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ja nichts heißen.“ Sie streichelte Pando über den Kopf. „Wir haben gerade etwas gegessen, aber Torso hat immer noch Hunger.“

      Pando setzte sich hin und leckte sich das Fell, bevor er wieder auf Torso schaute. „Hallo, mein Freund. Warum versteckst du dich in diesem Loch?“

      „Du auch?“, fragte Torso.

      „Was auch?“

      „Mit mir reden. Gestaltwandler können nicht miteinander reden. Nur ganz selten.“

      „Ich kann, Tama kann, du kannst. Nun sag schon Freund, oder soll ich Bruder zu dir sagen, warum bist du hier?“

      „Schlangenauge beschützt mich vor Elfen.“

      „Und warum bist du nicht im Viertel der Gestaltwandler?“

      „Dort holen sie mich weg.“

      „Warum sollten sie?“

      Tama kam ein Gedanke. „Sag mal Pando, als ich mit dem Frachter ankam, stiegen zwei Tiermenschen mit mir aus. Ein Wolfartiger und ein Bär, der auf seinen Hinterbeinen lief. Stolze Geschöpfe. Sind sie jetzt im Viertel der Gestaltwandler?“

      „Weggebracht“, sagte Torso.

      „Aber warum sollten sie …“ Pando legte den Kopf schief.

      Mittlerweile hatte sich auch Lufthauch herangetraut. „Warum steht ihr hier rum und schweigt euch an. Oh, mein Name ist Lufthauch.“ Sein rechter Arm zuckte, als wollte er dem Tiermenschen die Hand reichen, aber dann begnügte er sich doch mit einer Verbeugung. „Ich bin ein Elf aus dem Wald und Beschützer des Lebens.“

      „Er versteht Euch nicht“, sagte Tama.

      „Aber er versteht Euch. Oder? Und wo ist Dorman, der Mann mit dem ich hergekommen bin?“

      Tama fragte Lufthauch, ob ihn noch jemand außer diesem Dorman begleitet habe. Der schüttelte den Kopf. Wer hätte das denn sein sollen?, dachte er und sah auf einmal, wie sich Tamas Gesicht in einem jähen Schmerz verzog und ihre Augen sich mit Tränen füllten. Doch sicher war er sich nicht, denn sie zwinkerte ihre Tränen ganz schnell fort. Und außerdem war die Sicht sehr schlecht in diesem Funzellicht. Da halfen auch keine Elfenaugen mehr.

      „Du Betrüger“, sagte Tama plötzlich zu Pando in einer Endgültigkeit, die Lufthauch zusammenzucken ließ. „Du gemeiner Schuft, Verräter und Enttäuschung meines Lebens. Woher nimmst du die Unverschämtheit, zu mir über Vertrauen zu sprechen? Was sollte das ganze Spiel von ‚Ich kann besonders gut Menschen nachmachen.‘ Und dann stellst du dich absichtlich unbeholfen an. Aber wenn es darauf ankommt, schlüpfst du einfach in eine Menschengestalt.“ Tama wechselte zur Gedankensprache. „Torso, sag mir, kannst du auch so einfach eine Menschengestalt annehmen?“

      Pando schwieg. Nur das Spiel seiner Ohren verriet seine Nervosität.

      „Kann“, sagte Torso. „Weil Vater. Ist aber schwierig. Ich kann auch Mutter. Aber dauert. Am leichtesten ist so wie jetzt. Ein Teil Mutter, ein Teil Vater. Geht gut zusammen.“

      „Ich danke dir für deine Ehrlichkeit, mein Freund. Es gibt nicht mehr viele Wesen in dieser Welt, die ehrlich sind.“ Und Tama tastete wieder nach Torsos Hand.

      „He, ich kann das erklären“, sagte Pando.

      „Und wie war das mit den Wächtern an den Bahnsteigen? Die haben dich erwischt, weil du zu langsam warst, um deine Form zu verändern.“

      „Das habe ich nie behauptet“, protestierte Pando.

      „Nein, aber die Wächter haben es erzählt. Du hast dich fangen lassen. Du hast dich absichtlich von den Wächtern fangen lassen.“

      „Das stimmt. Ich wollte dich kennenlernen. Und das habe ich ja auch.“

      „An dir ist nichts Echtes, Pando. Du bestehst nur aus Täuschung und Lüge, aus Verrat und Unehrlichkeit. Und die Gefühle von denen, die es gut mit dir meinen, trittst du mit Füßen und trampelst auch noch darauf darum. Verschwinde, hau bloß ab und geh mir aus den Augen. Ich kann dich nicht ausstehen und will dich nie, nie, niemals wiedersehen. Hörst du?“

      „Ich habe noch nie jemanden verraten“, sagte Pando. „Und ich würde … Ist ja auch egal. Du machst ja doch, was du willst.“ Er ging ein paar Schritte rückwärts, wo der Schein der kleinen Lampe kaum noch hinreichte. Es war aber nicht Tama, die er floh. Torso hatte sich neben Tama aufgebaut.

