Halbzeitpause. Ben Redelings

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Название Halbzeitpause
Автор произведения Ben Redelings
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783895338052



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Fahne sei aufgetaucht – in einem Teich in Bochum.« +++ Schalker Dachverband: »Wenn das die Bochumer waren, zieh ich meinen Hut vor denen. Sie mögen uns nicht, sie mögen euch nicht und wären am Ende der lachende Dritte.« +++ Anonym: »Die Fahne dient zu vorgerückter Stunde als ›Tresenbedeckung‹ in einer Schalker Kneipe – Dies wurde uns gestern und heute noch einmal von einem Augenzeugen bestätigt. Name und Ort der Kneipe auf Anfrage …« +++ Nordmann: »Ojeee … es nimmt kein Ende. Und morgen liegt das Teil in der Korova-Milchbar.« +++ Norbert Dickel: »Und wenn schon … Das Ding war eh affig. Hoffentlich wollen die Unaussprechlichen jetzt nicht noch ‘ne Entsorgungsgebühr …«

      P.S.: Auch im Jahre 2010 fahndete die »Soko Fahne« um Stadionsprecher Norbert Dickel immer noch ergebnislos nach dem 60 Meter langen Transparent!

      Stadiongeschichten kurz notiert

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      Das Westfalenstadion in Dortmund war ein echtes Schnäppchen. Da sich der Rat und die Verwaltung der Stadt für den Bau eines Palettenstadions in Fertigbauweise entschieden hatten, soll es lediglich 31,7 Mio. DM gekostet haben. Zur Saison 1974/75 zog Borussia Dortmund aus der legendären Spielstätte Rote Erde in das neu errichtete Westfalenstadion um. Doch das erste Bundesligaspiel fand am 2. April 1976 ohne BVB-Beteiligung statt. Weil zur damaligen Zeit in Bochum das Stadion an der Castroper Straße zum Ruhrstadion umgebaut wurde, trug der VfL seine Spiele im Herner Stadion Schloss Strünkede aus. Doch die Partie im April 1976 zwischen dem VfL Bochum und dem FC Schalke 04 fand aus Kapazitäts- und Sicherheitsaspekten im Westfalenstadion statt. Und so wurde mit Erwin Kremers ein Schalker der erste Torschütze in einem Bundesligaspiel im Dortmunder Westfalenstadion. Die Begegnung endete übrigens mit einem 4:1-Sieg für den S04. Also wahrlich kein schöner Auftakt für die neue Spielstätte der Schwarz-Gelben.

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      Es gibt Fragen, die stellt man sich nur einmal im Leben. Zum Beispiel, wie Vereine die genaue Zuschauerzahl ihres Stadions ermitteln? Wie das geht, machte der FC Schalke 04 im September 1963 auf eine etwas eigenwillige Art und Weise vor. Es galt das Prinzip »try and error«. Nachdem beim Spiel des S04 gegen Borussia Dortmund 34.000 Karten verkauft worden waren, wollte Schatzmeister Hans Asbeck für die folgende Partie gegen den Hamburger SV 40.000 Tickets drucken lassen. Man habe schließlich festgestellt, so Asbeck, dass die »Glückauf«-Kampfbahn tatsächlich 40.000 Zuschauer fasse. Na, dann!

      Englische Knochenbrecher: Soccer’s Hard Men

      Paul Gascoigne schildert in seinem Buch »Gazza« die erste Begegnung mit Englands härtestem Mann aller Zeiten, dem Verteidiger Vinnie Jones. Im Februar 1988 spielte Gazza mit Newcastle United in Wimbledon und bereits vor der Partie verfolgten ihn nicht nur die Fotografen, sondern auch die Augen des beinharten Kloppers. Gascoigne erinnert sich: »Er wirkte riesig groß. Vor Spielen bin ich immer nervös und überdreht, aber diesmal ging es mir körperlich schlecht. Unmittelbar nach dem Anstoß sagte er: ›Ich bin Vinnie Jones. Ich bin ein verdammter Outlaw. Heute gibt es nur mich und dich, du Fettsack, nur dich und mich …‹« Gascoigne wusste, Jones meinte, was er sagte. Und gleich bei der ersten Ballberührung kam der Verteidiger angerauscht und senste den Mittelfeldspieler von Newcastle um. Als Jones etwas später weiter vorne einen Einwurf ausführen sollte, rannte er zuvor extra noch einmal zu Gascoigne und sagte mit rauer Stimme: »Ich muss vor, einen Einwurf machen, aber ich bin gleich wieder da, Arschloch.«

      Und dann lieferten die beiden Engländer die Vorlage für eines der bekanntesten Fußballfotos der Welt. Gascoigne muss bei der Erinnerung an diese Szene schmunzeln: »Bei einem Freistoß stand Vinnie direkt vor mir und wartete. Plötzlich fasste er nach hinten und packte mich an den Eiern. Ich schrie vor Schmerzen. Ich dachte, niemand hätte gesehen, was passiert war, weil wir mit der Ausführung des Freistoßes zu tun hatten, aber ein Fotograf machte ein Bild von der Szene. Jemand muss ein Vermögen damit verdient haben, und mir und Vinnie hat es am Ende auch nicht geschadet.«

