Название | Entenbootweltbürger und andere Erzählungen aus Südkorea |
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Автор произведения | Park Min-gyu |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783706930123 |
Nach einigen weiteren tiefen Atemzügen tat sich, wie wir genau sehen konnten, in der Mitte der Scheibe eine kleine Öffnung auf. Ein Licht, aber eines von anderer Art als diese Aura rund um die ganze Maschine, strömte nun langsam senkrecht aus der Öffnung herunter. Gleich stößt diese Lichtsäule auf die Erde, dachte ich, da drehte das Ufo mit ohrenbetäubendem Krach wieder ab. Ich musste mich mal zwicken, und dann war das Ding schon nicht mehr sichtbar, wie in Luft aufgelöst.
Und dann sahen wir etwas. Kaum fünf, sechs Meter vor uns. Also dort, wo die Lichtsäule hingestrebt hatte, genau an dem Platz stand etwas. Eine Weile stand dieses Wesen reglos dort, aber letztendlich wackelte es in die Lichtkegel unserer Taschenlampen, die wir die ganze Zeit nicht ausgeknipst hatten.
Es war ein Waschbär.
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Dank Ihrer geselligen Natur haben Sie einen großen Bekanntenkreis. Ohne sich von der Rücksicht auf etwaige Altersunterschiede einengen zu lassen, schließen Sie leicht Freundschaft. Als Freund passt zu Ihnen gut der Affe, der vielseitig begabt und genau wie Sie aufs Vergnügtsein aus ist. Weiters kommt auch der Pegasus, der sich nicht pedantisch mit Kleinigkeiten aufhält, für Sie als Freund oder Partner in Frage. Vom Schaf aber und vom Reh halten Sie sich besser fern. Schafe sind Tugendbolde, die jedes Versprechen eisern einhalten; bei jemandem wie Ihnen werden die des Tadelns nicht müde. Und natürlich kommt auch das naive und unbedarfte Rehlein mit Ihnen nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner.
Als Waschbär bauen Sie auf Erfahrungswerte und auf das Bewährte. Aufgrund dessen geraten Sie angesichts von exquisiten alten Sachen wie einer schönen Antiquität vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen. Und noch eine weitere ganz besondere Begabung besitzen Sie: Sie können sich die Geschichte einer anderen Person so zu eigen machen, als hätten Sie alles selber erlebt. Wenn also jemand einen Film, den er gar nicht gesehen hat, lebendiger nacherzählen kann als jeder tatsächliche Zuschauer, so sind Sie das.
Sie können gut mit Veränderungen umgehen. Auch das gehört eben zu den virtuosen Talenten, die einen Waschbären auszeichnen. Sie leben sich in jede Situation gut ein, sind sich für kein Wagnis zu schade und fahren darum eine reichere Ernte ein oder machen jedenfalls reichere Beute als alle anderen. Einzig wenn es um Ihr Essen geht, wollen Sie unter gar keinen Umständen eine Veränderung dulden. Dort, wo Sie gerade leben, haben Sie ein paar feste Stammlokale, und Ihre Bestellung lautet dort stets: „Das Übliche, bitte!“ Das entspricht genau der Eigenart eines Waschbären, der nun einmal seine Lieblings-Leckerbissen kennt und stets auf Erfahrungswerte und das Wohlbewährte setzt.
Sie sind geschickt im Rollenspiel. In welche Rolle Sie auch schlüpfen, Sie füllen jede mit Leichtigkeit aus, weil Sie die Stärken und Schwächen der einzelnen Charaktere vollauf verstehen. Zugleich gehört die Kunst, anderen eine bestimmte Rolle zuzuweisen und damit dafür zu sorgen, dass Arbeitsprozesse effizienter ablaufen, zu den größten Stärken eines jeden Waschbären. Natürlich wird der Waschbär auf der anderen Seite auch gern als verantwortungsloser Zeitgenosse abgestempelt. Das liegt an der Vergesslichkeit, die ihm eigen ist. Ja, seine Erinnerungslücken machen seine Tragödie aus. Ihn selber ficht das freilich nicht an.
Zudem besitzen Sie ein ausgeprägtes, wenn auch jeglicher Grundlage entbehrendes Selbstbewusstsein. Was dieses unbegründete Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen anlangt, darf man sagen: In dieser Hinsicht nehmen Sie unter den zwölf Maskottchen ganz unbestritten den ersten Platz ein. Stets voller Optimismus, heiter und unternehmungslustig, hinterlassen Sie denn auch überall einen guten Eindruck. Dazu kommt, dass man Ihnen aufgrund Ihrer so fröhlich und laut ausgerufenen Zusicherungen ‒ „Sehr wohl!“ oder „Seien Sie getrost, die Angelegenheit ist bei mir in guten Händen!“ ‒ gern vertraut. In der Mehrheit der Fälle tut sich dann freilich, von abermaligen Zusicherungen abgesehen, gar nichts.
