Die Klinik am See Staffel 2 – Arztroman. Britta Winckler

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Название Die Klinik am See Staffel 2 – Arztroman
Автор произведения Britta Winckler
Жанр Языкознание
Серия Die Klinik am See Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939724



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ich mit Ihnen reden will.«

      »Ich nehme an, über Ihre Frau«, gab Dr. Lindau zurück.

      »Nein, zum Donnerwetter«, fuhr der Bürgermeister auf. »Über das Land da unten am See will ich mit Ihnen reden«, fuhr er fort. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«

      »Wobei?« tat Dr. Lindau unwissend.

      »Das fragen Sie noch?« Zornig blitzte es in den Augen des ersten Repräsentanten von Auefelden auf. »Haben wir es nicht Ihnen zu verdanken, daß Herr Strasser vom Ankauf des Geländes zurückgetreten ist? Sie haben ihm doch wegen des geplanten Feriencenters, das unserem Ort unbestreitbar wirtschaftliche Vorteile gebracht hätte, zugesetzt?«

      »Hat Herr Strasser das etwa behauptet?« wollte Dr. Lindau wissen.

      »Das zwar nicht, aber ich bin sicher, daß Sie dahinter stecken«, fauchte der Bürgermeister.

      Dr. Lindau straffte sich. »Herr Bürgermeister…«, sein Ton wurde energisch, »… überlegen Sie gut, was Sie sagen. Ihre Vorwürfe sind haltlos, denn ich habe Herrn Strasser nicht zugesetzt, wie Sie sich auszudrücken belieben. Ich habe ihn lediglich – und das schon vor zwei Tagen – auf die Nachteile für die Klinik hingewiesen. Zu meiner Genugtuung muß ich anerkennen, daß Herr Strasser vernünftiger ist, als es manche andere sind.«

      »Wollen Sie sagen, daß ich unvernünftig bin?« brauste der Bürgermeister auf. »Ich habe nur das Wohl von Auefelden im Sinn.«

      »Das glaube ich Ihnen sogar«, entgegnete Dr. Lindau ungerührt. »Versuchen Sie aber auch, mir zu glauben, daß ich einzig und allein das Wohl und die Ruhe der Klinik und der darin liegenden Kranken gewährleistet haben will. Denken Sie einmal an Ihre Frau«, fuhr er in nun fast beschwörendem Ton fort. »Was glauben Sie, wie sich die Unruhe und der Lärm eines neben der Klinik befindlichen Feriencenters auf ihre Gesundheit beziehungsweise auf den Heilungsprozeß auswirken würde. Negativ in jedem Fall.« Natürlich war das in diesem Fall doch ein wenig übertrieben, aber Dr. Lindau wollte ja den Bürgermeister nur zu überzeugen versuchen, daß Ruhe und Frieden nun einmal zu einer Klinik gehörten.

      Wie es schien, beeindruckten die Worte des Chefarztes den Bürgermeister doch ein wenig. Er wurde nachdenklich, obwohl sein Ärger immer noch die Oberhand hatte. »Trotzdem kann ich Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, daß durch Ihre Schuld der Gemeinde Auefelden…«

      »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Herr Hofstätter«, fiel Dr. Lindau dem Bürgermeister energisch ins Wort. »Denken Sie einmal in Ruhe über alles nach! Mich entschuldigen Sie jetzt aber!« Er murmelte einen Gruß und ließ den ersten Bürger von Auefelden einfach stehen.

      Verdutzt sah er dem Chefarzt nach, der die Klinik verließ und draußen seinen Wagen bestieg. »Der ist ja ein noch härterer Brocken, als ich es bin«, brummte er und strebte dem Klinikausgang zu.

      *

      Es war wirklich erstaunlich, wie rasch sich die Neuigkeit innerhalb der Klinik verbreitete. Einer sagte es dem anderen, und schließlich wußten es alle – es würde kein Feriencenter neben der Klinik geben. Allgemeine Erleichterung machte sich breit.

      Lediglich Dr. Bernau, der schon vor Stunden den Abenddienst übernommen hatte, wurde ein wenig nachdenklich, denn diese Neuigkeit bedeutete für ihn, daß Vera, die er in diesen wenigen Tagen wirklich irgendwie in sein Herz geschlossen hatte, ganz sicher ihre Vermessungsarbeit beendete. Das bedeutete, daß sie wahrscheinlich schon am nächsten Tag wieder abreisen würde. Das aber ließ ihm keine Ruhe. Lange überlegte er und entschloß sich dann doch zu einem Anruf im GOLDENEN OCHSEN. Er hatte Glück, denn Vera Solbach war gerade in der Gaststube und wurde an den Apparat geholt.

