Название | Leopold von Ranke: Historiografische Werke |
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Автор произведения | Leopold von Ranke |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027206056 |
In der Reihe der großen Generale, die nach Selbständigkeit getrachtet haben, steht Wallenstein in der Mitte zwischen Essex in England und Biron in Frankreich auf der einen, Cromwell auf der andern Seite, auf dessen Spuren sich später der gewaltige Korse bewegte, dessen weit umfassendere Erfolge ihn in den Stand setzten, ein neues Kaisertum zu gründen. Was ist der Unterschied zwischen ihnen, warum gelang es den einen und ist es den andern mißlungen? Essex, welcher der Königin Elisabeth von England eine andere Politik aufzwingen wollte, als welche ihr geheimer Rat und sie selbst beliebten; Biron, der sich in Verabredungen mit den Feinden seines Königs218 einließ; Wallenstein, der erst das eine sehr entschieden und mit einer gewissen Berechtigung, darauf das andre wiewohl nur schwach versuchte, hatten mit geborenen Fürsten zu kämpfen, deren Autorität seit Jahrhunderten fest begründet und mit allen andern nationalen Institutionen verbunden war; sie erlagen ihr. Cromwell und Napoleon dagegen fanden die legitime Autorität, als sie es unternahmen sich unabhängig zu machen, bereits gestürzt. Sie hatten mit republikanischen Gewalten zu kämpfen, welche noch keine Wurzeln geschlagen hatten und nur eine bürgerliche Macht besaßen, die dann dem Truppenführer gegenüber, sobald sie sich entzweiten, keinen Widerstand leisten konnte. Weiter fortgehend wird man fragen, warum nun doch das Protektorat mit dem Tode des Protektors verging, aus den Ruinen des gestürzten Kaisertums aber in unsern Tagen ein neues, das als die Fortsetzung des ersten auftritt, sich erheben konnte. Der vornehmste Grund liegt darin, daß Cromwell die sozialen Verhältnisse, wie sie einmal gebildet waren, erhalten vorfand und eher in Schutz nahm als umzustürzen suchte, sodaß sie nach seinem Abgang eine ihnen analoge Regierung notwendig machten; dagegen fand Napoleon eine soziale Revolution in den größten Dimensionen durchgeführt vor; er brauchte sie nur zu konsolidieren und mit seiner militärischen Gemalt zu durchdringen, um ein neues Imperium aufzurichten.
Wallenstein vor Stralsund, S. 85-90. Schlacht bei Lützen, S. 184 f. Wallensteins Absetzung, S. 276 ff. Wallensteins Ermordung, S. 302 ff.
25. Der westfälische Friede
Päpste II, Werke Bd. 38 S. 371-377.
So große Pläne, wie Gustav Adolf im Höhepunkte seiner Macht sie hegte, konnten nach dem frühen Tode dieses Fürsten freilich nicht ausgeführt werden, schon darum nicht, weil ja auch die Erfolge des Protestantismus sich keineswegs allein von eigner Macht herschrieben. Aber auch der Katholizismus vermochte, selbst als er sich besser zusammennahm, als Bayern sich wieder an den Kaiser schloß und auch Papst Urban VIII. aufs neue Subsidien zahlte, den Protestantismus nicht mehr zu überwältigen. Gar bald gelangte man wenigstens in Deutschland zu dieser Überzeugung; schon der Friede von Prag beruhte darauf. Der Kaiser ließ sein Restitutionsedikt fallen, der Kurfürst von Sachsen und die Staaten, welche ihm beitraten, gaben die Herstellung des Protestantismus in den Erblanden auf. Zwar widersetzte sich Papst Urban allem, was dem Restitutionsedikt zuwider beschlossen werden könnte, und in dem geistlichen Rate des Kaisers hatte er die Jesuiten, besonders den Pater Lamormain, der denn auch oft genug darüber belobt wurde »als ein würdiger Beichtvater, als ein Mann, der keine weltliche Rücksicht nehme«, auf seiner Seite; allein die Mehrheit war gegen ihn, die Kapuziner Quiroga und Valerian, die Kardinale Dittrichstein und Pazmany; sie behaupteten, wenn man die katholische Religion in den Erblanden rein erhalte, so könne man wohl Gewissensfreiheit im Reiche geben. Der Prager Friede ward in Wien von allen Kanzeln verkündigt; die Kapuziner rühmten sich ihres Anteils an diesem »ehrenvollen und heiligen« Werke und stellten besondere Feierlichkeiten dafür an; kaum konnte der Nuntius verhindern, daß man nicht ein Tedeum sang.