Ein Waschbär wird von allen seinen Vorgesetzten mit Wohlwollen und Zuwendung überschüttet. Das liegt eben an seiner positiven Art und seinem charmanten Wesen. Und sein Respekt vor „Erfahrung und Bewährtem“ kommt bei den Älteren immer gut an. Selbst wenn Ihre Unzuverlässigkeit erwiesen scheint oder wenn Sie eigentlich schon längst als Bauchpinsler und Blender entlarvt sind, ist Ihnen letztlich doch niemand gram, ein dermaßen unerklärlicher Zauber geht von Ihnen aus. Es weiß ja auch jeder, dass Sie nie mit bösem Vorsatz handeln, wenn Sie so sind, wie Sie sind. Um diesen Charme, der bewirkt, dass man ihm am Ende doch immer verzeihen muss, egal, was er anstellt, beneiden alle anderen Maskottchen den Waschbären zutiefst.
Sie haben eine Nachricht.
Absender war der Prokurist. Betitelt war die Mail mit „Herzlichen Glückwunsch!“, und der Inhalt lautete wie folgt:
„Im Verlauf des morgigen Tages wird vermutlich endlich die Entscheidung darüber fallen, wer nun fest angestellt wird. In dieser Angelegenheit würde ich mich gerne mit Dir beraten, was hältst Du davon?“ Als Zeit war 21 Uhr vorgeschlagen, als Treffpunkt ein Lokal namens Klimax im Bezirk Mugyo. „Ach ja, den Betreff brauchst Du nicht so ernst nehmen. Den hab ich bloß zum Spaß so hingeschrieben. Also, ich warte dann dort auf Dich.“
Die Mail des Prokuristen enthielt einen Virus. Als ich fertig gelesen hatte und das Fenster mit der Mail schloss, stürzte im nächsten Augenblick der Computer ab. Musste ich ihn jetzt neu aufsetzen? Verunsichert steckte ich mir eine Zigarette an. Ich fühlte mich einsam.
Auch wenn noch so verzweifelt versucht wird, die Tatsache unter den Teppich zu kehren: Man kommt irgendwann doch drauf, dass die Welt auf dem Kopf steht.
Und auch wenn noch so verzweifelt versucht wird, die folgende Tatsache unter den Teppich zu kehren: Man kommt irgendwann doch drauf, dass der Waschbär wirklich existiert.
Danke
„Danke. Ich meine: Danke, dass du gekommen bist!“ Der Prokurist war schon längst da. Er saß allein an einem Tisch und hatte Bier für zwei bestellt. Das Café war weder extra hell ausgeleuchtet noch extra schummrig, so wie es überhaupt ziemlich nichtssagend war. „Na, jetzt, wo du weißt, wie es so läuft, wie gefällt dir das Arbeitsleben in unserer Firma?“ Er schenkte mir ein. Ich antwortete kurz und bündig: „Gut.“
„Trink doch!
Du hast also das für einen Mann ungewöhnliche Fach Haushaltsführung studiert.“ ‒ „Ja, das ist richtig.“ ‒ „Das ist ja ein Ding! Bei so einer Studienwahl gibt es oft schiefe Blicke, würde ich meinen. Ist es so?“ ‒ „Es ist, wie Sie sagen.“ ‒ „Dann verstehen wir uns ja. Wollte es nur mal angesprochen haben. Also dann,
trink doch!
Wie steht’s? Möchtest du als festangestellter Mitarbeiter aufgenommen werden?“ ‒ „Um ehrlich zu sein, ja, es wäre wunderbar, wenn die Wahl auf mich fiele.“ ‒ „Sehr schön! Was ein echter Mann ist, muss an seine Zukunft glauben. Wenn auch du das deine dazu tust, werde ich meinerseits mein Möglichstes für dich tun. Na, was hältst du davon?“ ‒ „Wenn Sie mich einstellen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“ ‒ „Das ist ein Wort.
Trink doch!
Ich habe nicht im Sinn, dir etwas furchtbar Schweres zuzumuten. Wahrscheinlich solltest du das Ganze einfach als eben auch so eine Erfahrung verstehen, wie man sie im Laufe des Daseins in der menschlichen Gesellschaft leicht einmal macht. Will man etwas bekommen,