Название | Tausend und Ein Gespenst |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
– Ich bin Polin, mein Herr, antwortete ich ihm, meine beiden Brüder sind in dem Kriege gegen Rußland gefallen; mein Vater, den ich verlassen habe, indem er bereit war unser Schloß gegen den Feind zu vertheidigen, wird zu dieser Stunde ohne Zweifel zu ihnen gegangen sein, und ich kam, indem ich auf den Befehl meines Vaters dieses Blutbad floh, eine Zuflucht in dem Kloster Sahastru zu suchen, in welchem meine Mutter in ihrer Jugend und unter ähnlichen Umständen eine sichere Freistätte gefunden hatte.
– Sie sind die Feindin der Russen; dann um so besser, sagte der junge Mann, dieser Titel wird Ihnen ein mächtiger Beistand auf dem Schlosse sein, und wir haben alle unsere Kräfte nöthig, um den Kampf zu bestehen, der sich vorbereitet. Zuvörderst, da ich weiß, wer Sie sind, Madame, so erfahren Sie, wer wir sind; der Name Brancovan ist Ihnen nicht fremd, Madame, nicht wahr?
Ich verneigte mich.
Meine Mutter ist die letzte Fürstin dieses Namens, der letzte Nachkomme dieses erlauchten Oberhauptes, das die Cantimirs, diese elenden Höflinge Peters I. umbringen ließen. Meine Mutter heirathete in erster Ehe meinen Vater, Serban Waivady, Fürst wie sie, aber von minder berühmtem Stamme.
Mein Vater war in Wien erzogen worden, er hatte dort die Vorzüge der Civilisation schätzen gelernt. Er beschloß, aus mir einen Europäer zu machen. Wir gingen nach Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland.
Ich weiß wohl, daß es einem Sohne nicht geziemt, das zu erzählen, was ich Ihnen sagen will; da es aber für unser Heil nöthig ist, daß Sie uns genau kennen, so werden Sie die Gründe dieser Mittheilung würdigen. Meine Mutter, welche während der ersten Reisen meines Vaters, als ich in meiner frühesten Kindheit war, strafbare Verbindungen mit einem Hauptmanne von Parteigängern gehabt hatte, so nennt man in dieser Gegend die Leute, welche Sie angegriffen haben, fügte Gregoriska lächelnd hinzu, – meine Mutter, sage ich, welche strafbare Verbindungen mit einem Grafen Giordaki Koproly, halb Grieche, halb Moldauer, gehabt hatte, schrieb meinem Vater, um ihm Alles zu sagen und die Scheidung von ihm zu verlangen, indem sie dieses Verlangen darauf stützte, daß sie, – eine Brancovan, – nicht die Frau eines Mannes bleiben wollte, der sich mit jedem Tage seinem Vaterlande mehr entfremdete. – Leider hatte mein Vater nicht nöthig seine Einwilligung zu dieser Forderung zu geben, welche Ihnen sonderbar scheinen kann, die aber bei uns das Gewöhnlichste und das Natürlichste ist. – Mein Vater war an einer Pulsadergeschwulst gestorben, an welcher er seit langer Zeit litt, – und ich war es, der den Brief empfing.
Ich hatte nichts zu thun, als sehr aufrichtige Wünsche für das Glück meiner Mutter auszusprechen. – Diese Wünsche überbrachte ihr ein Brief von mir, indem er ihr meldete, daß sie Wittwe wäre.
Dieser selbe Brief verlangte von ihr für mich die Erlaubniß meine Reisen fortzusetzen, eine Erlaubniß, welche mir bewilligt wurde.
Meine sehr bestimmte Absicht war, mich in Frankreich oder in Deutschland niederzulassen, um mich nicht einem Manne gegenüber zu befinden, der mich verabscheute und den ich nicht lieben konnte, das heißt dem Gatten meiner Mutter, als ich plötzlich erfuhr, daß der Graf Giordaki Koproly, wie man sagte, von den ehemaligen Kosaken meines Vaters ermordet worden wäre.
Ich beeilte mich zurückzukehren; ich liebte meine Mutter; ich begriff ihr Alleinstehen, ihr Bedürfniß in einem solchen Momente die Personen bei sich zu haben, welche ihr theuer sein konnten. Ohne daß sie jemals eine sehr zärtliche Liebe für mich gehabt hatte, war ich ihr Sohn, Eines Morgens kehrte ich ohne erwartet zu sein auf das Schloß unserer Väter zurück.
Ich fand dort einen jungen Mann, den ich anfangs für einen Fremden hielt, und von dem ich nachher erfuhr, daß er mein Bruder wäre.
