Der Drachenzahn. Wolf Awert

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Название Der Drachenzahn
Автор произведения Wolf Awert
Жанр Языкознание
Серия Drachenblut
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783959591812



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      Torso schüttelte den Kopf. Er war kein Freund vieler Worte. „Lebt im Elfenviertel. Nur einmal getroffen. Genug für mein ganzes Leben.“

      Pando wandte sich ab. Er konnte das Elend nicht mit ansehen und dachte nur bei sich: „Macht denn der Fluch des Elfencharmes vor gar nichts Halt?“ Zu Torso aber sagte er: „Ich muss dich jetzt verlassen. Ich werde zurückkommen. Mit ganz viel Essen. Entweder ich komme oder Tama kommt oder wir kommen beide.“

      Mit diesen Worten verschwand die Raubkatze und machte einem Ledervogel Platz.

      „Noch nie einen gesehen, der so schnell sich wandelt“, sagte Torso anerkennend.

      „Bis bald, Freund“, sagte Pando und nahm Anlauf, um vom Boden wegzukommen.

      Tamalone

      Nach ihrem Abschied von Lufthauch fand Tama ihr Zimmer trostlos leer vor. Pando, dieser Feigling, hatte sich erst gar nicht mehr blicken lassen. Für einen Moment schenkte ihr das eine gewisse Genugtuung, bevor das Graue Tuch der Sinnlosigkeit auf sie herabfiel und ihr alles nahm, was dem Leben einen Wert gab. In diesem Augenblick der Schwäche wollte sie Lufthauch hinterherlaufen, aber dann rief sie sich zur Ordnung. Lufthauch war im Trubel der Nacht verschwunden und würde dort seinen Trost finden. Und außerdem, sie hatte auch ihren Stolz. Stolz und Trotz kamen als Erste zurück. Trotzdem tat die plötzliche Einsamkeit weh. Warum schmerzte sie so? Einsamkeit war doch in der Siedlung der Bergarbeiter ihr ständiger Begleiter gewesen? Aber jetzt war alles ganz anders. Wenn man glaubt, einen Freund gefunden zu haben und dann feststellen muss, dass man sich geirrt hat und nur betrogen wurde, bohrt sich der Schmerz auch durch die dicksten Schwielen. Und Lufthauch war ebenso wenig ein Freund wie Pando, sondern nur eine weitere Enttäuschung. Von allen Wesen, die sie in NA-R kennengelernt hatte, blieb ihr nur noch Torso.

      So verbrachte Tama den Abend allein in der Gesellschaft ihrer Gedanken. Und auf diese Gesellschaft hätte sie auch gut verzichten können, denn sie hatte nichts zu erzählen, was sie nicht bereits wusste, und klebte hartnäckiger auf ihren Stühlen als betrunkene Saufkumpane. Der Schlaf schaute während der Nacht noch einige Male mitleidig vorbei, wurde aber von dem Durcheinander in ihrem Kopf jedes Mal wieder vertrieben, sodass Tama den Sonnenaufgang mit rotgeränderten Augen begrüßte.

      Sie quälte sich mit einem Fluch aus dem Bett und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das Frühstück sättigte sie nicht, weil ihr Hunger noch schlief, und Brot, Zwiebeln und Käse hatten von gestern auf heute ihren Geschmack verloren. „Was nun?“, fragte sie sich und versuchte vergeblich, der Welle aus Hilflosigkeit und Verzweiflung zu trotzen. Wie sollte sie nun ins Elfenviertel gelangen, ohne auf die Hilfe Pandos zählen zu können? Es musste einen Weg dort hinein geben, und sie würde Mutter finden, weil sie Mutter finden musste. Und wenn sie sie dann gefunden hatte, würde sie sie fragen, wer ihre Eltern waren und Mutter so lange festhalten, bis sie eine Antwort von ihr bekommen hatte. Doch besaßen diese Worte keine Kraft, klangen leer und bereits verbraucht. „Rauch und Asche“, fluchte sie. Es gab unzählige Leute in dieser Stadt. Da musste es doch möglich sein, neue Freunde zu finden, die einem helfen konnten. Während Tama noch überlegte noch, wie sie das anstellen wollte, klopfte es an ihrer Tür.

