So lacht die Welt. Felix Dvorak

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Название So lacht die Welt
Автор произведения Felix Dvorak
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783903217638



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dem anderen. Denn Humor sitzt im Kopf und nicht im Herzen. Dummköpfe haben keinen Humor.

      Von alten und neuen Witzen

      Ich bin weit herumgekommen in der Welt und habe da und dort mein Publikum unterhalten. Dabei interessierte mich immer, was die Menschen zum Lachen bringt. Ich habe versucht, fremden Humor zu verstehen. Ich habe neue Witze gesammelt und sie in meiner fünfzehn Jahre laufenden überregionalen Radiosendung »Humor kennt keine Grenzen« wieder vors Publikum gebracht.

      Im Grunde habe ich dabei keine neuen Witze vorgetragen, denn es gibt keine neuen Witze. Es heißt ja, mit dem ersten Witz hat Kain den Abel erschlagen. Die neuen Witze sind nur alte, die durch Umfeld und Lokalkolorit umgefärbt wurden.

      In diesem Buch finden Sie unter der Prämisse der vorher von mir angeführten Wahrheiten Witze von Afrika bis Zypern. Ich hoffe, Sie haben Freude damit.

       Afrika

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      Humor ist in Afrika angesichts der widrigen Umstände, unter denen die Schwarzafrikaner existieren müssen, eine Überlebensstrategie.

      In Mogadischu trifft Nuruddin einen anderen Somalier und fragt ihn: »Wie geht es dir heute?«

      Und bekommt die Antwort: »Es geht mir ausgezeichnet! Auf alle Fälle wesentlich besser als morgen!«

      Am Tanganjikasee im Kongo sitzt Guylan Mavulo und flickt sein Fischernetz. Da sieht er im Wasser einen Mann wild gestikulieren. Er achtet nicht auf ihn. Doch dann hört er den Mann schreien: »Hilfe! Hilfe! Ich kann nicht schwimmen!«

      Mavulo schreit unwillig zurück: »Na und?! Ich kann auch nicht schwimmen. Schrei ich deshalb?!«

      Ein Massai-Dorf in der kenianischen Masai Mara. Ein Bauer kommt klagend zum Dorfältesten: »Meine Kuh ist krank!«

      »Mhm.«

      »Deine Kuh war doch auch vor Kurzem krank.«

      »Ja, ja.«

      »Und was hast du dagegen gemacht?«

      »Ich hab ihr Petroleum ins Wasser gegeben.«

      Der Bauer bedankt sich und geht. Zwei Tage später kommt er wieder: »Was hast du gesagt? Meine Kuh ist an deinem verfluchten Petroleum eingegangen!«

      »Meine auch!«

      Der Reiseführer geleitet die Fotosafarigruppe durch den unwegsamen Urwald. Plötzlich beginnen ringsum die Trommeln zu dröhnen. Erkundigt sich ein Expeditionsteilnehmer: »Was ist das? Sind wir in Gefahr?!«

      »Aber wo! Das ist das Signal für die Frauen der Buschmänner: »Kleider runter, Preise rauf! Touristen kommen!«

      Ein junger europäischer Pater macht als Entwicklungshelfer in einem primitiven Zulu-Kraal seine Runde. Er bleibt am Bett eines jungen Schwarzen stehen und sagt freundlich: »Du sein nicht traurig … Du müssen wissen … die weiße Medizinmann dir wird helfen … Du nur warten, bis er kommt.«

      Der Kranke antwortet: »Danke. Das ist sehr nett von Ihnen. Das wird schon. Nächste Woche muss ich wieder meinen Dienst machen als Dozent an der Charité in Berlin!«

      Eine Chartermaschine stürzt südlich der Sahara ab. Der einzige Überlebende ist der berühmte Violinvirtuose Todor Mandelbaum. Durstig und verzweifelt schleppt er sich, seine Amati fest umklammernd, durch die Savanne. Plötzlich umringen ihn einige Löwen. Da nimmt er seine Geige und beginnt zu spielen. Während er sein Standardprogramm von Pablo de Sarasate bis Max Bruch abzieht, setzen sich die Löwen im Kreis um ihn und lauschen friedlich schnurrend den berühmten Weisen. Plötzlich taucht ein räudiger alter Löwe auf, fällt sofort über den Virtuosen her und frisst ihn auf.

