurde sie unruhig – und schneller. Hasard sah, wie ihr seine beiden Söhne ins Nackenhaar griffen und sie bremsten. Aber sie wollte weiter und rebellierte, bis Jung Hasard einen scharfen Zischlaut ausstieß. Da legte sie sich flach auf den Bauch, aber die Ohren gespitzt und den Kopf in eine bestimmte Richtung gewandt.
„Laß mich vor, Sir“, flüsterte Batuti am Ohr Hasards.
Hasard nickte stumm. Mit einem kurzen Blick zurück sah er, daß seine Mannen zu Salzsäulen erstarrt waren, zu geduckt lauernden Salzsäulen, die Musketen im Hüftanschlag.
Batuti passierte das Trio, glitt geschmeidig weiter und verschwand in dem graugrünen Dunkel der Blätter, Lianen und sonstigen Schlinggewächse, die hier wucherten. Auch das geschah lautlos. Ebenso war kaum bemerkbar, daß da und dort eine Bewegung in der Blätterwand entstand, die nur einen winzigen Lidschlag lang andauerte.
Sie warteten, gespannt wie die Sehnen von schußbereiten Bogen, alle Sinne dorthin konzentriert, wohin Batuti verschwunden war.
Seine Rückkehr war weniger lautlos. In der bisherigen Stille wirkte sie fast brutal. Er brach wie ein Büffel aus dem Dickicht.
„Das Lager ist geräumt!“ rief er.
Hasard richtete sich aus der geduckten Haltung auf, überrascht, verblüfft.
„Bist du sicher?“
„Aye, Sir.“ Das klang endgültig.
Hasard blieb mißtrauisch. „Keine Falle?“
Batuti schüttelte den Kopf. „Sie haben fünf Tote zurückgelassen.“
„Das besagt nichts.“
„Mag sein.“ Batutis Zähne leuchteten. „Aber da sind viele Spuren. Sie führen nach Süden. Außerdem“, Batutis Hand deutete auf Plymmie, „sie hat eine Witterung für Tote und Lebende. Sie wollte die Toten beschnüffeln. Bei Gefahr hätte sie sich anders verhalten.“
„Stimmt“, sagte Philip junior und drehte sich zu seinem Vater um. „Plymmie hatte das längst spitz.“ Und dann haute er mit dem Knüppel drauf und fügte hinzu: „Sogenannte Wauwaus hätten das wohl erst übermorgen bemerkt – oder gar nicht.“
Hasard entspannte sich und winkte ab. „Schon gut, schon gut, Plymmie ist kein Wauwau, in Ordnung. Aber sie hat Flöhe.“
„Hat sie nicht!“ fauchte Hasard junior. „Mich juckt’s auch manchmal hinterm Ohr, aber nicht, weil dort Flöhe sitzen.“ Er ruckte den Kopf zu Bruder Philip. „Oder hab’ ich Flöhe?“
Bruder Philip feixte bis zu den Ohren. „Sowenig wie der Kapitän der ‚Santa Barbara‘ – oder soviel! Weiß man’s? Er krabbelt sich auch hin und wieder hinterm Ohr, nicht?“
„Genau!“ tönte das Bruderherz Hasard. „Du sagst es …“
„Diskutieren wir hier über Flöhe?“ fuhr Vater Hasard dazwischen.
„Mit dem Thema hast du angefangen, Sir, nicht wahr?“ entgegnete Philip junior prompt. „Oder wie ist das?“
„Thema durch“, knurrte Vater Hasard. „Laßt Plymmie los. Ich möchte wissen, ob sie noch etwas entdeckt.“
„Such!“ rief Hasard junior. Sie entließen Plymmie mit einem Klaps auf die Schulter. Die Hündin schnürte davon.
Vater Hasard kratzte sich hinter dem Ohr, ziemlich nachdenklich. Und als ihm bewußt wurde, was er tat, ließ er die Hand hastig sinken. Vor ihm grinsten Batuti und die beiden Junioren, und als er sich umdrehte, war das bei seinem Haufen nicht anders. Die amüsierten sich auf seine Kosten. Weil er Flöhe hatte, nicht wahr? Aber, bei Gott, er hatte keine. Bande, verdammte!
Hasard räusperte sich und sagte: „Kann mir mal einer verraten, warum die Kerle abgezogen sind? Sie hätten uns hier eine schöne Falle stellen können, nicht wahr? Nehmen wir mal an, sie hätten es geschafft, uns nahezu lautlos abzuräumen. Dann wäre es ihnen auch nicht weiter schwergefallen, sich unsere Galeone und die beiden Schaluppen anzueignen. Warum haben sie das nicht getan?“
„Sie hatten die Schnauze voll“, sagte Dan O’Flynn, der Hasard am nächsten stand.
Hasard schüttelte den Kopf. „Das leuchtet mir nicht ein. Sie sind hier mit vier Schaluppen erschienen, haben also eine bestimmte Strecke auf dem Wasser zurückgelegt, und zwar von einem Stützpunkt aus, der wiederum auch nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist. Sie sind auf den Besitz von Schiffen angewiesen. Ohne Schiffe hätten sie hier festgesessen – und sie saßen ja fest.“
„Vielleicht haben sie einen Stützpunkt ganz unten im Süden dieser Küste“, sagte Dan O’Flynn. „Und dorthin schlagen sie sich jetzt durch. Bei ihren Rodungsunternehmen bezüglich der Muskatnußbäume hier oben war’s natürlich bequemer, mit Schaluppen heraufzusegeln, statt sich durch den Verhau des Urwalds zu quälen, wo sie sich