Das war Kostaki, der Sohn des Ehebruches, den eine zweite Ehe legitimirt hatte. – Kostaki, das heißt das unbändige Geschöpf, das Sie gesehen haben, dessen einziges Gesetz die Leidenschaften sind, dem nichts auf dieser Welt heilig ist, als seine Mutter, der mir nur gehorcht, wie der Tiger dem Arme gehorcht, der ihn gebändigt hat, aber mit einem ewigen, durch die dunkle Hoffnung, mich eines Tages zu zerreißen, unterhaltenem Brüllen. – In dem Innern des Schlosses, in der Wohnung der Brancovans und der Waivadys, bin ich noch der Herr; sobald er aber außer diesen Ringmauern, sobald er im freien Felde ist, so wird er wieder der wilde Sohn der Wälder und der Berge, der alles unter seinen eisernen Willen beugen will. Wie hat er heute nachgegeben? wie haben seine Leute nachgegeben? ich weiß es nicht; eine alte Gewohnheit, ein Rest von Ehrerbietung. Aber ich mögte keine neue Probe wagen. Bleiben Sie hier, verlassen Sie dieses Zimmer, diesen Hof, kurz das Innere der Mauern nicht, und ich stehe für Alles; thun Sie einen Schritt außerhalb des Schlosses, so stehe ich für Nichts mehr, als mich tödten zu lassen, um Sie zu vertheidigen.
– Könnte ich denn nicht den Wünschen meines Vaters gemäß meine Reise nach dem Kloster Sahastru fortsetzen?
– Thun Sie es, versuchen Sie es, befehlen Sie, ich werde Sie begleiten; – aber ich werde auf dem Wege bleiben, – und Sie, Sie . . . Sie werden nicht ankommen.
– Was dann thun?
– Hier bleiben, abwarten, sich nach den Ereignissen richten, die Umstände benutzen. – Nehmen Sie an, daß Sie in eine Räuberhöhle gefallen sind, und daß Ihr Muth allein Sie herauszuziehen, daß Ihre Kaltblütigkeit allein Sie zu retten vermag. Trotz ihrer Vorliebe für Kostaki, dem Sohne ihrer Liebe, ist meine Mutter gut und großmüthig. Außerdem ist sie eine Brancovan, das beißt eine wahre Fürstin. Sie werden sie sehen; sie wird Sie vor den rohen Leidenschaften Kostakis schützen. Stellen Sie Sich unter ihren Schutz; – Sie sind schön, sie wird Sie lieben. Außerdem, – er blickte mich mit einem unbeschreiblichen Ausdrucke an! – wer vermögte Sie zu sehen und Sie nicht zu lieben? Kommen Sie jetzt in den Speisesaal, wo sie uns erwartet. Zeigen Sie weder Verlegenheit noch Mißtrauen; sprechen Sie Polnisch: Niemand versteht hier diese Sprache; ich werde Ihre Worte meiner Mutter übersetzen, und, sein Sie ohne Sorgen, ich werde nur das sagen, was zu sagen nöthig ist. Vor Allem kein Wort über das, was ich Ihnen mitgetheilt habe; man darf nicht ahnen, daß wir uns verstehen. Sie kennen die List und die Verstellung des Aufrichtigsten unter uns noch nicht. Kommen Sie.
Ich folgte ihm auf diese Treppe, welche von Harzfackeln erleuchtet war, die in eisernen, aus den Mauern hervortretenden Händen brannten.
Es war augenscheinlich, daß man diese ungewöhnliche Erleuchtung meinetwegen gemacht hatte.
Wir kamen in den Speisesaal.
Sobald Gregoriska die Thüre desselben aufgemacht und in moldauischer Sprache ein Wort ausgesprochen hatte, von dem ich seitdem erfahren, daß es die Fremde bedeutete, schritt eine große Frau auf uns zu.
Es war die Fürstin Brancovan.
Sie trug ihre weißen Haare um ihren Kopf herum geflochten; sie war mit einer kleinen Mütze von Zobelpelz bedeckt, auf der sich eine Reiherfeder befand, das Zeug: niß ihres fürstlichen Ursprunges. Sie trug eine Art von Tunika von Goldtuch mit einem mit Edelsteinen gestickten Mieter, welche ein langes Kleid von türkischem Stoffe bedeckte, das mit Pelzwerk gleich dem der Mütze besetzt war.
Sie hielt einen Rosenkranz von Bernstein-Perlen in der Hand, die sie sehr rasch durch ihre Finger rollen ließ.
An ihrer Seite befand sich Kostaki, der das glänzende und majestätische magyarische Kostüm trug, unter welchem er mir noch weit seltsamer schien.
Es bestand in einem Rocke von grünem Sammet mit weiten Aermeln, der bis über das Knie herabfiel. Beinkleider von rothem Kasimir, Stiefeln von mir Gold gesticktem Saffian; sein Kopf war unbedeckt; und seine langen schwarzen Haare fielen auf seinen bloßen Hals herab, den nur der schmale weiße Streifen eines seidenen Hemdes umgab.
Er grüßte mich linkisch und