      Sagt der eine Löwe zum andern: »Ich habe gewusst, wenn der terrische alte Trottel kommt, ist es aus mit dem Konzert!«

      Mitten im Busch steht dem Missionar plötzlich ein riesiger Löwe gegenüber. Der Geistliche fällt auf die Knie und betet: »Lieber Gott, gib dieser Bestie christliche Gefühle!«

      Da sieht der Löwe gegen Himmel und brummt: »Herr, segne die Nahrung, die ich jetzt zu mir nehmen werde!«

       Arabien

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      Es heißt allgemein, dass Muslime keinen Humor besitzen. Das ist völlig falsch. Die arabische Satire versucht sich in letzter Zeit in lustiger Islamkritik. Der mittlerweile in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrika bestens ausgebaute Internetzugang bietet die Möglichkeit, im Netz seine Spuren zu verwischen. Dies wird zur Verbreitung der besten Allah-Witze weidlich ausgenützt – bis hin zur Verhöhnung der islamischen Geistlichkeit. Aber auch der Witz über das Alltagsleben hat eine große Anhängerschaft.

      Ein Landarbeiter fiel beim Dattelpflücken von einer Palme und tötete dadurch einen unter der Palme Stehenden. Die Witwe des Opfers ging zum Kadi und forderte, auf muslimisches Recht pochend, das Leben des Landarbeiters. Einen finanziellen Ausgleich lehnte sie ab. Der Kadi sagte: »Das Gesetz sieht dafür keine Todesstrafe vor. Aber ich verfüge, er soll sterben wie dein Mann. Du steigst auf die Palme und lässt dich so oft auf ihn fallen, bis er tot ist!«

      Da willigte die Witwe in einen finanziellen Ausgleich ein.

      Abdallah steht vor dem Kadi. Dieser ist erzürnt: »Abdallah, ich sage dir, ich habe hier zwei Zeugen, die gesehen haben, wie du das Lamm aus dem Stall entführt hast!«

      »Hoher Herr, das heißt gar nichts. Ich kann Ihnen hundert Zeugen bringen, die es nicht gesehen haben!«

      Badr ist zu Geld gekommen und sucht nun eine Frau. So wendet er sich an das Heiratsvermittlungsinstitut Saeada in Kairo. Der Heiratsvermittler macht bald einen Termin im Haus von Kamal, der seine Tochter unter die Haube bringen möchte. Kamal hat seine nicht sehr attraktive Tochter schminken und schmücken lassen. So sitzt nun die Familie Kamal um den festlich gedeckten Tisch, der sich unter außergewöhnlichen Köstlichkeiten biegt. Badr isst und isst und isst, bis der Vermittler leise zu ihm sagt: »Iss nicht so viel. Wie sieht denn das aus?«

      »Ist mir doch egal. Ich nehm sie ja nicht.«

      Faisal ist ein gläubiger Moslem. So zeigt er auf den Spruch »Allah segne, die sich früh erheben« und spricht zum Mullah: »Der Spruch ist ein Unsinn! Ich bin vor Tagesanbruch aufgestanden, um hier zu beten. Aber Wegelagerer überfielen mich und raubten mir mein ganzes Geld!«

      Da spricht der Gelehrte: »Die Räuber waren offenbar noch früher auf den Beinen!«

      Im Wartezimmer des berühmten Arztes Ahmad al-Hakim sitzen zwei Patienten. Fragt der eine: »Na, Mohammad, geht es dir wieder gut?«

      »Gut nicht, aber etwas besser.«

      »Na, das ist doch gut, dass es dir schon besser geht.«

      »Ja, das ist schon gut. Aber besser wäre es, wenn es mir gut ginge!«

      Der Emir möchte Golfspielen lernen. Nach einer Woche Üben sagt der Trainer ganz unterwürfig und liebevoll: »Hoheit, Sie machen alles glänzend! Sie sind ein richtiges Naturtalent! Nur, wenn ich das sagen darf – einen kleinen Fehler begehen Sie noch: Sie stehen nach dem Abschlag zu nahe am Golfball!«

      Im Ägyptischen Museum in Kairo befindet sich eine Tafel aus dem Mittleren Reich des Königs Mentuhotep II. (2061 bis 2010 vor Christus). Wenn man sich die Hieroglyphen übersetzen lässt, erfährt man: »Wir leben in einem lügenhaften, sehr heruntergekommenen Zeitalter. Die heutige Jugend zeigt kaum noch Respekt vor den Eltern. Sie ist von Grund auf verdorben, voller Ungeduld und ohne jede Selbstbeherrschung.«

      Der fromme Muslim El Hadji liegt im Sterben. Seine Familie steht an seinem Bett, da schlägt El Hadji die