Название | It's Time to Fly |
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Автор произведения | Juliana Holl |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748287902 |
Der Strand kam in Sicht und als wir einen kleinen Berg hinunter gingen standen wir mit unseren Füßen schon im warmen Sand. Ich zog meine, langsam unbequemen werdenden, Sandalen aus und lief barfuß neben Lucas her.
„Ich hab eine Idee.“ Seine Stimme Klang voller Tatendrang. „Dann schieß mal los“, forderte ich ihn auf „Also gut, wir machen ein kleines Wettrennen.“
„Okay, wer als Erstes bei den Pfählen ist!“
Ungefähr fünfzig Meter weiter waren große, schon morsch aussehende Pfähle in den Sand gesteckt. Im Sprint war ich in der Schule immer eine von den Besten gewesen. Der Sand der unter unseren Füßen nachgab, machte die Sache aber nicht leichter.
„Auf die Plätze…“, gab Lucas das Signal. Doch bevor er weiterreden konnte, rannte ich schon los.
„Hey, das gilt nicht“, hörte ich Lucas noch rufen, aber ich war nicht mehr zu stoppen. Ich rannte so schnell mich meine kurzen Beine trugen. Doch schon auf halber Strecke knickte ich im Sand um und fiel laut fluchend in den Sand. Es tat höllisch weh. Lucas, der einige Sekunden hinter mir war, kam sofort zu mir her gerannt und fragte: „Was ist passiert?“
Ich konnte nicht antworten, sondern hielt mir nur den schmerzenden Knöchel.
„Au, verflucht, tut das weh.“
„Warte ich helfe dir.“
Bevor ich mich versah hob Lucas mich kurzerhand hoch und trug mich. Ich wollte schon ablehnen und ihn bitten mich herunterzulassen doch er kam mir zuvor:
„Ich trage dich den restlichen Weg!“
„Bitte Lucas, es geht schon wieder ich kann selbst gehen. Es geht schon wieder. Ehrlich“
„Nein es geht nicht! Ich trage dich den restlichen Weg. Und jetzt keine Widerrede!“ Mehr musste er nicht sagen, denn gegen Lucas hatte ich keine Chance. Also hielt ich den restlichen Weg meine Klappe. Aber er schlug nicht den Weg zu unserem Ferienhaus ein, sondern einen anderen. Und das irritierte mich.
„Wo gehst du hin? Du hättest da hinten abbiegen müssen.“
„Alles gut, ich bringe dich zu mir ins Ferienhaus, mein Vater ist Arzt, er kann deinen Knöchel behandeln.“
Ich wollte schon widersprechen, besann mich aber eines Besseren und sagte nichts. Genüsslich schmiegte ich mich an Lucas, der echt muskulös war. Mir war das noch gar nicht so aufgefallen, aber er hatte echt starke Muskeln.
Nach ein paar Minuten standen wir auch schon vor einem mittelgroßen Haus. Es hatte einen großen, blühenden Garten. Ich war so geblendet, dass ich gar nicht bemerkte wie ein Mann die Tür öffnete. Erst als er Lucas fragte was denn passiert sei, bemerkte ich ihn.
„Ich hatte die doofe Idee am Strand ein Wettrennen zu machen und dabei ist Lisa gestolpert und hat sich den Knöchel vertreten. Ich weiß nicht wie schlimm es ist. Ich dachte du könntest ihn dir mal anschauen.“
„Ja klar, bring sie ins Haus und setz sie auf die Küchenbank.“ Lucas nickte nur und trug mich in die Küche. Es war wunderschön hier. Die Küche war mit altmodischen Möbeln ausgestattet und es sah so gemütlich aus. Ich wollte mich nur noch hinlegen und mich ausruhen. Sein Vater stellte sich als Max vor. Ganz vorsichtig streifte Lucas mir meine Hose ein wenig nach oben. Er nahm meine Hand und flüsterte:
„Alles wird gut, es ist gar nicht so schlimm.“
Er lächelte mir zu und redete weiter beruhigend auf mich ein. Und langsam beruhigte ich mich auch.
