Название | Der Hebräerbrief - Ein heilsgeschichtlicher Kommentar |
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Автор произведения | Roman Nies |
Жанр | Афоризмы и цитаты |
Серия | |
Издательство | Афоризмы и цитаты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347131354 |
In einem bekannten Kommentar zu Heb 1,3 meint man das Heilshandeln Gottes mit der Ausbildung der Gemeinde zum Abschluss gekommen sehen zu müssen. *63 Dabei ist die Ausbildung der Gemeinde nur ein Anfang zu einem heilswirksamen Fortgang der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Hat der Kommentator nicht 1 Kor 15,22-24 gelesen? Da gibt Paulus einen Überblick über das, was nach der Gemeindegründung erst noch ablaufen wird. *64 Zuerst ist Christus als Haupt der Gemeinde vollendet worden, dann kommt Seine Gemeinde und dann werden sogar alle, die irgendwann Feinde Gottes waren, ihm untergeordnet, damit Er alles dem Vater präsentieren kann (1 Kor 15,25). Dann ist Seine Herrschaft komplett und allumfassend.
Und dann, heißt es im folgenden Vers noch, wird auch noch der Tod abgetan. Der Tod ist das, was in dieser Welt eine Existenz beendet hat. Tod bedeutet immer einen Wechsel der Existenzform von einer unvollständigen Existenz in der Abgeschiedenheit von Gott zu einer anderen, von welcher der Mensch noch nicht weiß, ob sie ihn näher oder ferner zu Gott gebracht hat. Der Tod ist nicht das Ende, sondern er wird am Ende sein, wenn Gott alles in allem sein wird (1 Kor 15,28). Und dann wird in allem Leben aus Gott sein, das bleibt, denn in Gott stirbt nichts mehr. In Gott ist jeder Gott nahegekommen.
Das ist nicht das Ende, dass Christus wiederkommt, „um seine Gemeinde heimzuholen und Gericht über die Völker zu halten.“ wie es ein Ausleger schreibt. *65 Als nächstes wird Israel ganz in den Dienst Christi gestellt und das Tausendjährige Reich beginnt. Und viele Äonen folgen, bevor Gott alles in allem ist. Es gibt eine frohe Botschaft. Gott ist der Sieger. Er bringt alles zurecht. Er macht nicht Schluss so kurz nach dem Anfang!
Im Widerspruch zu seiner eigenen Aussage, sagt der Kommentar weiter biblisch richtig: „Wollen wir versuchen, uns die unermessliche Größe unseres Herrn und Heilandes recht vor Augen zu stellen, so müssen wir uns deutlich machen, dass Jesus Christus Schöpfer der Welt, Erlöser der Welt und Vollender der Welt in einer Person ist.“ *66 Und was ist die Vollendung der Welt? Doch nicht, dass die Gemeinde in die Herrlichkeit Gottes eingeht und der Rest der Schöpfung auf die Müllhalde des Weltalls gekippt wird?
In Psalm 102,26 spricht der Beter Gott an: „Du hast einst die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.“ Das greift der Verfasser des Hebräerbriefs in Heb 1,10 auf und nennt Gott Kyrios-Herr: „Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände“, zugleich identifiziert er diesen Herrn mit Christus. Das ergibt sich aus der Anrede ab Heb 1,8, da spricht der Vatergott „zu dem Sohn“ (KÜ) oder „von dem Sohn“ (ElbÜ): „Dein Thron, [o] Gott, [besteht] für den Äon des Äons, und das Zepter der Geradheit [ist das] Zepter Deiner Königsherrschaft.“ (KÜ) *67
Der Vater spricht den Sohn als „Gott“ an, der nach Heb 1,9 Gerechtigkeit liebt und Ungerechtigkeit hasst und deshalb von Gott gesalbt wird. Der Gesalbte, das ist auf Hebräisch der Meschiach.
Zu Seinem Sohn sagt Er aber auch: „Dein Thron, o Gott, …“ So eine Botschaft an die Hebräer! Gleich am Anfang kommt die Schlüsselstelle. Wem das zu schwer ist, der braucht nicht mehr weiterlesen. Jesus Christus wird mit Gott gleichgesetzt, was eigentlich nur folgerichtig ist, wenn Er der Sohn Gottes ist. Zugleich wird verdeutlicht, dass da, wo im Alten Testament vom Schöpfergott geredet wird, niemand anderes als der Sohn Gottes gemeint ist.
Der Verfasser verdeutlicht auch, dass dieser „Sohn Gottes“ größer ist als die anderen „Söhne“ im Himmel, die nur Boten Gottes sind, denn „[zu] welchen Boten hat Er jemals gesagt: Mein Sohn bist Du! Heute habe Ich Dich gezeugt? Anderswo wieder: Ich werde Ihm Vater sein und Er wird Mir Sohn sein?“ (Heb 1,5 KÜ) Das ist zum Teil ein Zitat aus Psalm 2,7. Was bedeutet es, Gottes Sohn zu sein? Von Engeln angebetet zu werden (Heb 1,6). Der Vater bestätigt die Richtigkeit der Königsherrschaft Seines Sohnes, denn Er sagt, dass Sein Thron äonenlang bestehen bleibt. Alle Boten Gottes werden den Sohn als Erstgeborenen anbeten (Heb 1,6). Jesus ist der Erstgeborene. Doch viele werden Ihm folgen. Jesus Christus ist also Gott und König. König von wem? Von allen, die Ihm nachgeboren werden. Wenn Jesus der Messias ist, dann weiß jeder Jude, dass Er sein König, der König Israels und damit aber auch der König aller Nationen ist.
