It's Time to Fly. Juliana Holl

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Название It's Time to Fly
Автор произведения Juliana Holl
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783748287902



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schön und echt entspannend.“

      „Und wie sieht´s mit heißen Jungs aus?“

      „Man Caro, du bist unmöglich! Die lasse ich schön in Ruhe. Aber ich hab noch niemanden gesehen der meinen Anforderungen standhalten würde.“

      Jetzt musste ich wirklich lachen. Meine Eltern warfen mir einen seltsamen Blick zu.

      „Jetzt komm schon Lisa, du bist am Meer da müssen doch ein paar heiße, wohlgemerkt halbnackte, Typen rumlaufen.“

      „Nein im Ernst. Da ist niemand“, erwiderte ich todernst. Zumindest versuchte ich das.

      „Ja wie dem auch sei, ich muss los. Mach nichts was ich nicht auch tun würde.“ Jetzt war Caro es, die lachen musste.

      „Natürlich nicht. Mach´s gut.“

      „Ja du auch. Ich hab dich lieb.“

      „Ich dich auch.“ Mit diesen Worten legte ich auf.

      „War das Caro?“, fragte mein Dad auch gleich.

      „Nein das war Georg mein Freund. Er ist 26 und veganer. Außerdem arbeitet er als Callboy in Hamburg“, antwortete ich ironisch und verdeutlichte diese Aussage mit einem Augenrollen. Daraufhin lachte mein Dad nur.

      Den restlichen Vormittag verbrachte ich am Strand und las. Bücher waren neben meinem Pferd meine Leidenschaft. Man konnte schon fast sagen, ich war ein richtiger Bücherwurm. Manchmal war es echt nervig weil es einfach zu viele gute Bücher gibt. Vor allem beim Lernen war die Versuchung oft groß, statt zu Lernen zu Lesen. Aber lieber süchtig nach Büchern als nach irgendwelchen sinnlosen Videospielen. Virtuellen Spielen konnte ich überhaupt nichts abgewinnen. Ich meine was hatte das für einen Sinn? Du baust Häuser oder bekämpfst irgendwelche anderen Spieler, aber mit welchem Ziel? Ich konnte nicht verstehen wie sich manche stundenlang mit so etwas beschäftigen konnten. Aber jedem das Seine. Ich war lieber draußen, bei den Pferden. Und dann konnte es schon mal vorkommen, dass ich im Stroh neben Finesse´ las.

      Mir war es sogar schon passiert, in Finesse´ Box einzuschlafen. Mit einem Schmunzeln dachte ich daran zurück. Ich war damals fix und fertig. Michelle, meine Springtrainerin und gute Freundin, hatte mich an diesem Tag wieder besonders leiden lassen und nicht Schluss gemacht, bevor nicht alles wirklich perfekt war. Deshalb war ich nach der Springstunde auch fertig wie ein Brot. Ich bin damals also zu Finesse in die Box gegangen und hab mich verkehrt herum auf sie gesetzt, so konnte ich mich hinlegen und meinen Kopf auf ihren hinteren Rücken legen. Eigentlich wollte ich nur ein bisschen entspannen und nicht einschlafen, aber wie sollte es anders sein? Ich bin eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als meine Mom mich anrief und fragte wo ich solange blieb. Damals bin ich fast von Finesse gerutscht weil auch sie sich erschrocken hatte. Ja wir haben schon echt viele witzige Dinge im Stall gemacht, aber es war immer lustig. Gegen Mittag machten sich meine Eltern mit der kleinen Pia auf den Weg wieder nach Hause, denn Pia war müde und musste ins Bett zu ihrem Mittag schlaf. Diese Zeit nutzte mein Dad auch immer um sich aufs Sofa zu legen und einige Stunden zu schlafen. Meine Mom machte in der Zeit meist etwas fürs Büro. Meistens arbeitete sie von daheim aus. Das war ziemlich praktisch, da sie immer zuhause war wenn irgendetwas war. Und selbst im Urlaub konnte sie es nicht lassen wenigstens ein bisschen zu arbeiten.

      Ja und so zog der Tag ins Land. Normalerweise konnte ich das nicht so, einfach rumliegen und nichts tun, ich war eher der Typ der immer etwas zu tun haben musste. Wobei das stimmte nicht ganz, wenn ich ein gutes Buch hatte, konnte ich stundenlang nichts tun und lesen. Aber ansonsten musste ich immer was zu tun haben. Ich war eine richtige „Working Person“. Heute war nicht so schönes Wetter wie gestern, weshalb fast niemand im Wasser war. Allgemein waren nicht viele Urlauber am Meer. Entspannt ließ ich meinen Blick über den Sand und das Meer schweifen. Hier war es wirklich schön, wenn es etwas wärmer wäre, könnte man im Meer schwimmen und sich dann von der Sonne trocknen lassen. Vielleicht wird es ja die Tage noch wärmer. Ich vertiefte mich wieder in mein Buch und vergaß alles um mich herum. Irgendwann beschloss ich, nochmal zu den Steinen zu gehen auf denen ich gestern eingeschlafen war. Die Aussicht war grandios. Die Weite des Ozeans lag vor mir und wenn man genau hinschaute, sah man am Horizont ein Schiff. Wie gestern setzte ich mich auf einen der Steine und genoss die Wärme, die der Stein gespeichert hatte. So saß ich noch einige Zeit und beobachtete das Schiff auf dem Wasser. Irgendwann warf ich einen Blick auf mein Handy und stellte entsetzt fest, dass es bereits 17 Uhr war. Puh, wo ist die Zeit hin? Schnell rappelte ich mich auf und wollte mich gerade umdrehen, als sich hinter mir jemand räusperte. Auf einem der Steine stand ein Junge und musterte mich interessiert. Er war etwas älter als ich. Ich schätzte ihn so auf 18. Ganz lässig fragte er: „Na, was machst du denn hier?“