      1992 erschien eine VHS-Kassette mit dem Titel »Soccer’s Hard Men«. Darin zu sehen waren die härtesten Fouls der Fußballgeschichte von Knochenbrechern wie Graeme Souness, Billy Bremner und natürlich Vinnie Jones. Der Vorstand seines damaligen Klubs FC Wimbledon distanzierte sich ausdrücklich von der »Crazy Gang« und hatte für Vinnie Jones keine wirklich netten Worte übrig: »Er hat das Gehirn einer Mücke.«

      Roy Keane stand den harten Jungs in nichts nach. Der ehemalige Kapitän von Manchester United wurde in der Saison 1997/98 von Manchester Citys Alf-Inge Håland einer vorgetäuschten Verletzung bezichtigt, obwohl er sich das Kreuzband gerissen hatte und damit für viele Wochen außer Gefecht gesetzt war. Das hatte der englische Nationalspieler auch drei Jahre später nicht vergessen. Wie Keane in seiner Autobiografie zugab, foulte er Håland beim nächsten Zusammentreffen der beiden Spieler absichtlich so schwer, dass der Norweger seine Karriere beenden musste. Das Foul des Engländers zählt zu den ekelhaftesten der Fußballgeschichte – und wäre sogar bei Vinnie Jones ganz oben auf der persönlichen Hitliste gelandet.

      Die Karriere des Jens Lehmann ist vorbei: »Jetzt gehe ich nach Hause!«

      Jens Lehmann legte in seinen letzten Spielzeiten als Keeper des VfB Stuttgart die Messlatte für kommende Torwart-Generationen noch einmal sehr hoch. Vom Unterhaltungswert her wird der ehemalige Nationalkeeper so schnell wohl nicht zu übertreffen sein.

      Gegenspielern auf die Füße steigen, Anhängern die Brille klauen, sich mit Balljungen anlegen, Schuhe wegschmeißen, Fans den Stinkefinger zeigen und Geschäfte hinter der Werbebande erledigen – alles in einem Jahr und alles hoch emotional im bewährten, sachlichen Lehmann-Stil. Seit der Torwart 1987 von Schwarz-Weiß Essen zum FC Schalke 04 wechselte, erlebte er eine Karriere auf Starkstrombasis.

      Einer seiner ersten Trainer im Profibereich, Peter Neururer, sagte einmal über den jungen Lehmann: »In Freundschaftsspielen konntest du den nicht einsetzen.« Da war das Nachwuchstalent gerade bei einem Hallenturnier dem Zweitligatorjäger Michael Tönnies aus Duisburg mit gestrecktem Bein gegen das Knie gesprungen. Hastig versuchte Lehmann sich zu entschuldigen: »Ich will doch niemanden umhauen oder gar verletzen.« Doch Tönnies verweigerte immer noch geschockt und kopfschüttelnd die ausgestreckte Hand.

      Etwa zur gleichen Zeit soll sich der fidele Lehmann in einem Trainingslager in Florida des Nachts im jugendlichen Übermut aus seinem Zimmer des Hotelhochhauses abgeseilt haben. Leider reichte das gespannte Tuch nicht ganz nach unten. Auf halber Strecke endete das Abenteuer auf dem Balkon des ob des überraschenden Besuchs erfreut grinsenden Trainers Peter Neururer, wie dieser einmal an einem launigen Abend aus dem Nähkästchen plauderte.

      Doch auf den Keeper lässt der Marler Fußballlehrer nichts kommen. Als sich Lehmann am Ende der Spielzeit 2009/10 offiziell verabschiedete, erzählte Neururer eine fast unglaubliche Geschichte: »Kein Witz. Jens Lehmann ist der Lebensretter meines Sohnes! Zur Saison-Eröffnungsfeier war ein Podest vor dem Stadion aufgebaut, von dem mein kleiner Sohn runtergefallen ist. Unten stand Jens und hat ihn aufgefangen. Von da an war er meine Nummer 1.«

      Eigentlich kommt Jens Lehmann also mit Kindern sehr gut aus. Und die Geschichte mit dem betrügerischen Balljungen ist ja mittlerweile auch vom Tisch. Man hat sich vertragen. Doch das Zitat dieses Tages wird bleiben. Lehmanns gesellschaftspolitischer Rundumschlag ist zudem ein schönes Schlusswort am Ende einer langen Karriere: »Jetzt gehe ich nach Hause und muss meine Kinder erziehen, damit wenigstens die korrekt werden!«

      Reporter

      »Dressel, die Bochumer Chef-Schwalbe.« Jörg Dahlmann

      »Betriebsversammlung.« Markus Höhner zum Spiel Bayer Uerdingen gegen Bayer Leverkusen

      »Wenn Sie jemandem einen Streich spielen wollen, schenken Sie ihm eine Dauerkarte fürs Weserstadion.« Jörg Wontorra nach einem 0:0

      »Das war’s für mich. Ich hab’ geschrien, ich