Indem Urban VIII., obwohl er tatsächlich so viel dazu beigetragen hatte, daß die Pläne des Katholizismus scheiterten, dennoch in der Theorie keinen Anspruch fallen lassen wollte, bewirkte er nur, daß das Papsttum eine Stellung außerhalb der lebendigen und wirksamen Interessen der Welt annahm. Wohl schickte der römische Stuhl auch ferner seine Gesandten zum Friedenskongresse; Chigi war geschickt und beliebt, er richtete doch nichts aus. Unter seinen Augen ward ein Friede geschlossen, wie ihn der römische Stuhl ausdrücklich verdammt hatte. Der Kurfürst von der Pfalz, alle verjagten Fürsten wurden hergestellt. Weit gefehlt, daß man an die Bestimmungen des Restitutionsediktes denken konnte, viele Stifter wurden geradezu säkularisiert und den Protestanten überlassen. Spanien entschloß sich, die Unabhängigkeit jener Rebellen gegen Papst und König, der Holländer, endlich anzuerkennen. Die Schweden behielten einen bedeutenden Teil des Reiches. Selbst den Frieden des Kaisers mit Frankreich konnte die Kurie nicht billigen, weil er Stipulationen über Metz, Toul und Verdun enthielt, durch die sie ihre Rechte gekränkt fand. Das Papsttum fand sich in der traurigen Notwendigkeit zu protestieren; die Grundsätze, die es nicht hatte geltendmachen können, wollte es wenigstens aussprechen. Aber schon hatte man dies vorausgesehen. Die geistlichen Bestimmungen des westfälischen Friedens wurden gleich mit der Erklärung eröffnet, daß man sich dabei an niemandes Widerspruch kehren wolle, er sei wer er wolle, von weltlichem oder geistlichem Stande. Durch den Frieden ward jener große Prozeß zwischen Protestanten und Katholiken, aber nun ganz anders als man in dem Restitutionsedikt versucht hatte, endlich zur Entscheidung gebracht. Der Katholizismus behauptete immer große Erwerbungen, indem das Jahr 1624 als Normaljahr, auf welches die Dinge zurückzuführen seien, angenommen wurde; dagegen bekam der protestantische Teil die ihm so unentbehrliche, so lange vorenthaltene Parität. Nach diesem Prinzip wurden alle Reichsverhältnisse geregelt.
Wie durfte man da so gar nicht mehr an Unternehmungen denken, wie sie früher gewagt worden und gelungen waren. Vielmehr wirkten die Resultate der deutschen Kämpfe unmittelbar auf die benachbarten Länder zurück. Obwohl der Kaiser in seinen Erblanden den Katholizismus aufrechtzuerhalten vermocht hatte, mußte er doch in Ungarn den Protestanten Zugeständnisse machen; im Jahre 1645 sah er sich genötigt, ihnen eine nicht geringe Zahl von Kirchen zurückzugeben. Und hätte nun wohl nach jenem Aufschwunge der Schweden zu universaler Bedeutung Polen jemals daran denken können, die alten Ansprüche an dieses Land zu erneuern? Wladislaw IV. ließ sogar von dem Bekehrungseifer seines Vaters ab und war den Dissidenten ein gnädiger König. Selbst in Frankreich begünstigte Richelieu die Hugenotten, nachdem sie ihrer politischen Selbständigkeit beraubt waren. Noch bei weitem mehr aber unterstützte er das protestantische Prinzip dadurch, daß er jener vorwaltenden katholischen Macht, der spanischen Monarchie, einen Krieg auf Leben und Tod zu machen fortfuhr, welcher sie in ihren Grundfesten erschütterte. Diese Entzweiung war die einzige, die der Papst so ganz ohne Skrupel hätte beilegen können. Während aber alle andern wirklich beseitigt wurden, blieb diese unausgetragen und zerrüttete unaufhörlich das Innere der katholischen Welt.
An dem Kriege gegen Spanien nahmen bis zum westfälischen Frieden die Holländer den glücklichsten Anteil; es war das goldene Zeitalter ihrer Macht, ihres Reichtums. Indem sie das Übergewicht im Orient erlangten, traten sie zugleich dem Fortgange der katholischen Mission daselbst gewaltig entgegen. Nur in England schien zuweilen der Katholizismus oder wenigstens eine Analogie seiner äußeren Formen Eingang finden zu wollen. Wir finden Abgeordnete des englischen Hofes in Rom, päpstliche Agenten in England; die Königin, der man zu Rom eine Art von amtlicher Anerkennung widmete, übte einen Einfluß auf ihren Gemahl, welcher sich auch auf die Religion erstrecken zu müssen schien; schon näherte man sich in mancherlei Zeremonien katholischen Gebräuchen. Jedoch