Название | TwinSetMan |
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Автор произведения | Ralph Klostermann |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347080607 |
Metalldoppelstockbett mit Stahlfedern, ein Schrank, ein Schreibtisch, ein Stuhl, für mehr ist in ihrem kleinen Zimmer kein Platz. Oben auf Jörg`s Bett das „Scheiß-Drecksding“, seine Rückenformende Gipsschale, unter`m Bett, zum hervorziehen, Jochen`s Stadion, anfassen streng verboten. Weiß gekreideter grüner Stoff, auf Holzplatte gespannt, durchnummerierte Halmasteine in verschiedensten Farben, eine kleine schwarzweiß gefleckte Murmel und selbst gebaute Tore mit echtem Apfelsinen-Netz. Hier lässt Jochen spannende Bundesliga- oder Europapokalpartien detailgetreu und mit eigenem Reporterkommentar wiederauferstehen, die passende Atmosphäre der meist Sechzigtausend, wird von ihm mit flüsternd-hauchender Stimme natürlich auch selbst erzeugt.
Nach einer Dreiviertelstunde mit Asterix und Obelix, stürmen die zwei „Totengräber“ herein, extra Gas gegeben und ein bisschen geschummelt haben sie, das hat der alte Schinder jetzt davon, eben Ball aufpumpen, Hände waschen und dann los, an der Haustür erwischt mich ihre Mutter doch noch. Dieses Mal kann ich sie aber beruhigen, vorgestern war es soweit, selbstverständlich geht es meiner Mutter gut, sie kommt ja heute Abend schon wieder nach Hause, ich habe noch einen kleinen Bruder bekommen, den Namen kennen wir noch nicht und meine Oma hilft bestimmt, die Glückwünsche vergesse ich garantiert nicht, endlich kommen wir los.
Fast eine Stunde haben wir verloren, schnell zwei Jacken als Torpfosten, Eins gegen Eins und Einer im Tor, Keeper ist gleichzeitig auch Schiedsrichter und Treckermelder und tatsächlich, nach nur zehn Minuten Spielzeit, müssen wir wegen Treckeralarm blitzschnell im matschigen Graben „volle Deckung“ suchen, Bauer Rothermund mag keinen Fußball auf seinen Wiesen, Nervenaufreibend langsam patrouilliert er an uns vorbei. Knapp fünfzehn Minuten später folgt schon der nächste Alarm, das hat mit Fußball nicht mehr viel zu tun, Matsch in Schuhen und Unterhose, so wird das nie was, der Bau des Stubbe-Stadions wird noch im Grabeninneren beschlossen. Als es dann, wie fast immer beim brisanten Zwillingsderby, zwischen „du stellst dich an wie`n Mädchen“ Jörg und „du bist genau so`n Arsch wie der Alte“ Jochen, hart an die Grenzen des Erlaubten geht und dazu dem altersschwachen Wembley-Ball wiederholt die Luft wegbleibt, kommt es zum endgültigen Spielabbruch.
Mama ist wegen ihrer Umstände doppelt so wütend wie sonst, sie ist von mir zwar einiges gewohnt, doch damit hätte sie grad` heute, nach unserem schönen Frühstück, im Leben nicht gerechnet. Was sollen bloß die Nachbarn denken und was heißt eigentlich sie schläft den ganzen Tag und den Blumentopf darf ich deswegen aber ganz schnell sofort zu Jochen und Jörg`s Mutter zurückbringen, die im Übrigen nur sehr nett nervt. Zwei Wochen Fernsehverbot, kein Käpt`n Nuss, keine Manta-Probefahrt und den Ball zum Geburtstag bringt sie garantiert wieder zurück, wenn Papa nachher vom schweren Autoverkaufen nach Hause kommt.
Und weil ich ja wohl von allen guten Geistern verlassen bin, kann ich mich darauf schon mal freuen, denn bei so was weiss sie auch nicht mehr, wie das noch werden soll.
Jochen und Jörg hätten sich an meiner Stelle nicht bei ihrer Mutter entschuldigt, das geschieht der neugierigen Meckerziege ganz recht, wie ich denn darauf gekommen bin, sowas haben sie mir gar nicht zugetraut. Aber den Garten müssen sie Morgen noch mal umgraben, der Ball ist vorhin sofort vom Despoten persönlich beschlagnahmt worden und beim Stadionbau wird`s, wegen der derzeitigen Kuhplatznutzung, mit Jürgen Stubbe`s Vater wohl Probleme geben, in sechs Jahren werden sie ausziehen.