Die aus der hebräischen Denkweise stammende Bezeichnung „für den Äon des Äons“ muss heilsgeschichtlich verstanden werden. Die menschliche Chronologie greift hier nicht. Gottes Heilsgeschichte dauert ebenso wie die Regentschaft des Königs mehrere Zeitabschnitte nach irdischer Zählung. Und alle diese Zeitabschnitte ergeben natürlich zusammengenommen wieder einen Gesamtzeitabschnitt. Für niemanden ist bisher, d.h. bis zum Antritt der Regentschaft des Königs, die erst bei Seiner für den Verfasser noch in der Zukunft liegenden Zeitpunkt erfolgt, möglich gewesen, mehr als den Äon, in dem er selber lebte, zu erfahren. Jeder Mensch hat nur eine begrenzte Lebensdauer und es liegt nicht in seinen Möglichkeiten zu entscheiden, wann er ins Leben gerufen wird. Ob zur Zeit des Alten Bundes unter König David, oder zur Zeit Jesus. Daher wäre es etwas Besonderes mehr als ein Äon zu erleben. Dies wird erst ab der Wiederkunft Jesus der Fall sein, denn Er wird in den künftigen Äonen regieren, ebenso wie diejenigen, die mit Ihm angehören.
Herausragendes Merkmal eines Königs ist, wenn er mit Gerechtigkeit regiert. Der Hebräerbrief hebt hervor, dass dies für Jesus Christus zutrifft. Christus hat aber Seine eigene Gerechtigkeit, die in einem besonderen Punkt von der Gerechtigkeit und dem Gerechtigkeitsverständnis der Menschen verschieden ist. Er hat eine Gerechtigkeit geschaffen, die in gewisser Weise das Gegenteil der Gerechtigkeit des Menschen ist und alles, was zwischen den Rechtsvorstellungen der Menschen und der vollkommenen Gerechtigkeit, die bei Gott gilt, ist, mit abdeckt und so in vermeintlich widersprüchlicher Weise zur vollkommenen und allumfassenden Gerechtigkeit wird. Wie ist das möglich? Alle Menschen sind Sünder und haben gerechterweise nicht verdient, nach ihrem physischen Ableben einen Anspruch auf ein göttliches Weiterleben geltend machen zu können. Das liegt daran, dass Gott in Seiner Heiligkeit nichts Unheiliges verewigen kann. Ewigkeit ist ja eines Seiner göttlichen Wesensmerkmale. Alle Seine Wesensmerkmale hängen in vollkommener Weise miteinander zusammen.
Es wäre abgesehen davon auch für niemand ein Segen, endloses Leben zu haben, wenn es nicht auch zugleich ein vollkommenes Leben wäre. Zwar bemühen sich fromme Menschen zeitlebens „gerechte“ Werke zu tun und „gerecht“ zu sein, aber sie erreichen niemals dieses Ziel, völlig gerecht gewesen zu sein. Sie können ja nicht einmal Geschehenes rückgängig machen. So wie der Mensch bei der Geburt anfängt zu sterben, steht auch seine menschliche Natur unter dem Urteil, Todeswesen in sich zu haben. Deshalb gilt für alle Menschen, dass sie sich völlig unter den Gerichtsspruch Jesu Christi, des Weltenrichters, stellen und auf eine Gnade hoffen müssen, die sie nicht nur in eine andere Lebenssituation stellt, sondern auch von Grund auf reinigt und heiligt.
Tatsächlich bietet ihnen Jesus Christus die Rechtfertigung und Freisprechung von aller Sündenschuld und allen Folgen ihrer Sündhaftigkeit an. Dies geschieht durch einen Gnadenakt, weil es kein Mensch verdient hat. Jeder Mensch muss in der Trennung von Gott verbleiben, wenn er nicht zulässt, dass Gott ihn aus dieser Trennung herauszieht. Es ist der Gnadenakt des Freispruchs durch den Richter, der ihn eigentlich zu lebenslanger Trennung verurteilen müsste, wenn es immer nur danach ginge, das Menschenmögliche zu beurteilen. Aber:
Das Menschenmögliche ist nicht das Maßgebliche,sondern das Gottesmögliche!
Die Berechtigung dieses Freispruchs nimmt Gott nicht von den Werken des zu Beurteilenden, also nicht vom Menschenmöglichen! Er nimmt Sein eigenes stellvertretendes Werk und setzt es heilsvermittelnd ein. Das ist das, was Gott möglich ist!
Golgatha geschah unter völliger Teilnahmslosigkeit der Menschheit – außer in zweierlei Hinsicht: jeder hat den Gott JHWH da hingebracht und Ihm die Nägel eingeschlagen. Jeder hat somit das schlimmste Un-Werk getan, das sich überhaupt denken lässt. Und zweitens erklärt Gott Sein stellvertretendes Opfer für uns. Das ist unsere Beteiligung, dass für uns etwas getan wird, was uns aus dem Tod ins Leben bringt, aus der