Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck

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Название Die Prometheus Initiative
Автор произведения T. K. Koeck
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783347045835



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das Gelände gesichert war und die wenigen Männer in der Bereitschaft unsanft geweckt und verhaftet, dauerte es keine Stunde, bis Hoffmann mit seinem Führungsstab und dem gesamten Bataillon aus Kahla nachrückte. Wie ein Triumphator fuhr er, aufrechtstehend, auf das Gelände ein. Dabei war ja noch gar nichts gewonnen.

      Noch bevor der Wagen zum Stehen kam sprang er schwungvoll ab und grüßte uns. Wir salutierten und er lobte uns für die super Leistung. Es gab eine kurze Lagebesprechung. Der zweite Flughafen war ebenfalls reibungslos in unsere Hände gefallen, allerdings habe man mehrere Gegner ausschalten müssen. Es gab keine Überlebenden, was mich doch kurz verwunderte. Das Gelände über und um den Bunker war sicher, wir konnten jetzt im Tunnel vorstoßen.

      Bergmann war bereits mit zwei Kompanien auf dem Weg nach Bautzen, Behrendt zog mit zwei Einheiten nach Süden, schloss mit Karl-Marx-Stadt und Gera kleinere Lücken. Pfahler richtete einen fortlaufenden Transportdienst zwischen den Städten ein, um den Abtransport von erbeutetem Material nach Bautzen, unserem finalen Hauptquartier, sicher zu stellen.

      Hoffmann lachte in die Runde und sagte: „Wir werden stinkreich!“. Die Runde lachte herzlich mit. Schon jetzt wusste keiner wohin mit dem ganzen geklauten Zeugs. Schnell bauten die Männer Finsterwalde zum neuen Pseudo-Hauptquartier aus. Erbeutetes Material, das nicht mitgenommen werden konnte, wurde neu aufgestellt, zusammen, rund um die Gebäude. Fingierte Verteidigungslinien arrangierten wir für die Luftaufklärung, oft nahmen wir nur die Grasnarbe weg und legten einmal Sandsäcke drum herum. Dann kamen zwei langgestreckte Uniformen und ein paar Kisten hinein. Andere Teams bauten neue Verteidigungsanlagen oder werteten Vorhandene auf, um einem ersten Angriff standzuhalten.

      Wir dagegen legten unser ganzes Marschgepäck ab, ließen nur das Taktische an, dann schlichen wir in den Keller im Hauptgebäude hinab, ganz langsam, alles absichernd. Nach kurzem erreichten wir im zweiten Untergeschoss die große Verladehalle. Es sah aus wie ein kleiner Rangierbahnhof unter der Erde, mit komischen Paletten-Wagen auf Rändern. Rechterhand führten einige Aufzüge nach oben, in der Mitte standen fahrbare Kräne, an der Decke ein auf Schienen gelagertes, großes Kransystem. Alle Schienen führten am Ende der Halle, auf der linken Seite, in eine einzige Schiene, welche durch einen Tunnel den Raum verließ. Der Tunnel selbst war verschlossen. Die Männer sammelten sich etwas abseits, während Hoffmanns Spezialisten anfingen das Tor zu öffnen.

      Sie kramten allerlei Maschinen und Material hervor, öffneten Schaltpläne, kleine Schachteln mit Schlüsseln und noch viel mehr. Es kam das gesamte gesammelte Geheimdienstmaterial zum Einsatz. Die Öffnung erfolgte über mehrere Stufen, ein kompliziertes System, auf Russisch. Es dauerte eine Stunde, aber dann war es geschafft. Mit großem Getöse und allerhand Lärm schoben sich die mächtigen Bolzen nach außen und das schwere Tor fuhr langsam auf, im Ganzen. Sofort sprangen wir alle hinter irgendeine Deckung und zückten unsere Waffen.

      Die Beleuchtung im Tunnel schaltete sich ein und wir sahen einen blitzblank sauberen Schacht hinab, etwa halb so groß wie ein S-Bahn-Tunnel, man konnte gerade noch darin stehen. Wieder keine Menschenseele. Die Männer fingen das Diskutieren an, ob wir überhaupt richtig seien. Hoffmann beruhigte sie, gab Befehl zum Vorrücken: In vier Trupps, genau hintereinander, marschierend, es sollte ganz offiziell aussehen. Er wollte das Wachpersonal täuschen! Also taten wir es, aber wir schissen uns dabei ein, weil wir aufrecht den Gang runter marschieren sollten. Doch Hoffmann hatte Recht, in dieser pippifeinen und leeren Röhre gab es keinerlei Deckung. Der Plan war gut, aber wir waren unsicher. Dadurch bewegten wir uns so unnatürlich, dass es sowieso keinem geschulten Blick auf ein Kamerabild standhalten würde. Entsprechend ging auch ich schielend an den Kameras vorbei, starrte genauso dämlich hinein wie die anderen.