Durstrecke
Mit dem Zweimeter Arschloch, hat Olaf doch mehr Probleme als gedacht, wieder wird er zurückgestoßen und kann sich dieses Mal nur dank Aschi`s zupackender Mithilfe auf den Beinen halten, beinahe hätte er sogar was von seinem Bier verschüttet. Olaf hat jetzt irgendwann mal endgültig die Schnauze voll, wenn Susanne unbedingt mit Frankensteins Bruder zusammen sein will, soll sie doch und in dem Scheißladen hier ist heute sowieso nichts los, wir Vier sollten nach Neuenwalde fahren, da ist Party bei Schoolmann, da gibt`s Freibier und nette Mädels, wenn wir einen Fahrer finden. Thomas hat seinen Wagen sogar irgendwo dabei, aber draußen stehen überall nur rote Autos und das mit der Damentoilette vorhin wollte er eigentlich gar nicht, Aschi kann wegen --- „gerade eine gedampft, ey“- weit weg, hier vorn oder da ganz drüben, schlecht unterscheiden und auch Olaf ist sich nicht sicher, ob er mit dem zuschwellenden Auge und ohne Führerschein an`s Lenkrad sollte. Zum Glück hab` ich ihrer Meinung nach ja immer noch den Überblick und bin ein Mann mit Erfahrung ; damals vor`m halben Jahr, mit „Ingo-Janz-Katzenschwanz“ und „Dietmarie“ zu dritt auf dem Moped gestoppt und trotzdem die Bullen noch fast ganz schön reingelegt. Wenn einer von uns irgendwas weiß wie wir das jetzt am besten machen, dann ich. Ausserdem sind Irene, Britta, Sabine und die anderen Süßen garantiert vielleicht auch gleich da, Einer für alle, Thoma`s Golf ist rot, steht irgendwo ganz hinten auf dem Parkplatz und hat fünfundsiebzig PS.
Draußen bewegen wir uns, dank abgesprochener Kommandos, schnell und sicher. Der Wagen ist bald gefunden, Thomas hat unten in der Hecke wirklich Geld oder sowas blitzen sehen und seinen Autoschlüssel muss ich ihm im Notfall aber wenigstens irgendwie heimlich entwendet haben, im Polizeifunk werden Samstag Nachts nämlich eher die Nebenstrecken, als die Hauptstraßen kontrolliert. Kurz vor Neuenwalde riecht Olaf`s Auge immer stärker nach aufgetauter Frikadelle, Aschi will auf jeden Fall erst Bier trinken oder erst eine dampfen, Thomas erklärt den Unterschied zwischen meditieren und schlafen und ich kann, dank vorausschauender Fahrweise, einem blinkenden Verkehrshindernis elegant ausweichen. Zwei Minuten später hat uns das blinkende Hindernis wieder eingeholt, Olaf und Aschi als ahnungslose Hinterbänkler dürfen weiter zur Party, der meditierende Fahrzeughalter und ich als Erfahrenster, sollen bei einem fast freiwilligen Test auf der Wache mitmachen, diskutieren können wir da auch viel besser.
Thomas kann an diesem Abend das Publikum einfach nicht auf seine Seite ziehen. Sein etwas undeutlich vorgetragener „Wir scheißen auf die Bundeswehr“ Hit, wird von den uniformierten Polizeiwachezuschauern nicht als Berufsnachweis für Zeitsoldaten anerkannt, dass beim Koordinationstest seine Fingerspitzen jedes Mal in und nicht an der Nase landen, finden sie auch nur mäßig komisch und als er, trotz ärztlicher Aufforderung, aus ethischen Gründen keinesfalls auf den Strich gehen möchte, wird der lustige Teil endgültig für beendet erklärt. Thomas sagt jetzt, wegen der unnötig hässlichen Armreifen und dem anschließenden Bluttest , ab sofort ohne Anwalt gar nichts mehr, erst als die Polizisten uns aus Sicherheitsgründen Zuhause abliefern wollen, gibt er unter offiziellem Protest etwas zu Protokoll; sein Autoschlüssel muss ihm in einem unbedachten Tresenmoment heimlich abhanden gekommen sein, die Polizisten könnten mich ja auch mal was fragen und sein Vater ist leider Beamter, den kennt er ziemlich gut, den würde er nicht so einfach mitten in der Nacht wecken, er möchte gleich nicht an ihrer Stelle sein.
Einbruch
Anfangs hat Dietmar noch große Zweifel, ob Christine wirklich auf ihn steht, immerhin ist sie einen Kopf grösser als er und hat schon „so` ne´ Dinger“. Aber nach drei Persico sieht die Sache gleich viel besser aus, er ist schließlich der Einzige, den sie immer auf den Oberarm schlägt und kurz nach dem fünften Gläschen ist er sich endgültig sicher: Thomas kann ihre Telefonnummer schon mal eben raussuchen, er persönlich wird die Sache dann sofort heute Abend irgendwann noch klären. Dass Christines Eltern sich über den abendlichen Anruf eines vierzehnjährigen Persico Trinkers eventuell nicht freuen , kann Dietmar nur teilweise gelten lassen. Er als Gymnasialschüler, hat gerade eben nämlich noch was ganz Tolles gewusst, dass er Christine, bzw. ihren Eltern, unbedingt hat sagen wollen, jetzt darf er wegen unseres dazwischenquatschens wieder von vorn nachdenken, ich kann ihm lieber schnell noch mal einen einschenken und was zu schreiben geben, obwohl, vielleicht sollte er doch besser Montagmorgen in der Schule mit ihr reden, da kann sie dann wenigstens nicht