„Der Knöchel ist nur leicht verstaucht. Das wird wieder.“
Meinte Max ruhig, zu Lucas sagte er dann:
„Lucas bring sie bitte nach Hause und du schonst dich die nächsten Tage.“ Den letzten Teil sagte er an mich gewandt. Ich konnte nur nicken. Lucas trug mich nach Hause. Meine Mom kam gerade aus der Küche, als sie uns sah. Ihr entfuhr ein kleiner Aufschrei: „Was ist passiert?“ Ihre Augen waren geweitet und sie wurdet etwas blass.
„Lisa hat sich den Knöchel leicht verstaucht.“
„Wartet, ich bring was zum Kühlen.“ Meine Mom war mehr durch den Wind als ich. Lucas legte mich aufs Sofa und schon kam meine Mom mit Kühlpads zurück. Sie wuselte um mich herum und legte Decken und Kissen um mich herum.
„Wir müssen zu einem Arzt. Das muss untersucht werden.“ Sie war ganz aufgeregt.
„Mein Dad ist Arzt und hat es sich gerade schon angeschaut.
Der Knöchel ist verstaucht aber es ist nichts Schlimmeres.“
„Okay, das ist gut.“
Meine Mom fuhr sich durch ihre Haare und schien erleichtert zu sein.
„Du musst Lucas sein? Ich bin Tanja.“
„Ja, ich bin Lucas. Freut mich.“ Die beiden reichten sich die Hand.
Die nächsten drei Tage verbrachte ich in meinem Zimmer. Meistens lag ich mit hochgelegtem Bein im Bett. Lucas besuchte mich täglich und es war wunderschön mit ihm. Er war aufmerksam und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen. Manchmal saßen wir auch zusammen auf dem Balkon und redeten stundenlang.
„Ich bin froh, dass es dir wieder etwas besser geht.“ Lucas saß mir gegenüber im Sand. Heute hatten wir es gewagt, an den Strand zu gehen. Erst nach einer minutenlangen Diskussion, hatte Lucas mir geglaubt, dass ich selber laufen kann und er mich nicht tragen muss. Ich hatte schließlich nur einen verstauchten Knöchel und kein gebrochenes Bein.
„Ja, ich auch. Sonst hätten wir die Zeit die uns noch zusammen in Dänemark bleibt gar nicht nutzen können!“
„Was machst du in deiner Freizeit eigentlich so?“
„Ich reite sehr gerne und oft. Und du?“
„Ich spiele Fußball. Was reitest du, also ich meine Springen, Dressur oder Rennen?“
„Ich springe. Woher kennst du dich mit Pferden aus?“ „Meine kleine Schwester hatte mal ein Pflegepferd, hat aber den Spaß nach einem halben Jahr verloren und ist auf Tennis umgestiegen.“
„Ach so.“
„In welchem Verein reitest du dann. Oder hast du ein eigenes Pferd?“
„Ich hab seit zwei Jahren eine Hannoveraner Stute. Sie heißt Finesse, naja eigentlich Madame Finesse aber ich nenn sie immer Finesse und meine Freundin Caro nennt sie Finni. Mit ihr gehe ich bis Klasse M auf Turniere.“
„Boa, ich weiß noch, da wo meine Schwester geritten ist, gab es auch mal ein Turnier. Bis Klasse A glaub ich. Und das war schon so hoch.“
Mit seiner Hand zeigte er hoch in den Himmel.
„Na ja, das ist ein bisschen übertrieben.“, ich musste kichern. Lucas war einfach so witzig.
„Ja okay stimmt.“ Musste Lucas mir zustimmen.
Ohne Vorwarnung hob er mich hoch, trug mich zum Wasser und rannte mit mir ins kalte Nass.
„Nein, bitte nicht! Lucas, bitte lass mich runter!“, flehte ich ihn an. Doch er lachte nur und küsste mich nach Herzenslust. Wir tollten noch eine Weile im Wasser herum und ich fing mit einer Wasserschlacht an. Wir hatten richtig viel Spaß miteinander, doch plötzlich wurde ich ruhig.
„Okay hör zu“, fing ich an, „wir haben nur noch zwei gemeinsame Tage hier in Dänemark. Das heißt wir sehen uns zuhause wieder, aber du kommst erst drei Tage später an. Wie wäre es wenn wir noch was zusammen unternehmen?“