Название | Red House |
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Автор произведения | Andreas Bahlmann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862870752 |
Mit dem Klang der klassischen oder spanischen Gitarre mit ihren Nylon- oder Darmsaiten wurde ich nie so richtig warm, obwohl sie gut bespielbar sind. Endlich hielt ich also meine »Cimar«-Westerngitarre in meinen, für Gitarre ja eigentlich viel zu kleinen Händen, und ich übte und spielte eigentlich ständig auf ihr. Ich besorgte mir Liederbücher wie den »Student für Europa« und brachte mir damit Akkorde und Liedbegleitungen bei. Ich schaute viel den älteren Gitarrespielern auf die Finger und begriff nebenbei so auch, dass die Gitarre auch ein echter Türöffner zur Mädchenwelt war oder sein konnte, je nach Auswahl der vorgetragenen Lieder.
Natürlich spielte auch eine gewisse Vortragsvirtuosität eine Rolle. Minutenlanges, quälendes, verzweifeltes Suchen nach dem richtigen Akkordgriff oder falsche Töne beim Singen der Melodie waren mit Sicherheit eher ein Mädchen-Tür-Zuknaller.
Und es brachte ebenfalls auf keinen Fall den äußerst angenehmen, so manches Mal sehnlichst erwünschten, teilweise beabsichtigten oder zumindest erhofften Effekt, dass da mit verklärtem Blick, verträumt vor sich hinsummend, deine heimlich Angebetete, wie ein strahlender Engel der Liebe, inmitten einer um dich herumsitzenden Gruppe dahinschmolz, während du »Let it be« von den Beatles spielst und singst …
Dazu taugten die Lieder der Beatles wirklich beinahe konkurrenzlos gut. Schnulzen wie »Angie« von den Stones funktionierte auch ganz gut und der Lagerfeuer-Gitarren-Klassiker »House of the Rising Sun« sowieso.
Neben Beate, Elke, Regina, der sehr starken Marie-Louise und Kuschi gab es mittlerweile auch andere Mädchen, die ganz nett waren …
Auf Klassenfahrten, Jugendfahrten, in Zeltlagern mit Kindern und Jugendlichen aus der Gemeinde, auf späteren Ferien- und Urlaubsreisen, meine Gitarre begleitete mich überall hin und sie vermittelte mir gleichzeitig ein kaum zu erklärendes Gefühl der Vollständigkeit, Sicherheit und Geborgenheit. Ohne sie ging eigentlich gar nichts. Mein gesamtes Selbstbewusstsein war tief mit meiner Gitarre verbunden. Ich verabredete und traf mich oft mit Freunden oder auch lockeren Bekannten zum Musik machen. Ganze Nachmittage, manchmal bis tief in die Nacht hinein, verbrachte ich mit Gitarrespielen und dem Singen und Einüben von Liedern aller Art. Alles saugte ich in mich auf und auch etwas anderes wurde mir im Laufe der Zeit immer mehr bewusst, um Musik mit anderen Menschen zu machen, spielen Alter, Herkunft, Geschlecht usw. einfach keine große Rolle, eine tolle Erfahrung!
Später, als Jugendlicher oder junger Mann, finanzierte ich mir sogar Urlaube durch das Singen und Spielen auf Campingplätzen.
Zwischendurch hatte es auch immer mal wieder Begegnungen mit dem Schlagzeug gegeben, die erste mit etwa sieben oder acht Jahren.
Ein Bekannter meines Vaters, ein Tanzmusiker, hatte sein Schlagzeug eines Tages in unserem Badezimmer(!) aufgebaut, wahrscheinlich einfach so aus Spaß. Das Trommelvergnügen war allerdings buchstäblich schlagartig beendet, denn dieses, im gefliesten Badezimmer angeschlagene oder gespielte Schlagzeug entwickelte eine für Kinderohren wirklich gnadenlose Lautstärke und wirkte so eher abschreckend. Der Tanzmucker und mein Vater grinsten nur, aber ich erinnere mich noch sehr genau:
Dieses Instrument sah schon wirklich verdammt cool aus! …Blau glitzernd …
Das Schlagzeug als Instrument besitzt für mich eine hypnotische Faszination, es wirkt irgendwie unzähmbar, unbezwingbar und unspielbar, irgendwie verrückt. Man muss schon komplett einen an der Waffel haben, um sich das anzutun und dieses Instrument spielen zu lernen.
Man schafft sich Probleme, die man ohne das Schlagzeug einfach nicht hätte …
Es ist für mich, optisch betrachtet, das mit Abstand attraktivste Bühnen-Instrument und es geht eine unglaubliche Kraft von ihm aus, wenn man dieses Instrument zu seinem macht und es wirklich liebt.
Noch aber sollte dieser riesiggroße Platz in meinem Herzen, der wohl bereits damals schon fürs Schlagzeug reserviert war, leer und dunkel bleiben.
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