Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

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Название Tausend und Ein Gespenst
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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mir kam lag ich auf dem Grase, dm Kopf auf den Schooß eines Mannes gestützt, von dem ich nur die Weiße und mit Ringen bedeckte Hand sah, die meinen Leib umschlang, während der junge moldauische Hauptmann, welcher den Angriff gegen uns geleitet hatte, mit übereinandergeschlagenen Armen und den Säbel unter dem einen seiner Arme vor mir stand.

      – Kostaki, sagte der, welcher mich unterstützte in Französischer Sprache und in einem befehlenden Tone, du wirst auf der Stelle Deine Leute sich zurückziehen lassen, und mir die Pflege dieser jungen Frau überlassen.

      – Mein Bruder, mein Bruder, antwortete der, an den diese Worte gerichtet waren, und der sich mit Mühe zu beherrschen schien, mein Bruder, nimm Dich in Acht, meine Geduld zu ermüden, ich lasse Dir das Schloß, laß mir den Wald. Auf dem Schlosse bist Du der Herr, aber hier bin ich allmächtig. Hier genügt mir ein Wort, um Dich zu zwingen mir zu gehorchen.

      – Kostaki, ich bin der Erstgeborne, das sagt Dir, daß ich überall der Herr bin, in dem Walde wie auf dem Schlosse, dort wie hier. O! ich bin wie Du von dem Blute der Brancovans, – königliches Blut, das gewöhnt ist zu befehlen.

      – Du befiehlst Deinen Dienern, Gregoriska, ja; aber nicht meinen Soldaten.

      – Deine Soldaten sind Räuber, Kostaki. . . die ich an die Zinnen unserer Thürme hängen lassen werde, wenn sie mir nicht auf der Stelle gehorchen.

      – Wohlan! so versucht es doch, ihnen zu befehlen. Nun fühlte ich, daß der, welcher mich unterstützte, sein Knie zurückzog und meinen Kopf vorsichtig auf einen Stein legte. Und ich folgte ihm voll Angst mit dem Blicke, und erblickte denselben jungen Mann, der in Mitte des Kampfes so zu sagen vom Himmel herabgefallen war, und den ich nur flüchtig hatte sehen können, da ich in demselben Augenblicke ohnmächtig geworden war, wo er gesprochen hatte.

      Es war ein junger Mann von vier und zwanzig Jahren von hoher Gestalt, mit großen blauen Augen, in denen man eine außerordentliche Entschlossenheit und Festigkeit las. Seine langen blonden Haare, das Zeichen des slavischen Stammes, fielen wie die des Erzengels Michael auf seine Schultern herab, indem sie jugendliche und frische Wangen umgaben; seine Lippen waren durch ein geringschätzendes Lächeln erhoben, und ließen eine doppelte Reihe von Perlen sehen; sein Blick war der, welchen der Adler mit dem Blitze kreuzt. Er war in eine Art von Tunika von schwarzem Sammet gekleidet; eine kleine, mit einer Adlerfeder geschmückte Mütze, gleich der Raphaels, bedeckte seinen Kopf; er trug ein anschließendes Beinkleid und gestickte Stiefel. An seinem Gürtel trug er einen Hirschfänger und eine kleine Doppelflinte auf der Achsel, deren Richtigkeit der eine der Räuber hatte würdigen können.

      Er streckte die Hand aus, und diese ausgestreckte Hand schien selbst seinem Bruder zu gebieten.

      Er sprach einige Worte in moldauischer Sprache aus. Diese Worte schienen einen tiefen Eindruck auf die Räuber hervorzubringen.

      Nun sprach der junge Hauptmann gleichfalls in derselben Sprache, und ich errieth, daß seine Worte mit Drohungen und Verwünschungen untermischt wären.

      Aber auf diese lange und feurige Rede antwortete der ältere der beiden Brüder nur ein Wort. Die Räuber verneigten sich.

      Er gab einen Wink, und die Räuber stellten sich hinter uns.

      – Nun denn! es sei, Gregoriska, sagte Kostaki, indem er wieder Französisch sprach. Diese Frau wird nicht in die Höhle gehen, aber sie wird darum nichts desto weniger mein sein. Ich finde sie schön, ich habe sie erobert und ich will sie.

      Und indem er diese Worte sagte fiel er über mich her und hob mich in seinen Armen auf.

      – Diese Frau wird auf das Schloß geführt und meiner Mutter übergeben werden, und ich werde sie bis dahin nicht verlassen, antwortete mein Beschützer.

      – Mein Pferd! rief Kostaki in moldauischer Sprache aus.

      Zehn Räuber beeilten sich zu gehorchen und führten ihrem Herrn das Pferd zu, das er verlangte.

      Gregoriska blickte um sich, ergriff ein herrnloses Pferd bei dem Zügel und schwang sich hinauf, ohne die Steigbügel zu berühren.

