Das Erbe der Vogelmenschen. Federica de Cesco

sich sehen, ohne etwas zu erfahren. Und er begriff mit einer Art neidischem Staunen, dass sie viel besser wusste als er, was die Zukunft bringen würde. Kenan überlief eine Gänsehaut.

      »Wann sehe ich dich wieder?«

      Er sprach gegen ihre Kehle. Spürte er, wie ihr Herz klopfte? Doch, er musste es spüren. Leos Mundwinkel hoben sich leicht, deuteten ein Lächeln an.

      »Das kann ich dir nicht sagen. Aber bald.«

      Sie tauschten ihre E-Mail-Adressen. Dann küsste sie ihn noch einmal und ging die Stufen zum Eingang hinauf. Er stand auf der Straße, die Hände in den Hosentaschen, wippte leicht hin und her und sah ihr nach.

      Dass sie Kenan dieses Versprechen gegeben hatte, war für Leo etwas Ungewöhnliches. Sie war ein Mensch, bei dem jede wichtige Handlung und jeder wichtige Gedanke das Echo von anderen waren. Nichts konnte nur ein einziges Mal geschehen, alles wiederholte sich. Diese Erkenntnis, die sie gerade gewonnen hatte, machte sie froh.

      Bevor sich die Glastüren vor ihr teilten, hob Kenan leicht die Hand. Sie schaute zu ihm zurück, lächelte ein letztes Mal und drehte ihm dann den Rücken zu.