      Ich konnte nicht sofort antworten. Es war Wind aufgekommen, mein Haar, flog mir ins Gesicht. Bevor ich dann doch antwortete, musste ich mir meine Haare aus dem Gesicht streichen und es ärgerte mich, dass ich sie nicht zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte. Der Junge schaute mich immer noch an. Noch immer ganz geblendet von seinem Aussehen antwortete ich endlich, genauso lässig, zumindest versuchte ich es: „Ähm ich hab mich hier hingesetzt und die Aussicht genossen. Warum, sind das etwa deine Steine hier?“

      „Na ja, meine nicht, aber die meines Vaters und der mag´s nicht besonders wenn Fremde auf ihnen herum turnen“ sagte er doch eiskalt. Ich glaubte mich verhört zu haben. Was dachte sich dieser Typ überhaupt? Das konnte doch echt nicht wahr sein.

      „Ich hab nicht auf den Steinen deines Vaters herum geturnt!“, sagte ich gereizt.

      „Hey, hey, was bist du denn jetzt so zickig?“, fragte er besänftigend.

      „Ich bin gar nicht zickig. Und außerdem wüsste ich nicht warum ich mich überhaupt mit dir unterhalte!“ Ohne mich nochmal umzudrehen stapfte ich davon.

      „Ich heiß übrigens Lucas.“ rief er mir noch hinterher, doch ich tat, als hörte ich es gar nicht mehr. Als ich mir sicher war, dass er mich nicht mehr sah, verlangsamte ich mein Tempo. Lucas war also sein Name. Heilige Scheiße. Er sah unverschämt gut aus, die Haare blond und verstrubbelt nach allen Seiten abstehend. Es sah fast so aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. Aber ich kannte Jungs wie ihn, sie standen morgens ewig im Bad um seinen Haaren diesen out of bed Look zu verpassen. Aber dann, redete ich mir ein, dass er sich wie ein Arsch benommen hatte, was so zwar nicht ganz stimmte aber das war egal. Doch es war ja klar, dass es nicht funktionierte. Ob er noch an mich dachte? Ach was, ein Junge wie er, konnte jede haben. Was sollte er dann mit einer wie mir wollen? Momentmal, mit einer wie mir? Ich bin nicht hässlich! Oder? Plötzlich kamen Zweifel auf. War ich wirklich nicht hässlich? Es gab Tage, da versteckte ich mich hinter meinem Make-up. Vielleicht war ich ja doch nicht so hübsch. Wie ich wohl auf ihn gewirkt hatte? Was dachte er über mich? Oder dachte er überhaupt an mich? Vielleicht hatte war er nur genervt gewesen, weil jemand auf diesen Steinen war. Seine Stimme, obwohl sie so kalt klang, war sie wunderschön. Man konnte fast sagen, dass ich noch nie eine solche Stimme gehört hatte. Sie war sanft aber dennoch tief und männlich. Ich könnte mich selbst ohrfeigen, da sah ich einen gut aussehenden Typen und schon fing ich an zu sabbern. Das war echt dumm und naiv. Ich mein, schwärmen konnte man ja, aber es brachte einfach nichts. Genervt kam ich an unserem Ferienhaus an. Meine Mom kam schon auf mich zu als ich gerade durch die Haustür gekommen war. Mit meiner kleinen Schwester Pia auf dem Arm. Pia war erst 8 Monate alt und einfach zu süß.

      „Hey wo warst du denn so lange? Würdest du bitte noch mit Muffel eine Runde laufen bis ich das Abendessen vorbereitet habe?“

      „Ja klar. Wie lange dauert es denn noch?“

      „Das kommt darauf an, ob dein Dad mir hilft. Wenn nicht dauert es noch eine dreiviertel Stunde. Wenn er mir hilft mindestens doppelt so lange.“

      Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn es stimmte. Mein Dad war der ungeschickteste Mann in einer Küche.

      Schnell ging ich zu Muffel, die wie so oft in ihrem Körbchen lag.

      „Muffel, komm wir gehen noch eine Runde spazieren“, sagte ich, nahm sie an die Leine und ging los. Ich schlug den Weg zum Strand ein, dieser war wie leer gefegt. Ein paar einzelne Handtücher lagen noch verstreut herum. Eine Weile ließ ich Muffel