      „Tamalone?“, schallte es herein. Der König wartet auf Euch. An Eurer Stelle würde ich mich sputen.“

      Tama streckte der Stimme die Zunge heraus. Was wollte denn jetzt Nachtnebel von ihr? Sollte sie etwa springen, nur weil der hohe Herr nach ihr pfiff? In ihrem Ärger stampfte sie mit dem Fuß auf wie ein kleines Kind und stellte überrascht fest, wie gut ihr das tat. Die Holzdielen federten ein wenig, was den Schall dämpfte und ihr gleichzeitig einen Stoß durch den ganzen Körper schickte. Um mit beiden Füßen aufzustampfen, musste sie hochspringen. Der Rückstoß begann in den Fersen, schoss aufwärts durch ihre Beine, wanderte durch das ganze Rückgrat und endete im Kopf. He, das fühlte sich gut an! Tama begann, Schockwelle auf Schockwelle durch ihren Körper zu schicken. Der Körper erwachte, das Leben kam in ihren Körper zurück, und mit dem Leben auch etwas von der verlorengegangenen Lebensfreude. Nachtnebel ruft nach mir und ich springe tatsächlich, aber anders als er meint, dachte sie und fing an zu lachen. Lachen heilt. Lachen pustet Ärger hinweg, Lachen ist Magie. Mit einem Lachen sollte man den Tag begrüßen. Tama kam wieder zu Atem, stellte sich vor den Spiegel und streckte nun sich und der ganzen Welt die Zunge heraus. Grauenvoll sah sie aus mit den vielen Flecken, die sie sich bei Torso geholt hatte, aber das war ihr jetzt egal. Sie verhüllte das Elend mit einem leichten Umhang. Reinigen konnte sie ihre Kleidung immer noch. Aber die Welt sollte sie nicht mit gesenktem Kopf sehen.

      Als sie endlich das Geschäft des Königs betrat, durch den Verkaufsraum ging und in die Werkstätten gelangte, stand der König bereits da und breitete seine Arme in einer Geste des Willkommens aus. Neben ihm befand sich ein Komposit mittleren Alters, der von einem reinrassigen Elfen kaum zu unterscheiden war.

      Tama verscheuchte alle Reste ihrer Ausgelassenheit, schlüpfte in ihr altes, vorsichtiges Selbst zurück und streckte ihre geistigen Finger aus. Wie sie es sich gedacht hatte. Das Willkommen war gespielt. Statt der gezeigten Freude begegnete sie einer unerwarteten Mischung aus Angst, Zweifel und Wut, die von einer sie ebenso überraschenden Unsicherheit getragen wurde. Dass dieser Mann Angst hatte, passte so gar nicht zu dem Bild, das sie sich von dem Händlerkönig gemacht hatte. Noch hatte sie keine Ahnung, worum es ging, aber auf jeden Fall handelte es sich um mehr als eine Kleinigkeit, die sich im Vorübergehen erledigen ließ. Und noch etwas wusste sie. Der König war nicht ihr Freund. Sein einziger Freund war er selbst.

      Und der Komposit neben ihm? Seinen Verstand zu berühren, traute sie sich nicht. Er wirkte wie ein Magier auf sie, und niemand wusste, wozu Magier fähig waren. Aber sein Licht der Vernunft konnte er nicht vor ihr verbergen.

      Falsch, konnte er doch. Dieser unscheinbare Mann verbarg sich hinter einem rotierenden Nebel, den er offenbar aus seinem Körper strömen ließ. Das musste ihn viel Energie kosten und auf die Dauer ermüden. Wie machte er das? Wusste er von ihrer Fähigkeit, Gedanke zu erahnen? Unwahrscheinlich. Aber sie würde verflucht aufpassen müssen, denn dieses merkwürdige Paar war nicht von der Art, die man sich zum Feind machen sollte.

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