      »Hallo, Werner«, meldete sie sich. »Ich habe gehofft, daß du anrufst.«

      »Das war auch nötig«, erwiderte Dr. Bernau und erzählte die Neuigkeit.

      »Ich weiß es bereits, denn Herr Strasser hat auf das weitere Vermessen verzichtet«, gab Vera zurück. »Am späten Nachmittag hat er es mir gesagt, bevor er abreiste. Meine Arbeit ist damit beendet.«

      »Schade, denn ich hatte gehofft, noch ein paar Tage mit dir zusammensein zu können.« Dr. Bernaus Stimme hatte tatsächlich einen bedauernden Klang. »Ich nehme an, daß du schon am Packen bist und morgen…«

      »Ich habe noch nicht gepackt«, fiel Vera dem Arzt ins Wort, »denn ich habe die Absicht, noch ein paar Tage hier zu bleiben.«

      »Wirklich?« Dr. Bernaus Stimme klang fröhlich.

      »Ja«, bestätigte Vera. »Mir gefällt eben der See und die ganze Umgebung gut.«

      »Sonst nichts mehr?« fragte Dr. Bernau.

      Vera lachte leise. »Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit«, zitierte sie. »Aber wenn du möchtest, dann können wir uns morgen sehen«, setzte sie hinzu.

      »Und ob ich das möchte«, betonte Dr. Bernau. »Ich komme dich gleich morgen früh um halb neun abholen und…« Er unterbrach sich, weil eine Schwester ihm zuwinkte. »Entschuldige bitte, aber ich werde gerade gerufen«, sagte er. »Bis morgen also.«

      »Bis morgen«, gab Vera zurück und legte auf.

      *

      Ähnliche Worte sagte fast zur selben Zeit im Doktorhaus auch Astrid zu ihrem Vater. »Morgen, Paps, fährst du los und beendest deinen unterbrochenen Urlaub!«

      Eine Stunde hatte sie mit Unterstützung ihres Mannes gebraucht, um ihren Vater zu bewegen, seinen Urlaub fortzusetzen. Dem war schließlich nichts anderes übriggeblieben, als seiner Tochter nachzugeben.

      »Es ist zum Verzweifeln«, meinte er, »aber gegen dich komme ich einfach nicht an.«

      »Es ist nur zu deinem Vorteil, Paps«, belehrte Astrid den Vater. »Jetzt nach diesem überstandenen Nervenkrieg hast du den Urlaub noch viel nötiger.«

      »Da muß ich Astrid zustimmen«, unterstützte Alexander Mertens seine hübsche, aber auch energische Frau.

      Dr. Lindau zog eine Grimasse. »Zwei gegen einen – das ist doch etwas unfair«, murrte er. Der Ausdruck in seinen Augen zeigte aber, daß er mit der Entscheidung seiner Tochter und seines Schwiegersohns nicht unzufrieden war. Ohne das Zureden der beiden hätte er wohl kaum seinen unterbrochenen Urlaub fortgesetzt. »Also gut, damit ihr euren Willen habt – ich fahre morgen früh wieder in Urlaub«, erklärte er sich einverstanden. »Aber nur eine Woche und keinen Tag länger«, setzte er mit Betonung hinzu.

      »Ich wußte doch, daß ich einen vernünftigen Vater habe«, meinte Astrid lächelnd.

      »Und ich einen klugen Schwiegervater«, ergänzte Dr. Alexander Mertens.

      »Danke für die Blumen, aber nun ist’s genug«, fuhr Dr. Lindau Tochter und Schwiegersohn gutmütig an und lachte verhalten. »Es könnte sonst sein, daß ich noch eitel werde.«

      »Wäre auch nicht so schlimm«, entgegnete Alexander. »Nun schlage ich vor, daß wir noch ein Gläschen Wein zusammen trinken, damit Vater in Stimmung bleibt und nicht noch im letzten Augenblick seine Meinung ändert.«

      »Gute Idee«, lobte Astrid. »Hol schon inzwischen die Gläser und den Wein, Alexander, während ich noch einmal nach unserem Kleinen sehe!«

      »Ihr seid doch wirklich ein ausgekochtes Paar«, erklärte Dr. Lindau lächelnd. »Ich verstehe nicht, weshalb ich euch trotzdem liebe.«

      Astrid und ihr Mann sahen sich an und lachten. Dr. Lindau konnte nicht anders – er stimmte mit in dieses Lachen ein.

Der Umweg ins Glück

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