      „Vorsicht, Bruder. Tama ist Freundin. Und ich bin Sieger. Immer stärker als alle anderen. Sei vorsichtig.“

      Pando brummte etwas, schwieg aber. Nur sein Schwanz peitschte die Luft und erzählte so von der Gemütslage, in der er sich befand.

      Lufthauch hatte von all dem nicht viel mitbekommen. Er wusste nur, dass etwas passiert war, das nicht leicht wog. Er würde es schon herausfinden. Aber für ihn eilte es nicht. „Dein neuer Freund ist in keinem guten Zustand“, sagte er zu Tama. „Du solltest ihn fragen, wovon er lebt. Und wir sollten ihm etwas zu essen bringen.“

      Tama nahm die Ablenkung gerne an. „Was isst du, Torso? Wir bringen dir etwas vorbei, damit du keinen Hunger mehr leiden musst.“

      „Im Wald kleine Tiere. Fische im Tümpel. Ich fange. Vögel in der Luft. Ich fange. Geht aber auch mit Früchten oder Pflanzenteilen unter Erde. Hier schlimm. Ratten, Mäuse, dann das, was Schlangenauge schickt. Einmal viel, dann lange nichts. Immer zu wenig.“

      Tama drückte den Tiermenschen noch einmal an sich. Der Gestank machte ihr nicht mehr viel aus. „Ich komme zurück. Sehr bald. Versprochen. Freunde sollten sich aufeinander verlassen können.“ Ihre Gedankensprache war etwas zu laut, aber Pando hätte auch so gewusst, für wen dieser Satz gemeint war.

      „Wir müssen gehen“, sagte Tama, drückte Torso noch mal an sich und ging dann entschlossenen Schrittes durch die Dunkelheit zu dem hellen Fleck unter dem Torbogen. Lufthauch und Pando folgten ihr.

      Pando hielt den ganzen Weg einen gehörigen Abstand, und Lufthauch nutzte die Gelegenheit, um mit Tamalone ein paar Worte zu wechseln. „Ihr konntet euch untereinander verständigen, hatte ich den Eindruck. Ich aber konnte nur dich verstehen“, sagte er. „Was war das?“

      „Pando und Torso fehlen die Sprachwerkzeuge, die Menschen und Elfen haben. Zumindest Pando versteht aber die menschliche Sprache. Mag er auch die Form einer großen Katze gewählt haben. Und ja, uns drei vereint etwas, schmiedet uns zusammen. Wir wissen alle drei nicht, wohin wir gehören. Ich bin ein Mensch mit so viel Elfenblut, dass die Menschen mich nicht als eine der Ihren anerkennen. Pando und Torso sind zur Hälfte Mensch und zur Hälfte …“

      „Tier“, ergänzte Lufthauch.

      „Gestaltwandler“, korrigierte Tama. „Und ich mag mir gar nicht ausmalen, was das wirklich bedeutet.“ Sie verstummte abrupt. Den Gedanken, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Pando und Torso gab, verschluckte sie. Stattdessen sagte sie mit einer merkwürdig kraftlosen Stimme: „Mir ist, als ob die Gestaltwandler der Schlüssel zu allen Dingen sind. Wenn wir uns nicht um sie kümmern, wird sich das einmal bitter rächen.“

      In Lufthauchs Kopf spielten die Gedanken Nachlaufen. Mit Gestaltwandlern sprechen zu können, war keine Elfenmagie. Wer also war diese Tamalone? Und besaß nicht auch Sumpfwasser diese Fähigkeit? Aber der war zweifelsfrei ein reinblütiger Waldelf. Und wenn doch nicht? Nein, dieser Gedanke war zu verrückt, um auch nur gedacht zu werden. Denn dann hätte er ja ebenfalls Fremdblut in seinen Adern haben müssen. Aber die Sache mit den Gestaltwandlern ... Mit ihnen hatte alles angefangen. Das hatte auch Sumpfwasser behauptet. Oder nicht? Lufthauch wusste überhaupt nicht mehr, was er denken oder glauben sollte. Er zögerte, erinnerte sich daran, dass er gerade noch etwas ganz Wichtiges zu den Gestaltwandlern sagen wollte, aber dieser Gedanke war ihm in dem ganzen Durcheinander wieder entwischt. Dafür nagte es an seinem Selbstbewusstsein, dass er an der Unterhaltung zwischen Tama und den beiden Tiermenschen nicht hatte teilhaben können. Noch nie hatte er sich derartig ausgeschlossen gefühlt