Название | Unbändig berührt |
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Автор произведения | Jessica Martin |
Жанр | Языкознание |
Серия | Berührt |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958238527 |
»Wenn ich wieder fit genug bin, revanchiere ich mich.«
Er sah über seine Schulter zu Marek, der am Türrahmen lehnte und kaum noch die Augen aufhalten konnte. »Ist doch keine große Sache. Ich hätte nicht ruhig schlafen können, ohne zu wissen, ob du in Ordnung bist.«
»Du kennst mich doch gar nicht.«
Er zuckte mit den Schultern, denn er hätte für so ziemlich jeden anderen das Gleiche getan. Ganz der verweichlichte Samariter, der er laut seiner Ex schon immer war und immer sein würde. Früher hatte sie es zuvorkommend genannt und vor ihren Freundinnen damit geprahlt, wie aufmerksam er war. Achtzehn Jahre später störte es sie plötzlich so sehr, dass sie es nicht mehr ertrug, mit einem übersensiblen Klammeraffen verheiratet zu sein, sondern ihre Freiheit brauchte.
»Hey, alles klar?«
Jonas zuckte zusammen, denn er hatte nicht erwartet, dass sein Nachbar ihn so genau beobachten würde, und angesichts des besorgten und dennoch irgendwie unnachgiebigen Tonfalls musste er schlucken. »Ja. Sicher.« Er rang sich ein Lächeln ab und griff nach den Topfhenkeln, um sich irgendwo festzuhalten. »Ruh dich gut aus. Ich hatte dir meine Handynummer aufgeschrieben. Ruf gern an, wenn ich noch irgendwas für dich tun kann. Was vom Einkaufen mitbringen oder Nachschub aus der Apotheke holen.«
»Mein bester Freund kommt morgen vorbei, aber danke.«
»Okay. Na, mein Angebot steht. Falls deinem Freund was dazwischenkommt.« Er war sich nicht sicher, warum er gerade irritiert war, denn es sollte ihn eigentlich beruhigen, dass Marek schließlich doch jemanden hatte, der sich um ihn kümmern konnte.
Sein Nachbar lächelte und das seltsame Gefühl in Jonas' Bauch war wie weggeblasen. Als Marek im nächsten Moment gähnte und den Kopf gegen den Türrahmen lehnte, schaltete er sofort.
»Dann mal ab ins Bett mit dir. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen.«
»Ja«, seufzte er. »Aber ich glaub, ich wechsle auf die Couch rüber. Mir tut schon alles weh vom Liegen.«
»Gute Idee. Viel trinken, nicht vergessen«, empfahl Jonas, bevor ihm einfiel, dass er wohl wieder zu aufdringlich war. Marek war erwachsen und brauchte keinen überfürsorglichen Nachbarn mit Helfersyndrom, der sich ständig selbst einlud und dann auch noch ungefragt Ratschläge erteilte. »Okay, ich bin dann mal weg.«
»Danke für deine Hilfe, Jonas.« In Mareks Stimme schwang ehrliche Dankbarkeit mit, die Jonas das Gefühl gab, vielleicht doch nicht ganz so unwillkommen zu sein.
»Gern geschehen.« Er ging lieber, solange sein Nachbar noch einen positiven Eindruck von ihm hatte. »Gute Besserung noch.«
»Danke schön. Die Suppe hilft garantiert dabei.«
Jonas erwiderte Mareks aufrichtiges Lächeln. »Wir sehen uns.«
Sein Nachbar hielt die Wohnungstür auf und nickte ihm noch mal freundlich zu, als Jonas im Hausflur stand. »Bis dann.«
»Bis bald.«
Als er in seine Wohnung kam, war es wie so oft viel zu still, aber heute fühlte es sich nicht so beklemmend an, allein zu sein, sondern mehr nach... Freiheit.
Anja und er waren ein tolles Team gewesen – zumindest bis sie es nicht mehr gewesen waren. Sie hatten gut zueinander gepasst und zusammen eine wundervolle Tochter großgezogen, aber irgendwann hatten sie sich wohl in der Routine des Alltags verloren. Sie hatten die Wünsche und Harmonie als Familie zu lange über ihre individuellen Bedürfnisse gestellt und waren zwangsläufig enttäuscht worden. Daraus konnte er Anja genauso wenig einen Vorwurf machen wie sie ihm. Sie hatte es nur eher erkannt als er und den Mut gehabt, die Konsequenzen zu ziehen.