      Kostaki schwang sich fast eben so leicht auf den Sattel als sein Bruder, obgleich er mich noch in seinen Armen hielt, und sprengte im Galopp davon.

      Das Pferd Gregoriskas schien denselben Eindruck erhalten zu haben, und legte seinen Kopf und seine Seite an den Kopf und an die Seile von Kostaki's Pferde.

      Diese beiden Reiter, die finster, schweigend neben einander dahinflogen, indem sie sich keinen Augenblick lang aus dem Gesicht verloren, ohne daß sie das Ansehen hatten sich anzublicken, indem sie sich ihren Pferden überließen, deren verzweifelter Lauf sie durch die Wälder, die Felsen und über die Abgründe forttrug, war merkwürdig anzusehen. Mein zurückgeworfener Kopf erlaubte mir die schönen, auf die meinigen gehefteten Augen Gregoriskas zu sehen. – Kostaki wurde es gewahr, er erhob mir den Kopf, und ich sah nur noch seinen finstern Blick, der mich verschlang. – Ich schlug meine Augenlider nieder, aber es war vergebens, ich sah durch ihren Schleier fortwährend den stechenden Blick, der bis in die Tiefe meiner Brust drang und mir das Herz durchbohrte, – nun bemächtigte sich meiner ein seltsames Blendwerk; – es schien mir, als ob ich die von dem Pferde und dem gespenstigen Reiter fortgetragene Leonore der Ballade Bürgers wäre, und als ich fühlte, daß wir anhielten, schlug ich nur mit Schrecken die Augen auf, so sehr war ich überzeugt, nur zerbrochene Kreuze und offene Gräber zu sehen.

      Das, was ich sah, war eben nicht heiterer, – es war der innere Hof eines im vierzehnten Jahrhunderte erbauten moldauischen Schlosses.

      XIII.

      Das Schloß der Brancovan's

      Kostaki ließ mich aus seinen Armen auf den Boden gleiten, und stieg fast zugleich zu mir ab; – aber so rasch seine Bewegung auch gewesen sein mogte, er war nur der Gregoriska gefolgt.

      Wie es Gregoriska gesagt hatte, war er auf dem Schlosse wirklich der Herr.

      Als sie die beiden jungen Leute und die Fremde am kommen sahen, welche sie mitbrachten, eilten die Diener herbei, aber obgleich die Aufmerksamkeiten zwischen Kostaki und Gregoriska getheilt waren, so fühlte man doch, daß die größten Rücksichten, daß die tiefste Ehrerbietung für diesen letzteren waren.

      Zwei Frauen näherten sich; Gregoriska ertheilte ihnen einen Befehl in moldauischer Sprache und gab mir einen Wink mit der Hand ihnen zu folgen.

      Es lag so viel Ehrerbietung in dem Blicke, der diesen Wink begleitete, daß ich nicht zögerte. Fünf Minuten nachher befand ich mich in einem Zimmer, das, so kahl und unbewohnbar es auch dem am Leichtesten zu Befriedigenden scheinen mogte, augenscheinlich das schönste des Schlosses war.

      Es war ein großes viereckiges Zimmer mit einer Art von Divan von grüner Sarsche; am Tage der Sitz, des Nachts das Bett. Fünf bis sechs große Sessel von Eichenholz, eine große Truhe, und in einer der Ecken dieses Zimmer ein Thronhimmel gleich einem großen und prachtvollen Kirchenstuhle.

      Von Vorhängen an den Fenstern, von Vorhängen an dem Bette war keine Rede.

      Man ging nach diesem Zimmer auf einer Treppe hinauf, auf welcher in Nischen drei Statuen der Brancovan's von mehr als natürlicher Größe standen.

      In dieses Zimmer brachte man nach Verlauf eines Augenblickes das Gepäck, unter welchem sich meine Felleisen befanden. Die Frauen boten mir ihre Dienste an. Aber indem ich der Unordnung abhalf, welche dieses Ereigniß in meiner Toilette hervorgebracht hatte, behielt ich meinen Amazonen-Anzug bei, ein Kostüm, das mehr in Uebereinstimmung mit dem meiner Wirthe stand, als irgend eines von denen, welche ich hätte anlegen können.

      Kaum waren diese kleinen Veränderungen vorgenommen, als ich leise an meine Thür klopfen hörte.

      – Herein, sagte ich natürlicher Weise auf Französisch, da, wie Sie wissen, das Französische uns Polen fast eine Muttersprache ist.

      Gregoriska trat ein.

      – Ah! Madame, ich bin sehr erfreut, daß Sie Französisch sprechen.

      – Und auch ich bin sehr erfreut, diese Sprache zu sprechen, mein Herr, antwortete ich ihm, da ich durch diesen Zufall Ihr großmüthiges Verfahren gegen mich habe