      Und da Atombomben in der Regel nicht unbewacht sind, landeten wir nach fünf Minuten, in diesem Tunnel-Wirr-War, doch noch in einem Feuergefecht mit den Wachsoldaten; Und da wir so dumm aufrecht rumgelaufen waren erwischte es sofort sechs von uns gleichzeitig. Gute Leute, mit denen ich jetzt schon eine Woche verbracht hatte. Wir waren so überrascht und zornig, dass wir Ihnen, in nicht einmal einer Minute, den totalen Garaus machten, mit allem, was wir hatten, mitten im Atombunker. Jeder leerte sein MG-Magazin, während wir uns zurückzogen, dabei schmiss jeder mindestens zwei Granaten in den Raum und die Granaten zerfetzten die kleine Verteidigung, den Raum,

      alles was drin war und fast auch unsere Ohren.

      Erst nach einer halben Stunde konnten wir den Raum wieder betreten, erst jetzt konnte man wieder etwas sehen und dort auch atmen. Das Sicherheitsteam der Atomanlage hatte sich quasi in Luft aufgelöst.

      Mehrere direkte Treffer hatten sie im Raum verteilt.

      Da wo sie sich hinter einer Verteidigungsanlage verschanzt hatten, sah es aus, als hätte man eben die Wand rot gestrichen. Einer meiner Männer trat vor und nahm sich eine Waffe aus dem Matsch, man konnte sie kaum erkennen. Notdürftig machte er die Fleischfetzen von der goldenen Waffe. Als ich ihn schief ansah, weil es so ekelhaft war, offenbarte er: „Verdammt, ein Walter Unterhebel-Repetiergewehr mit Goldbeschlag!“ Und sah unschuldig drein. Die Augenbrauen hebend,

      halb kotzend, keuchte ich: „Ich verstehe“.

      Über eine weitere Treppe folgen wir einem langen Tunnel, jetzt Richtung Norden. Erst nach dreißig Minuten waren wir an einem nächsten Tor, es war weniger stabil, mehr eine Abgrenzung, vermutlich Strahlenschutz, sie war aber auch befestigt. Wir entschieden sie zu Sprengen.

      Würde etwas direkt dahinterliegen, würden wir Pech haben. Mit einem riesen Wumm zerbarst das Tor in tausend Stücke, wieder mussten wir lange warten. Als wir diesmal vorrückten, ergaben sich die restlichen Sicherheitstrupps dahinter. Vielleicht hatten sie am Bildschirm gesehen, was den anderen passiert war, zumindest einer von denen starrte ungläubig und traurig auf die eben geklaute, goldene Walther des Kollegen. Sicher hatten sie Alarm ausgelöst. Wir legten sie in Ketten, dann ging es schon wieder weiter. Diese Anlage war immens. Erneut gingen wir eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der Gang endlich in sieben Einzelgänge aufteilte. Überall gedämpftes, sakrales Licht. Eine anmutige Stimmung. Jeder Gang führte nochmals tiefer in den Boden, wir waren da.

      Ehrfürchtig blieben wir stehen, es war unbeschreiblich.

      Hoffmann ging langsam voraus, begutachtete einen der beachtlichen Räume, dann kam er zurückgeschlichen. Sein Gesicht ähnelte durch die Beleuchtung einer Figur auf einer Weihnachtskarte. Als wären wir in der Kirche gewesen, kam er ganz nah, erst dann flüsterte er:

      “Das müsst ihr sehen, es ist himmlisch!“.

      Sofort trat jeder von uns irgendwo in einen der Räume hinab, auch ich. Nach einer weiteren Treppe stand ich in einem relativen großen, langgezogenen Raum, erbaut wie eine schlanke Kathedrale, mit großen Bögen und einer sanften Beleuchtung der Decke. All das wieder mit Hebebühnen und Kränen. Aber das Wichtige:

      In der Mitte lagen sechs große Kisten, sanft und stimmungsvoll in Szene gesetzt. Die Bezeichnungen darauf ließen keinen Zweifel offen, es waren sechs Atombomben. Mal sieben Räume, also gesamt 42 Stück. Gerührt wie in der Messe blieben wir im gedämpften Licht stehen, keiner sagte ein Wort. Wie in einer Ausgrabungsstätte,

      gerade entdeckt.

      Nach einem Moment bewegte ich mich wieder nach oben. Schon brachte das eingeteilte Team unsere Bomben Nr. 38 und Nr. 39 weg. Man merkte den Männern die Nervosität an.

      Niemand hatte erwartet, dass wir so schnell soweit kommen würden!

      Jetzt, da wir das erste Etappenziel erreicht hatten, war die Aufregung in der Mannschaft groß. Hoffmann kam auf mich zu, seine Augen funkelten. Er packte mich fest an den Schultern. Der Stolz in seinem Blick kannte keine Grenzen. Wir fielen uns in die Arme, so wie viele andere auch, dann machten wir aber schnell weiter, räumten den Keller, nicht aber ohne wieder überprüft zu haben, was es zu klauen gab. Die Russen waren ja immer für Überraschungen gut. Wir suchten also weiter, mehr aus Neugierde und Spaß … und wurden belohnt: Russisches Material, altes Material der Sachsener Nazis und eine Menge an wertvollen Gütern, auch viele Kassetten voll Gold.

      Als wir wieder ins Freie heraustraten brach schon der neue Tag an. Ein leichter heller Schimmer war am Himmel auszumachen. Hoffmann bat erneut zur Lagebesprechung mit dem gesamten Stab. Er erinnerte