Aber so langsam fing Jonas an, wieder zu spüren, wer er war. Was er brauchte und was ihn glücklich machte. Früher hatte er es gewusst und gedacht, es von Anja zu bekommen. Nur hatte er es ihr nicht gesagt, daher hatte wiederum sie es nicht gewusst und es ihm auch nicht geben können. Obwohl er sich nicht sicher war, ob sie eine solche Beziehung gewollt hätte.
Dennoch bereute er die Ehe nicht. Sie hatten so viele schöne Jahre zusammen gehabt und natürlich hatten sie Thea. Seine Tochter war sein Ein und Alles und kam für ihn an absolut erster Stelle, auch wenn sie in ein paar Jahren selbst erwachsen sein würde.
Vermutlich war genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um ab und an ein wenig egoistisch zu sein und sich selbst wiederzufinden.
Kapitel 4
Marek
»Alter, siehst du scheiße aus!« Mitleidig lachend schloss sein bester Freund die Tür hinter sich und musterte ihn von oben bis unten, bevor er die Nase rümpfte. »Wann hast du das letzte Mal geduscht, sag mal?«
»Donnerstag?«, überlegte Marek laut, konnte sich aber nicht wirklich daran erinnern. Es konnte auch Mittwochabend gewesen sein.
Frank schüttelte den Kopf. »Heute ist Sonntag. Hast du Fieber?«
»Grad eben nicht. Hab vorhin eine Tablette genommen, nachdem es heute Vormittag immer schlimmer wurde«, antwortete er und war froh, dass es ein Kombipräparat auch gegen Schmerzen gewesen war, denn sein Hals brachte ihn immer noch um.
Frank schürzte die Lippen und der Dom in ihm blitzte hervor. »Dann geh jetzt duschen. Mit Fieber ist das echt unangenehm, also nutz die Gelegenheit. Ich mach uns derweil Kaffee.«
»Keinen Kaffee«, protestierte Marek, denn das hatte er heute früh schon probiert und es war nicht so gut ausgegangen. »Aber du kannst mir einen Tee machen.«
Der ungläubige Blick seines Freundes war herrlich. Oder er wäre es gewesen, wenn es ihm nicht immer noch so beschissen gegangen wäre. »Tee? Du stirbst ja wirklich.«
»Arsch«, knurrte er und machte sich auf den Weg ins Bad.
Frank lachte jedoch nur. Marek schloss die Tür hinter sich und schälte sich aus seinem Bademantel und dem Schlafzeug. Die Dusche war herrlich, aber lange konnte er das heiße Wasser nicht genießen, denn sein Kreislauf war immer noch im Keller.
Eingewickelt in zwei flauschige Handtücher direkt aus dem Trockner schleppte er sich leicht fröstelnd in sein Schlafzimmer und seufzte angesichts der Schmutzwäsche auf dem Boden. Wenn er gewusst hätte, dass aus dem kleinen Kribbeln in der Nase binnen weniger Stunden eine ausgewachsene Grippe werden würde, hätte er die Wäsche am Donnerstag noch erledigt.
Immerhin fand er frische Unterwäsche, einen Kapuzenpullover sowie eine noch halbwegs saubere Jogginghose und ging anschließend ins Wohnzimmer zurück. Bei Franks Anblick musste er unweigerlich lachen.
Ganz Dom hatte er das Zepter an sich gerissen. Auch wenn Marek das sonst kaltließ, musste er zugeben, dass ihm Franks Bedürfnis, die Kontrolle zu übernehmen, jetzt mehr als entgegenkam. Frank hatte alle Fenster aufgerissen, bereits den Tisch abgeräumt und sammelte gerade benutzte Taschentücher in eine Plastiktüte, wobei er ein Paar Einmalhandschuhe sowie einen Mundschutz trug.
»Hat Noah dich dazu gezwungen?«, fragte Marek amüsiert und deutete auf die Schutzausrüstung.
Frank verdrehte die Augen, nickte aber. »Sonst lässt er mich zu Hause nicht mehr rein. Und ich muss mich desinfizieren, bevor ich wieder ins Auto steige. Ich wette, er hat die Flasche mit dem Desinfektionsmittel abgewogen, um zu überprüfen, ob ich es auch wirklich benutzt habe.«
»Paranoider Hypochonder.« Schwerfällig ließ Marek sich aufs Sofa fallen. »Danke fürs Aufräumen.«
»Kein Ding, auch wenn du offenbar immerhin in der Lage warst zu kochen.«
Blinzelnd schüttelte er den Kopf. »Ich hab nicht gekocht.«
Frank zog die Augenbrauen hoch. »Da steht ein halb voller Topf Suppe auf deinem Herd.«
»Oh. Die ist von Jonas.«
»Wer ist denn Jonas?«
»Mein